Tantra und wozu es verkommen ist ... ?
Soweit ich informiert bin, hat sich Tantra als Gegenbewegung zum starren indischen Kastensystem manifestiert, in dem ein Mann aus dem einen Kasten nur eine Frau aus dem gleichen Kasten ...
Diese Schranken wurden ignoriert, die Schlachterin (blutbefleckt -> unrein!) konnte sich dem Brahmanen hingeben, alle waren glücklich. Unbekannterweise, denn nach außen durfte natürlich nichts dringen.
Im tantrischen Buddhismus sind die Figuren in sexueller Vereinigung dargestellt, Shiva und Shakti, als Symbol für die Verbindung der weiblichen und der männlichen Seite, als Symbol für die Aufhebung der Dualität in der Extase. Ich weiß sehr wenig darüber, wie diese meditative Vereinigung in Tibet gelebt wurde. Ob gleichberechtigt und nur oder fast nur als Meditationspraxis zum Zweck der erleuchtenden Extase für beide Teilnehmenden, oder ob hier nicht auch ein Machtgefälle im Laufe der Zeit entstanden ist. Hier großer Guru, da kleine Schülerin. (Na, dann gönn ich mir als weiser Guru doch mal auch eine nette Nacht mit einem jungen Mädchen! Hmmm, ob *das* zur Erleuchtung führt ??? Naja, wer ohne Tadel ist, werfe des ersten Stein. Wir sind halt alles nur Menschen...). Osho hat diese Thematik dann in der Flower-Power-Zeit in den Westen gebracht, und wir Westler haben uns halt das rausgenommen, was wir davon verstanden haben: freie Liebe! Soll heißen: freier Sex! Hurra, ich darf endlich ficken, mit wem ich will, und das Ganze hat dann auch noch ein spirituelles Mäntelchen! Bewusstseinserweiterung mit allen Mitteln, und g'sünder als sich einrauchen ists allemal... Die Hippies sind passe, und aus der freien Liebe hat sich die Tantramassage als Dienstleistung etabliert.
Aber Tantra ist viel mehr als nur das. Ich möchte hier eine Lanze brechen für all diejenigen, die dem ursprünglichen, dem indischen und dem shivaitischen Tantra auf der Spur sind, die versuchen, diese Tradition weiter zu erforschen und zu ergründen. Ich kenne hier (in Wien) - leider - niemanden, der intensiv und regelmäßig als Lehrer zur Verfügung stehen könnte, diejenigen, die ich kenne, sind (für mich) zu kopflastig - sie bieten unheimlich viel Wissen an, aber wenig Erfahrung. So bin ich im Moment mit lieber Begleitung auf meinem Weg und versuche, aus meinem bisherigen Wissen und Erfahrungen mir das heraus zu nehmen, was mich weiterbringt, was mich erfüllt. Abweichungen vom Weg, Inspirationen für neue Erfahrungen, Begegnungen mit interessanten Menschen sind immer willkommen ...