Unter dem Begriff Fetischismus" wir heute nicht nur (wie ursprünglich) die Zuschreibung besonderer (göttlicher ) Eigenschaften zu einem Gegenstand ( vgl. religiöser Götze ) verstanden, sondern ein Fülle als anormal geltender sexueller Praktiken, also auch Fixierungen auf Körperteile und damit verbundenen Handlungen ( z.B. Füße lecken ) oder auch nur Handlungen am eigenen oder fremden Körper.
Ein "verrückter" Fetischismus, wonach hier ja gefragt ist, kann u.U. auch eine Begleiterscheinung einer komplexeren psychischen Störung sein.
tibetanische gebetsmühle die nächste: ja, es KANN eine begleiterscheinung einer komplexeren psychischen störung sein - MUSS es aber nicht zwingend. und es gibt umgekehrt jede menge komplexere psychische störungen, die sich NICHT über einen fetisch (im sinn von ding) oder als anormal geltende (!!!???) sexuelle praktiken äußern, sondern z.b. in sexuellen hemmungen oder einschränkungen überhaupt.
als anormal geltend .... wer definiert wie das "normal"? und woraus? und wie oft wie evaluiert?
warum hänge ich mich an dem so fest?
weil uns die "normierende" kraft in der gesellschaft (kirche, obrigkeit, ...) für so lange zeit die vielfalt und freiheit genommen hat. auch in der erotik - oder sie dort in ein offiziell verbotenes schattendasein gedrängt hat, um über die kenntnis der wahrheit macht über die menschen zu erlangen (beichte, ablasshandel etc.). müsstest du doch als grund verstehen, marlene, wo du dich andererseits so für eine aufhebung des inzestverbots stark machst.
weil toleranz und akzeptanz gegenüber anderen nicht dort beginnt und endet, wo sich diese sowieso im eigenen okay-spektrum bewegen. toleranz und akzeptanz beginnen ja in wahrheit erst dort, wo dieser eigene bereich verlassen oder überschritten wird. und erst da fragt sich in wahrheit, wo in einem gesellschaftlichen zusammenleben die grenzen zu ziehen sind.
"die freiheit des einen endet dort, wo die des anderen beginnt", heißt es so schön. das ist in so gut wie allen bereichen des gesellschaftlichen zusammenlebens (ja schon in der familie und beziehung) ein permanenter wandel auf des messers schneide. no na!
aber mit "normalität" hat das noch lange nichts zu tun! normalität bedeutet gesellschaftliche gleichrichterei, um die wahre freiheit auf ein toleriertes "mittelmaß" zu begrenzen - und den rest zu sanktionieren, zu therapieren oder sonst irgendwie abzuschaffen. na, bitte nicht!!!!
denn dort kommen wir gerade her, geschichtlich. dort lebt es sich nicht wirklich toll, das wissen wir. wir brauchen nur nachzuschlagen. und leider gilt:
"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it." (george santayana, 1863-1952)
dort gehen wir ungeachtet dieser wahren erkenntnis leider höchstwahrscheinlich gerade wieder hin - in diese vergangenheit, in der uns mehr zwanghaft vorgegeben als offen gelassen werden wird. diktierte "normalität" und die "abschaffung des restes" hat nicht nur in der erotik dramatische folgen, wie es ja die vergangenheit gezeigt hat. sie stößt auch in den übrigen gesellschaftsbereichen die tür zum totalitären system auf.
"normalität" hat in wahrheit noch nie irgendeine form von freiheit vergrößert oder die probleme im zusammenleben gelöst. ganz im gegenteil: sie hat schattenbereiche geschaffen, die doppelmoral und ausgrenzung gefördert, machtstrukturen geschaffen oder erhalten und für unendlich viel leid gesorgt. man denke nur an die folgen von "normalität" in den jahren 1933 - 1945.
deshalb:
ja, bei den meisten fetischen (dingen und handlungsmäßig) beutelts mich persönlich oder greif ich mir auf den kopf. aber anderen geht es bei den meinigen mit sicherheit auch so.
ja, manche halte ich auch für den betreffenden für bedenklich - physisch oder psychisch. das werde ich im jeweiligen einzelfall ggf. kundtun. aber ich werde mich vor der generalisierung hüten und keine "normalität" zu diktieren versuchen. denn das steht mir nicht zu.
ja, die meisten fetische werden punkto ihrer entstehung mit komplexen psychischen situationen zu tun haben - und diese situationen bedürfen im einzelfall fachmännischer hilfe. aber bei gott nicht alle. und bei manchen ist der fetisch nicht das zu therapierende problem, sondern in wahrheit schon die therapie.
deshalb: vielfalt statt einfalt! ich versteh sie nicht immer, ich muss sie nicht immer auf mich selber umgesetzt haben - aber ich liebe sie. als ganzes!