Ich finde diesen Thread auch toll und möchte jetzt auch mal über mein Trauma reden. Ich habe es zwar verarbeitet mit vielerlei Hilfen, aber ich werde es nie vergessen.
Ich war 9 als mich mein Vater sexuell belästigte. Ich habe vier Brüder, zwei ältere und zwei jüngere und schlief mit einem Jüngeren im Zimmer. Mein Vater setzte sich zu mir ans Bett und begrapschte mich. Mir war das schrecklich unangenehm, ich wusste das ist nicht rechtens und er drohte mir im üblichen Sinne. Er hat mich zwar lediglich begrapscht und sich selbst mit meiner Hand begrapscht, zum Glück hat er aber nicht mehr getan.
Worunter ich mein ganzes Leben lang am meisten Leide ist das Verhalten meiner Mutter. Ich weiß, sie hat es gewusst, sie hat es immer gewusst und bestritten. Ich kann damit einfach nicht leben, weil dies das Schlimmste ist, was eine Mutter ihrem Kind antun kann.
Schlimmer noch, meine Mutter begann mit beginnender Pubertät eifersüchtig zu werden. Da hatte ich mir das mit meinem Vater schon längst abgestellt in dem ich ihm aus dem Weg ging, es vermied mit ihm alleine zu sein und mich ihm gegenüber extrem böse und aufsässig verhielt.
Ich bzw. auch meine Brüder suchten immer die Liebe unserer Mutter, die zwar uns gegenüber sehr verantwortungsbewusst, aber nie liebevoll war. Auch wir bekamen Schläge mit allen möglichem Zubehör, weil sie hysterisch war und mit uns einfach überfordert.
Meine Eltern haben nach aussen immer die ach so tolle Familie markiert - ich hasse diese Scheinheiligkeit.
Als Erwachsene wollte ich mich mit meiner Mutter aussprechen. Sie und auch meine Geschwister stellten mich als Lügnerin hin, die einen Keil in die Familie treiben will. Erst eine Aussprache mit meinem Vater, wo dieser alles gestand - änderte zwar die Einstellung, dass ich eine Lügnerin bin, aber keinesfalls das Verhältnis.
Meine Eltern beherrschten es immer bestens uns Kinder Schuldgefühle einzureden, was mir leider auch nachhängt.
Eigenartigerweise hasse ich meine Mutter abgrundtief, während mir mein Vater scheißegal ist. Er ist behindert und (auch wenn das derb klingt) hat seine gerechte Strafe bekommen.
Aber meiner Mutter, die bis heute bestreitet (und ich glaub ihr sogar, dass sie das erfolgreich verdrängt hat) davon gewusst zu haben, obwohl es ihr keinesfalls entgangen sein konnte - ihr verzeih ich nie im Leben.
Meine Eltern leben noch und ich habe keinen Kontakt. Früher versuchte ich immer wieder zwanghaft diesen zu haben - so von wegen ist ja deine Familie! Mir gehts aber in jedem Fall besser, wenn ich keinen habe und ich werde es jetzt auch dabei belassen.
Allerdings hab ich ganz sicher den einen oder anderen Knacks weg und versuche ständig daran zu arbeiten.
Ich hatte nie (speziell in der heutigen Zeit) Probleme damit, darüber zu reden, weil mir andere Meinungen, Zusprüche immer eine sehr große Hilfe waren.
Ich kann auch jedem nur empfehlen, dass er psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nimmt und wenn sie nur dazu gut ist, sich Motivation zu holen sich selbst zu helfen!
Ich danke Euch fürs Zuhören!