L
Gast
(Gelöschter Account)
.... für die daheimgebliebenen (als ansporn! ) und für die erschienenen bussal: )
ich sag es nochmal:
ich hab mich so gefreut, dass sich leut' aus hartberg, wien und salzburg und auch aus deutschland den weg gemacht haben, hinzukommen!
und ich sage nochmal danke!
und nochmal ein besonderes "danke" an meine charmante chauffeuse mOni, die mich sicher nach münchen und wieder heimgebracht hat!
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
also steh ich mal wieder vor einem gespannten publikum.
diesmal sind es sogar zahlende gäste!
sie schauen mich alle an - warum genau mich???
ach - ich soll ja lesen!
ulrike, die charmante buchhändlerin, hat soben ihre begrüßung abgeschlossen, und wie immer zögere ich ein wenig, anzufangen.
einerseits, sind die paar sekunden, bevor man zu lesen beginnt, etwas ganz besonderes, mystisches.
die sekunden, die über alles entscheiden - über die zuneigung und die aufmerksamkeit der zuhörer, übers eigene befinden.
noch einmal tief luft geholt....
wie es dazu kam?
nun ja, eines schönen tages im märz eine mail in meinem postkastl.
von andreas, meinem verleger.
"betr.: lesung!"
ob ich denn interesse hätte, in münchen zu lesen, fragt er.
interesse???
wofür hält er mich, zum geier?
die begeisterung ist riesig!
ich schreibe umgehend an die lady mit dem verlockenden angebot und binnen einer woche steht unser deal:
lesung am 27.4. in der buchhandlung, sinn und sinnlichkeit, in münchen.
wie immer bin ich vorher ganz cool - eine woche vor der lesung fang ich langsam an, meine texte zusammenzuklauben.
einen nach dem anderen laut vorzulesen, meist nachts, vor dem einschlafen.
und die zeit zu stoppen, wie lange ich dafür brauche, denn sie (die lesezeit!) ist ja vorgegeben.
einmal 40, einmal 20 minuten, mit pause dazwischen.
seufz - sooo lange?
das schaff ich nie!
ich pack die geschichten ein, in riesengroßen lettern ausgedruckt, damit ich es auch im halbdunklen lesen kann - schas-augert bin ich ja ziemlich...
und natürlich kann ich mich mal wieder nicht entscheiden.
naja... einen fixstarter gibt es natürlich: meine lieblingsgeschichte zum vorlesen:
betti - bitte warten.
die anderen... keine ahnung, na schaun ma mal....
und dann ist es soweit.
der tag x da, viel zu schnell einerseits.
weil ich natürlich mal wieder (wie eigentlich immer) irgendwie unvorbereitet erwischt wurde vom schicksal.
jössas, es ist soweit - ich sollte was einpacken, zum anziehen!
einen schwingenden schwarzen rock, das neue gestreifte korsett.
high heels und nahtstrümpfe, damit die leut gleich wissen, was es geschlagen hat (und eher auf mich schauen als mir zuhören - denn dass die lesung ein bauchfleck wird, das weiß ich ja jetzt schon!)
unterwäsch', meinen kulturbeutel, der größer ist als so manche reisetasche, schuh' zum wechseln - ach nein, die zieh ich ja an! - gastgeschenke für die buchhändlerin, die uns liebenswürdigerweise bei sich übernachten lässt, ein paar riegel, damit wir nicht hungern müssen.
und dann gehts los.
ich trag meine neue erdbeerfarbene hose, ein gant-t-shirt und eine kapuzenjacke.
dazu rosa handtascherl und ebenso rosa donna-karan-sneakers.
edelrosa, so to say...
auf der autobahn.
das schutzengerl hält knapp mit uns schritt, immerhin hat meine chauffeuse einen superschnellen flitzer, der, wie ich am tage der rückreise zu meiner überraschung erfahre, kein toyota celica ist.
na wurscht, aber rot ist er...
auf der fahrt machen wir uns so gedanken über unsere gastgeberin.
"also, sinn und sinnlichkeit... das klingt so, als würde sie alle freuden des lebens genießen... hat wahrscheinlich ein bisschen viel gewicht, die gute, rote haare und ein wallegewand an."
meine chauffeuse stimmt mir zu, nur glaubt sie, dass die haare braun sind.
naja - lassen wir uns überraschen....
endlich in münchen, parkplätze sind mangelware.
aber letztendlich gitb es doch einen für ein großes auto (meinen kleinen fiat hätt ich in dieser zeit 15x untergebracht - nur wären wir mit dem erst morgen angekommen...)
der erste blick auf das geschäft schockiert mich:
nix schwarz/rot, nix schmuddel, nix versteckt!
ein riesiges eckgeschäft, gestylt wie ein edler innenstadtfriseur!
große scheiben, lichtdurchflutet, dunkelroter edelholzboden.
wow!!!
ich werd gleich einen halben kopf kleiner.
lass mir aber nichts anmerken, und marschier forsch hinein.
"hallloo!", trällert es von hinter dem tresen. "kann ich euch helfen?"
öm.
eine sehr schlanke, sehr hübsche frau, in weißer bluse und jeans.
meine kinnlade schleift am boden, ich bring den mund zwar auf, aber nicht mehr so leicht zu.
hm.
ääääh...
"lisa, ähm, also...lorelay!", bringe ich mit letzter kraft heraus.
sie ist gleich uuurnet, versorgt mich mit wasser, macht small- und big talk, zeigt uns alles.
die perfekte gastgeberin.
ich sehe allerdings an ihrem blick, dass sie sich mich auch etwas anders vorgestellt hat...
grins!
nun ja, zeit genug, also plündern wir erstmal ihre büchervorräte, machen kurz die innenstadt unsicher und spazieren dann, eine halbe stunde vor beginn der lesung, zurück zum geschäft.
die verkaufspulte haben inzwischen bänken platz gemacht - sehr vielen bänken! - die mit einer weißen husse überspannt sind.
aaalter, so viele leute kommen da?
ich schrumpfe noch um ein paar zentimeter.
"jaaa, und vorreservierungen haben wir auch schon!", strahlt ulrike.
na super, das heißt, jetzt nützt nicht mal tot umfallen mehr etwas!
hilfe!!!
ich gehe nach hinten, lege meine sachen zurecht und gehe dann in meine spezial-yoga-stellung á la lorelay:
in einen fauteuil setzen, den kopf zwischen die knie und die arme darüber.
und vergessen, dass man auf der welt ist und in zwanzig minuten lesen muss...
"ploing!" scheibenklopf.
was zum...?
ich denke an ungeduldige zuseher.
gerade vorhin wollte eine dame den saal stürmen, aber ulrike in ihrer unerbittlichkeit hat die arme draußen stehen lassen.
"wir sind noch beim vorbereiten!"
na, und ich erst!
ich will die "ploinger" und scheibenklopfer wegwacheln, stehe auf, die hände schon auf halbmast, da...
...die kenn ich!
aber...
was...?
...???
...!!!
der steirerbua.
naja - so halb hab ich ja gerechnet mit ihm, gestehe ich.
weil der urstur ist und eh nie das tut, was man ihm sagt!
aber...daneben...
pickats und petseit!
ich zisch wie ein hüpfender flumi bei der tür raus, knuddl die drei, kann es überhaupt nicht glauben.
sie grinsen und strahlen um die wette.
aaaalter - die sind echt so urweit gefahren, nur um...
ich grins über beide ohren und versuch gleichzeitig, nicht zu heulen.
und glaubs kaum!
als mOni, nichtsahnend und telefonierend, um die ecke biegt, wirft sie fast das telefon weg vor überraschung.
und biegt sich vor lachen.
ich knuddl nochmal alle und geh plätze resevieren, und umziehen.
weil, in der erdbeerroten hose will mich hier wahrscheinlich keiner sehen!
außerdem bin ich das dem tantchen schuldig, die extra so weit gefahren ist.
irgendjemand hat immerhin meine hose als pink bezeichnet, und dass tantchen und pink in einem raum nicht koexistieren können, weiß ja inzwischen die dümmste!
also, rein in die kammer, korsett...
...und wo bitte sind meine stiefel?
ich durchsuch alles.
keine stiefel.
aber die high heels hab ich wenigstens da!
nochmal nehm ich das korsett nachdenklich in die hand.
ist aber jetzt nicht mein ernst, dass ich das anzieh!
immerhin hat mir das kleid noch immer glück gebracht!
na also!
ich schmink mich, strümpfe, schuhe, haare, fertig.
als ich rauskomm, füllt sich der raum langsam.
immer mehr leute tauchen auf.
einer, ein adretter älterer herr, steuert direkt auf mich zu.
stellt sich vor.
wir kennen einander aus dem internet, meint er.
jöööö, mein erster fan auf distanz!
ich schüttle ihm die hand, er plaudert mich an.
ich kann jetzt net so wirklich, sag ich.
muss gleich lesen!
schieb mir noch schnell ein red bull rein, zur nervenberuhigung, hol mir ein glaserl wasser, und sitz mal probe, vorne am lesetisch.
dann troll ich mich schnell und setz mich zu meinen freunden auf die bank: "kommt diese autorin jetzt bald, die da lesen soll?"
in der reihe vor mir schmunzeln.
shit, heut kann ich aber niemanden täuschen - die kennen mich wohl schon von irgendwo!
und dann steht ulrike vorne, will mit der begrüßung beginnen.
ersucht mich höflich, dann eventuell auch nach vorne zu kommen.
hmmmm... naja - einer hübschen frau kann ich ja fast nix abschlagen, also stöckl ich halt zu meinem tisch.
klammere mich ans manuskript.
trau mich gar net recht ins publkum schauen.
die schauen bitte alle mich an!
und dann geht es los, die paar sekunden der besinnung sind unbarmherzig verstrichen.
ich lese meine einleitung, dann geht es los:
"schnee.
viel mehr schnee als man sich vorstellen kann.
aber - man braucht ihn sich nicht vorzustellen, geh ans fenster, zieh die vorhänge..."
etc. etc.
das schweigen im raum ist greifbar.
sind die fadisiert, gebannt oder fassungslos?
keine ahnung, schwer zu sagen, aber jetzt ist es schon wurscht - ich bin mittendrinnen!
als ich an die stelle komme, an der mir immer die tränen in den augen stehen, "innerlich rammt mich ein lastwagen, und..."
schwimmen meine augen auch heute.
und ich hör von irgendwo, ganz hinten, einen leisen mitleidigen seufzer.
na super - hoffentlich meint die den armen kerl in der geschichte und net mich!
als ich fertig bin, doch noch ein, zwei kleine kicherer aus dem publikum, dann geht es weiter.
die zweite geschichte ist meine lieblingsgeschichte, die betti - bitte warten.
die hab ich schon so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig kenne, aber ich liebe sie.
kurze sätze, kleine pausen, und der emilio ist rein literarisch eine meiner lieblingsfiguren.
es gibt ihn in "echt", und sooft ich an ihn denke, ersteht sein bild vor meinen augen und ich denke an den hirnstillstand, den er bei mir ausgelöst hat mit seiner unendlich frechen und unverfrorenen art.
und ich geh gleich ohne pause weiter zu den vibratorgeschichte, weil die zwei ja zammghörn.
das echo wird schon a bisserl besser...
ich hör ein paar kudern, leiser zwar als in wien, aber immerhin für meine feinen ohren hörbar.
der steirer sitzt unverdrossen mit der kamera da und filmt mit, irgendein gutaussehender braungebrannter typ fotografiert unentwegt.
ob das der matula ist, der sich seinen 7er abholen wollte?
ausschaun tät er a bisserl wie der echte matula, nur fescher...
*grübel*
dritte geschichte.
ich frag mal unschuldig, ob ich sie anhängen soll, ein leises gebrummel habe ich die frechheit als ja zu deuten.
und lese.
sehe ulrike auf die uhr schauen.
na klar überzieh ich - ich bin der weibliche thomas gottschalk, nur meine haare sind einen tick weniger schlimm!
und setz ihnen die "lange nacht der käuflichen erotik" drauf.
dann gibts applaus.
juhu - geht ja!
ich wanke von meinem platz, stolpere über den herrn mit dem weißen bart, der sich an seinem glaserl festhält.
werde von dem fotografen abgelenkt, signiere ein paar unglaublich lieben leuten ein buch, werde von einem augenpaar gefesselt.
an denen ein entzückendes mädel dranhängt.
"hallo, ich bin die cosima!"
hallo, ich bin die lorelay!
aber das weiß sie schon, sie ist ja wegen mir hergekommen.
mit freundin.
dann die x_lilith_x.*
"hallo, nett dich kennenzulernen!"
schleppe sie zu den anderen, stelle vor.
freu mich total!
muss leider wieder rein, irgendeiner zupft schon wieder an mir: signieren, plaudern, businesstalk (neeein - nicht das! buchbusiness!)
schaun ma mal..., sag ich nur.
meine zukunft klingt auf jeden fall uuuuurinteressant.
jaja, dabei hab ich immer gedacht, wenn ich mal den 40er überschritten habe, sitz ich nur mehr zuhause und strick socken!
dann stubst mich ulrike: auf zur zweiten runde!
kurz vor beginn schleicht sich noch ein bekanntes gesicht in die runde: einer unserer wiener parade-SMler hat den weiten weg auf sich genommen.
(neeeein, net der alex!)
na dannn... nachdem er so spät dran ist, muss ich ja doch beide geschichterln lesen, die noch da sind, was solls?
jetzt kommt die rampensau in meinem herzen raus - ich will nimmer aufhören!
schade fast, dass ich nur mehr zwei...
dann ulrike: ob ich etwas lauter lesen könnte - die hinten hören mich sehr schlecht.
uff!
na sicher!
hallo kehlkopf, denk ich. das wird dann meine nächste entzündung, wahrscheinlich...
aber wurscht - die wollen mich hören, also sollen sie mich auch hören!
ich hol nochmal tief luft, dann fang ich an:
abenteuer einer telefontante.
wow - jetzt lachens schon richtig!
ich werd nimmer!
als ich mit der geschichte fertig bin, richtiger applaus.
und ich?
"ömmm, ich hätt euch da noch gern eine geschichte angetan, weil, da ist einer extra aus wien angereist, und der ist erst in der pause gekommen... also, wenns euch recht ist!"
sie wehren sich ncht explizit genug, also sind sie verdammt zum zuhören, die armen schweine.
und ich schieß die "agentur zur glücklichen schlampe" nach.
wow - sie lachen! sie lachen richtig!
und als ich fertig bin, richtiger applaus!
ich bin hin und weg!
ist das schön!
dann ist es vorbei.
ich mag da gar net aufstehen!
die leut auch net.
und so bleiben wir alle sitzen.
"vorlesen kann ich euch nix mehr - meine texte wie auch meine stimme sind aufgebraucht! aber ich bleib noch sitzen, falls mich wer anschauen will, gell?"
sie schmunzeln.
und ich bin happy.
schwebe auf einer riesigen adrenalinwolke durch den abend.
abend?
es ist inzwischen elf vorbei!
und um 21.15 hätt ich, laut plan, fertig werden sollen!
naaaaa - jo!
aber beschwert hat sich keiner.
cosima und lilith verabschieden sich leider, die anderen tröpfeln großteils mit uns in den "wassermann".
wo ich mich liebend gern mit der partie besaufen würde - wäre ich nicht die einzige, die nicht mehr fahren muss.
was ich allerdings zu diesem zeitpunkt noch nicht wusste, ist, dass das besäufnis am nächsten abend mehr als nachgeholt wurde....
ich sag es nochmal:
ich hab mich so gefreut, dass sich leut' aus hartberg, wien und salzburg und auch aus deutschland den weg gemacht haben, hinzukommen!
und ich sage nochmal danke!
und nochmal ein besonderes "danke" an meine charmante chauffeuse mOni, die mich sicher nach münchen und wieder heimgebracht hat!
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
also steh ich mal wieder vor einem gespannten publikum.
diesmal sind es sogar zahlende gäste!
sie schauen mich alle an - warum genau mich???
ach - ich soll ja lesen!
ulrike, die charmante buchhändlerin, hat soben ihre begrüßung abgeschlossen, und wie immer zögere ich ein wenig, anzufangen.
einerseits, sind die paar sekunden, bevor man zu lesen beginnt, etwas ganz besonderes, mystisches.
die sekunden, die über alles entscheiden - über die zuneigung und die aufmerksamkeit der zuhörer, übers eigene befinden.
noch einmal tief luft geholt....
wie es dazu kam?
nun ja, eines schönen tages im märz eine mail in meinem postkastl.
von andreas, meinem verleger.
"betr.: lesung!"
ob ich denn interesse hätte, in münchen zu lesen, fragt er.
interesse???
wofür hält er mich, zum geier?
die begeisterung ist riesig!
ich schreibe umgehend an die lady mit dem verlockenden angebot und binnen einer woche steht unser deal:
lesung am 27.4. in der buchhandlung, sinn und sinnlichkeit, in münchen.
wie immer bin ich vorher ganz cool - eine woche vor der lesung fang ich langsam an, meine texte zusammenzuklauben.
einen nach dem anderen laut vorzulesen, meist nachts, vor dem einschlafen.
und die zeit zu stoppen, wie lange ich dafür brauche, denn sie (die lesezeit!) ist ja vorgegeben.
einmal 40, einmal 20 minuten, mit pause dazwischen.
seufz - sooo lange?
das schaff ich nie!
ich pack die geschichten ein, in riesengroßen lettern ausgedruckt, damit ich es auch im halbdunklen lesen kann - schas-augert bin ich ja ziemlich...
und natürlich kann ich mich mal wieder nicht entscheiden.
naja... einen fixstarter gibt es natürlich: meine lieblingsgeschichte zum vorlesen:
betti - bitte warten.
die anderen... keine ahnung, na schaun ma mal....
und dann ist es soweit.
der tag x da, viel zu schnell einerseits.
weil ich natürlich mal wieder (wie eigentlich immer) irgendwie unvorbereitet erwischt wurde vom schicksal.
jössas, es ist soweit - ich sollte was einpacken, zum anziehen!
einen schwingenden schwarzen rock, das neue gestreifte korsett.
high heels und nahtstrümpfe, damit die leut gleich wissen, was es geschlagen hat (und eher auf mich schauen als mir zuhören - denn dass die lesung ein bauchfleck wird, das weiß ich ja jetzt schon!)
unterwäsch', meinen kulturbeutel, der größer ist als so manche reisetasche, schuh' zum wechseln - ach nein, die zieh ich ja an! - gastgeschenke für die buchhändlerin, die uns liebenswürdigerweise bei sich übernachten lässt, ein paar riegel, damit wir nicht hungern müssen.
und dann gehts los.
ich trag meine neue erdbeerfarbene hose, ein gant-t-shirt und eine kapuzenjacke.
dazu rosa handtascherl und ebenso rosa donna-karan-sneakers.
edelrosa, so to say...
auf der autobahn.
das schutzengerl hält knapp mit uns schritt, immerhin hat meine chauffeuse einen superschnellen flitzer, der, wie ich am tage der rückreise zu meiner überraschung erfahre, kein toyota celica ist.
na wurscht, aber rot ist er...
auf der fahrt machen wir uns so gedanken über unsere gastgeberin.
"also, sinn und sinnlichkeit... das klingt so, als würde sie alle freuden des lebens genießen... hat wahrscheinlich ein bisschen viel gewicht, die gute, rote haare und ein wallegewand an."
meine chauffeuse stimmt mir zu, nur glaubt sie, dass die haare braun sind.
naja - lassen wir uns überraschen....
endlich in münchen, parkplätze sind mangelware.
aber letztendlich gitb es doch einen für ein großes auto (meinen kleinen fiat hätt ich in dieser zeit 15x untergebracht - nur wären wir mit dem erst morgen angekommen...)
der erste blick auf das geschäft schockiert mich:
nix schwarz/rot, nix schmuddel, nix versteckt!
ein riesiges eckgeschäft, gestylt wie ein edler innenstadtfriseur!
große scheiben, lichtdurchflutet, dunkelroter edelholzboden.
wow!!!
ich werd gleich einen halben kopf kleiner.
lass mir aber nichts anmerken, und marschier forsch hinein.
"hallloo!", trällert es von hinter dem tresen. "kann ich euch helfen?"
öm.
eine sehr schlanke, sehr hübsche frau, in weißer bluse und jeans.
meine kinnlade schleift am boden, ich bring den mund zwar auf, aber nicht mehr so leicht zu.
hm.
ääääh...
"lisa, ähm, also...lorelay!", bringe ich mit letzter kraft heraus.
sie ist gleich uuurnet, versorgt mich mit wasser, macht small- und big talk, zeigt uns alles.
die perfekte gastgeberin.
ich sehe allerdings an ihrem blick, dass sie sich mich auch etwas anders vorgestellt hat...
grins!
nun ja, zeit genug, also plündern wir erstmal ihre büchervorräte, machen kurz die innenstadt unsicher und spazieren dann, eine halbe stunde vor beginn der lesung, zurück zum geschäft.
die verkaufspulte haben inzwischen bänken platz gemacht - sehr vielen bänken! - die mit einer weißen husse überspannt sind.
aaalter, so viele leute kommen da?
ich schrumpfe noch um ein paar zentimeter.
"jaaa, und vorreservierungen haben wir auch schon!", strahlt ulrike.
na super, das heißt, jetzt nützt nicht mal tot umfallen mehr etwas!
hilfe!!!
ich gehe nach hinten, lege meine sachen zurecht und gehe dann in meine spezial-yoga-stellung á la lorelay:
in einen fauteuil setzen, den kopf zwischen die knie und die arme darüber.
und vergessen, dass man auf der welt ist und in zwanzig minuten lesen muss...
"ploing!" scheibenklopf.
was zum...?
ich denke an ungeduldige zuseher.
gerade vorhin wollte eine dame den saal stürmen, aber ulrike in ihrer unerbittlichkeit hat die arme draußen stehen lassen.
"wir sind noch beim vorbereiten!"
na, und ich erst!
ich will die "ploinger" und scheibenklopfer wegwacheln, stehe auf, die hände schon auf halbmast, da...
...die kenn ich!
aber...
was...?
...???
...!!!
der steirerbua.
naja - so halb hab ich ja gerechnet mit ihm, gestehe ich.
weil der urstur ist und eh nie das tut, was man ihm sagt!
aber...daneben...
pickats und petseit!
ich zisch wie ein hüpfender flumi bei der tür raus, knuddl die drei, kann es überhaupt nicht glauben.
sie grinsen und strahlen um die wette.
aaaalter - die sind echt so urweit gefahren, nur um...
ich grins über beide ohren und versuch gleichzeitig, nicht zu heulen.
und glaubs kaum!
als mOni, nichtsahnend und telefonierend, um die ecke biegt, wirft sie fast das telefon weg vor überraschung.
und biegt sich vor lachen.
ich knuddl nochmal alle und geh plätze resevieren, und umziehen.
weil, in der erdbeerroten hose will mich hier wahrscheinlich keiner sehen!
außerdem bin ich das dem tantchen schuldig, die extra so weit gefahren ist.
irgendjemand hat immerhin meine hose als pink bezeichnet, und dass tantchen und pink in einem raum nicht koexistieren können, weiß ja inzwischen die dümmste!
also, rein in die kammer, korsett...
...und wo bitte sind meine stiefel?
ich durchsuch alles.
keine stiefel.
aber die high heels hab ich wenigstens da!
nochmal nehm ich das korsett nachdenklich in die hand.
ist aber jetzt nicht mein ernst, dass ich das anzieh!
immerhin hat mir das kleid noch immer glück gebracht!
na also!
ich schmink mich, strümpfe, schuhe, haare, fertig.
als ich rauskomm, füllt sich der raum langsam.
immer mehr leute tauchen auf.
einer, ein adretter älterer herr, steuert direkt auf mich zu.
stellt sich vor.
wir kennen einander aus dem internet, meint er.
jöööö, mein erster fan auf distanz!
ich schüttle ihm die hand, er plaudert mich an.
ich kann jetzt net so wirklich, sag ich.
muss gleich lesen!
schieb mir noch schnell ein red bull rein, zur nervenberuhigung, hol mir ein glaserl wasser, und sitz mal probe, vorne am lesetisch.
dann troll ich mich schnell und setz mich zu meinen freunden auf die bank: "kommt diese autorin jetzt bald, die da lesen soll?"
in der reihe vor mir schmunzeln.
shit, heut kann ich aber niemanden täuschen - die kennen mich wohl schon von irgendwo!
und dann steht ulrike vorne, will mit der begrüßung beginnen.
ersucht mich höflich, dann eventuell auch nach vorne zu kommen.
hmmmm... naja - einer hübschen frau kann ich ja fast nix abschlagen, also stöckl ich halt zu meinem tisch.
klammere mich ans manuskript.
trau mich gar net recht ins publkum schauen.
die schauen bitte alle mich an!
und dann geht es los, die paar sekunden der besinnung sind unbarmherzig verstrichen.
ich lese meine einleitung, dann geht es los:
"schnee.
viel mehr schnee als man sich vorstellen kann.
aber - man braucht ihn sich nicht vorzustellen, geh ans fenster, zieh die vorhänge..."
etc. etc.
das schweigen im raum ist greifbar.
sind die fadisiert, gebannt oder fassungslos?
keine ahnung, schwer zu sagen, aber jetzt ist es schon wurscht - ich bin mittendrinnen!
als ich an die stelle komme, an der mir immer die tränen in den augen stehen, "innerlich rammt mich ein lastwagen, und..."
schwimmen meine augen auch heute.
und ich hör von irgendwo, ganz hinten, einen leisen mitleidigen seufzer.
na super - hoffentlich meint die den armen kerl in der geschichte und net mich!
als ich fertig bin, doch noch ein, zwei kleine kicherer aus dem publikum, dann geht es weiter.
die zweite geschichte ist meine lieblingsgeschichte, die betti - bitte warten.
die hab ich schon so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig kenne, aber ich liebe sie.
kurze sätze, kleine pausen, und der emilio ist rein literarisch eine meiner lieblingsfiguren.
es gibt ihn in "echt", und sooft ich an ihn denke, ersteht sein bild vor meinen augen und ich denke an den hirnstillstand, den er bei mir ausgelöst hat mit seiner unendlich frechen und unverfrorenen art.
und ich geh gleich ohne pause weiter zu den vibratorgeschichte, weil die zwei ja zammghörn.
das echo wird schon a bisserl besser...
ich hör ein paar kudern, leiser zwar als in wien, aber immerhin für meine feinen ohren hörbar.
der steirer sitzt unverdrossen mit der kamera da und filmt mit, irgendein gutaussehender braungebrannter typ fotografiert unentwegt.
ob das der matula ist, der sich seinen 7er abholen wollte?
ausschaun tät er a bisserl wie der echte matula, nur fescher...
*grübel*
dritte geschichte.
ich frag mal unschuldig, ob ich sie anhängen soll, ein leises gebrummel habe ich die frechheit als ja zu deuten.
und lese.
sehe ulrike auf die uhr schauen.
na klar überzieh ich - ich bin der weibliche thomas gottschalk, nur meine haare sind einen tick weniger schlimm!
und setz ihnen die "lange nacht der käuflichen erotik" drauf.
dann gibts applaus.
juhu - geht ja!
ich wanke von meinem platz, stolpere über den herrn mit dem weißen bart, der sich an seinem glaserl festhält.
werde von dem fotografen abgelenkt, signiere ein paar unglaublich lieben leuten ein buch, werde von einem augenpaar gefesselt.
an denen ein entzückendes mädel dranhängt.
"hallo, ich bin die cosima!"
hallo, ich bin die lorelay!
aber das weiß sie schon, sie ist ja wegen mir hergekommen.
mit freundin.
dann die x_lilith_x.*
"hallo, nett dich kennenzulernen!"
schleppe sie zu den anderen, stelle vor.
freu mich total!
muss leider wieder rein, irgendeiner zupft schon wieder an mir: signieren, plaudern, businesstalk (neeein - nicht das! buchbusiness!)
schaun ma mal..., sag ich nur.
meine zukunft klingt auf jeden fall uuuuurinteressant.
jaja, dabei hab ich immer gedacht, wenn ich mal den 40er überschritten habe, sitz ich nur mehr zuhause und strick socken!
dann stubst mich ulrike: auf zur zweiten runde!
kurz vor beginn schleicht sich noch ein bekanntes gesicht in die runde: einer unserer wiener parade-SMler hat den weiten weg auf sich genommen.
(neeeein, net der alex!)
na dannn... nachdem er so spät dran ist, muss ich ja doch beide geschichterln lesen, die noch da sind, was solls?
jetzt kommt die rampensau in meinem herzen raus - ich will nimmer aufhören!
schade fast, dass ich nur mehr zwei...
dann ulrike: ob ich etwas lauter lesen könnte - die hinten hören mich sehr schlecht.
uff!
na sicher!
hallo kehlkopf, denk ich. das wird dann meine nächste entzündung, wahrscheinlich...
aber wurscht - die wollen mich hören, also sollen sie mich auch hören!
ich hol nochmal tief luft, dann fang ich an:
abenteuer einer telefontante.
wow - jetzt lachens schon richtig!
ich werd nimmer!
als ich mit der geschichte fertig bin, richtiger applaus.
und ich?
"ömmm, ich hätt euch da noch gern eine geschichte angetan, weil, da ist einer extra aus wien angereist, und der ist erst in der pause gekommen... also, wenns euch recht ist!"
sie wehren sich ncht explizit genug, also sind sie verdammt zum zuhören, die armen schweine.
und ich schieß die "agentur zur glücklichen schlampe" nach.
wow - sie lachen! sie lachen richtig!
und als ich fertig bin, richtiger applaus!
ich bin hin und weg!
ist das schön!
dann ist es vorbei.
ich mag da gar net aufstehen!
die leut auch net.
und so bleiben wir alle sitzen.
"vorlesen kann ich euch nix mehr - meine texte wie auch meine stimme sind aufgebraucht! aber ich bleib noch sitzen, falls mich wer anschauen will, gell?"
sie schmunzeln.
und ich bin happy.
schwebe auf einer riesigen adrenalinwolke durch den abend.
abend?
es ist inzwischen elf vorbei!
und um 21.15 hätt ich, laut plan, fertig werden sollen!
naaaaa - jo!
aber beschwert hat sich keiner.
cosima und lilith verabschieden sich leider, die anderen tröpfeln großteils mit uns in den "wassermann".
wo ich mich liebend gern mit der partie besaufen würde - wäre ich nicht die einzige, die nicht mehr fahren muss.
was ich allerdings zu diesem zeitpunkt noch nicht wusste, ist, dass das besäufnis am nächsten abend mehr als nachgeholt wurde....