Kindesmißbrauch

Wo hast es her, dein tantchen... und gibt s dort noch welche... ev bissl grösser und ohne Bärchen tick
 
Vor Kurzem kam eine junge Frau zu mir, ca. 19 Jahre alt, und erzählte mir eine sehr ähnliche Geschichte wie deine. Nur das sie noch zusätzlich ein paar Vergewaltigungen durch fremde Männer mitmachen musste.

Während ich nun deine Geschichte las, musste ich ab und zu an dieses Mädchen denken. Sie war nach außen hin eine starke Persönlichkeit, sie war direkt und offen, sagte was sie dachte und lies sich nichts mehr gefallen.
Sie tat alles, um von ihrer Vergangenheit abzulenken, redete sich sich Stärke ein und war angewiedert von dem Gedanken, das man seine Schwächen zeigen sollte...

Ich glaube ein paar Parallelen zwischen dir und diesem Mädchen zu erkennen. Einerseits sehe ich die Stärke, die auch du immer wieder betonst, und deine Selbst-Bestätigungen, wie z.B. nicht den Charakter deiner Pflegemutter angenommen zu haben. Es ist eine Möglichkeit sich selbst in ein anderes Licht zu rücken. Sich davon zu lösen, was man selbst verabscheut. Dahinter schwingt aber immer noch der Kampf mit. Das Kämpfen gegen die gegenteiligen Sätze, jene, die dir im Hinterkopf herumspuken, unablässig... so nehme ich deine geschriebenen Worte war.

Es paßt einfach nicht in mein Persönlichkeitsprofil.

Deine Vergangenheit ist deine Persönlichkeit. Es gibt kein Täterprofil. Es gibt kein Opferprofil. Der Entschluss, welche Teile deiner Vergangenheit besonderen Einfluss an deiner Persönlichkeit haben, ist kein bewusster, sondern er ist erwachsen. Du misst heute deiner Vergangenheit eine andere Bedeutung zu, als noch vor vielen Jahren. Du verstehst auch die Bedeutung. Heute hast du die Möglichkeit noch einmal deine Vergangenheit bewusst zu arrangieren und deiner Persönlichkeit zu definieren. Nicht nur Erklärungen dafür zu suchen, und Sätze mantraartig vor dich hin zu schreiben/sagen.

Damit meine ich vor allem die Möglichkeit, sich im Hier und Jetzt dafür zu entschließen, die Wunden, die dir zugefügt wurden, ebenso mit Würde zu tragen, wie die Verletzlichkeit der Seele mit einem Lächeln ins Angesicht schauen zu können. Es bedeutet nicht mehr als die Freiheit sich mit seinen Traumata zu versöhnen und die Menschen, die dir Leid zugefügt haben, dorthin zu geben, wo sie hingehören: als ebenso verletzliche Menschen, die sich ihrer Vergangenheit, im Gegensatz zu dir, nie gestellt und sich nie damit versöhnen wollten.

ch bin ein völlig anderer Charakter als sie, so wie ich auch ein völlig anderer Charakter bin als mein Bruder.

Ich muß diese Scham, diese Schuldgefühle, diese Angst, womöglich selbst im Grunde meines Herzens ein Täter zu sein, nicht mehr haben

"Ich habe diese Scham, diese Schuldgefühle, diese Angst, womöglich selbst im Grunde meines Herzens ein Täter zu sein, nicht mehr."
Wiederhol das mal laut vor dich hin... wie fühlt es sich für dich an? Gibts einen Unterschied zum vorherigen Satz? Wenn ja, wo liegt dieser?

Ich werd irgendwann darüber ein Buch schreiben

Schreib kein Buch. Du wirst, glaub ich, nicht glücklich damit. Der Schriftsteller sucht nicht die Lösung durch seine Arbeit, sondern versucht sie nur von sich weg zu schreiben. Auf etwas begreifbares festzuhalten, das er wegzugeben gedenkt, als könnte er einen Teil seiner Selbst auf das Papier bannen und abgeben. Was du hier im Internet machst, ist eh schon das. Fass deine Texte, die du verfasst hast, zusammen, drucke es aus und halte es in der Hand.
Ich glaub, das Pickats eine gute Idee vorgebracht hat. Such den Kontakt zu den Menschen, denen es ähnlich ergeht oder erging. Die jemanden brauchen, die sich ihres Entwicklungsprozesses bewusst ist und die Verletzungen mit Würde trägt.


Wunden zu Narben werden zu lassen, erfordert die Geduld, sie in Ruhe zu lassen und sie nur dann zu berühren, wenn es darum geht, sie von Schmutz zu befreien, der hässliche Entzündungen hervorrufen könnte. Ich denke, du bist auf einen sehr guten Weg dorthin. Bleib dabei. :daumen:
 
Schreib kein Buch. Du wirst, glaub ich, nicht glücklich damit. Der Schriftsteller sucht nicht die Lösung durch seine Arbeit, sondern versucht sie nur von sich weg zu schreiben. Auf etwas begreifbares festzuhalten, das er wegzugeben gedenkt, als könnte er einen Teil seiner Selbst auf das Papier bannen und abgeben. Was du hier im Internet machst, ist eh schon das. Fass deine Texte, die du verfasst hast, zusammen, drucke es aus und halte es in der Hand.
Ich glaub, das Pickats eine gute Idee vorgebracht hat. Such den Kontakt zu den Menschen, denen es ähnlich ergeht oder erging. Die jemanden brauchen, die sich ihres Entwicklungsprozesses bewusst ist und die Verletzungen mit Würde trägt.

Ich bin ein Mensch, der ans Schreiben glaubt. Ich weiß aus Erfahrung, dass man sich selbst schreibend viel erklären kann, weit mehr, als man durch Reden könnte. Schreiben ist langsamer, auch genauer. Genauer bedeutet, dass man jedes einzelne Wort bewerten kann; das geht beim Reden nicht: sind Worte erst einmal ausgesprochen bleiben sie so wie sie sind. Und Schreiben ist dann trotzdem aber auch endgültiger: gesprochenes ist in dem Moment weg, in dem es verhallt ist, schreiben ist "für immer". Der Leser kann geschriebene Worte mehrmals lesen, analysieren. Schreiben verlangt daher eine eigene Art zu denken. Dazu kommt noch, dass jemand, der etwas schreibt, damit auch bewirkt. Und bewirken ist etwas, von dem ich denke, dass es unsrer Fritzie durchaus liegen könnte, und Bücher erreichen mehr Menschen als Forenbeiträge, bewirken daher mehr. Ein Buch zu schreiben ist (ich weiß das) eine einsame Sache. Man arbeitet mit, gegen und an sich. Man kämpft um Formulierungen, erhält aber im gesamten Prozess des Schreibens nie Feedback. Das unterscheidet es vom Schreiben in diesem Forum: das ist interaktiv. Man schreibt schnell und bekommt rasch Feedback. Beim Bücher schreiben ist das erste Feedback das Lektors.

Noch was unterscheidet ein Buch von solch einem Thread: Ein Buch muss aus einem Guss sein. Es ist völlig indiskutabel, wenn der Autor seinen Standpunkt, seinen Focus, ständig verliert oder verändert. Fritzie tut das hier aber, und die Sache ist Programm, sie hat ungefestigt begonnen und möchte sich Festigkeit erarbeiten. Das hier ist ein Versuch, klar zu kommen, Ideen auszuprobieren. Ein Buch kann man nicht schreiben, wenn man nicht klar ist. Man kann sagen, das hier ist die logische Vorarbeit für ein Buch :)

Pickats Vorschlag ist zwar gut, aber ob er für Fritzie passend ist weiß ich nicht. Muss sie wohl selbst wissen.
 
ich glaube nicht, dass du der mensch bist der "nicht mehr all zu viel aktiv machen" umsetzen kann...
du bist wie ein zahnradl in einem uhrwerk... des rennt nonstop... du kannst dich ned hinsetzen und die händ in schoss legen und sagen: so...jetzt weiss ichs, jetzt hats klick gemacht und was mach ich jetzt "daumerldreh"... des schaffst du ned...dazu hast du innerlich zu sehr no des gefühl i muss was tun...i muss was tun...wohin mit meiner energie, etc... meine einschätzung halt...

:mrgreen: dir kann man nix vormachen.

Bin wirklich nicht der Typ, der nix macht. Hab mich falsch ausgedrückt - damit meine ich, daß ich glaube, hier endlich an einem Punkt angekommen zu sein, wo ich nicht mehr weiter in mir rumbohren und suchen muß. Also im Zusammenhang mit der Mißbrauchsgeschichte.

Im Zusammenhang mit der Organisation schon noch, das wird aber anders verlaufen, da ist noch zu viel Zorn da.

Ich arbeite nebenbei ja noch. Mach die Schule in den nächsten 3 Jahren, will dann studieren (Kommunikationswissenschaften und Psychologie) und publizistisch wieder aktiv sein, diesmal mit besserem Fundament als früher diesen Plauderjournalismus auf Stadtteilniveau. Also langweilig wird mir nicht.

Was ich dann später mache will ich noch offen lassen, meine Gedanken gingen in eine ähnliche Richtung wie von dir vorgeschlagen. Das hat die Organisation mir im Gespräch auch angeboten, ich konnte und wollte das aber nicht. Möglicherweise werd ich mich irgendwann im Bereich Opferschutz engagieren, das Bedürfnis ist da und jetzt, wo ich weiß, daß ich nicht Gefahr laufen werde, für andere zu einer ähnlichen Gefahr zu werden wie früher diese Leute für mich (sind ja alles pädagogisch/psychologisch geschulte Leute mit Helfersyndrom gewesen, deswegen brauchte ich diese Differenzierung) kann ich das sicher auf meine Art angehen.

@eaglem: ich hab deinen Beitrag gelesen und er macht mich sauer.
 
Pickats Vorschlag ist zwar gut, aber ob er für Fritzie passend ist weiß ich nicht. Muss sie wohl selbst wissen.

Unterschreib ich. Ich fand Pickats Idee von dem Standpunkt aus gesehen, so wie ich fritzies Zeilen las, als eine weitere Möglichkeit, die ich mir für fritzie vorstellen könnte.

Bevor ich da mit dir darüber diskutiere, möchte ich mal klarstellen, dass es fritzie in keinster Weise tangieren braucht, welche Vorschläge wir hier machen. Sie muss es schlussendlich sowieso selbst heraus finden, was für passt oder was nicht.

Und Schreiben ist dann trotzdem aber auch endgültiger: gesprochenes ist in dem Moment weg, in dem es verhallt ist, schreiben ist "für immer"
Wenn etwas für immer ist, hat man keine Möglichkeit zur Veränderung. Es ist festgehalten, jene Gedanken, in jenem Moment... für immer gebannt auf etwas begreifbares. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für den einen oder anderen eine Möglichkeit darstellt, sich darin wieder zu finden. Allerdings... Wovon handelt das Buch und welchen Zweck erfüllt es (vor allem für wen ist es geschrieben)?

Und bewirken ist etwas, von dem ich denke, dass es unsrer Fritzie durchaus liegen könnte, und Bücher erreichen mehr Menschen als Forenbeiträge, bewirken daher mehr

Das ist einerseits richtig. Die Frage ist, was bewirkt es bei fritzie? Geht es in erster Linie um sie oder um die Leser? Ich glaube nicht, dass es Sinn macht ein Buch darüber zu schreiben, wenn man noch mitten im Prozess ist. Und sollten ihre Wunden zu Narben werden, werden auch die Erinnerungen anders beschrieben.

Ich bin der Meinung, dass das Sprechen über ein Trauma ein wichtiges Mittel ist, um herauszufinden, wo des Pudels Kern liegt. Wenn ich ein Schriftstück darüber verfasse, denke ich anders, wie du schon erklärt hast. Man sucht nach passenden Wörtern, die das beschreiben, was wirklich ist. Dabei geht es bei der Aufarbeitung aber weniger um die passenden Worte, sondern darum, die Worte zu verwenden, die einem spontan einfallen, denn sie sind der Schlüssel zum Prozess. Wir verwenden nicht umsonst genau jene Worte, vom Unterbewusstsein gesteuert, "wissen" wir um die Dreh und Angelpunkte des Veränderungsprozesses.

Natürlich ist das geschriebene Wort ein Hilfsmittel, um sich mal gewahr zu werden, was passiert ist. Um komplexe Sachverhalte klar zu formulieren, so dass ein Überblick entsteht. Die Lösung übersieht man allerdings gerne bzw. wird verunmöglicht, wenn man den Anspruch auf eine stilistisch korrekte und saubere Sprache legt.

Für Fritzie mag es eine gute Möglichkeit sein, sich auszudrücken, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Ich weiß aus Erfahrung, dass man sich selbst schreibend viel erklären kann, weit mehr, als man durch Reden könnte.

Beim Reden gibts ein Problem: Es braucht einen verdammt guten Zuhörer. Er muss nicht nur in der Lage sein richtig zuzuhören, sondern auch noch gute Fragen zu stellen. Denn auf die Fragen kommt es an. Mittels dieser ist es möglich relativ umfassend auf die Thematik einzugehen. Zudem ist der persönliche Kontakt wichtig, da auch die Körpersprache sehr viel mehr an Information aussendet, als das Gesprochene. Hier ist es möglich Widersprüchlichkeiten zu entdecken, die bei einem sorgfältig geführten Schriftstück nicht vorkommen werden. Außer man schreibt so was man denkt... allerdings leidet dann schnell bei Vielen die Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes.

Ein Buch kann man nicht schreiben, wenn man nicht klar ist. Man kann sagen, das hier ist die logische Vorarbeit für ein Buch

Exakt. :)
 
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ich hab deinen Beitrag gelesen und er macht mich sauer.

:hmm:

Drei Möglichkeiten:
  • Ich hab mich missverständlich ausgedrückt, weswegen ich dich irgendwie verärgert habe.
  • Ich habe Informationen überlesen, ohne die ich dich wohl falsch interpretiert habe.
  • Beides in Kombi

Wenn du willst, wäre ich um eine Antwort deinerseits froh, egal auf welchem Wege. Wenns möglich ist, würde ich das gerne klären.
 
Ich versuch's in Kurzform, hab gleich wieder eine Nachtschicht vor mir.


Ich bin von gut ausgebildeten Leuten aufgezogen worden. Solchen mit Helfersyndrom. Solchen, die öffentliche Vorträge halten, wie Kindern am besten zu helfen ist, die meistens als Sozialwaisen (dieser Begriff dürfte dir geläufig sein, wenn ich mich nicht irre) zu ihnen kommen.

Was ein Helfersyndrom anrichten kann, wenn es die "Beholfenen" aus den Augen verliert, weil die eigene Güte und Barmherzigkeit ausgelebt werden will, hab ich nicht nur in der Organisation am eigenen Leib erlebt, die ist mir wiederbegegnet in Beratungsstellen, in der Behindertenbetreuung, bei Therapeuten.

Jemand, der hilfebedürftig ist, braucht niemanden, der ihm zeigt, wo's langgeht. Er braucht Leute, die ihm Hilfestellung geben, selbst in die Puschen zu kommen, vielleicht auch selbst auf die Schnauze zu fliegen und sich dabei blutige Knie zu holen.

Anders geht's nicht. Du versuchst mir meine nächsten Schritte aus deiner Sicht zu erklären. Damit vermittelst du, ich wäre inkompetent in eigener Sache.

Das mache ich nicht mit, ich bin schon ziemlich groß. :aetsch:
 
Du versuchst mir meine nächsten Schritte aus deiner Sicht zu erklären. Damit vermittelst du, ich wäre inkompetent in eigener Sache.

Vielleicht ist es die Hitze, dass ich nicht verstehe was du genau meinst... oder aber es ist, mal provokant formuliert, ein Reflex von dir, eben durch deine Erfahrungen.

Womit habe ich bei dir diese Interpretation ausgelöst?
 
Wieder Denkfehler.

Hast du meinen Thread überhaupt gelesen?

Ich habe erwähnt, daß ich insgesamt 16 Jahre intensivste Therapien gemacht habe (durchaus auch erfolgreich). Ich habe erwähnt, daß ich seit 10 Jahren in einer stabilen Beziehung / stabilen Lebensumständen lebe. Vielleicht nicht deutlich genug erwähnt: wir haben in den Jahren eine Firma übernommen, aufgebaut, schwer gearbeitet. Ich laufe nicht als "Seelenkrüppel" durch die Welt.

Was aktuell (ich rede ungefähr von den letzten 2 Jahren) passiert, ist ein Einbruch, der im Prinzip nicht unnormal ist, die hat jeder mal im Leben. Daß das bei mir etwas massiver ausfällt ist bei meiner Biografie kein Wunder.

Was du tust: du mißt an dem, was für DICH Maßstäbe wären. Du machst dir nicht die Mühe zu fragen, du interpretierst einfach fröhlich drauflos. Habe ich irgendwo nach Lebenshilfe gefragt? Nein, brauche ich nämlich nicht, ich brauchte Input und habe den bekommen. Habe ich irgendwo gefragt, wie ich jetzt weiterleben könnte? Nein, oder?

Du benimmst dich übergriffig, das nervt.

Und weil ich nicht mitspiele, reagiere ich also "reflexhaft"?


Ich verstehe, daß mein Thema und meine Beiträge dazu einladen könnten, etwas "tun" zu wollen - und sei's nur, mir Vorschläge zu machen, wie ich mein Leben weiter gestalten soll.

Das brauche ich nicht und das will ich nicht.

Wenn's dir was gibt, meine Grenzziehung abzuschmettern, indem du mir jetzt einen "Abwehrreflex" bescheinigst, dann kannst du das machen - wenn's DEINEM Wohlbefinden dient. Meinem jedenfalls dient's nicht. Schadet mir allerdings auch nicht mehr. :mrgreen:
 
Gut. Auf meine Frage hast nicht geantwortet.

Ich habe mein Post nochmal mit deinen Augen durchgelesen und akzeptiere deine Interpretation. Da du um Gedanken gebeten hast, hab ich ebenso was geschrieben. Leider ist meine Zeit etwas sehr beschränkt, weswegen ich versuchte, irgendwie alles hinein zu packen, was ich so an Gedanken beim Lesen deiner Texte (ja, ich hab den Thread gelesen) hatte. Und große Fragen stellen, die ich tatsächlich hatte, ist momentan keine gute Idee, da ich für einige Zeit nicht im Forum sein werde und somit ein zu großes Zeitfenster im "Dialog" entstünde.

So ist das.

War missverständlich. Wurde von dir als übergriffig empfunden. I'm sorry. :(
 
Meine Zeit ist heute auch begrenzt, ich arbeite diese Nacht.

Ich werde morgen oder übermorgen konkret auf deine Beiträge eingehen und erläutern, was mich genau daran stört - das nicht in Bezug auf dich allein, sondern generell auf die Rolle von Helfenwollenden, die ich sehr oft als kontraproduktiv, wenn auch gut gemeint empfunden hab.

Ist mir besonders deshalb wichtig, weil ich solche Dinge generell als problematisch sehe, wenn es darum geht, ehemaligen Opfern wieder auf die Füße zu helfen. Einverstanden? :winke:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ist mir besonders deshalb wichtig, weil ich solche Dinge generell als problematisch sehe, wenn es darum geht, ehemaligen Opfern wieder auf die Füße zu helfen.

Ich weiß, was du mir sagen willst und ich kann dir versichern, dass ich weder ein Helfersyndrom besitze, noch mich als "Helferlein" sehe. Ich bin selbst durch Therapien gegangen, ich habe selbst schon einigen Menschen beigestanden und weiß aus eigener Erfahrung, sowohl in privater wie in beruflicher Hinsicht, dass die Selbsthilfe das Einzige ist, was "hilft".

Entschuldige nochmals, wenn du dich daran erinnert gefühlt hast. Wie gesagt, war in diesem Falle viel zu komprimiert und interpretativ formuliert...

Ich möchte dir nicht zu Nahe treten, Fritzie, es reicht, was ich bisher geschrieben habe. Danke. Viel Erfolg weiterhin! :bussal:
 
Entschuldige nochmals, wenn du dich daran erinnert gefühlt hast. Wie gesagt, war in diesem Falle viel zu komprimiert und interpretativ formuliert...



Und du tust es weiter. :roll:

Ich werde antworten. Ausführlich. Das halte ich für wichtig genug, unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten auf deiner oder meiner Seite, das ist im Grunde Pillepalle und wird weder dich noch mich aus dem Tritt bringen.


Beispiel 1 hier im Thread: pickats Antwort http://www.erotikforum.at/diskussionsecke.95/kindesmissbrauch.367618-seite22#post3748421 - auf Augenhöhe. Sie teilt mir ihre Eindrücke mit, macht einen Vorschlag hinsichtlich eines möglichen künftigen Engagements meinerseits. Wenn ich sagen würde: "Nö, will ick nich!" würde keine beleidigte pickats antworten.


Beispiel 2 hier im Thread: deine Antwort http://www.erotikforum.at/diskussionsecke.95/kindesmissbrauch.367618-seite23#post3748800

Darin sind mehrere Abwertungen versteckt, die mich ärgern (nicht sonderlich aus dem Tritt bringen, ist was anderes, sieh's als sachbezogene Rückmeldung): du gibst zuerst zu erkennen, daß du in irgend einer Weise kompetent seiest -> legitim, kann man machen, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. Daß du diese Kompetenz im beruflichen Bereich (ich tippe auf Lehrer oder Sozialarbeiter, kann mich aber irren) ansiedelst, verleiht deinen weiteren Worten Gewicht.

Deine Vergangenheit ist deine Persönlichkeit. Es gibt kein Täterprofil. Es gibt kein Opferprofil.

Du erklärst damit, daß das Ergebnis, zu dem ich gefunden habe, falsch sei. Steht dir das zu?


Damit meine ich vor allem die Möglichkeit, sich im Hier und Jetzt dafür zu entschließen, die Wunden, die dir zugefügt wurden, ebenso mit Würde zu tragen, wie die Verletzlichkeit der Seele mit einem Lächeln ins Angesicht schauen zu können.

Aha. Mit Würde. Benehme ich mich würdelos, wenn ich die "Verletzlichkeit der Seele" nicht lächelnd zur Kenntnis nehme? Habe ich das Recht, zu meinen eigenen Ergebnissen zu kommen, auch wenn sie sich von deinen unterscheiden?

Es bedeutet nicht mehr als die Freiheit sich mit seinen Traumata zu versöhnen und die Menschen, die dir Leid zugefügt haben, dorthin zu geben, wo sie hingehören: als ebenso verletzliche Menschen, die sich ihrer Vergangenheit, im Gegensatz zu dir, nie gestellt und sich nie damit versöhnen wollten.

Woraus entnimmst du, daß ich mich nicht mit meinen Traumata "versöhnen" könnte? Selbst wenn ich es so sähe: was bringt dich auf den Gedanken, daß ich nicht imstande wäre, von selbst zu meinen Lösungen zu finden?

"Ich habe diese Scham, diese Schuldgefühle, diese Angst, womöglich selbst im Grunde meines Herzens ein Täter zu sein, nicht mehr."
Wiederhol das mal laut vor dich hin... wie fühlt es sich für dich an? Gibts einen Unterschied zum vorherigen Satz? Wenn ja, wo liegt dieser?

Du begibst dich in eine "Therapeutenrolle", die dir nicht zusteht. Ich schreibe ungefiltert ein Ergebnis, das sich gut anfühlt, du kommst (sorry) mit dieser Psychoscheiße an, um die ich von Anfang an NICHT gebeten habe (ich weiß, du kannst das jetzt wieder als emotional und reflexhaft abwehrend werten - das sind die Psychospielchen, wie sie viel zu oft zwischen Therapeuten und Klienten gespielt werden, deshalb überspitze ich das hier ein bißchen). Damit vermittelst du, daß meine Schlußfolgerungen aus den letzten Tagen nicht richtig seien. Steht dir das zu?


Schreib kein Buch.

Habe ich gefragt, ob ich ein Buch schreiben soll oder darf?

Du könntest antworten: "Halte ich für keine gute Idee, weil..." - das käme anders an, wäre eine Antwort auf Augenhöhe.


Der Schriftsteller sucht nicht die Lösung durch seine Arbeit, sondern versucht sie nur von sich weg zu schreiben.

Du schreibst, was du von meiner Idee, ein Buch zu schreiben, hältst. Hast du gefragt, warum und zu welchem Zweck ich es schreiben will? Du wertest meinen Entschluß und interpretierst da hinein, was es für DICH bedeuten würde, wenn du ein Buch schriebest. Ich bin aber nicht du.


So, an dieser Stelle hör ich auf - ich muß nicht deinen gesamten Beitrag zerpflücken, sondern will deutlich machen, warum ich Antworten wie deine für negativ halte. Sie kommen nicht auf Augenhöhe, sondern aus einer "von oben herab"-Position.

Du bist mir übrigens weder unsympathisch noch will ich dir generell ans Leder. Mich interessiert Kommunikation generell sehr, verstärkt in den letzten Jahren, in denen für mich AUCH eine Frage immer wieder im Raum stand, nämlich die, warum Therapien nicht nur für mich, sondern für viele Opfer - ganz besonders Mißbrauchsopfer - so langwierig und oft so aussichtslos scheinen. Ich hatte ohnehin vor, auf dieses Thema noch ausführlich einzugehen, du hast mir lediglich einen "Aufhänger" dafür geboten.

Ich habe versucht zu erläutern, warum Mißbrauch so besonders massiv und nachhaltig wirkt - das greift besonders tief in die Persönlichkeit eines Menschen ein, hebelt sozusagen seine eigenen Wahrnehmungen aus, bewirkt, daß das Nein-sagen so unendlich schwierig und mit Ängsten verbunden sein kann usw.

Ich hatte in den vergangenen 2 Jahren mit sehr vielen früheren Opfern Kontakt, überwiegend virtuell, aber nicht nur. Und ich war besonders betroffen, weil ich sah, wie viele besonders hart betroffene Mißbrauchsopfer mit schweren Störungen kämpfen, an ihrer Opferrolle festhalten, wie DIS'ler an ihren dissoziierten Persönlichkeiten festhalten, wie aggressiv z.T. selbst kleinste Ratschläge abgeschmettert werden usw. Ich hab dabei sehr viel gelernt, auch in Bezug auf mich selbst.

Ich glaube, fast jeder neigt dazu, einem schwer verletzten Menschen helfen zu wollen, richtig? Jemand, der psychisch verletzt ("krank" beinhaltet eigentlich schon eine Wertung) ist, erfährt viele helfenwollende Ratschläge. Helfen sie ihm? Selten.


Kompetent ist immer in erster Linie der Mensch, der Hilfe sucht. Immer! Er allein wird nämlich mit seinen Ergebnissen und Antworten weiterleben, wird vielleicht "nachbessern" müssen (das tue ich gerade, ich bessere nach). Ob seine Lösungen, seine Gedanken, seine Schlußfolgerungen richtig sind, kann nur er selbst beurteilen, es steht niemandem zu, das zu bewerten.

Davon bin ich überzeugt.


Anregungen, Gedanken, Vorschläge: gut. Aussagen wie "Mach das nicht!", "das siehst du falsch" usw. - möglicherweise noch mit der Information garniert, man reagiere abwehrend, reflexhaft, man habe da wohl einen "wunden Punkt berührt" - typische Helferaussagen, die vermitteln: "Sorry, du arme Wurscht kannst das nicht richtig sehen, ich erkär dir jetzt mal wie's richtig geht."

Und besonders fein: "Ich kenn da eine, die tut auch immer so stark, aber eigentlich..." - Bullshit. Sie IST stark. Jede Überlebende von Gewalt ist stark. Sonst hätte sie nicht überlebt. Das erste und wichtigste, was ein früheres Opfer braucht, ist das Wissen um seine Stärke. Die ist nämlich wirklich vorhanden, nicht nur aufgesetzt.
 
Ich glaube, fast jeder neigt dazu, einem schwer verletzten Menschen helfen zu wollen, richtig? Jemand, der psychisch verletzt ("krank" beinhaltet eigentlich schon eine Wertung) ist, erfährt viele helfenwollende Ratschläge. Helfen sie ihm? Selten.
Klar. Wir fühlen uns schlecht, wenn wir sehen, dass es anderen Menschen schlecht geht, und dann tun wir was für sie, damit es uns wieder besser geht :)

Nein, so einfach ist es nicht. Wir fühlen uns hilflos, sind überfordert (vieles, was Du schreibst, überfordert (mich)). Wir kramen in allen Schubladen, und suchen nach Lösungen, aber die sind da nicht drinnen. Und dann finden wir Rezepte, die andere uns gegeben haben. Und die geben wir weiter, denn sie stammen aus kompetenter Quelle. Nicht, dass sie uns geholfen hätten, aber weil sie von echten Fachleuten stammen müssen sie richtig sein ...

Du musst wissen, dass die Situation, in der Du bist, nicht einfach ist. Würde Dein Problem sein, dass Du an der Straße stehst und nicht weißt, bei welcher Ampelfarbe Du drüber gehen darfst könnten wir Dir freudig zurufen: "Grün; und das Grüne ist ganz unten". Und es ginge uns sofort wieder gut: jeden Tag einen gute Tat, großes Pfadfinderehrenwort. Aber so einfach ist es hier nicht. Wir versuchen, eine Situation zu erfassen, die wir nicht kennen, Du schreibst zwar sehr viel, aber nicht alles (wer alles schreiben möchte, das er an einem Tag erlebt hat, der würde eine Woche sitzen), zudem logischer Weise aus Deiner Sicht, die nicht zwangsläufig die aller Beteiligten sein muss, wir müssen raten, interpretieren, zwischen die Zeilen schauen. Und dann kennen wir Dich nicht, viele haben Dich noch nie gesehen, wir haben nur einen eher oberflächlichen Eindruck von Dir.

So, jetzt hab ich genug über meine Rolle im Thread geblödelt und verzieh mich in die Dusche, der Tag wartet, und er meints wirklich gut mit mir: draußen regnet es, dazu soll es warm werden, also ideale Parameter für einen tag in einem Raum mit 15 Computern und 5 Leuten auf 40 Quadratmetern. Ich freu mich drauf :grantig:
:winke:
 
Fritzie, du bzw. deine Lebensgeschichte und die Aufarbeitung selbiger beschäftigen mich mehr, als ich ursprünglich zulassen wollte. Mein Motto "Vergangenheit, erledigt, abgehakt" war Jahrzehnte hindurch (bin genauso alt, wie du) der einzig gangbare und somit auch richtige Weg für mich. Bis ich vergangenen Herbst ein kurze reaktive Psychose bekam.
Was war passiert? Ich hatte mich - bar jeder Vernunft - verliebt. Paralell dazu "drehte" meine 15jährige Tochter durch, tauchte drei Tage bei einem ihrer Freunde in Wien unter...Jugendwohlfahrt und Kripo agierten hinter meinen Rücken ohne Einfühlungsvermögen, überschritten teilweise ihre Kompetenzen: meine Tochter wurde für drei Monate in ein Krisenzentrum "deportiert". Mein Gefühlsleben war in Aufruhr, wie wohl nie zuvor. Meine Ohnmacht gegenüber den Behörden belasteten mich derart, dass ich mich - unabsichtlich - in meine verliebten Gefühle zu dem (10 Jahre jüngeren) Mann hineinsteigerte, dass ich Wahnvorstellungen bekam. Ich bildete mir ein, er würde mein ganzes Leben kontrollieren - von Handy angefangen, über Bankverbindung bis hin zu meinem Alltag. Ich begann alles zu triggern, sah überall Botschaften von ihm...in Autokennzeichen (die einzelnen Zahlen bekamen plötzlich spezielle Bedeutung), in Werbeaufschriften auf Autos etc. Bildete mir ein, bestimmte Menschen seien seine "Spione". Ich fühlte mich durch die "totale Kontrolle" behütet, war in einer extrem manischen Phasen. Hatte die Kraft gegen Jugendwohlfahrt um meine Tochter zu kämpfen. Seit März 12 bin ich wieder in ruhigem Fahrwasser gelandet. Meine Gefühlswelt hat sich wieder stabilisiert. Habe viel nachgedacht, über mich, das Verhalten anderer, psychisch belastenden Müll entsorgt. Ruhe wieder in mir selbst. Was ich damit sagen will? Extremsituationen müssen aufgearbeitet werden. Möglichst rasch und effizient. Sonst werden sie zu belastend und blockieren. Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis er bricht. So auch die Psyche.
 
Fritzie, du bzw. deine Lebensgeschichte und die Aufarbeitung selbiger beschäftigen mich mehr, als ich ursprünglich zulassen wollte. Mein Motto "Vergangenheit, erledigt, abgehakt" war Jahrzehnte hindurch (bin genauso alt, wie du) der einzig gangbare und somit auch richtige Weg für mich. Bis ich vergangenen Herbst ein kurze reaktive Psychose bekam.
Was war passiert? Ich hatte mich - bar jeder Vernunft - verliebt. Paralell dazu "drehte" meine 15jährige Tochter durch, tauchte drei Tage bei einem ihrer Freunde in Wien unter...Jugendwohlfahrt und Kripo agierten hinter meinen Rücken ohne Einfühlungsvermögen, überschritten teilweise ihre Kompetenzen: meine Tochter wurde für drei Monate in ein Krisenzentrum "deportiert". Mein Gefühlsleben war in Aufruhr, wie wohl nie zuvor. Meine Ohnmacht gegenüber den Behörden belasteten mich derart, dass ich mich - unabsichtlich - in meine verliebten Gefühle zu dem (10 Jahre jüngeren) Mann hineinsteigerte, dass ich Wahnvorstellungen bekam. Ich bildete mir ein, er würde mein ganzes Leben kontrollieren - von Handy angefangen, über Bankverbindung bis hin zu meinem Alltag. Ich begann alles zu triggern, sah überall Botschaften von ihm...in Autokennzeichen (die einzelnen Zahlen bekamen plötzlich spezielle Bedeutung), in Werbeaufschriften auf Autos etc. Bildete mir ein, bestimmte Menschen seien seine "Spione". Ich fühlte mich durch die "totale Kontrolle" behütet, war in einer extrem manischen Phasen. Hatte die Kraft gegen Jugendwohlfahrt um meine Tochter zu kämpfen. Seit März 12 bin ich wieder in ruhigem Fahrwasser gelandet. Meine Gefühlswelt hat sich wieder stabilisiert. Habe viel nachgedacht, über mich, das Verhalten anderer, psychisch belastenden Müll entsorgt. Ruhe wieder in mir selbst. Was ich damit sagen will? Extremsituationen müssen aufgearbeitet werden. Möglichst rasch und effizient. Sonst werden sie zu belastend und blockieren. Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis er bricht. So auch die Psyche.

So erklärt sich vieles...

Schön, die alte Manu wieder zu haben.

:bussal:
Stella (Mandarin)
 
Schreib kein Buch. Du wirst, glaub ich, nicht glücklich damit.

was soll das bitte ? ist hinschreiben von persönlichem nicht gleichbedeutend mit erzählen. und hat "sich etwas von der seele reden" nicht meistens - ich behaupte mal - sogar immer geholfen. klar, mehr oder weniger. wobei weniger dem istzustand immer noch vorzuziehen ist, oder ?

ich wollte hier in deinem sehr persönlichen thread, liebe fritzie, eigentlich keinen kommentar abgeben, da das thema für mich ein wenig zu unüberschaubar ist, das gebe ich zu. und bevor ich gefahr laufe, irgendwelche falschen vorschläge zu unterbreiten, lass ich es lieber. ich habe mir auch fast nur deine beiträge durchgelesen, da mich deine "lebensgeschichte" schon sehr interessiert und ich nicht durch andere kommentare abgelenkt werden will. und ab und zu, das gestehe ich ein, war ich schon sehr betroffen. andererseits lese ich aber neben vergangenen tiefen immer wieder höhen heraus, die es dir in der jeweiligen phase doch erleichtert haben, darüber zumindest zeitweilig hinweg zu kommen. inwieweit eine entgültige aufarbeitung überhaupt möglich ist bzw. ob man so was je vergessen kann, kann ich überhaupt nicht beurteilen.

ich persönlich denke aber doch, das es möglich sein sollte, dazu bin ich zu sehr optimist. dazu glaub ich zu sehr an das gute im menschen (in diesem fall dein umfeld oder auch nur dieser thread, je nachdem) und dazu glaub ich auch zu sehr an die fähigkeit des menschen schlechthin, derartige vergangenheiten zu bewältigen.

ich ziehe meinen hut vor dir, respekt !!!!

:winke:
 
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