Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle ist sozial wenig treffsicher, da von diesem auch Menschen profitieren würden, die monatlich hohe Summen aus Kapitaleinkünften lukrieren. Das wäre nicht unbedingt im Sinne des Erfinders, würd ich mal meinen.
Das ist bei den Beträgen über die wir da reden vollkommen egal. Wie viele gibt es wirklich die mehr als 1000-2000 Euro monatlich (!) an reinen Ertrag aus dem Kapitalmarkt beziehen? Da wird die Luft sogar schon knapp wenn man Dividendenauszahlungen nach Steuer aufs Monat runter rechnet und wie viele davon würden wirklich ein BGE beantragen? Einem Mateschitz würde das alleine in Arbeitszeit mehr kosten als nutzen.
Für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bräuchten wir weit größere Steigerungsraten in der Produktivität als derzeit realistisch scheinen.
Bis dato hatte noch jeder Betrieb mit einer Tages- und Wochenarbeitszeitsenkung danach mehr Produktivität als vorher, bei weniger Kosten für den AG und mehr Freizeit für die AN. Niemand kann viel länger als acht Stunden pro Tag produktiv arbeiten, vor allem nicht auf Dauer.
Ob die Digitalsierung bzw. die Industrie 4.0 tatsächlich die viel herbei geschrieene Arbeitslosigkeit mit sich bringen wird, ist mehr als fraglich. Was allerdings der Fall sein wird, niedrig qualifizierte Jobs werden immer seltener werden. Es gibt aber eben auch Menschen, die dem rasanten Fortschritt nicht so folgen können wie andere. Und um diese Menschen müssen wir uns tatsächlich Gedanken machen.
Die Digitalisierung sehe ich da gar nicht so sehr als Problem. Relevanter wirds im Dienstleistungssektor, insbesondere im Verkauf, aber das sind halt genau die unter bezahlten Scheißjobs die sowieso ungesund sind und bekämpft gehören.
Es herrscht jetzt schon in einigen Bereichen ein akuter Mangel an Fachkräften. Wenn ich denen die Arbeitszeit kürze, muss ich parallel dazu weniger qualifizierte Mitarbeiter freisetzen.
Niemand fragt sich warum er keine Facharbeiter findet. Der Obermacker von AVL List hat vor einiger Zeit im Standard ein Interview zum Thema Facharbeitermangel gegeben, wo er gesagt hat das er seit zwei Jahren Mitarbeiter im Bereich Telemetrie und Messtechnik sucht, aber niemanden findet weil es in Europa nur zwei Ausgebildete gibt. Warum bildet er nicht selbst aus? Warum glaubt er, dass so exklusive Mitarbeiter für 2500 Euro Brutto gerade nach Graz kommen? Wenn ich diese Konkurrenzsituation habe, denke ich über Graz nicht einmal mit 5000 Netto nach, weil ich mir den Job in ganz Europa aussuchen kann.
Aber klar, eine Bude die Facharbeiterjobs mit gewünschter Berufserfahrung von zehn Jahren zum KV-Mindestlohn ausschreibt, wird nie brauchbare Facharbeiter finden. Diese sind dann nämlich schon bei Firmen die weit über dem KV zahlen.
Mit Vermögenssteuern ist das halt derzeit so eine Sache. Erstens politisch und interessanterweise auch in jenen Teilen der Bevölkerung, die primär davon profitieren würden, extrem unpopulär.
Das liegt auch daran das niemand an einer informativen und aufklärenden Politik interessiert ist. Eh klar, würden ja dann die Leute checken wie wenig Österreich eigentlich für den Sozialstaat ausgibt.
Zweitens eine fortlaufende Besteuerung des Vermögensbestandes halte ich für äußerst problematisch, weil es einer Enteignung gleich käme, bei der Besteuerung des Vermögenszuwachses gibt es meist viel Spielraum für Steueroptimierung und last but not least Kapital ist flüchtig und nicht so leicht greifbar.
Und irgendwie scheint auch eine europäische Lösung in weiter Ferne.
Ich rede hier über Vermögen von einer Milliarde Plus. Die sind, wenn man alles Weg lässt bei dem kein echter Wert bestimmbar ist (Aktienvermögen zB), in keinem Fall der Welt von den aktuellen Besitzern erarbeitet worden und ich sehe nicht wieso es ein Menschenrecht aufs erben von so großen Vermögen geben sollte.
Bezüglich Steueroasen wäre der erste nötige Schritt der EU-Ausschluss vom Luxemburg, nachdem die einen ganz entscheidenden Teil in der Kette der Steuerhinterziehung spielen, aber auch Österreich wäre hier mit seinem Bankgeheimnis stark betroffen.
"Wo der Reichtum der Welt versteckt ist" von Gabriel Zucman ist hier übrigens eine sehr interessante und "Augen öffnende" Literatur. Das Buch zeigt nicht nur wie gravierend das Problem ist, sondern auch wie vergleichsweise einfach echte Lösungen wären.