Eigentlich wollte ich mich aus diesem Thread heraushalten, so, wie ich das generell praktiziere, wenn mir zur Thematik das Fundament fehlt. Ich bin nicht katholisch und nehme für mich nicht das Recht oder die Pflicht wahr, über das Dafür oder Dawider eines Kirchenaustritts in der r.k. Kirche zu diskutieren.
Ich bin ev.ref. getauft und habe im Alter von 11-14 Jahren u.a. den Katechismus vor- und rückwärts auswendig lernen müssen, um dann die Konfirmation zu erlangen, also in einem äusserst pubertären Alter, in dem einem jeglicher moralisch erhobener Zeigefinger sowieso auf den Geist geht... Dementsprechend habe ich das Thema Kirche in sehr frühen Jahren erst mal auf die Seite gelegt...
Das heisst aber keineswegs, dass ich keinen Glauben hätte oder mich nicht mit dem Thema Papst, Kirche und Auslegung ihrer Gebote beschäftigen würde. Vieles in diesem Zusammenhang erscheint auch mir fragwürdig, unserer heutigen Zeit einfach nicht mehr angepasst, manches sogar relativ lächerlich. Beispiele muss ich nicht bringen, es wurden hier einige schon zu Hauf diskutiert.
Nun sind wir beim Thema: ..ich finde es mehr als erfreulich, dass es hier doch einige User gibt, die eine sachliche Diskussion anstreben und unterhalten, die sich ernsthaft und weitgehend ohne Polemik oder Blasphemie jeglicher Art in der Tiefe mit Fragen des Glaubens auseinander setzen...
Und aus diesem aktuellen Anlass:
Die Kirche
ist (sind) sex-feindlich und
selbstverständlich lustfeindlich, weil sie diese als sozialen Bindungs
mechanismus nicht akzeptieren können und eine
zweifelhafte "Unmoral" darin sehen...
hinterfrage ich mal, wie jemand dazu kommt, die Auffassung zu vertreten, dass Sex und Lust als sozialer Bindungsmechanismus zu verstehen wäre.
Wenn das Fazit aus diesem Satz nicht so traurig wäre, könnte man über die enthaltenen Unstimmigkeiten ja geradezu schmunzeln. Nur so viel: Bindung und Mechanismus sind meines Erachtens nach eine recht gefährliche Komponente, die wohl zu einem grossen Prozentsatz (teilweise sprichwörtlich) in die Hose geht. Und eine zweifelhafte Unmoral tendiert dann doch schon wieder zur Moral, oder...?
Dass das "make love, not war" nicht funktioniert, um weltweit den Frieden zu garantieren, muss ich wohl nicht sonderlich betonen, jeder von uns sieht es aus seinem mehr oder weniger kleinen, direkten Umfeld selbst. Das zügellose, spontane und in den meisten Fällen egoistische Ausleben von Lust jeder Art schafft im Endeffekt nix anderes als unsägliches Leid, oftmals bis hin zum totalen moralischen und/oder sogar sozialen Absturz....
Und die Leidtragenden sind in den meisten Fällen unsere Kinder, die nächste Generation, die uns im Alter noch bissi Halt und Bindung schenken sollte. Aber bitte, wenn jemand meint, dass man einer oder einem 14-Jährigen bei seinem Ringen um die Lösung von Problemen sagen sollte: ... "geh vögeln, dann wird das schon wieder...", wundert mich eigentlich nicht, dass unsere Strukturen auseinander fallen...
Und wer, bitte schön, wenn nicht die Kirche, sollte sich mehr dazu berufen fühlen, uns in dieser Hinsicht ab und zu einen erhobenen moralischen Zeigefinger zu zeigen, zu mahnen, zum Nachdenken anzuregen?
Last, not least: ich kenne Menschen, die drei Viertel ihres Lebens die Kirche und Gott verhöhnt haben, weil sie glaubten, ihr Leben ohne jeglichen Glauben im Griff zu haben... und siehe da, vom Leben gezeichnet, alt und eventuell krank, sitzen sie sonntags in den vorderen Reihen der Kirchenbänke....
Warum bloss...?!