Vielleicht von Seiten der Autorinnen. (Ich lass jetzt mal das Große I weg, da es ja ohnehin fast nur Frauen sind, die über diese Missstände berichten.) Aber die Berichte welche die befragten Mädchen vorlegen, die werden ja wohl wahr und authentisch sein, nehme ich mal an.
Könntest du das bitte genauer erläutern ? Wie kommt denn das ??
Ich habe das schon zuvor so gesagt: Tatsächliche Fakten und persönliche Erfahrung habe ich zur Prostitutionsmigration nach Ungarn zu Beginn dieses Jahrzehnts. Ich war zu dieser Zeit (ebenso wie ein Freund) vorwiegend beruflich in Ungarn unterwegs.
Zur damaligen Situation: Ungarn war zwar nicht mehr kommunistisch, aber auch noch nicht bei der EU. Als Folge des Ersten Weltkrieges leben in praktisch allen ehemaligen "Bruderstaaten" große ungarische Minderheiten in geschlossenen Siedlungsgebieten. (Rumänien, Ukraine, Slowakei). Wegen dieser Minderheiten hat Ungarn nach der Wende und dem Ende des Ostblocks gegenüber diesen Ländern eine sehr liberale Politik bei der Erteilung von Einreisevisa betrieben. Mit etwas Bestechung konnten auch Russinnen sehr leicht zu einem Visum kommen. Das musste zwar Monat für Monat erneuert werden, aber das ging mit den entsprechenden Beziehungen (und Geld) am Konsulat in Uzhgorod.
Wir sind damals erstmals in eine "Rotlichtbar" gekommen, hieß "Titti Twister" und war in Rönök, nahe dem Grenzübergang Heiligenkreuz. Dort war eine Menge Mädchen, wenige Ungarinnen, etliche Rumäninnen und eine Gruppe von 5 Russinnen (aus dem Osten der Russischen Föderation, mehr als 4000 km weit weg). Wir haben uns mit zweien davon sehr eng angefreundet. Du kannst mir glauben, keine von denen wollte
gerettet werden (stimmt vielleicht nicht ganz, die meines Freundes, die wäre sehr gerne geheiratet worden).
Nun wäre das ein Einzelfall. Aber wie es der Zufall so will kenne ich auf Umwegen einen leidenschaftlichen Biker, der seinen österreichischen Steuerschulden entflohen war und in der Nähe des Pannoniaringes ein ähnliches Etablissement betrieb, wie es der Titti Twister war. Und damit erhielt ich weitere Einblicke in den Ablauf dieser Dinge.
Natürlich kamen die 5 Mädchen nicht alleine, sondern mit einem Begleiter. Dem hatten sie sich aber freiwillig anvertraut, denn ganz ohne männlichen Schutz wollten sie doch nicht so weit weg von ihrer Heimat "roboti". Und natürlich mussten sie die Dienste einer Mafia - artigen Organisation als "Dienstleister" in Anspruch nehmen (Vermittlung der Visa und deren Erneuerung).
Ukrainerinnen und Rumäninnen hatten es da einfacher mit dem Visum.
Ich möchte auf die Geschichte nicht weiter im Detail eingehen, ich wollte jedenfalls "meine" Russin unbedingt "retten". Zuerst, weil ich von der völlig falschen Vorstellung ausging, sie sei nicht ganz freiwillig nach Ungarn gekommen. Später, als dieses Missverständnis ausgeräumt war, da wollte ich sie überreden, mit der Prostitution aufzuhören ...... aber:
"you can take the girl out from the redlight, but you cannot take the redlight out from the girl"
Ich muss noch dazu sagen, dass damals sich zwei Dinge ereigneten, die mich stark beeinflusst haben. Im ORF lief eine Sendung über "Zwangsprostitution", die entsprechend "sozialromantisch" angelegt war. Und ich hatte Kontakt zu einer jungen Studentin, die zum Thema "Ausstieg aus der Zwangsprostitution" eine Diplomarbeit schrieb. Später, nachdem ich auch Kontakt zu Organisationen gefunden hatte (Amnesty for Women) und auch aus dem weiteren Verlauf der Geschichte "meiner" Russin habe ich begriffen, dass es wohl meist Schutzbehauptungen gegenüber den Behörden sind, wenn die Mädchen sagen, sie seien gezwungen worden.