Man braucht es nicht festzulegen, weil die Liebe selbst diese Festlegung trifft. Und es ist meiner Meinung nach nicht abhängig von der Individualität des geliebten Menschen, sondern von der Tiefe und Echtheit der Liebe. Je inniger diese Liebe ist, um so weniger wird sie sich von anderen "Individualitäten" locken lassen, um so weniger wird man als Mensch das Verlangen haben, seine Liebe aufzuteilen. Weil Liebe mit Sicherheit nicht mehr wird, wenn man sie mehreren Menschen schenkt, sondern weil alles, was ich einem Dritten schenke, dem anderen Objekt meiner Liebe vorenthalten wird.
Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass Liebe mehr wird, wenn man sie aufteilt. Dass das nicht nur ein heikles Thema ist, sondern auch heikel in der Praxis, eben weil Menschen und Gefühle involviert sind, ist klar. Das weiß ich auch aus Erfahrung.
Ich kanns dir auch nur aus meiner Sicht sagen. Seit ich Mike kenne, habe ich keinen Mann getroffen, der mich auch nur annähernd interessiert hätte. Weder sexuell noch emotional.
Ich hab nur leider das Problem, dass ich nicht nur auf Männer stehe. Ja, oft ist es nur Sex, aber manchmal ist es mehr. Was genau es ist, zeigt meistens einfach die Zeit.
Aber deswegen wird meine Liebe zu Mike nicht weniger. Ich weiß, ich hör mich jetzt an wie ein Kerl, der seine Frau ständig bescheißt und meint, das würde an seiner Beziehung zu seiner Frau nix ändern. So ist es ja nicht. Natürlich ändern auch Einflüsse von außen die Beziehung, vor allem, wenn diese Einflüsse emotionaler Natur sind.
Nur - solange mein Partner davon weiß und nichts dagegen hat, weil er trotzdem mein Partner ist, auch wenn ich jemand anderen lieb hab ....
Vor allem darfst Du es ja gar nicht. Indem Du eine solche Festlegung triffst, setzt Du ja schon eine Priorität, mit der Du Deine eigene Theorie widerlegst
Welche Theorie? Ich schrieb ja, dass man es eben nicht vergleichen kann. Erstens kann man eine langjährige Beziehung und die involvierten Gefühle nicht mit einer "Beziehung" vergleichen, die sich gerade angebannt hat. Zweitens muss man nicht immer alles erklären können. Solange alle involvierten Personen damit umgehen können, sollte man es einfach genießen. Dass es ein schlimmes Ende nehmen kann, ist nicht auszuschließen - allerdings auch nicht, wenn man sich auf einen Menschen beschränkt.
Auch wenn es sich statt um Liebe nur um Verliebtsein handelt, womöglich gar nur um sexuelles Verlangen oder sexuelle Neugierde.
Das kann man oft einfach nicht definieren ... muss man es? Manchmal beginnt es als sexuelle Neugierde und wird mehr. Manchmal lernst du jemanden kennen, verstehst dich gut mit ihm und booom - auf einmal ist da was, von dem du gar nicht wolltest, dass es da ist. Wenn es aber beiden so geht - warum verzichten? (Vor allem, wenn auch andere Personen, die indirekt damit zu tun haben, kein Problem damit haben). Das Jetzt genießen und schauen was wird.
Wenn ich weniger offen wäre, könnte es mir genauso passieren, dass ich morgen jemanden treffe, von dem ich meine, er wäre der Mensch meines Lebens. Mike kanns auch passieren.
Es mag zwar zutreffen, dass nicht alle Wandernden gleich als verloren zu gelten haben, mit Sicherheit trifft aber zu, dass unabhängig davon die Zurückgelassenen sehr oft verletzt sind.
Dazu bedarf es keines großen Aufwandes. Auch eine Hasenpfote, so weich sie auch sein mag, kann verletzen.
Die wenigsten Menschen verletzen absichtlich. Aber soll man, aus Angst verletzt zu werden, von Anfang an abblocken? Oder soll man, um andere nicht zu verletzen, verzichten? Du müsstest das doch verstehen, immerhin warst du in einer Beziehung, als du deine Frau kennen gelernt hast. Manchmal passieren Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass sie passieren. Und dann ist es da und du musst dich entscheiden. Auch wenn dabei andere Menschen verletzt werden.