Keine Schwangerschaft ohne Sperma, kein Sperma ohne Höhepunkt. Das ist aber noch nicht alles. Studien zeigen den großen Einfluss des weiblichen Orgasmus.
Der Orgasmus der Frau – nicht nur für viele Männer noch ein rätselhaftes Feld. Doch welche Rolle spielt er eigentlich bei der Erfüllung des Kinderwunsches? Dass für eine Schwangerschaft der Mann zum Höhepunkt kommen sollte, liegt auf der Hand. Aber die Frau? Lange herrschte die Meinung, dass der weibliche Orgasmus eher keine oder maximal eine untergeordnete Rolle für die erfolgreiche Befruchtung einer Eizelle spielt. Es handle sich sozusagen nur um ein schönes „Extra“ der Natur, wenn die Frau beim Geschlechtsakt auf ihre Kosten kommt. Weit gefehlt.
Je lustvoller der Sex für die Frau, desto mehr Spermien überlebten
Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass der weibliche Orgasmus dabei hilft, schwanger zu werden. Das bestätigt die britische Psychologin Jacky Boivin von der Universität Cardiff im Rahmen einer Untersuchung mit 103 Frauen im Durchschnittsalter von Mitte 30. Hierfür machten die Testpersonen Angaben darüber, welchen Grad der sexuellen Befriedigung sie beim Geschlechtsakt verspürt hatten – bis hin zum Orgasmus. Zwei bis drei Stunden später wurde die Spermienanzahl in ihrer Gebärmutter gemessen.
Es stellte sich heraus: Bei den Frauen, die kurz zuvor beim Sex auf ihre Kosten gekommen sind, waren noch die meisten Samenfäden vorhanden. Nur bei zehn Prozent dieser Testgruppe fanden sich keine Spermien mehr in der Schleimprobe. Die Frauen ohne intensive Lustgefühle hingegen hatten alle so gut wie keine Spermien mehr im Körper. Boivin folgert aus den Testergebnissen: „Die Studie beweist eindeutig eine signifikante und direkte Beziehung der Qualität des sexuellen Erlebnisses und der Zahl der Spermien im Gebärmutterhals.“
Doch das ist noch nicht alles, was der weibliche Orgasmus für den Kinderwunsch leistet. Ein maximales Lustempfinden schafft also beste Voraussetzungen für ein möglichst langes Überleben der Spermien und erhöht damit gleichzeitig auch die Chance, dass die Eizelle erfolgreich befruchtet wird. Boivin erklärt: „Es ist bekannt, dass sich unter diesen Umständen auch der Säuregrad des Schleims in der Vagina verringert. Je geringer der Säureanteil ist, desto länger überleben die Spermien, und desto weiter können sie auf ihrer Reise vordringen.“
Der weibliche Orgasmus begünstigt den Eisprung
Auch der Reproduktionsmediziner und Gynäkologe Johannes Huber bestätigt laut „welt.de“, dass der weibliche Orgasmus eine tragende Rolle bei der Befruchtung spielt. Dabei wird nämlich Oxytocin, das sogenannte „Kuschelhormon“, in hoher Konzentration vom Körper freigesetzt.Der Nachweis war laut Huber gar nicht so einfach: „Denn das Molekül hat eine Halbwertszeit von nur wenigen Minuten. Wir mussten also innerhalb von zwei Minuten postorgastisch der Frau das Blut abnehmen, es zentrifugieren und tieffrieren, um verlässliche Messergebnisse zu erhalten.“
Der Einsatz der Probandinnen und der Forscher hat sich durchaus bezahlt gemacht: Es stellte sich heraus, dass der Botenstoff nicht nur eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur verursacht, sondern auch die verstärkte Ausschüttung eines weiteren Hormons begünstigt, welches wiederum den Eisprung auslöst. „Wenn zum Zeitpunkt des Orgasmus auch der Eisprung, die Ovulation, gerade in der Nähe ist, wird dieser durch den Orgasmus getriggert.Der Orgasmus der Frau ist also hilfreich dafür, dass eine Befruchtung stattfindet“, schlussfolgert Huber.
Der weibliche Höhepunkt ist also durchaus nicht nur ein Bonus beim Sex, sondern spielt eine wichtige Rolle beim Kinderwunsch. Und einen schöneren Grund kann es damit für den Mann kaum geben, sich beim Sex richtig viel Mühe zu geben.