@Wien0123
Eine Drogenszene hat es immer gegeben. In den 60ern und 70ern am Theseustempel im Volksgarten, später am Karlsplatz. By the way, ich weiß nicht was für Passanten dort schlimmer ist: Die "lebenden Toten" oder eine Horde Fußball Hooligans.
Aber ernsthaft: Du warst nie Heroinabhängig, ich auch nicht. Und 99,9% der Abhängigen haben das Zeug freiwillig probiert. Ich glaube dass da mehr Dummheit dahintersteckt, als Frust auf die böse Gesellschaft.
Aber wurscht, wenn Du an der Nadel hängst, dreht sich alles nur mehr um die Beschaffung und das Vermeiden der Entzugserscheinungen. Der Körper rebelliert gegen den Entzug mit Schmerzattacken, die Du Dir wahrscheinlich nicht vorstellen kannst. Krämpfe, Schüttelfrost und das Versagen der Schließmuskeln ist nur ein Teil davon. Das einzige, was einem Menschen dann bewegt, ist der Wunsch diesen Zustand zu beenden. ein "cold turkey" dauert mehrere Tage. Ohne Schlaf wohlgemerkt. Du wirst sehr wenige finden, die das ohne ärztliche Betreuung oder Ersatzstoffe meistern. Auch wenn sie es vorher von sich behaupten.
Wenn nun ein Süchtiger, wie von Dir geschildert, sein Methadon (Das nur die Entzugserscheinungen verhindert, aber keinen Rauschzustand hervorruft, verkauft, dann höchstens an einen anderen Süchtigen, der kein Geld für Heroin hat. Finde ich besser, als er raubt die nächste Pensionistin aus.
Wie man mit einer Heroinsucht jahrelang leben kann, zeigt das Beispiel Keith Richard. Der kann es sich leisten, nur das reinste Gift zu spritzen, und zur Sicherheit geht er einmal im Jahr in die Schweiz um sich das Blut tauschen zu lassen. Und alle jubeln ihm zu, dem Junkie.
Die vielen Tablettensüchtigen, egal ob Aufputsch- oder Beruhigungsmittel, die da und dort umhertorkeln, sind für ihre Mitmenschen genauso schwer auszuhalten wie Alkoholiker. Beide sind ein Ärgernis, aber der Eine macht sich strafbar, der Andere nur krank. Finde ich nicht gerecht.
Die, die es Dir besonders angetan haben, wie ich aus anderen Deiner postings weiß, sind die schwarzen Dealer. Meines Wissens nach verkaufen die größtenteils Kokain. Wie Du ja auch in regelmäßigen Abständen in der Zeitung lesen kannst, ist Kokain sogar in der "guten" Gesellschaft weit verbreitet. Und wenn der Fendrich seinem Schneider (oder umgekehrt) Kokain verkauft, ohne dass ein Aufschrei der Empörung durch's Land geht, dann verstehe ich die Aggression nicht, die Kleindealern mit schwarzer Hautfarbe und/oder Asylausweis entgegen schlägt.
Kokainsucht hat übrigens keine körperliche Abhängigkeit zur Folge, aber führt bei exzessiven Gebrauch zur Veränderung der Persönlichkeit.
Kriminalisieren würde ich diese user nicht, allerdings meiden. Denn so ein Mensch im Koksrausch ist wiederwärtig vereinnahmend und anlassig.
Dass man mit Kokain als Begleiter alt werden kann zeigen viele Beispiele, der bekannteste ist wohl Sigmund Freud.
Conclusio: Auch Junkies sind Menschen, Du musst sie nicht mögen, aber leben lassen musst Du sie. Tröste Dich, gemessen an der Bevölkerung ist es eine verschwindend kleine Minderheit.
Lies einmal "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" von Christiane F. Nur mal so, zum besseren Verständnis der Problematik. Ist zwar von 1978 oder so, aber immer noch aktuell. Das Buch kommt ohne moralisierenden Zeigefinger aus und verherrlicht auch keine Drogen. Und der Straßenstrich kommt auch nicht zu kurz.