Ein Geschwisterpaar in meinem Heimatdorf lebte in ihrem Haus zusammen. Für mich waren sie uralt- vermutlich um die 50.
Als er Krebs bekam, zündeten sie das Haus an und kamen beide um.
Angesehene Bürger, niemand hat ihnen -auch nicht hinter vorgehaltener Hand- Inzest nachgesagt.
Meine Freundin, damals 25, erzählt mir in einer langen Nacht, wie ihr Bruder in ihr Zimmer gekommen ist. Da war sie 18, also volljährig.
Sie hat sich nicht gewehrt, nur geweint, denn sie wollte ihre Eltern nicht aufwecken- sie schämte sich.
In der Lebenshilfe, in der ich damals Ferienbetreuung machte, eine 18 jährige. Sie benahm sich wie 12. Irgendwann erzählte sie mir,
dass ihr Vater daheim nachts zu ihr kam.
Ja, ich weiß. Es ist juristisch abgesichert. Es gibt Missbrauch, es gibt Vergewaltigung. Man kann sich wehren. Und doch-
wenn der engste Verwandte übergriffig wird, ist es schlimmer. Dann greift die Scham umso mehr.
Ja, ich weiß. Es geht hier um Erwachsene. Aber wann ist man wirklich unabhängig von den Eltern? Wenn man als 20 jährige bei ihnen wohnt und
der Vater zb ein Alkoholproblem hat?
Ist man wirklich unabhängig wie meine Freundin, die ja hätte schreien können- und eh schon 18 war?
Ja, ich weiß. Es geht hier um Erwachsene, die alles freiwillig tun. Aber ist es denn wirklich so?
Meines Erachtens sollte der Schutz bestehen bleiben.