Eine Problematik bzw. Thematik mit der man sich in ökonometrischen Modellen allerdings öfters konfrontiert sieht, da meist auf Zeitreihen aus der Vergangenheit zurückgegriffen wird.
Hinzu kommt, dass die meisten Modelle auf dem Verständnis trivialer Systeme mit monokausalen Input-Output-Relationen basieren. Die ökonomische Realität ist aber kein statisches System sondern vielmehr ein dynamisches, deren Eigenschaft verschiedene innere Zustände anzunehmen isomorph zur Eigenschaft der Selbstreferenz ist. Heinz von Foerster konnte bereits in den 70er Jahren mathematisch aufzeigen, dass ab einer bestimmten Anzahl innerer Zustände es grundsätzlich unmöglich ist, vom Input auf den Output zu schließen.
Ich glaube, ich hatte es bereits hier einmal erwähnt, auf dem Gebiet der Finanzmarktforschung liefert die Evolutionary Finance rund um Thorsten Hens und Andrew Lo vielversprechende Ansätze in Richtung nicht-trivialer Systeme.
Die Kritik an diesen trivialen, monokausalen Modellen ist im Grunde auch nichts Neues, wurde sie doch bereits in den 70er Jahren durch Robert Lucas formuliert.
Eine Kritik, die auch ganz besonders für die Quantitätstheorie und für den darin unterstellten monokausalen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau seine Gültigkeit hat.
Bereits im Jahre 1984 wiesen McCallum und insbesondere Whiteman darauf hin, dass die Korrelation zwischen Geldmengenwachstum und Inflation aufgrund von Änderungen verschiedenster Parameter innerhalb des Währungssysteme instabil sein könne. Genauer gesagt, zeigten McCallum und Whiteman auf der Grundlage einfacher Konjunkturmodelle mit rationalen Erwartungen, dass die empirische Korrelation zwischen Geldmengenwachstum und Inflation entscheidend von endogenen Parametern abhängen und nicht wie immer angenommen von einer exogen vorgegebenen Geldmenge.
Die aktuelle Studienlage ist da mehr als eindeutig......die von den Monetaristen unterstellte Kausalität im Sinne von der Geldmenge als vorauseilender Indikator für eine Inflation gilt heute als widerlegt.
Und weil ich gerade ein wenig Zeit hatte, ein paar Beispiele.....
Geldmenge und Inflation in Europa – Diermeier/Goecke 2016
Es zeigt sich, dass in allen Ländern, mit der Ausnahme von Irland, Italien und den Niederlanden, die positive Korrelation vor dem jeweiligen Strukturbruch verlorengegangen ist beziehungsweise sich in eine starke negative Korrelation umgekehrt hat. Die Niederlande stellen geldpolitisch einen Ausnahmefall dar, weil der Strukturbruch bereits sehr früh (Januar 2003) identifiziert wird. Der verlorene Zusammenhang zwischen Inflation und Geldmengenwachstum am aktuellen Rand, der auch in den Niederlanden gilt – Geldmengenwachstum bis zu 15 Prozent, Inflation um die 0,5 Prozent – wird dabei lediglich durch den langen Zeitraum nach dem länderspezifischen Strukturbruch überlagert. In Irland ist empirisch weder vor noch nach dem Strukturbruch eine Korrelation zwischen Geldmengenwachstum und Inflation zu erkennen. Eine positive Korrelation nach dem Strukturbruch zeigt sich in Italien, aber auch hier erkennt man ein Auseinanderlaufen der beiden betrachteten Variablen. Insgesamt geben die meisten Euro-Ländern ein verhältnismäßig homogenes Bild am aktuellen Rand ab: Die Situation ist geprägt durch niedrige Inflationsraten bei steigendem Geldmengenwachstum.
Korrelationen zwischen Geldmengenwachstum und Inflation im Euroraum (vor dem Strukturbruch/ nach dem Strukturbruch)
Belgien 0,70 / -0,64
Deutschland 0,54 / -0,43
Spanien 0,32 / -0,55
Frankreich 0,27 / -0,20
Irland 0,00 / -0,04
Italien -0,16 / 0,61
Niederlande -0,78 / 0,19
Portugal 0,35 / -0,53
Eurozone 0,41 / -0,65
Quelle: Eigene Berechnungen, Bloomberg, EZB
………. Insbesondere in den Programmländern ist in den letzten Jahren ein starkes Absinken der Kreditvergabe zu beobachten, wohingegen auch in Deutschland und Belgien die jeweiligen Kreditinstitute ihre Bilanzen verkürzt haben (Abbildung 4). Bei einem ersten Blick auf die Kreditvergabe und die Geldmenge M3 zeigt sich, dass in nahezu allen Ländern diese beiden Größen vor dem Strukturbruch ähnlich verliefen (die länderspezifischen Strukturbrüche sind in Abbildung 4 als vertikaler Balken gekennzeichnet). Allerdings hat sich dieser Zusammenhang nach den jeweiligen Strukturbrüchen aufgelöst…….
The Case Against the Quantity Theory: Hyperinflations as Central Bank Insolvencies – Goethe Universität I. Sauer 2019
The German hyperinflation, believed to represent the principal witness to confirm the quantity theory, instead overturns and gives king’s evidence (“key witnesses evidence”) for a complete falsification of the quantity theory. With the help of concrete historical documents and new (or differently presented) data, I show for the entire time period that the quantity of money was only a misconceived concomitant or accompanying symptom. The quantity of money was never a causal factor for inflation since the increase in the money supply exclusively worked via the deterioration of the Reichsbank’s solvency and an accompanying devaluation of the exchange rate. Hence, it was the issuance of unbacked money that deteriorated the solvency of the Reichsbank and thereby the exchange rate. The devaluation of the exchange rate, in turn, pulled the price level with it. There is simply not a singe time period where the data or the historical documents support the quantity theory hypothesis, namely, that the increased money supply caused inflation via an increased demand on goodsmarkets. On the contrary, the price level always reacted to the exchange rate.
Inflation a monetary phenomenon – Tokio University - Koo 2014
This study was motivated by the need to examine the significance of the proposition that “inflation is always and everywhere a monetary phenomenon”.
Findings of the study showed that there is no sufficient statistical evidence alluding to the belief that “inflation is a monetary phenomenon” is applicable. The findings also showed that non-monetary factors: inflation expectation, import, global oil price, exchange rate, fuel pump price and monetary policy significantly induce inflationary pressure. Conversely, household income (the shadow of unemployment) significantly dampens inflation while fiscal budget and GDP moderate inflation, albeit insignificantly.
Dem hätte Google aber auch nicht geholfen.
Ja eben.
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