Das hat mich heute Nacht beschäftigt. Ich strebe heute keinen Kontakt mehr an, ebensowenig er. Aber innerlich: vielleicht kann ich "ihn" aufteilen. Er war für mich eine Zeitlang die wichtigste Bezugsperson. Was Verweigerer angesprochen hat bzgl. "Gaunerehre", stimmt.
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> Es galten für uns Kinder sowohl in der Familie wie auch innerhalb der Einrichtung bestimmte "ungeschriebene Gesetze". Von meinem Bruder habe ich die im wesentlichen gelernt, man verrät sich nicht gegenseitig (jetzt bleibt mir gleich ein Lachen im Hals stecken, in diesem Zusammenhang gewinnt das gerade eine ganz neue Bedeutung), man verteidigt sich gemeinsam "gegen die da" (die Erziehungsberechtigten), na was eben in solchen Gruppen gilt.
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> Eigentlich hat er alle diese "Gesetze" selbst nicht eingehalten, fällt mir gerade auf. Keiner von uns, als Erwachsene konnten wir alle uns nicht mehr offen in die Augen sehen.
Hier meine Gedanken von heute frueh dazu:
Diese "Gaunerehre" oder wie immer man das nennt, was in Gruppen
passiert: einerseits "Du darfst die Gruppe nicht verraten" und
andererseits einzelne Mitglieder inner- oder ausserhalb der Gruppe
trotzdem verraten ist fuer mich gefuehlsmaessig ziemlich schlimm. Das
scheint mir ein Hauptgrund zu sein, warum auch Diktaturen oder auch nur
das Stasi-System funktioniert haben und funktionieren - dort im Grossen
wie bei Deinem Beispiel in der "Familie" im Kleinen.
Ich war in der gluecklichen Lage, eigentlich nie in so einer Gruppe zu
sein, auch als Jugendlicher war ich in dem Sinn nie in einer "Clique",
wo so eine Art Gruppenzwang herrscht. Einzige Ausnahme ist hier die
XXX-Clique, dort tritt sowas aber nur sehr gemaessigt auf, zum
Beispiel im Bezug auf XY.
Sicherlich waere ich, wenn ich in sowas "reingeraten" waere, auch kein
Maertyrer gewesen, sondern haette mich hoechstens auf meine Art und
Weise versucht, wann immer es geht vor solchen Sachen zu druecken.
Anderes Thema war "Treue": Fuer mich ist Treue nicht nur postive
besetzt, genau so wie "Ehre". Mit "Treue" zu irgendwas kann man ziemlich
viel von jemanden "verlangen", genau so wie mit dem "Ehrbegriff". Rein
positiv besetzt ist fuer mich dagegen der Begriff "Ehrlichkeit". Wobei
ich Aussagen wie "Ehrlich waehrt am laengsten" trotzdem doof finde. Wenn
man immer und ueberall ehrlich sein will, hat man es naemlich auch ganz
schoen schwer.
Man sollte versuchen, gegenueber sich und den einem
nahestehenden Personen ehrlich zu sein, aber selbst das ist nicht immer
einfach.