Aber warum sind eigentlich immer die Polizisten die Bösen, warum nicht die Beamten bei der Kontrollstelle, wo die SWs regelmässig auftauchen müssen und dort sogar allein mit ihnen sind. Bei einer Kontrolle im Lokal sehen alle anderen Anwesenden zu und wenn wie erzählt die Kolleginnen als Zuträger gearbeitet haben...
Wahrscheinlich ist die Zwangsuntersuchung für Kontrollprostituierte in Österreich eine solch heilige Kuh, dass weder den Polizisten bei der Lokalkontrolle, noch den Beamten bei der Registrierungsstelle etwas anderes interessiert, als der "Deckel". Wenn dann doch ein Verdacht aufkommt, stört das wahrscheinlich den Arbeitsablauf, also wird ein potenzielles Opfer wohl eher abgewimmelt, als angehört.
Nur so kann ich mir erklären, dass 10 Jahre lang Sklaverei in der Öffentlichkeit stattfinden konnte. (Bei solchen Zuständen wird F aus St Pölten wohl mit dem Schicksal hadern. Denn er wird sich fragen: Hätte er seine Zweitfamilie nicht im Keller eingesperrt, sondern in einem Bordell, hätte sich irgendjemand um seine Opfer gekümmert, solange sie als Prostituierte registriert sind?)
Und genau diese Teufelskreise gilt es zu durchschlagen!
Nur kann ich mir nicht vorstellen, wie man in diesem Bereich ohne verdeckte Fahndungen auskommt. Damit meine ich dezidiert nicht daß dise das Ziel haben dürfen Verwaltungsvergehen aufzudecken, sondern strafrechtliche Tatbestände aufzuklären.
Wie die Erfahrungen mit verdeckten Ermittlungen zeigen, sind sie in der derzeitigen Form gegen Menschenhandel völlig wirkungslos, weil sie die allfälligen Opfer nur kriminalisieren (illegaler Aufenthalt, nicht registrierte Prostitution) und Vorwürfe der Opfer wegen Menschenhandel von den Beamten als unglaubwürdig abgetan werden ... siehe den Fall der Nigerianerin, die abgeschoben werden sollte, während die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Menschenhändler einstellen wollte.
Wenn also verdeckte Ermittlungen geführt werden sollen, dann mit "Scheinopfern", die auf Anzeigen wegen leichter Arbeit im Ausland antworten. Im Hinblick auf die Berichte von Folterungen wäre dies aber den Beamten unzumutbar.
Viel wichtiger wäre es aber, die klassische Ermittlungsarbeit ernsthaft durchzuführen: Wenn ein Opfer sich meldet, oder ein Freier einen Verdacht meldet, dann ist dem sorgfältig nachzugehen. In der Praxis passieren gerade hier gravierende Fehler. Im Fall Rantsev gg Zypern hat sich die Polizei so verhalten, wie es wohl auch in Österreich typisch ist: Das Opfer von Menschenhändlern konnte fliehen und die Polizei half den Menschenhändlern, der Frau wieder habhaft zu werden - beim nächsten Fluchtversuch ist sie gestorben.
Meiner Meinung nach siehst du Polizisten zu sehr als Feindbild, so als ob diese an der Zwangsprostitution eine Mitschuld hätten. Nur weil es da mal eine Geschichte mit einem Polizeipräsidenten gegeben hat, bedeutet das noch nicht, dass Polizisten mehr als sonst eine Bevölkerungsschicht in Nobelbordellen verkehrt oder gar mit den Betreibern unter einer Decke steckt.
Ich habe weniger den Polizeipräsidenten im Auge gehabt, sondern das Gerücht, dass sich manche Rotlichtgrößen mit der Polizei arrangieren ... Motto Gratisfick gegen Intervention und Information. Im Fall der Affäre Hornbacher v Geiger ist ja auch die Polizei ernsthaft von solchen Usuancen ausgegangen.
Die solcherart korrumpierten Beamten sind nun in einer Zwickmühle: Sie erkennen vielleicht Anzeichen für Straftaten, riskieren aber aufzufliegen, wenn sie einschreiten. Hier müsste man auch den Polizisten, z.B. durch eine erfolgsabhängige Amnestie (Kronzeugenregelung), einen Anreiz geben, ihr Wissen mit ihrer Behörde zu teilen.
wenn man nicht beweisen kann, daß er gesagt hat, machts a modelcasting und ich nehm auch auch 16-17 jährige ab und lass sie für mich arbeiten, dann kann man dem betreiber des puffs keinen vorwurf machen.
Wenn man dem Betreiber beweisen kann, dass Zuhälter regelmäßig die Mädchen kontrolliert haben, und er davon Kenntnis hatte (z.B. weil die Zuhälter kein Geld ausgegeben haben, von ihm aber dennoch als gern gesehene Gäste willkommen waren), dann wird es für ihn auch eng.