Ich bin Frauenarzt und ich kann euch (bzw. dem Threadersteller) versichern, dass weder ich noch irgendeiner meiner Kollegen auf unserer Abteilung jegliche Patientin bzw. irgendein "Untersuchungssetting" auch nur ansatzweise erotisch oder sonstwie anregend findet. Ob ich eine Nase, eine
Vagina oder eine Zehe untersuche dient für mich schlicht dem Ziel, eine Pathologie zu eruieren - nicht mehr und nicht weniger. Und ob eine Patientin 20 oder 87 Jahre alt ist, spielt für mich auch keine Rolle.
Das männliche Interesse an der Gynäkologie ist tendenziell stark abnehmend. Bei der Facharztprüfung vor einem Monat hat ein Verhältnis von 1:5 zugunsten meiner weiblichen Kolleginnen vorgeherrscht. Auch auf unserer Abteilung sind Assistenzärztinnen hauptsächlich weiblich.
Und bezüglich der Frage, weshalb man als Mann Gynäkologe wird, kann ich nur versichern, dass die Gründe zahlreiche sind. Unter anderem ist es ein sehr dankbares Fach, die meisten Diagnosen lassen sich schnell therapieren. Die Geburtshilfe ist ein Kapitel für sich und jede gut durchgeführte Geburt mündet in ewiger Dankbarkeit der werdenden Mütter und Väter einem Gegenüber. Es ist zudem ein sehr sensibles Fach, in dem man anhand der richtigen Wortwahl bereits viel bewirken kann. Und nicht zuletzt ist der onkologische Teil, der zumeist körperliche Bereiche betrifft, durch die sich Frauen definieren, ein große sowohl operative als auch (chemo-)therapeutische Herausforderung, anhand derer man einen großen positiven Einfluss auf die zukünftige Lebensqualität der Patientinnen nehmen kann. Abgesehen davon ist es eines der abwechslungsreichsten Fächer (Pädiatrie und Allgemeinmedizin mal ausgenommen).