Ich denke auch, dass viele Menschen zu allererst mal nicht recht damit umzugehen wissen. Daher ist, meiner Meinung nach, deine Betitelung mit 'Irritationen' durchaus richtig. Erste Abwehrreaktion ist dann Distanz, Ignorieren um die negativen Gefühle und Unsicherheiten zu vermeiden.
Denn welche ist denn tatsächlich die richtige Aktion bei solchen Tatsachen oder Nachrichten? Für mich ist es meist die Reaktion. Also wenn ich merke, da hat jemand ein Bedürfnis oder da will jemand reden oder gesehen werden. Ansonsten würde ich auch zu Ignorieren tendieren.
Außerdem bedeutet eine Krankheit für den Zuhörer auch immer zumindest unterbewusst das Beschäftigen mit der eigenen Verletzlichkeit und Vergänglichkeit Bsp. Gedanken: "puh, Gott sei Dank hab ich das nicht etc."
Es wird darüber gesprochen, dass andere lästern und reden. Und ja, das kann überzogene Formen annehmen, aber wir vergessen dabei, dass über etwas zu reden eine Form der Bewältigung ist. Es kommt also darauf an, wie geredet wird. Ist es zur Belustigung von oben herab und oder zum negativen sozialen Vergleich oder kann es einfach sein, dass dieser jemand auch nicht recht damit umzugehen weiß?
Und hier möcht ich an den Gedanken von oben anschließen. Wenn jemand nicht weiß, wie er mit einer Situation, die Verunsicherung auslöst, umgehen soll, dann tendieren viele Menschen zu einfachen Heuristiken, zu bekannten, beruhigenden Mustern, zu Ignoranz oder sogar Abwertung des anderen, um sich dem Thema, den Gefühlen und der eigenen Problematik dahinter zu entziehen und Distanz zu schaffen. Dass dies eine sehr einfache und nicht die reflektierteste und erwachsendste Herangehensweise ist, liegt auf der Hand. Ich bemühe mich tunlichst, nicht so zu handeln, aber mal ehrlich, ab und zu redet man eben über Dinge auch von anderen. Die Frage ist vielleicht wirklich mehr, wieso man redet. Vielleicht hilft der Gedanke dem einen oder anderen, der damit hadert.
Zum Thema Leistung:
Generell wird der Mensch in vielen Situationen an seiner Leistungen bemessen. So funktioniert auch tatsächlich (in Teilen) unsere Gesellschaft, würd ich meinen. Solidarität funktioniert ja nur, wenn die Mehrheit der Menschen in der Gruppe das Gefühl haben, dass mit den von allen erbrachten Mitteln gut ungegangen wird. Und dafür braucht es idR Leistung, um diese Mittel zu beschaffen.
Ob mit den Mitteln also gut umgegangen wird, hängt dann von deren Verteilungsgerechtigkeit ab. Kaum jemand sieht aber in einen Menschen rein, jemand der von außen beurteilt und daher redet meist noch viel weniger. Wie kommt er also zu einer Einschätzung, ob es gerecht ist oder nicht? Ich finde diese Frage auch mehr als schwierig. Hier treffen oft Neid, reale Zahlen und Herausforderungen auf Wünsche und Erwartungen. Langfristig gesehen wird das aber eine generelle Diskussion brauchen z.B. Bedingungsloses Grundeinkommen oder auch die Finanzierung von medizinischen Leistungen, die zwar potenziell am Markt sind, die aber sehr teuer sind.
Fazit für den einzelnen: lass' die Leute reden ☺, sofern s ned bösartiges Gerede ist, nicht zu hart mit anderen ins Gericht gehen und sich auf sich selbst konzentrieren - was einem gut tut.