War es den Beamten möglich die Bedrohungslage einzuschätzen?
Sah nicht so aus, auch Kollegen sehn das so.
Nochmal aus der Presse
Inoffiziell schätzten erfahrene Beamte die Situation anders ein: Der Einsatz sei „überhart“, es seien klare Fehler zu sehen, heißt es nach Sichtung des Videos. Um einen Tobenden zu fixieren, müssten drei, maximal vier Beamte ausreichen. Auch dürfte er, einmal fixiert, nicht wieder auskommen. Und: „Den Kopf auf den Boden zu pressen, das ist überbordender Einsatz. Gewicht auf einen Kopf zu verlagern, das geht nicht“, so unter anderem ein Ex-Cobra-Mann.
Aber das sei nicht der einzige Fehler: dass acht Mann um einen Einzelnen herumstehen, aber keine „Umfeldsicherung“ stattfinde, dass niemand auf die Passanten eingeht, die klar die Beamten ansprechen. Oder, dass ein solcher Einsatz – auch angesichts der jüngsten Debatte um Polizeigewalt – inmitten einer Menschenmenge stattfindet, sei „völlig unverständlich“
Fakt ist: Wiens Polizei hat ein strukturelles Problem mit dem Alter bekommen. Es klingt absurd, aber die Jugend des Wachkörpers ist seine Schwäche. Dieser Sachverhalt ist auch im Innenministerium Thema. In Wien hat man vor Jahren, zu Beginn der geplanten Verjüngungskur, intern in einem Masterplan darüber nachgedacht, wie man negativen Folgen der vielen Anfänger begegnen könnte. Offenbar mit mäßigem Erfolg.
Junge Beamte als Schwäche
Die Fertigkeit, um die es geht, ist Erfahrung, um Gewalt korrekt im täglichen Einsatz anzuwenden. Genau diese Erfahrung ist der Wiener Polizei in den vergangenen Jahren in großem Ausmaß abhanden gekommen. Von den etwa 6000 Uniformierten gingen einige in Ruhestand, zugleich kam es, getrieben von der Politik, zu vielen Neuaufnahmen. Seit 2009 treten pro Jahr 450 neu ausgebildete Männer und Frauen ihren Dienst an. Als Folge ist heute jeder dritte Beamte in Wien zwischen 20 und 30 Jahre jung. Das allein ist kein Nachteil. Aber: Zwar erhalten die Jungen eine der besten Ausbildungen in Europa, haben mit Diensteintritt jedoch zu wenig Anleitung erfahrener Kollegen.
Auch auf den nun veröffentlichten Aufnahmen sind überwiegend junge Beamte zu sehen. Und die sogenannte Bereitschaftseinheit, die zuletzt wegen angeblicher Häufung von Misshandlungen in der Kritik stand, besteht fast ausschließlich aus Anfängern.