Kindesmißbrauch

...hat auch nur dann vielleicht mit Weibersleut zu tun, wenns einem tierisch am Geist gengan :mrgreen:

Ansonsten bin i mir auch ned sicher, ob's die "Bezeichnung" als solche überhaupt gibt... war nur eben neben "Schickse" a beliebtes Wort für etliche Tramperln, aber mehr oder weniger im Schausteller-Jargon
 
Da ich selbst aufgrund meines Berufes relativ viele solcher Lebensgeschichten gehört habe, geht mir diese Offenbarung von fritzie hier recht nahe. Und ich finde diese Form, hier im Forum darüber zu diskutieren, eine sehr interessante und spannende Art der Auseinandersetzung.

Ohne das ich jetzt meinen Senf in irgendeiner Form zu dem bereits Geschriebenen dazu gebe, möchte ich dir, fritzie, mal danken, dass du uns in dieser Form teilhaben lässt. Das ist keine einfache Sache und wahrscheinlich für sehr, sehr viele selbst in der Anonymität sehr schwierig. Für mich ist das eine herausragende Art der Auseinandersetzung, die du gewählt hast.

Ich hoffe sehr, dass deine Wunden hier vielleicht endlich zu Narben werden können. :zweisam:
 
Wie findet dich eigentlich dein Mann?



Auf Anhieb. :mrgreen:

Einer seiner wichtigsten Sprüche: "Beim Essen hört die Freundschaft auf!"

(Ich weiß, du meinst es lieb, Venus. Aber ich bin fett. Es gibt Frauen mit meiner Figur, die ich echt sexy finde. Wenn ich mich anschaue und weiß, daß mein Gefühl nicht dem entspricht, was ich sehe, dann ist der "Überschuß" eben fett. Ich werde nie schlank sein, "bin" ich nicht - mir entspricht eher "guad beinand" - aber davon trennen mich noch so 30 - 40 kg).


Alois, du bisch fies. Ich hab die "Schickse" bewußt im jiddischen Sinn genannt. Du solltest mich nur nicht durchschauen, den Kalauer wollt ich selber ausspielen. :grantig: :engel:
 
Wieder Zeit für'n "Kassensturz".


Was hab ich bis jetzt:

ich fühle mich auch heute noch von meinem Bruder mißbraucht. Ob er in juristischem bzw. "objektiven" Sinn Kindesmißbrauch betrieben hat ist dabei nicht von Belang (die ganze Situation war manipuliert, sexualisiert - mißbräuchlich eben, ich kann das schon richtig zuordnen). Er hatte damals bereits genug Verantwortungsbewußtsein, daß er mich gefragt hat, ob ich schon menstruiere, und als ich das bejaht habe, hat er geantwortet, er dürfe dann nicht in mich rein, damit ich nicht schwanger werde und "wir auffliegen". Er wußte, was er tut, auch wenn ich nicht glaube, daß er sich über die Tragweite dessen damals hätte bewußt sein können. Spielt für mich keine Rolle, er ist ein Arschloch, damals wie heute.

Es tauchte hier irgendwo im Thread auf, ich müsse ihn direkt konfrontieren, schon allein im Hinblick darauf, daß er heute evtl. Frau und Kinder hat und die geschützt werden müssen. Er hat Frau und Kinder (ob eigene, weiß ich nicht). Ich weiß eines zuverlässig: mein Bruder ist kein Pädophiler. War er damals schon nicht. Sein Interesse an mir hat angefangen, als meine Figur fraulich wurde, für die jüngere Pflegeschwester, die noch richtig Kind war, hat er kein Interesse gehabt. Er hat mich fallenlassen - Fehler. Er hat mich beauftragt, die ältere Pflegeschwester zu überreden, mit ihm Sex zu haben, weil die eine noch weiblichere Figur - größere Brüste als ich - hatte. Er hat auch mit anderen Mädchen rumgemacht, alle hatten frauliche Figuren. Er steht nicht auf Kinder. Darüber bin ich sehr froh, hätte ich je eine andere Vermutung gehabt, hätte ich bereits eingegriffen, so wie ich auch trotz größter Angst aktiv geworden bin, als ich davon erfahren habe, daß unsere Pflegemutter nochmal 4 Kinder bekommen sollte. Das war 1986, ich war gerade stationär in der Klinik. Sie war damals Anfang 50, hätte also normalerweise noch 10 - 15 Jahre im Beruf bleiben müssen. Ich habe mich an die Institutionsleitung gewandt und gedroht, für einen bundesweiten Skandal zu sorgen, falls sie wie geplant erneut Kinder in die Hände bekommt. Binnen 4 Wochen war sie weg von der Einrichtung, man hat sie bis zum vorzeitigen Ruhestand in einer Jugendeinrichtung eingesetzt, in der ich selbst einige Jahre vorher gelebt hatte. Sie hat sich dort nicht wohl gefühlt und hat nie begriffen, warum man sie aus der Einrichtung gekickt hat. Ich hab's ihr nicht gesagt.

Zur Frage, was sexuellen Mißbrauch im Vergleich zum emotionalen Mißbrauch so schwerwiegend macht finde ich noch keine abschließende Antwort.


Mir fällt dazu aber folgendes ein:

seit etwas mehr als einem Jahr - als ich mich zum ersten Mal "fremdverliebt" hab: es war keine "übliche" Liebe. Sondern Schwärmerei, wie man sie vielleicht mit 12, 13, 14 vielleicht erlebt. Dramatische Gefühle, Fantasien von Küssen, Streicheln, pausenlos Nachsehen, ob "er" mir wieder geschrieben hat, Euphorie, wenn "er" mit mir rumgeblödelt hat. Die "üblichen" Fantasien, wie ich sie von früheren Verliebtheiten kenne, also auch mit Sehnsüchten in Bezug auf Sex, waren kaum vorhanden. Ich konnte mich ihm anvertrauen, er hat sehr erwachsen und souverän reagiert, zumindest in der ersten Zeit, als es ihm dann zu viel wurde ließ er mich wissen, daß er das Gefühl habe, nach allen Seiten zu betrügen (er lebt in einer guten, stabilen Ehe). Hat mich schwer getroffen, echter Liebeskummer halt - erleben fast alle irgendwann. In der Pubertät.

Seitdem sage ich manchmal, ich befinde mich gerade in der Pubertät. Bissl blödes Timing mit fast Fuffzich, aber scheint so zu sein. Vor einiger Zeit hab ich mich mit einer guten Freundin unterhalten, die einen ähnlich massiven Lebenslauf wie ich hinter sich hat, allerdings ohne sexuellen Mißbrauch. Sie hat mir erzählt, daß sie sich ebenfalls z.Zt. so ähnlich wie in der Pubertät fühlt. Was sie mit mir gemeinsam hat: in dem Alter, wo man üblicherweise seine Pubertät mit allen Spinnereien, Liebeleien und Pickeln durchläuft, hat sie wie ich auch mit existentiellen Schwierigkeiten zu tun gehabt, wir haben diese Lebensphase sozusagen "übersprungen". Kenne ich auch aus Erzählungen anderer, die in ihren Familien zu früh zu viel Verantwortung übernehmen mußten, vielleicht sogar "Partnerersatz" für einen Elternteil oder "Elternersatz" für Geschwister sein mußten. Das ist auch eine Form von Mißbrauch, wenn auch kein sexueller.


Zurück zu mir. Ich "pubertiere" also.

Warum ist das wichtig? Im Zusammenhang mit Kontakten und Freundschaften taucht das immer wieder auf. Ich bin ziemlich einsam (na ok, das bessert sich gerade :hurra:)

Ein schwuler Bekannter hat mir vor längerem mal gesagt, daß jedes Kennenlernen, auch auf Freundschaftsebene, immer auch eine erotische Komponente hat. Männlein und Weiblein nehmen sich als solche wahr. Wir haben hier vor einiger Zeit auch schon darüber diskutiert, ob Freundschaften zwischen Männern und Frauen möglich wären. Die Antworten waren sehr verschieden. Ich habe immer die reine Freundschaftsebene zu Männern gesucht, oft gefunden und sehr genossen. Männer, die mir sehr flirtend entgegentraten, sind für mich nie Kandidaten für Freundschaft gewesen. Keine Kokettiererei, ist einfach so.

Gute, enge Freunde hatte ich immer wieder mal, wenn auch nicht so eng wie mein bester Freund, der schwul ist und deswegen sowieso nie zur "Gefahr" werden konnte für mich.

Mit "Gefahr" meine ich: wenn engere Freundschaften entstanden, hab ich mich gelegentlich verliebt. Ich hab das nie für mich behalten, sondern den Betreffenden mitgeteilt. Dabei hab ich die feinsten, nettesten, freundlichsten Körbe eingesammelt, die sich eine Frau nur wünschen kann. :mrgreen: (hatte ich schon mal erwähnt, daß ich 'nen Sprung in der Schüssel hab? Früher hatte ich noch mehr Sprünge als heute, ich hänge nicht besonders daran. Diesen Sprung werd ich auch noch kitten).

Also ok, ich verliebte mich, bekam meine Abfuhr und der weiteren Freundschaft stand nichts mehr im Weg - außer wenn der Typ mit meinem Liebesgeständnis nicht klar kam und sich zurückgezogen hat. Dann hab ich einen guten Freund verloren, das tat weh, aber bedrohlich war's für mich nicht.

Ich komme nicht damit klar, ich meine, mit dieser "erotischen Komponente", wie sie auch zwischen Freundschaften oft dazusein scheint. Jemand, der mir vermittelt, daß er mich als Frau wahrnimmt und ein bissl flirtet, will nicht gleich was von mir, richtig? Jemand, den ich sehr mag und in den ich mich "verliebe", soll mich nicht zurücklieben, zumindest nicht gleich so erwachsen und mit allen Konsequenzen.

Eine 10, 12-jährige will sich verlieben, rumprobieren und schwärmen, und manchmal läßt sie sich auch auf Sex ein. Wenn ein erwachsener Mann darauf einsteigt, isses bedenklich, in dem Alter ist ein Mädchen noch nicht so weit, die sucht sich doch noch.

Muß ich noch fertig durchdenken.



Seit dieses Thema für mich hochgekocht ist, bin ich "out of order", frigid oder sexuell nicht mehr vorhanden, weder in meinen Fantasien noch in meinen Empfindungen. Nicht mal mehr für mich selbst.

Finde ich grad ziemlich gut, da verstellt nix mehr die Sicht darauf, wen ich jetzt mögen kann und wen nicht. Sehr angenehm. :cool:


Aber eine Dauerlösung ist das nicht.
 
Zeit, wieder eine Warnung einzubauen, weil ich im weiteren Verlauf deutlicher auf konkreten Sex Bezug nehmen werde, auch auf Kindersex. Lest nicht weiter, wenn es für euch zu belastend wäre oder ihr niemanden habt, der euch auffangen kann, wenn's zu heftig wird. Ich habe keine Befürchtung, daß mein Geschreibsel zu "triggernd" sein könnte, aber es könnte zu heftigen Abwehrreaktionen und Aggressionen kommen. Die erspart euch, wenn ihr das wollt. Oder laßt die Sau raus - ruhig auch gegen mich, falls euch das gut tut. Ich bin stabil genug, das auszuhalten.


Weitere "Warnung" an mitlesende Sexworkerinnen: ich werde Bezug zu manchen Dingen in dem Bereich nehmen, soweit sie MICH betreffen und so wie ICH Zusammenhänge erlebt habe und sehe. Ich greife damit niemanden an, weder absichtlich noch unabsichtlich. Alles, was ich schreiben werde, ist MEINE subjektive Sicht. Damit bringe ich nicht zum Ausdruck, daß das für euch genauso Geltung haben müsse, genauso wenig, wie ich denke, daß jede dicke Frau sich wie ich dickgefressen hat, um sich so vor männlichen Aufmerksamkeiten zu schützen.
 
Während meines Klinikaufenthalts habe ich einen jungen Mann kennengelernt, den ich sehr mochte. Wir haben uns ein paar Jahre später mal wieder gesehen und er hat mir anvertraut, daß er als älterer Bruder mit seiner kleinen Schwester Sex gehabt habe. Er kannte meine Geschichte und wollte von mir wissen, ob er sie mißbraucht habe.

Ich habe ihm geantwortet, daß das kein Mißbrauch gewesen wäre, er solle sich keine Schuldgefühle einreden, er sei ja nur ihr Bruder gewesen.

Heute hasse ich mich manchmal noch dafür.




Verschiedentlich höre / lese ich davon, daß Geschwister untereinander Sex hatten, sich befummelt haben oder zumindest sexuelles Interesse aneinander hatten. Meistens bezieht sich das auf ein Alter so ab 12 bis 20 Jahren. Immer wieder taucht die Unsicherheit auf: war das Mißbrauch oder einfach normales Gucken und Probieren, wie das unter Geschwistern nicht so selten vorkommt?

Ich finde bis jetzt nur eine Antwort: Mißbrauch ist immer gekennzeichnet von einem Machtgefälle. Ein Teil nimmt, der andere kann nicht Nein sagen, aus welchen Gründen auch immer. Ich glaub nicht, daß generell Mißbrauch vorliegt, wenn Geschwister, halbwegs Gleichaltrige im Freundes- oder Verwandtenkreis oder im Ferienlager miteinander "rummachen". Im Gegenteil, das halte ich für ziemlich normal.

Hier gibt es einen Thread, in dem gefragt wird, wie alt man war, als man sein "erstes Mal" erlebt hat. Sind einige dabei, die mit 11 oder 12 Jahren ihr erstes Mal erlebt haben. Ich glaub nicht, daß das alles Mißbrauchsopfer waren, viele fangen in dem Alter an, konkret sexuelle Gefühle und erste Verliebtheiten zu empfinden.

Meine Brüder haben mich nicht entjungfert. Ich habe später, mit 15 oder 16, versucht, mich selbst zu entjungfern, damit niemand diese Macht über mich ausüben kann. Ich wollte nicht, daß ein Mann mich entjungfern würde. Ist mir allerdings nicht gelungen. Ich hab mich mit nicht ganz 17 dann entjungfern lassen, war schmerzhaft und entwürdigend.


Als ich als jugendliche Ausreißerin ständig mit Männern geschlafen hab, hab ich mich prostituiert. Ich hatte erzählt, daß ich u.a. auch für so eine Art "ständige erneute Vergewaltigungen" gesorgt habe - weniger in Form von Gewalt, sondern ich fühlte mich benutzt, mißbraucht, vergewaltigt.

Das stimmt nur zum Teil. Ein weiterer, für mich sehr wichtiger Aspekt daran (neben Unterkunft, Essen, Mitfahrgelegenheiten) war: ich versuchte Kontrolle wiederzuerlangen. Ziemlich oft habe ich sowas ähnliches wie "Nahtoderlebnisse" gehabt, wenn ein Typ auf mir zugange war. Und gleichzeitig war ein eiskalter, zynischer Teil in mir, der "dabei" so Dinge dachte wie: "Wenn ich diesem schwitzenden, keuchenden Vollidioten jetzt die Augen bis ins Hirn drücke, kriegt der nichtmal was davon mit". Ich fühlte mich dann überlegen, weil ich "kühl" geblieben bin, während die Männer so "unbeherrscht" waren und wegen dem bißchen Ficken ihren Verstand ausgeschaltet haben. Ich hätte sie alle umbringen können, wenn ich gewollt hätte.

Daß das mit der "Kontrolle" ein Irrtum war, hab ich erst viele Jahre später begriffen. Kontrolle kann man nur haben, wenn das Gegenüber davon was mitkriegt. Ich war nicht stärker als die Typen - die hatten einfach ihren Fick und haben mich danach vergessen. Diese "Kontrolle" war Beschiß an mir selber, sonst nichts.


Als ich vom 17. bis 19. Lebensjahr in diesem geschlossenen Mädchenheim war (in der Umgebung war das als "Heim für gefallene Mädchen" bekannt :roll:) wurde dort jeder Brief, den wir bekamen und den wir verschickten, von den Schwestern gelesen, jedes Päckchen kontrolliert.

Ich hab mir immer Bücher bestellt. Einmal auch die Josefine Mutzenbacher. Das ging durch, weil unsere Gruppenschwester aus Indien stammte - sie konnte zwar sehr gut Deutsch, aber so genau waren ihre Kenntnisse über deutschsprachige Literatur nicht, daß sie hätte wissen können, worum es sich dabei handelte.

Ich hab die Mutzenbacherin oft gelesen und sehr genossen, fand das aufregend, hab dazu onaniert und war kein einziges Mal schockiert, wenn "sie" als Kind mit ihrem Vater, mit dem Bierkutscher oder Soldaten herumgevögelt hat.

Ich hab mich oft gefragt, warum das so ist, auf andere Bücher habe ich völlig anders reagiert. Es hatte nichts mit Verharmlosung zu tun, ich hab mich mit der Mutzenbacherin identifiziert und es war lange Zeit ein Teil meiner sexuellen Fantasien. Vielleicht hatte es eine ähnliche Qualität wie auch Vergewaltigungsfantasien: man genießt sie, möchte sie aber nicht erleben.

Ein Buch, das ich mehrmals gelesen und auch als Verfilmung gesehen habe: "Lolita". Es hat mich immer wütend gemacht, manchmal hab ich gezittert vor Zorn und hätte kotzen können. Es gilt als Klassiker der Weltliteratur, es ist aus der (ziemlich weinerlichen) Sicht Humberts geschrieben, der sich leidenschaftlich in die 12-jährige Lolita verliebt.

Weltliteratur hin oder her: es ist für mein Empfinden eine der widerlichsten Bücher, die es gibt, weil es Verständnis und Rechtfertigung für diesen Humbert transportiert, das Mädchen kommt lediglich als Objekt seiner Begierden vor.



Als ich 15 oder 16 war, kam der Film "Pretty Baby" mit Brooke Shields in die Kinos. Ich war zu der Zeit zu Besuch in der Einrichtung, die Pflegemutter ging mit mir ins Kino, um diesen Film anzuschauen. Ich war irgendwie verstört, aufgewühlt, darin kommt eine Szene vor, in der die Jungfräulichkeit des12-jährige Mädels in dem Bordell, in dem es aufgewachsen ist, versteigert wird. Sie wird stolz und trotzig dargestellt, sie schreit vor Schmerzen und sie lacht hinterher, als es vorbei ist und zeigt sich stolz. Alles Gefühle, die ich nachvollziehen konnte.

Meine Pflegemutter meinte danach zu mir, ich solle ebenso stolz sein wie dieses Pretty Baby, sowohl auf meine Mutter (die ist zeitlebens von meiner Großmutter als Hure bezeichnet worden, ebenso wie meine leibliche Tante. Beide sind früh gestorben, aber der Haß unserer Großmutter auf ihre Töchter hat bis zu ihrem Tod gehalten). Ich solle ebenso stolz wie dieses Pretty Baby auch auf mich und meine Bestimmung sein, denn früher oder später würde ich in der Gosse enden, dann bliebe außer diesem Stolz nichts mehr übrig (sinngemäß).

Ich kann das heute ohne gröbere emotionale Erschütterung erzählen, aber damals ist wieder ein Stück in mir zerbrochen. Hat Jahre gedauert, bis ich das überwunden hatte.

Ich hab mich oft gefragt, ob ich wirklich so ein Hurenkind gewesen bin. Und warum ich diese "Prophezeiung", ich würde in der Gosse landen, tatsächlich wahr gemacht hab.


Es ist nicht gut, wenn man Dinge tut, ohne wirklich zu wissen, warum man sie tut. Das macht einen unfrei.
 
Immer noch "Kassensturzmodus", ich sammle Erinnerungen und Erkenntnisse zusammen, um sie neu zu bewerten, wo nötig, bzw. um sie auf Stichhaltigkeit zu prüfen, wo ich mir noch unschlüssig bin.


Ich komme jetzt zu meinen eigenen Wahrnehmungen, was Sex von Kindern, genauer Mädchen v.a. im Alter zwischen 6 - 7 Jahren angeht. Es ist eine Gratwanderung, für mich, weil ich in meinen Formulierungen nicht für "Zündstoff" sorgen will, möglicherweise auch allgemein, weil ich bislang (mehr als Mitleserin denn als Mitdiskutantin) mehrfach erlebt habe, was für heftige Abwehrreaktionen gerade in diesem Bereich kommen. Gesunde Reaktionen, finde ich, allerdings insofern belastend für mich und möglicherweise andere frühere Opfer, weil es den Bereich angeht, in dem eigene Scham und Schuldgefühle und/oder Abwehr bis hin zur Verleugnung eigener Gefühle sehr stark sein können.

Gebt auf euch acht.






Ich habe oft als Babysitter gearbeitet, habe auch zeitweise als Art "Tante" sehr nach an/mit der Familie einer früheren Schulfreundin gelebt und so das Aufwachsen ihrer Tochter vom Säuglingsalter bis etwa zum 8. Lebensjahr hautnah miterlebt. Ich habe sie oft tagsüber betreut.

In der Zeit ungefähr habe ich mich auch sterilisieren lassen, weil mir nach einem Abgang (Fötus spontan verloren) bewußt geworden ist, daß ich als Mutter mit Sicherheit mein Kind mißhandeln würde, ich war zu unkontrolliert und weiß heute, daß ich damals heftig dissoziiert haben muß.

Der Freundin hatte ich den Grund für die Sterilisation genannt, sie hat immer wieder gesagt, daß ich niemals mein Kind mißhandeln würde, das könne ich als Mutter nicht und sie kenne mich (wenn wir Streit hatten, habe ich oft einen Rückzieher gemacht). Ich wußte es besser. Ihre Tochter war nie in Gefahr, kein Kind, mit dem ich zu tun hatte, war in Gefahr, durch mich zu Schaden zu kommen. Das war mir klar, sonst hätte ich mich solchen Situationen überhaupt nicht ausgesetzt. Grund: es waren nicht meine Kinder, ich war keine 25 Stunden rund um die Uhr für sie zuständig, egal, wie nervig, quengelig oder was auch immer sie waren. Ich konnte ganz gut durchatmen, selbst in der stressigsten Situation, weil ich wußte: heut Abend geb ich das Kind wieder ab und ich kann mich erholen.

Das können Mütter nicht. Mißhandlungen finden nicht statt, weil jemand Kinder nicht mag. Sie finden statt, weil jemand überfordert ist, unter Druck gerät, keine Möglichkeiten findet, eigenen Emotionen Luft zu verschaffen. Ich wußte das, ich wußte auch, daß ich für eigene Kinder zur echten Gefahr werden würde.


Irgend wann sah ich eine Dokumentation über Jürgen Bartsch.

Ich war erschüttert und hab geweint. Er tat mir leid. Er hatte eine entsetzliche Kindheit gehabt. Und er hat Kinder getötet.


Es wird immer wieder gefragt und vermutet, daß Opfer später zu Tätern werden können. Es wird immer wieder auch vermutet, daß jeder Täter selbst Opfer gewesen sei.

Das stimmt so nicht. Genauso wenig wie es stimmt, daß Kindesmißbraucher immer Pädophile wären. Auch das stimmt so nicht.


Wie das bei Jungen ist, weiß ich nicht, mir fehlt dazu der Zugang. Viele Mädchen im genannten Alter 6 - 7 scheinen ihren Körper, ihre ersten sexuellen Gefühle sehr intensiv zu entdecken. Ich selbst hab in dem Alter angefangen, mir regelmäßig Höhepunkte zu verschaffen und das beibehalten. Meine jüngere Pflegeschwester hatte eine Zeit lang Interesse, das irgendwann aber wieder abgelegt. Mehr als einmal habe ich Mädchen in dem Alter beim Onanieren "erwischt". Eines war die Tochter einer Exfreundin, die gelegentlich im Wohnzimmer in unserer Gegenwart onanierte, wenn sie glaubte, wir bekämen davon nichts mit. Einmal war ich mit einer Mutter und mehreren Kindern in dieser Altersgruppe im Kino - irgend ein Kinderfilm. Eins der Mädchen mochte mich, sie hatte es sich auf meinem Schoß bequem gemacht. Irgendwann wurde sie unruhig, hat sich so hingesetzt, daß sie nur noch auf einem meiner Knie saß und fing recht eindeutig an, herumzurutschen.

In beiden Fällen habe ich gar nicht reagiert und so getan, als würde ich nichts bemerken. Gespürt hab ich die Erregung der Mädchen und fühlte mich hilflos.

Und eine Zeit lang hatte ich Angst, selbst pädophile Neigungen zu haben. In der Zeit, als diese Angst sehr stark war, habe ich jeden Körperkontakt zu Kindern vermieden. Ich bin ohnehin nie der Typ gewesen, der von sich aus Körperkontakt sucht, ich hab auch bei Kindern immer gewartet, daß die von sich aus auf mich zukommen. In der Zeit bin ich allerdings Körperkontakten ganz ausgewichen.

Ich hatte Angst, ich dachte, daß es mich "erwischt" hätte und ich vielleicht wegen meiner Erlebnisse nun auch noch pädophil wäre. Ich war für diese "sexuelle Ausstrahlung" der Mädchen empfänglich, habe sie wahrgenommen und konnte den besonderen Reiz, den diese Kinder ausstrahlen, nachvollziehen. Das ist das, was Pädophile beschreiben, was sie anzieht, eine Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit.

Es ist nur keine Sinnlichkeit, in die sich Erwachsene einzumischen hätten. Immer wieder wird behauptet, daß die Mädchen doch gelockt, gereizt und zum Sex aufgefordert hätten. Das ist falsch, das können die Mädchen gar nicht, sie haben in dem Alter noch gar keine konkrete Vorstellung von Sex.

Wie auch immer, es hat lange gedauert, bis ich mir wieder selbst über den Weg getraut habe, und so 100 % scheint das noch nicht zu klappen, obwohl ich heute wieder sehr unbefangen mit Kindern umgehe und es sehr genießen kann, wenn sie sich wie kleine Beutelratten an mich hängen.

"Nicht 100 %" - damit meine ich, daß immer wieder so eine gewaltige Scham hochkommt. Kann ich nicht näher benennen, so eine fürchterliche Scham und dann auch die Angst: vielleicht doch durch und durch verdorben zu sein. Dieses Gefühl hätte ich nicht, wenn ich mich öffentlich an einer Autobahnraststätte von unzähligen Typen bespringen ließe - es ist eine andere Art von Scham, die nicht mehr oft auftaucht, wenn aber, dann so heftig, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß überhaupt jemand sich überwinden könnte, mit mir in einem Raum zu sein.

Kann ich nicht näher beschreiben.


Pädophilie wird heutzutage als Krankheit, als Störung in der Sexualpräferenz und als nicht heilbar beschrieben. Etwas daran stört mich. Nicht jeder, der sich an Kindern vergreift, ist selbst sexuell mißbraucht worden. Nicht jeder, der sexuell mißbraucht worden ist, wird pädophil. Die wenigsten, die mit Gleichaltrigen Doktorspiele gespielt haben, entwickeln ein Interesse an Sex mit Kindern.

Etwas daran stört mich. Ich kann's nicht greifen. Vielleicht verstehe ich sexuelle Präferenz falsch. Man ist schwul, man ist lesbisch oder heterosexuell. Wenn man pädophil ist und das eine sexuelle Präferenz wäre, dann hat man nie die Chance, sexuelle Erfüllung zu finden, ohne dabei zum Täter zu werden.

Etwas daran stört mich. Wie kann eine sexuelle Präferenz durch Kindheitserlebnisse "entstehen"? Eine Störung im Sexualleben, ja. Das kann passieren. Aber eine sexuelle Präferenz?

Ich glaube, da sind die Wissenschaftler auf einem fürchterlichen Holzweg. Ich will das nicht glauben.
 
Wieder ein "Klick".


Ich bin ohnehin nie der Typ gewesen, der von sich aus Körperkontakt sucht

Falsch. Ich war ein kleines Mädchen, das Körperkontakt suchte. Ich wollte kuscheln, ich bin Zivildienstleistenden auf den Schoß gekrabbelt und wollte an der Hand gehen. Falsch abgespeichert. Ich wurde als widerlich beschimpft, wenn ich das tat und hab mich geschämt. Es schwang eine "sexuelle Botschaft" in diesem Vorwurf mit, wenn ich bei Praktikantinnen kuschelte, wurde ich nicht beschimpft, nur bei den Zivildienstleistenden, bei Männern.

Neu sortieren, diese Botschaft war falsch. Wie ich diesen Mist wieder loswerde weiß ich allerdings noch nicht.


Diese Pflegemutter war selbst mißbraucht worden, sie hat einiges davon an mich "übertragen". Die jüngere Pflegeschwester ist davongekommen, mit ihr hat sie gekuschelt, die durfte auch zu ihr ins Bett um zu schmusen. Mir hat sie ihren eigenen Mißbrauch weitergegeben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Himmelarsch, was war die Frau gründlich.


Ich bin sehr froh, daß ich mit ihr schon durch bin. Sie muß Fürchterliches erlitten haben. Es ist zum großen Teil ihr Saustall, den ich so lange und bislang mit so mäßigem Erfolg versucht habe auszumisten. Sie hat mich ihre eigene Geschichte erleben lassen.

Arizona, deine Frage nach dem Wiederholungszwang...

Vorgestern habe ich eine lange PN bekommen, die von Mißbrauch erzählt, einem Mißbrauch nichtsexueller Art. Etwas in mir hat seitdem revoltiert und weiter rumort. Das ist es. Wenn du mitliest: ich hab dir zu danken, wirklich. Dieser Baustein hat mir gefehlt, das erklärt all diese diffusen Wahrnehmungen, die ich nie zuordnen konnte. Es waren nicht meine eigenen, ich mußte sie nur "nacherleben".

Ich werd dir bald antworten.

Irgendwann in der Zeit meines Klinikaufenthaltes hat sie mich besucht, sie wollte an mir etwas gut machen, hat gesagt, wenn es irgend etwas gebe, was sie dazu tun könne, daß es mir besser ginge, solle ich es sagen. Ich hab ihr nicht geglaubt. Aber ein Satz ist hängen geblieben, sie hat gesagt: "Ich wollte mit euch Kindern MEINE Familie erleben".

Das hat sie. Sie hatte auch Brüder, einen großen, starken, der geliebt war. Er ist Pfarrer geworden.


Verdammte Scheiße, ich räume ihren Mist auf. Kinder sollten nicht die Katastrophen ihrer Eltern aufarbeiten müssen.


Ich mach gleich "Feierabend" für heute.
 
Fritzie, ich habe die Mutzenbacher auch mehrmals gelesen. Mir ging es als Jugendlicher (12 oder 13 Jahre) ähnlich wie Dir: mich hat der Kindesmisbrauch nicht gestört. Vielleicht weil ich mich damals sehr erwachsen gefühlt hatte und die Mutzenbacher ungefähr in meinem alter geschildert wurde. Ich habe sie vor 2 Wochen noch einmal gelesen, hätte ich gewusst, dass das gerade für Dich ein thema ist, wir hätten drüber reden können ;). Heute finde ich die völlig unreflektierte Schilderung von Kindesmisbrauch schockierend. Trotzdem ist es ein wirklich gutes Buch. Ich lese in Wikipedia, dass es verboten sei (dafür ist es erstaunlich leicht zu bekommen: soweit ich mich entsinne ist dort sogar ein Link zum PDF- File). Der Film zum Buch ist ein beinahe vollkommen harmloser (relativ gut gemachter) Porno. Ich weiß nicht, ob man das Buch verbieten sollte, ich bin mir unsicher: es ist ein Stück Wiener Literatur, ganz sicher Deutscher, vielleicht sogar internationaler.

Ansonsten: ich bin nicht sexuell missbraucht geworden. Ich hatte ein recht umfangreiches kindliches Sexualleben, in der Regel autoerotisch. Mit wievielen Jahren das begann kann ich nicht sagen, aber meine Kinder haben "immer wieder an sich herum gemacht", und zwar sobald sie koordinativ dazu in der Lage waren. Nur mit 6-10 Jahren (genau kann ich es nicht einordnen) gab es einen Sommer mit intensiven sexuellen Spielen mit den Nachbarkindern. Dass das etwas "nicht normales" sein soll wussten wir nicht, wir waren alle Kinder, ich war der älteste, die jüngste war 2 Jahre jünger als ich, und als man mir das 6. Gebot erklärte (ich habe nicht mehr verstanden, als dass das, was wir hier tun, damit gemeint ist) habe ich mich zurück gezogen, ich durchlebte gerade eine fromme Phase; ich denke, die anderen haben dann ebenfalls damit aufgehört. Ich fand diese Spiele wunderschön, ich liebte das Mädchen sehr, die Neugirde ihres Bruders auf mich fand ich unangenehm.

Die Nachbarskinder waren "unpassende Gesellschaft", sie waren unsere Hausmeisterkinder (daher war ein Kontakt nicht zu unterbinden, so sehr sich meine Mutter auch bemühte, insbesondere nachdem mich mein Bruder im Streit einmal dreckige Fut und Hure genannt hatte), sie lebten in schlimmen Verhältnissen, und dass unsere Spiele sehr direkt und - aus heutiger Siche - auch realistisch nachgestellt waren, mag teilweise aus der Situation der Kinder kommen; die Mutter hatte unter Tags ihre Freunde in der Wohnung, der Vater kam erst Abends von der Arbeit heim, und wenn er etwas bemerkte gab es Streit. Wir haben aber nie mit Erwachsenen gespielt, nur zusammen. Einmal hat der Mann vom Haus nebenan uns erwischt, er war sehr freundlich, entschuldigte sich für seine Störung, aber ich wusste, dass er gefährlich war. Es muss ihn wohl mächtig aufgegeilt haben.
 
Falsch. Ich war ein kleines Mädchen, das Körperkontakt suchte. Ich wollte kuscheln, ich bin Zivildienstleistenden auf den Schoß gekrabbelt und wollte an der Hand gehen. Falsch abgespeichert. Ich wurde als widerlich beschimpft, wenn ich das tat und hab mich geschämt. Es schwang eine "sexuelle Botschaft" in diesem Vorwurf mit, wenn ich bei Praktikantinnen kuschelte, wurde ich nicht beschimpft, nur bei den Zivildienstleistenden, bei Männern.
Wenn ich ehrlich bin, hab ich schon auf diese Antwort gewartet! Habs mir gedacht, dass da etwas fehlt. Ich hätt dich auch sicher mal danach gefragt!
Liebe Fritzie, ich schreib dir sicher noch in einer PN, aber da fehlt mir noch einiges, wo ich mir sicher bin dass du es auch selbst bemerkst! Mach dir aber keinen psychischen Streß! Alles braucht seine Zeit!:winke:
 
Streß ist das wirklich.

Aber ich fühl mich so sicher und stimmig wie seit Ewigkeiten nicht mehr.


Na ok, bissl müd. Ob noch was fehlt oder nicht, darüber denk ich nicht mehr nach, es kommt alles in der Geschwindigkeit, die genau richtig ist für mich. Ich glaub nicht, daß noch viel Erschütterndes kommen kann.

Mit der Pflegemutter hatte ich schon lange meinen inneren Frieden geschlossen, ich bin froh drüber, da verstellt mir kein Haß mehr die Sicht. Fühlt sich gut an.
 
Mit der Pflegemutter hatte ich schon lange meinen inneren Frieden geschlossen, ich bin froh drüber, da verstellt mir kein Haß mehr die Sicht. Fühlt sich gut an.
Das ist insofern erstaunlich, wie sie ja für mich (wäre ich der Richter) der Hauptschuldige ist. Die Nebenbeschuldigten, mit denen Du noch nicht klar kommst, also die Organisation und der Bruder, kämen bei mir mit geringeren Strafen davon.

Aber ich fühl mich so sicher und stimmig wie seit Ewigkeiten nicht mehr.
das heißt, das Wühlen in der Sch.... bringt was. Ich freue mich für Dich :hurra:
 
Ist ziemlich einfach zu erklären, werd ich auch machen, aber noch nicht jetzt.


Die "innere Logik" funktioniert nicht nach der allgemein üblichen Rechtssprechung :mrgreen:

Ich mußte mit ihr zuerst abschließen, sonst hätte ich nicht weiterleben können. Als ich sagte, daß diese Mißbrauchskiste eigentlich ein "Luxusproblem" sei, meinte ich das nicht verharmlosend. Nur, daß die so lange ruhen konnte, weil sie mein Überleben nicht gefährdet hat.

Daß sie in den letzten Jahren präsenter geworden ist zeigt ja nur, daß ich inzwischen stabil und sicher genug lebe, um mir dieses "Wehwehchen" genauer anzuschauen.

Die Institution ist kein Nebenschauplatz, sie sind mitverantwortlich. Es gab Mitwisser. Um die werde ich mich irgendwann kümmern, aber nicht jetzt.
 
Ich weiß, dass die Institutuon geduldet hat, dass sie Infrastrukturen schafft, die solche Verhältnisse ermöglicht. Nicht mit diesem Ziel, aber wissendlich; und dass dort Dinge geduldet wurden glaube ich auch, schließlich wollte man das Spendenaufkommen nicht durch einen Skandal gefährden?

Dennoch: nur weil jemandem - vielleicht fahrlässig - eine Gelegenheit geboten wurde, muss er nicht zum Täter werden. Wir haben einen freien Willen, den wir zum Guten wie zum Bösen gleichermaßen verwenden können. Mit Nebenschauplatz meine ich: Mitschuldige. Ich finde mildernde Umstände für den Bruder, für die Organisation, aber nicht für die Pflegemutter. Versteh mich nicht falsch, ich finde es gut, dass Du mit ihr fertig bist.

Übrigens, noch einmal zu frühkindlicher Sexualität: "Das tun sie alle" hat eine Kindergartentante einmal gesagt. Und auch gemeint, man soll es zulassen, aber nicht durch auffällige Reaktionen fördern oder tabuisieren. Es sei Privatsache des Kindes oder der Kinder (falls es mehrere sind, die mit einander spielen). Sie war auch der Meinung, dass sich kindliche Sexualität stark von erwachsener unterscheidet. Gesagt hat sie es anlässlich eines Elternabends, weil es offensichtlich Kinder gab, die da massive und anerzogene Tabus hatten.

Sie war aber auch eine sehr genaue Beobachterin, und der Meinung, man könne sexuelle Belästigung von Kindern auch an diesen Spielen erkennen. Sie hat (zu mindest in einem Fall erfolgreich) diskret aber bestimmt interveniert: der Vater hat sich ohne viel Aufhebens und finanziell sehr ungünstig (sie hat das Haus behalten, er bekam die Kreditraten) von seiner Familie getrennt und ist weggezogen.
 
Alois, ich wiederhole: die Institution hat nicht nur geduldet. Der Anstoß, warum ich mich vor etwa 2 Jahren an die Aufarbeitung gemacht habe war eine Ehrung des Leiters der Einrichtung in einer der Publikationen dieser Organisation. Meine Reaktion war heftig, das Lesen und eine Gegendarstellung an die heutige Leiterin war quasi eins.

Die haben nicht nur zugesehen und geduldet, sie WUSSTEN, was passiert. Das einzige Mal überhaupt, daß ich es gewagt habe zu sagen, daß mein "Geständnis" eines Diebstahls falsch war, hatte eine so gewaltige Ohrfeige des Leiters zur Folge, daß ich durch's Zimmer geflogen bin, ich konnte nicht mal fertigsprechen.

Ein sonst sehr freundlicher, nicht gewalttätiger Mann.


Es ist mir so ziemlich scheißegal, ob das Neben-, Haupt- oder Bilderbuchschauplatz ist. Ich bin damit noch nicht durch. Und ich will das JETZT noch nicht abschließen.
 
Dieser Beitrag hier http://www.erotikforum.at/diskussionsecke.95/kindesmissbrauch.367618-seite21#post3747127 muß für die meisten von euch irgendwie kryptisch wirken.

Für mich hat sich jetzt ein Knoten gelöst, den ich die ganzen Jahre nie auflösen konnte, bei aller Aufarbeitung nicht. Für mich hat sich jetzt quasi ein Bild zusammengefügt, das immer "irgendwie" in Form von Puzzleteilen vorhanden war, aber nie stimmig. Ich will versuchen, das einigermaßen strukturiert aufzuschreiben und warum ich so ein wahnsinnig erleichtertes Gefühl hab, daß mir grad immer wieder die Tränen runterlaufen.


All die Geschichten, die Quälereien, auch diese durch und durch sexualisierte Kindheit, obwohl die Pflegemutter doch so sexualfeindlich war und Frauen, die Vergewaltigungen überleben, als Huren bezeichnet hat... das paßte hinten und vorn nicht zusammen.

Ich hab oft gedacht, diese Frau hat an mir gehandelt wie jemand, der eine Art Liste abarbeitet, was alles zerstört werden muß. Sie war so akribisch, so gründlich! Und ich hab mich so oft gefragt: "Warum ausgerechnet ich, was hat mich von den anderen Kindern so unterschieden?" Vom Kopf her wußte ich, daß es dafür keinen Grund gab, aber glauben konnte ich das nie.

Und jetzt sehe ich: es GAB einen Grund, ich war perfekt für sie. Unsere leibliche Großmutter und ihr Lebensgefährte (daß er nicht unser Großvater war, hab ich erst anläßlich seines Todes erfahren) hatten uns als Kinder einer Hure bezeichnet. Jedes Jahr kamen die zu Besuch, haben uns eine Schachtel Pralinen, 10 Mark und gewaltige Ohrfeigen dagelassen und an die Pflegemutter immer die Anweisung, sie müsse noch härter mit uns durchgreifen. Ich war das Mädchen, ich war perfekt als "Hurenbalg", um dieser sexuell zutiefst verstörten Frau als Opfer zu dienen.

Es war nicht meine Schuld. Ich hatte halt Pech. Das ist gut zu wissen.

Sie hat mich ihre eigene Kindheit in gewisser Weise wiederholen lassen. Klingt abgedreht, paßt aber, es fügt sich alles zusammen, macht plötzlich Sinn.

Mein Bruder hat mich sexuell benutzt. Das ist nichts Ungewöhnliches. Ich hatte irgendwo schon abgespeichert, daß der eigentliche Mißbrauch nicht von ihm an mir ausgeübt wurde, die Triebkraft dahinter war diese sexuell zutiefst verstörte Pflegemutter.

Das schmälert seinen Wert als charakterliches Arschloch nicht, er ist eins. Er hätte mich auch unter anderen Umständen benutzt, aber ich hätte damit fertig werden können.

Ich hab mich oft gefragt, warum sie mich zu ihm ins Zimmer quartiert hat, ich hab einige Monate mit ihm das Schlafzimmer geteilt, gerade in einem Alter, als sie auch angefangen hat, mich wegen meiner weiblichen Formen massiv zu beschimpfen und zu erniedrigen. Es gab irgendwie keinen Sinn bisher, es paßte nicht zu dem, was sie sonst vermittelt hat. Ich hab mich oft gefragt, ob es wirklich stimmen kann: ob ich sie auf der Treppe wirklich gehört hab, während mein Bruder und ich miteinander Sex hatten. Mir war so oft schlecht und schwindlig. Die hat gelauscht, oft. Wo sie doch sonst ausrasten konnte, allein bei der Vorstellung, daß jemand vorehelichen Sex hat. Es schien nicht zu passen.

Und jetzt gibt es einen Sinn, weil: wenn sie mich ihre eigene Geschichte hat wiederholen lassen, dann "mußte" sie dafür sorgen, daß wir ungehinderten Sex haben konnten, daß mein Bruder mich unbehelligt benutzen konnte.


Ich weiß nicht, was sie im Detail erlebt hat, das ist auch nicht so wichtig. Ihr Charakter ist es. Sie hat sich immer so verhalten, daß andere ihr eigenes Drama nachgespielt haben, sie konnte sehr gut manipulieren. Ich bin sicher, daß sie all die Dinge, die sie mir zugefügt hat, auf ähnliche Weise erlebt hatte.


Mein Denkfehler über all die Jahre: ich bin ein völlig anderer Charakter als sie. Meine Angst, selbst zum Täter zu werden, selbst vielleicht pädophil zu sein und diese fürchterliche Scham - das war nicht meins. Ich bin ein anderer Charakter. Im Rückblick hab ich in den letzten Tagen immer mehr erkannt, daß ich anders bin als sie. Ich hab in gewisser Weise ihre Geschichte erleben müssen, aber ich bin ganz anders geworden als sie. Ich BIN anders. Ich war ein nähebedürftiges, auch sehr sinnliches Kind, ich bin bis heute eigentlich ein sehr sinnenfroher, sinnlich fühlender Mensch. Das hat sie zu zerstören versucht.

Und ich bin drauf reingefallen, hab mich immer belauert und geschämt für meine sinnlichen Gefühle (damit meine ich nicht nur die sexuellen Gefühle, das bezog sich auf ALLES, das konnte so weit gehen, daß sie mich als phlegmatisches Nilpferd bezeichnet hat, wenn ich beim Bergaufgehen hörbar geatmet hab oder wenn mir etwas schmeckte).

Ich kann nie so werden wie sie, ich hätte nie so werden können wie sie, weil: ich bin ein bockiger, direkter Mensch, auch einer, der selbst bei größten Ängsten nie stillgehalten hat, wenn die Notwendigkeit bestand, ein anderes Kind zu beschützen. So war sie nie, sie ist nach außen immer lieb, sanft und verständnisvoll aufgetreten. Sie war sehr beliebt und wurde sehr bewundert außerhalb der Familie. Sie hätte nie irgend etwas tun könnten, was ihr Selbstbild zerstört, schon gar nicht nach außen.

Ich bin ein völlig anderer Charakter als sie, so wie ich auch ein völlig anderer Charakter bin als mein Bruder. Das ist gut. Ich muß diese Scham, diese Schuldgefühle, diese Angst, womöglich selbst im Grunde meines Herzens ein Täter zu sein, nicht mehr haben. Es paßt einfach nicht in mein Persönlichkeitsprofil.


Damit ist gut. Ich glaub nicht, daß ich noch sehr viel werde aktiv machen müssen, der "Klick" ist da. Der Rest wird sich so nach und nach durchsetzen.


Ich werd irgendwann darüber ein Buch schreiben. Beschluß.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auch der Laubfrosch
quakt ihm zu:
"Du bist du!
Und wer das nicht weiss,
ist dumm!"
Bumm.
 
Damit ist gut. Ich glaub nicht, daß ich noch sehr viel werde aktiv machen müssen, der "Klick" ist da. Der Rest wird sich so nach und nach durchsetzen.


Ich werd irgendwann darüber ein Buch schreiben. Beschluß.

ich les den thread zwar mit, hab zwar im kopf auch schon den einen oder anderen gedanken zu gewisse aussagen, nur ist die geschichte...deine geschichte und die viele energie die du da reinschmeisst mir persönlich zuviel wert als dass ich dir ein kurzes schulterklopfen reinschmeiss und fertig....

drum dazwischen nur eine kurze aussage zu obigen zitat:
ich glaube nicht, dass du der mensch bist der "nicht mehr all zu viel aktiv machen" umsetzen kann...
du bist wie ein zahnradl in einem uhrwerk... des rennt nonstop... du kannst dich ned hinsetzen und die händ in schoss legen und sagen: so...jetzt weiss ichs, jetzt hats klick gemacht und was mach ich jetzt "daumerldreh"... des schaffst du ned...dazu hast du innerlich zu sehr no des gefühl i muss was tun...i muss was tun...wohin mit meiner energie, etc... meine einschätzung halt...

und da du kinder magst und der grund warum du dich entschlossen hast keine zu bekommen sicher ned der is, dass du einfach "nur so" keine magst....
warum gründest ned einen verein, der mit hilfe von paar "wichtigen" leuten und freiwilligen generell einrichtungen für kinder (wie eben sos kinderdorf, kinderheime, pflegeeltern, etc)... etwas genauer auf die finger schaut?
die kinderheim-geschichten sind derzeit eh in aller munde, da sollten doch einige politiker die auf wählerstimmen aus sind auch ins boot zu holen sein.....

wenn ich sowas jemanden zutrau - der des auf die beine stellt und auch was erreichen kann und sei es nur ein "jössas die kindervertrauenstante kommt scho wieder ins haus" bei einigen heimleitern - dann dir.

ich denk du hast den elan, den ehrgeiz und die eier in der hose dafür und nebenbei glaub ich, dass es auch für dich quasi eine kleine teilbegleichung deiner riesen offenen rechnung sein könnte...

also nur so als idee wenn dir des "nichts mehr machen muss" zu fad is ;)
 
ich glaube nicht, dass du der mensch bist der "nicht mehr all zu viel aktiv machen" umsetzen kann...
du bist wie ein zahnradl in einem uhrwerk... des rennt nonstop... du kannst dich ned hinsetzen und die händ in schoss legen und sagen: so...jetzt weiss ichs, jetzt hats klick gemacht und was mach ich jetzt "daumerldreh"... des schaffst du ned...dazu hast du innerlich zu sehr no des gefühl i muss was tun...i muss was tun...wohin mit meiner energie, etc...

Derf i vorstellen?

Tantchen.

Mei' Tantchen.

Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.
 
Zurück
Oben