Also ich weiß ja nicht, warum und wofür ihr in Wien wählt, aber wenn icke hier bei uns grün-dunkelrot wähle, dann denk ich dabei weniger an Radfahrer oder Falschparker vor der Tür.
Also liebe Fritzie! Dann will ich dich mal kurz in das Seelenleben des Wieners einführen!
Den Wiener kann man mit Fug und Recht als Raunzer bezeichnen. Egal wie und was gerade des Wieners Leben bestimmt, dass kann gar nicht gut sein, weil sonst würde man als echter Wiener ja seinen Hauptlebenszweck nicht erfüllen können, nämlich das Raunzen!
Und das allerschlimmste daran ist, man will auch gar keine Veränderung, in keiner anderen Stadt der Welt wird diese Einstellung und der Nachruf auf die vermeintlich Guate alte Zeit so verinnerlicht gelebt wie in Wien. Das wird dann auch noch so oft es sich ausgeht in einer gewissen Weinseeligkeit beim Heurigen beraunzt!
Wien zählt ohne Zweifel zu den schönsten Hauptstädten der Welt und hat, auch abseits der gängigen Klischees (Lipizzaner und Sängerknaben, Sissi-Kult und Fiaker-Romantik) viel zu bieten. Die Stadt blickt zukunftsorientiert nach vorne und behält dabei trotzdem immer Ihre große Vergangenheit im Auge. Gerne wird hier Geschichte für den Besucher neu aufpoliert. Der Hang zu Kitsch und Prunk ist allgegenwärtig, die "Wiener Gemütlichkeit" sprichwörtlich, aber saugefährlich, denn nirgendssonst bekommst du so schnell ein Hackl ins Kreuz wie in Wien.
Wien war über Jahrhunderte das Zentrum der Habsburgermonarchie: Noch heute gilt als "echter Wiener", wer tschechische, ungarische, italienische, deutsche oder polnische Wurzeln hat. Aus dieser Vielfalt an kulturellen Einflüssen und deren Verschmelzung entwickelte sich ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große kulturelle Blüte, die alle Bereiche des Kultur- und Geisteslebens erfasste: Philosophie und Psychologie, Musik, bildende Kunst, Architektur, Theater, Literatur und Publizistik.
Ein Kulminationspunkt ist die Musik Musik, auch die "Volksmusik" wird hier gepflegt: Das Wienerlied ist mit seinem Schwermut und seiner Todessehnsucht Abbild der 'Wiener Seele'. Ausdruck dieser Morbidität ist auch eine beispiellose Friedhofskultur: Auf dem Wiener Zentralfriedhof als letzter Ruhestätte vieler bedeutender Persönlichkeiten wird diese gleichsam als sprichwörtliche 'schene Leich' zelebriert.
Schon der Wiener Kabarettist und Schauspieler Helmut Qualtinger meinte einmal: 'In Wien muss man erst sterben, damit Sie einen hochleben lassen'. Der Ergründung der 'Wiener Seele' haben sich viele prominente Psychologen und Philosophen gewidmet und damit Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Neben Sigmund Freud, dem aus Wien stammenden Begründer der Schule der Psychoanalyse setzten beispielsweise Alfred Adler (Begründer der Individualpsychologie) und Victor Frankl (Begründer der Logotherapie und der Existenzanalyse) Akzente. Und du kannst mir glauben schenken wenn ich behaupte, Wien und seinen Bewohner waren das beste Biotop zur Feldforschung dieser Männer!
Nun brachte es die Geschichte einher, das im letzten Jahr die Grünen nach demokratischer Wahl in die Stadtregierung einzogen und es geschah zweierlei, zum einen das schier Undenkbare, nämlich Veränderung und das zweite die unbändige Furcht vor was genau?
Wenn du die Entwicklung des Threads verfolgst, machen sich die werten User hier nicht etwa Gedanken zu essentiellen Dingen wie die Zukunft der Bildung, der Jugend, der Forschung, der Umwelt welcher es immer dreckiger geht etc! Nein, denn dies würde ja den Gottseibeiuns bedeuten , nämlich Veränderung, Zukunft und eventuell gewohnte Pfade zu verlassen. Dass geht ja nun gar nicht!
Nein, da werden essentielle Dinge wie die Benutzung eines Dienstwagens durch die Grüne Vizebürgermeisterin(?) oder Verbauungsthemen aus den Jahre 2009 zum Thema gemacht und gaaaanz wichtig natürlich die pösen Radfahrer, welche hier ein wenig Lobby gefunden haben!
Die armen Wiener wissen nicht, dass sie in einer Stadt mit der allerhöchsten Lebensqualität der Welt leben, sie wissen ihren Reichtum an Grünflächen, der Sauberkeit dieser Stadt, Sicherheit der Menschen, der allerhöchsten sozialen Sicherheit, der allerhöchsten medizinischen Versorgung nicht zu schätzen. Die Sauberkeit, Sicherheit und Pünktlichkeit der Öffis ist geradezu vorbildlich (und hier werden keine Leute am U-Bahnsteig zu Tode geprügelt!) aber dass wissen sie alles nicht, oder wollen es nicht wissen, denn dann hätte man ja nichts zu raunzen! Hier gibt es kein Harz Vier, der Sprit ist billig, die Straßen breit, die Bildung umsonst und die Pension gesichert! (Eine österreichische Spezialität ist es, dass die sogennante Hacklerpension, welche geschaffen wurde um Schwerstarbeiter z. B. an Hochöfen einen verdienten früheren Ruhestand zu gönnen, am allermeisten von Beamten in Anspruch genommen wird!)
In dieser Stadt herrscht geradezu ein eigenartiger Hass auf die Grünen, welcher durch nichts zu begründen ist, die Grünen sind nicht korrupt, die haben keine verurteilten Verbrecher in ihren Reihen, sie haben keine Unsummen an öffentlichen Geldern in den Sand gesetzt, nichts was einem diese Menschen suspekt machen sollte! Ganz im Gegenteil, sie decken regelmäßig den korrupten Sumpf der anderen Parteien auf und mühen sich redlich für eine bessere, sauberere Umwelt zu kämpfen.
Nein, der echte Wiener hängt da seinen Altparteien, deren erdrückender Parteibuchwirtschaft und Korruption nach, keine Wunder in Wien sind ja sogar die Kindergartentanten Beamte!
Liebe Fritzie, eigentlich hast du Recht, man kann es nicht verstehen!
la, la,
es wir ein Wein sein,
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