'Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht'
versus
'Einmal Fremdgänger, immer Fremdgänger'
Während Ersterem eingeräumt wird, durchaus auch die Wahrheit sprechen zu können - und zu wollen, wird Zweiterem unterstellt, ein landläufig als Fehltritt bewertetes Ereignis unter allen eventuellen Bedingungen immer und immer wieder wiederholen zu müssen. Warum eigentlich?
Jemand, der einmal lügt ist also nicht ein Lügner, sondern er nimmt Schaden an seiner Glaubhaftigkeit. Jemand, der einmal fremdgeht ist ein Fremdgänger und bleibt es auch dauerhaft. Impliziert wird, dass es sich bei einer Lüge um ein Fehlverhalten handelt, das man an den Tag legen, oder gänzlich bleiben lassen kann, beim Fremdgehen aber um eine unabänderliche Charaktereigenschaft.
Warum kann nicht das Fremdgehen ebenso wie eine Lüge situationsbedingt die (zugegebenermaßen vielleicht nicht beste) Wahl sein eine persönliche Krise zu bewältigen? Ist nicht der Schaden, den das eine, wie das andere anzurichten imstande ist eben von der Situation, vom Kontext abhängig? Ist denn die Böswilligkeit oder die Hinterlist automatisch beim Fremdgehen eine größere? Und unter Fremdgehen verstehe ich einen Seitensprung unter bewusstem Täuschen des Partners, bzw. unter ebenso bewusstem Verschweigen, im Wissen um unliebsame Konsequenzen.
In meinen 46 Lebensjahren war auch ich schon die Fremdgängerin. Nichts, worauf ich stolz bin, schon gar nichts, was ich in meinem Leben und in meinen Beziehungen zwanghaft wiederholen hätte müssen.
Woher kommt eine solche Aburteilung und was ist ihr Hintergrund? Oder ist es einfach nur die Wahrheit?
Seid ihr denn Fremdgänger in allen Lebenslagen? Treu in jeder Hinsicht und jeder Situation? Oder ein Hybrid, der einfach nur menschelt?