GT - Wo scheinbar Himmel und Hölle aufeinandertreffen
Bei meinem letzten GT-Besuch bin ich mit einem in Wien lebenden Rumänen ins Gespräch gekommen (und ich bin mir sicher, dass es kein Pimp war ;-), der mir über die recht tristen Verhältnisse in seiner Heimat berichtete. Das Meiste kannte ich ja schon aus diversen Erzählungen und TV-Berichten, trotzdem hat es mir einmal mehr die Augen geöffnet.
Die Entwicklungen nach der Wende (1989) waren alles andere als die, die sich viele (junge) Rumäninnen und Rumänen erhofften. Die Industrie brach wie ein Kartenhaus zusammen, es folgte die Massenarbeitslosigkeit und eine allgemeine Perspektivlosigkeit. Der Traum vom westlichen Wohlstand platzte bald wie eine Seifenblase.
Die alles lähmende Korruption, die wirren politischen Verhältnisse, die tiefe Spaltung der Gesellschaft, die Hoffnungslosigkeit bringen viele gegenwärtig dazu, ihr Glück anderswo zu suchen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf ein kleines Stück vom Glück, sucht man deshalb außerhalb der Heimat.
Und hier kommt dann noch eine andere Sache mit ins Spiel: Durch leere Versprechungen vom westlichen Luxus kann man die (teils ungebildeten) jungen Leute leicht ködern. Viele, hauptsächlich Provinz-Mädchen, geraten so in die Hände von zwielichtigen Menschenhändlern, die die blutjungen naiven Rumäninnen mit falschen Zusagen nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz locken. Der Traum der Mädchen vom schnellen Geld wird alsbald zum Albtraum aus Ausbeutung, Erpressung und Gewalt.
Die Illusion vom Luxusleben mit Gucci, Prada und Louis Vuitton wird schnell zur Desillusion.
Zugegeben, viele (naive) GT-Mädchen erliegen auffallend leicht den Verlockungen aus Modezeitschriften und Life-style-Magazinen. Aber ich habe auch anderes erlebt: Ein Mädchen im GT erzählte mir einmal, sie spare für einen Zahn, aber sie meinte keineswegs ein Bleaching oder ein teures Implantat, sondern eine gewöhnliche Zahnfüllung. Ein anderes Mädchen wollte ihren Beitrag für die Operation ihrer Mutter beisteuern. Das Meiste werde sowieso in die Heimat an Familienmitglieder geschickt, meinte sie.
Natürlich können wir nun sagen, dass das womöglich künstliche Mitleidhascherei wäre. Aber im GT treffen eben Schicksale und Gegensätze aufeinander, wie an kaum einen anderen Platz.
Ich bin jedes Mal erstaunt darüber, wenn ich am Parkplatz die teuren Karossen aus Maranello oder anderswo sehe. Hier treffen Sein und Schein aufeinander. Es ist eben ein Ort der Illusion, der fasziniert und abstößt.
Himmel und Hölle gleichermaßen.