Das empfinde ich eher als veraltetes Denken. Wenn wir im antiken Japan wären und ich einen Schmied suche der mir händisch ein Schwert mit 1000 Lagen macht würde ich es natürlich bevorzugen wenn der Mensch dahinter sein ganzes Leben den gleichen Beruf ausgeübt hat.
Aber in unserer Zeit zählt der Intellekt oft mehr als Erfahrung. Dank moderner Technik kann man eigentlich jeden Quereinsteiger in wenigen Wochen fit für diverse Jobs machen wenn er nicht gerade vom Baum geklettert ist.
Als die große Krise mit der Pandemie begonnen hat bekamen meine Gewerbe einen Knick, innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich aber angepasst und brauchte neue Mitarbeiter.
Da hatte ich oft die Wahl zwischen Millenials und erfahrenen Leuten, Langzeitarbeitslosen und Schulabbrechern bis hin zu kuriosen Lebenskünstlern.
Die Lebensläufe waren sehr unterschiedlich, eine war z.B. Hasch, Gastro, Verkauf, Büro, Buchhaltung, Kosmetik und noch ein paar Branchen die ich vergessen habe.
Und genau das hat mir imponiert.
Weil einem da sofort klar wird das die Person sich in jedem Job einarbeiten kann.
Warum nicht der Langzeitarbeitslose der nur bei zwei Firmen war? Weil er dazwischen und danach nichts gemacht hat und wahrscheinlich so ein geistiger Betonklotz ist der in seiner kleinen Welt gefangen ist.
Die Welt bewegt sich immer schneller, sture Konzepte werden scheitern. Am einen Tag machte ich noch sehr viel Geld mit Gaming PCs, am nächsten Tag konnte man sich High End Grafikkarten nicht mehr leisten.
Man wittert Gewinn mit der Playstation 5, nur um einzusehen das man gar keine anbieten kann weil sie nicht verfügbar sind. Preise steigen und fallen, die Verfügbarkeit bricht teilweise zusammen und man muss schon im gleichen Moment einen Plan B haben. Und das sorgt auch für neue Anforderungen bei den Mitarbeitern.
War vorher noch ein Ass für Hardwarekompatibilität gefragt war es danach eine angenehme Stimme und Rhetorik per Skype oder Teams was Gewinn machte, brauchte man zuvor noch einen Administrator und 5 Firmen PCs, laufen am nächsten Tag alle mit Surface herum und machen dank moderner Softwarelösungen alles selbst. Und eine Woche später stehen auch die Geräte schon oft in der Ecke weil das Handy für viele Tätigkeiten noch praktischer ist.
Wer geistig nicht mindestens darauf vorbereitet ist das wir vielleicht schon nächste Woche statt Systemlösungen im Hinterzimmer ein paar Kampfdrohnen bauen oder Dosimeter für Smart-Homes implementieren ist Schnee von gestern. Wichtig ist nur das Cheffe immer genug Ahnung hat um es den Mitarbeitern auch notfalls im Schnellverfahren beizubringen. Die Mitarbeiter brauchen hingegen nur Intelligenz für die Schule des Lebens und zumindest einen ECDL, Absätze oder Krawatte.
So gut wie hinter jeder Pleite steht ein stures und treues System. Man denke nur an die Gastro in der Krise. Zwei Wirte gingen da bei uns pleite. Zu dumm für Facebook, Instagram und einen bekackten Flyer mit Gerichten und Preisen für Zustellung oder Abholung.
12 Arbeitlose weil die Betreiber die seit über 40 Jahren aktiv waren nicht einmal mit einer Dönerbude mithalten können. Übrigens genau jene die demonstrierten und bis heute Buhuhu machen. Dabei hätte man beide Betriebe mit einem Handy in ca. 60 Minuten retten können.
Wichtiger war es aber eine Küche künstlich am Leben zu erhalten in der treue Mitarbeiter noch jeden Tag hinter geschlossenen Türen putzten als schon alle mit der Pizza daheim saßen.
Stoische Firmentreue erwarte ich nicht, dafür gibt es ein gutes Gehalt das bindet und auch vom Gewinn abhängig ist. Und mehr kann man nicht erwarten.