John Demjanjuk
Heute vor 35 Jahren, am 25.4.1988, wurde eine der umstrittensten Figuren der NS-Vernichtungspolitik, John Demjanjuk (eigentlich Ivan Mykolajovyč Demjanjuk, * 3. April 1920, Ukrainische SSR, † 17. März 2012, Deutschland), in Israel zum Tode verurteilt, in der Berufung allerdings freigesprochen.
Demjanjuk war Soldat der Sowjetarmee und geriet 1942 in Gefangenschaft. Mutmaßlich, um dem (beabsichtigten) Tod ('Generalplan Ost') in der Gefangenschaft zu entgehen, ließ sich Demjanjuk von der SS als 'Hilfswilliger' ('HiWi') rekrutieren und erhielt im berüchtigten Zwangsarbeitslager Trawniki eine entsprechende Ausbildung. In weiterer Folge wurde er (mutmaßlich) in mehreren Vernichtungslagern als Wachmann eingesetzt.
Demjanjuk lebte nach dem Krieg in den USA. Nach dem Freispruch in Israel, dem eine Verwechslung mit dem berüchtigten KZ-Aufseher 'Iwan dem Schrecklichen' zugrundelag, sahen die USA seine Tätigkeit für den Nazi-Staat allerdings als erwiesen und strebten seine Abschiebung an.
2009 (!) erhob ein deutsches Gericht erneut Anklage gegen ihn - wegen Beihilfe zum Mord in ~29.000 Fällen - und er wurde 2011 verurteilt. 2016 (!) Bestätigten und begrüßten deutsche Gerichte die 'sensationelle, juristische Wende', dass nun auch endlich die 'Funktionelle Beihilfe' als Verbrechen bestraft würde. Natürlich erst nach 50, 60, 70 Jahren, in denen man davon ausgegangen war, das Angeklagte, die in NS-Vernichtungslagern tätig waren, grundsätzlich
nicht dort waren um Menschen zu töten und man so hunderte, tausende 'Persilscheine' an deutsche Angeklagte verteilen konnte.
(Wie natürlich auch der österreichische Bundespräsident Waldheim an seiner Dienststelle in Kroatien, 200 m vom Zaun des Vernichtungslagers Jasenovac ('Auschwitz des Balkans') entfernt, nichts von den dortigen Greueltaten wissen
konnte).
Vor ein paar Jahren lief eine TV-Dokumentation über die Person Demjanjuks, an deren Schluss sein Sohn den Fall eindrücklich in einem Satz zusammenfasste: '
Deutsche kamen in sein Land, nahmen ihn gefangen und zwangen ihn für Deutsche die Drecksarbeit zu machen, dafür wird er dann von Deutschen vor Gericht gestellt' (sinngemäß).