Also gut, dann spielen wir halt eine Runde ....
du kannst es dir vielleicht denken - vielleicht auch nicht, aber die idee stammt nicht von mir. sie auf wien umzulegen war meine idee. es gibt nämlich bereits autofreie städte, so zb gstaad. natürlich ist gstaad sehr viel kleiner als wien, bzw die vorgeschlagene zone in wien. daher auch der "kompromissvorschlag" der möglichkeit der car sharing mobile innerhalb der stadt. natürlich könnte man sich das gedanklich auch ohne car sharing autos durchspielen, das wäre genau so möglich.
ich weiß noch wie das in gstaad - das ist ungefähr 15 jahre her - im dortigen abstimmungskampf diskutiert wurde. die ganze schweiz hat dort hingeschaut. konservative kreise haben davor gewarnt und "natürlich" den teufel an die wand gemalt. das gewerbe in gstaad würde zusammenbrechen, behinderte würden aus dem städtchen gedrängt, touristen würden ausbleiben, weil sie nicht mehr zu ihren ferienwohnungen bzw zu den hotels zufahren können, man müsse hunderte von ausnahmeregelungen erlauben etc etc. bewahrheitet hat sich das gegenteil. die autofreiheit wird sowohl von einwohnern wie auch von touristen geliebt, die gewerbler haben anfangs geflucht und die autofreiheit verdammt, aber anscheinend haben auch sie die chancen dieses modells erkannt und haben lösungen für die auftauchenden probleme gefunden. dieses hier vorgeschlagene modell ist ein weitergedachtes und ergänztes modell. ich sehe da durchaus einige probleme, wenn auch ganz andere als du, ich werde aber mit den problemen noch hintan halten und lieber die vorteile loben, als die probleme heraufbeschwören ;-) aber sicher: eines der probleme ist die finanzierung, das ist schon richtig. es ist natürlich auch der von mir genannte (und frei erfundene) fahrpreis viel zu gering. korrigieren wir ihn mal auf einen fahrpreis von sagen wir 80 cent pro gefahrenen kilometer.
weißt du, in diesem gedankenspiel geht es ja gerade darum, dass car sharing gesetzlich vorgeschrieben werden kann. deswegen braucht es keine zusätzlichen stellplätze, sondern es braucht eben bedeutend weniger. in diesem modell geht es nicht darum, dass man zum car sharing verpflichtet wird, sondern darum, dass es mit dem privaten auto einfach nicht mehr möglich sein wird, in die innenstadt zu fahren. natürlich kann man darüber diskutieren, was man unter innenstadt versteht, wo man die "grenze zieht" diese grenze, das geb ich gerne zu, habe ich jetzt relativ beliebig gezogen. man könnte auch sagen: bezirke 1, 2, 4-9 und 20. man könnte auch sagen 1 und 4-9, oder was auch immer, natürlich könnte man auch sagen nur der erste soll autofrei werden. aber um diese details soll es hier erstmal nicht geben. (mir ist schon klar, dass dies vor dem vfgh derzeit nicht durchgebracht werden könnte, aber darum solls jetzt bitte noch nicht gehen)
zu der frage: wem es was bringen soll. nun in erster linie natürlich den anwohnern. der ruhende verkehr würde massivst reduziert, aber auch der rollende verkehr würde meine ansicht nach bedeutend reduziert. ein großer vorteil wäre zb, dass dem fahrer durch die abrechnung bei jeder fahrt bewusst gemacht wird, dass autofahren etwas kostet und zwar mehr als nur das benzin, was man dafür braucht. durch die direkte verrechnung der kosten, wird der autofahrer im schnitt das auto sehr viel weniger oft benutzen und es kommt zu einer spürbaren entlastung des verkehrs.
wenn wir jetzt mal vom jetzt zustand ausgehen, so muss man halt davon ausgehen, dass car sharing in wien (oder in österreich) durch herr und frau wiener (oder österreicher) noch nicht angenommen wurde, weil halt hier immer noch der gedanke vorherrscht, ein eigenes auto haben zu MÜSSEN. man sieht seine persönliche freiheit MASSIV eingeschränkt, wenn man nicht seine im persönlichen eigentum stehende blechkiste vor der tür stehen hat. ich kenne aus der schweiz car sharing modelle, die es hier noch nicht einmal im ansatz gibt. da gibt es unter anderem modelle, wo auf genossenschaftlicher basis autos gekauft werden. das einfachste und gleichzeitig auch mit den meisten schwierigkeiten verbundene modell ist das modell: zwei familien kaufen gemeinsam ein auto. das kommt naturgemäß zu kollisionen und schwierigkeiten. aber das gibt es eben auch in größerem stil nach dem motto: 20 familien kaufen gemeinsam 10 autos. das funktioniert naturgemäß sehr viel einfacher, weil spitzen besser abgefedert werden können. desweiteren können natürlich verschiedene autos angekauft werden, die dann einen mix aus den bedürfnissen entspricht, die man zu verschiedenen zeiten haben könnte. (man kauft zb einen kleintransporter, drei minivans, zwei kombis, drei kompaktautos und zwei smart). ich kenne in der schweiz menschen(jetzt kommt wahrscheinlich wieder von irgendwem der vorwurf, dass ich die welt nur vom hörensagen kenne, aber ich kenne wenigstens a bissal mehr als meine eigenen vier wände - und wenn ich wen kenne, der etwas nutzt oder benutzt, das ich selbst noch nicht kenne red ich mit dem halt drüber und erfahre dadurch auch etwas, was ich vorher noch nicht gekannt habe. wie heißt es so schön: durchs reden kommen dleut zsammen), die noch vor wenigen jahren nicht nur IMMER ein eigenes auto besessen haben, sondern auch geglaubt haben, es gehe nicht ohne eigenes auto. hinzu kam, dass ich oft das argument gehört habe, dass car sharing VIEL ZU TEUER sei. ein guter Freund von mir hatte dann einmal das problem, dass sein auto einen totalschaden erlitten hat. er hatte gerade nicht das nötige kleingeld, sich ein auto zu kaufen und ist auf ein carsharing modell als zwischenlösung ausgewichen - in kombination mit öffentlichen verkehrsmitteln. nach drei monaten, als er dann das geld zusammen hatte, sich ein auto anschaffen zu können, hat er sich aber nicht nur an seine neue mobilität gewohnt, sondern auch bemerkt, dass es ERHEBLICH BILLIGER ist, sich so zu bewegen. Eine Familie, die ich sehr gut kenne, hatte früher immer drei Autos, später vier (mit zwei erwachsenen Kindern und zwei "nachzüglern). eines war das Auto für den väterlichen Malerbetrieb, eines war quasi das Familienauto für ausflüge und zwei autos für die täglichen besorungen und wege. ein nachbar, der sich kein auto leisten konnte, durfte sich öfters ein auto ausborgen und hat darauf bestanden, sich finanziell daran zu beteiligen. da ist es einem anderen nachbarn passiert, dass er eine panne hatte, deren behebung ein paar wochen in anspruch genommen hatte (schlamperte werkstätte). in dieser Zeit haben sie gemerkt, dass sie mit vier autos auch auskommen, wenn es sechs benutzer sind, die die autos fahren. inzwischen sind es 18 parteien, die sich gemeinsam 7 autos teilen und es funktioniert anscheinend sehr gut. natürlich gibt es hin und wieder differenzen, was die sauberkeit der autos vor allem im innenbereich anbelangt, aber auch das scheint sich in einem kontrollierbaren rahmen zu halten. in dieser straße, die ich aus meiner jugendzeit sehr gut kenne, ist nun sehr viel mehr platz, als noch vor 15 jahren. während dort früher im normalzustand ca. 25 autos gestanden sind, stehen jetzt nur noch sieben autos. die kinder genießen den gewonnen platz sehr. und ihre eltern auch.
ich finde es ja immer wieder witzig, dass autovernarrte kreise immer wieder darauf hinweisen, dass car sharing gescheitert sei. so wie du, der darauf hinweist, dass der traum vom car sharing modell in wien geplatzt sei. ich sehe das anders. ich sehe das so, dass dieses von den wiener grünen initiierte projekt gescheitert ist und dass car sharing in wien im allgmeinen eher als zusatzangebot zum eigenen auto benutzt wird.
es ist meiner ansicht nach eine frage der zeit, bis sich nicht nur in wien, sondern in gesamt österreich car sharing modelle als erfolgsmodelle durchsetzen werden. natürlich wird es noch einige zeit dauern, bis car sharing zu einer merkbaren eindämmung des verkehrs - vor allem auch des ruhenden verkehrs - aber die zeit wird kommen - mit sicherheit.