Ist es wirklich sinnvoll Kindern Interessen, die nicht der "Mehrheit" entsprechen auszureden und sich anzupassen?
Das erzeugt ja was, je nach Kind vielleicht sogar die (unausgesprochene) Frage "Bin ich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen nicht okay?" -> Warum?
Nein - es ist nicht und wird niemals sinnvoll sein, jemandes Interesse zu beschneiden.
Meines Erachtens ist es die wichtigste Aufgabe der Eltern, den Kindern einen sicheren Hafen zu bieten. Das mag im ersten Schritt banal klingen, ist aber essentiell für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung(egal, wie diese aussieht).
Wenn ein Kind das Gefühl von Sicherheit und Akzeptanz zu Hause uneingeschränkt erfährt, neigt es auch in seinem weiteren Leben dazu mit Zuversicht auf die Zukunft zuzugehen.
Selbstvertrauen , Gerechtigkeitssinn, Fairness, Mitgefühl - all das entsteht in meinen Augen aus einem liebevollen zu Hause. Natürlich kommt jedes Kind - sobald es "die Welt da draussen" allein, d.h. ohne die unmittelbare körperliche Nähe der Eltern, in Situationen die es herausfordern, manchmal überfordern und auch kränken.
Das ist, in meiner Erfahrung, aber auch sehr wichtig für die Entwicklung des Kindes.
Viele Persönlichkeitsprobleme wie zu wenig Selbstvertrauen, Zweifel an Fähigkeiten etc.etc. entstehen durch eine Überbetreuung, eine übersteigerte Fürsorge wohlmeinender Eltern.(besonders stark bemerke ich das bei Einzelkindern).
Freizeit ist für viele Kinder heutzutage ein Fremdwort - das ganze Leben ist durchgeskriptet und verplant: Freizeitaktivitäten, die mit "Freizeit" nichts am Hut haben, Lernstunden, Nachhilfe, etc.etc.
All das dient im Grunde nur der Selbstbestätigung der Eltern "WIR können unserem Kind alles ermöglichen"! (und zusätzlich ist das Kind zu diesem Zeitpunkt auch noch überwacht und behütet).
Versteht mich nicht falsch - auch meine Kids haben Hobbies, denen sie gerne nachgehen - aber in meiner persönlichen Wahrnehmung ist es sehr wichtig eine ausgewogene Balance zwischen unverplanter und verplanter Freizeit zu halten.
Natürlich wollen Eltern ihre Kinder beschützen, ihnen Widrigkeiten aus dem Weg räumen - aber das ist oft eher kontraproduktiv.(im übersteigerten Maß - natürlich gibt es Probleme, bei denen man als Elternteil helfen MUSS)
Sobald ein Kind in die Schule kommt, ist es stundenlang allein "da draussen" im Dschungel - da heißts dann für sich selbst kämpfen, einen Platz zu finden. Das ist harte Arbeit und als Elternteil kann man hier nur unterstützend mitwirken. Und am allerbesten ist es, wenn ein Kind diesen "Dschungel" auch in seiner unverplanten Freizeit selbstständig erproben kann.
Alleine mit Freunden draußen spielen - ohne permanente Überwachung. Kirschen aus dem Nachbargarten klauen und dann vor dem wütenden Nachbarn flüchten - mit den Kumpels auf einem Walnussbaum in einem fremden Garten festsitzen, weil drunter drei Hunde stehen und bellen - zuerst eine schreckliche Situation - dann ein, mit roten Backen und leuchtenden Augen erzähltes Abenteuer, dass beim gemeinsamen Abendessen geschildert wird....etc. etc.
Meine Kinder haben Schulkollegen, die ganz toll 3 Musikinstrumente spielen können, klettern, Handball spielen und Schachturniere bestreiten - aber wenn man sie bittet doch bitte zum Greissler zu gehen, um 10 Semmeln zu holen, sind sie schwer überfordert.... Traurig - in meinen Augen.
Ich versuche, so gut es geht und altersentsprechend, den Kindern immer mehr Freiräume zu geben, Vertrauen zu schenken und Selbstständigkeit auf natürlich Art und Weise zu fördern - das stärkt die Kids ungemein - weil es ihnen Vertrauen in das eigene ICH und die eigenen Fähigkeiten gibt.
Wenn ein Kind Vertrauen zu sich selbst hat, werden in meiner Erfahrung Kränkungen besser verarbeitet und persönliche Probleme selbstbewußter angegangen.
@Mitglied #405112 : ich glaube, ihr macht das schon richtig - euer Junior wird irgendwann darauf pfeifen, ob Betty akzeptiert wird, oder nicht...er wird sie mit Stolz mitnehmen - weil ER sie toll findet.
Bestärkt ihn nur weiter!
Ich habe begonnen, meinen Kindern kleine Aufgaben im Haushalt zu geben, als sie noch im Kindergarten waren. "Helfen" war bei meinen Kids immer hoch im Kurs... Natürlich muss man dann auch mal mit Spiegeltüren leben, die vor lauter "Helfen" mit Öltüchern "geputzt" wurden - das ist einem aber egal, wenn man das stolze kleine Gesicht sieht!