@pourquoi, vor einigen Monaten war ich in einem Forum für ehem. Heimkinder aktiv. Es war das einzige Forum, in dem ich sowas wie echte Verbundenheit mit den Leuten empfunden habe, denen mußte ich nicht erklären, was und wie und warum ich bin, weil sie ähnliche Dinge überlebt haben wie ich. Die Verbundenheit ging so weit, daß ich auch eine Moderatorenstelle dort übernommen habe, obwohl ich von solchen Bindungen nicht gerade begeistert bin.
Und dann gab's Diskussionen über Todesstrafe, später auch über die Exekution von Osama bin Laden usw. Und dann wurde argumentiert, so wie du das jetzt tust. Da wurden dann die Gegner der Todesstrafe als "Gutmenschen" diffamiert, angegriffen, zu Mittätern deklariert - wohlgemerkt: von Leuten, die doch WISSEN mußten, daß alle Mitdiskutierenden selbst die fürchterlichsten Quälereien am eigenen Leib erlebt hatten.
Weißt du was? Was du äußerst, ist nichts weiter als das, was auch Täter äußern und so empfinden. Menschen werden zu Nichtmenschen gemacht, es wird ihnen der Status als Mit-Mensch abgesprochen. Es wird befürwortet, sie als "Tiere", als "Monster" usw. auszumerzen. Und es werden ach so "gute" Gründe dafür genannt.
Mich überzeugt das nicht, im Gegenteil, mir macht das Angst, so fürchterlich viel Angst, daß ich mich aus dem Forum dort zurückgezogen habe. Ich habe Angst, wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen - ganz gleich unter welchem Vorwand - bereit sind, Töten als mögliche legitime Handlung anzuerkennen. Täter. Nichts weiter. Ein Täter, der sich über die eigenen Beweggründe täuscht, weil Töten akzeptabel gequatscht wird.
Für mich ist dabei unerheblich, ob jemand meint, irgendwelche "geeigneten" anständigen Henker könnten diesen Job in unserem Namen ausführen. Was muß jemand wohl für ein Menschenbild haben, wenn er imstande ist, andere Menschen bewußt und mit Absicht zu töten?