Ich kann die negativen Aspekte gerne ansprechen:
Obwohl der Text auf meiner Website ziemlich eindeutig und umfassend ist, bekomme ich dennoch ab und an Emails von Herren, wo ich dann im Email-Kontakt merke, dass es nicht passt. Solche Anfragen lehne ich dann natürlich ab und hier kann es vorkommen, dass die Herren beleidigend werden und meinen sie müssten auf meine höfliche Ablehnung mit Beschimpfungen reagieren. Auch kann es vorkommen, dass es solche Herren dann mit neuer Email-Adresse immer und immer wieder versuchen, was für mich etwas nervig werden kann.
Sehr selten kommt es vor, dass Spaßvögel meinen die Dame versetzen zu müssen. Man ärgert sich dann natürlich kurz darüber, dass man sich umsonst für das Date schick gemacht hat (Duschen, Haare waschen, schminken, was Hübsches anziehen) und dann versetzt wird. Da dies allerdings sehr selten vorkommt, ist es nicht tragisch und der Ärger verfliegt nach einigen Minuten.
Ein wirklich negativer Aspekt dieses Jobs ist, dass man sehr oft mit Vorurteilen konfrontiert wird, wie man es ja sogar hier - in einem Erotikforum - immer wieder merkt. Hier muss ich zugeben, dass mir dies doch immer wieder näher geht als es eigentlich sollte. Aber dies ist nicht nur in einem Erotikforum so, sondern natürlich auch im "real life". Als ich noch sehr viele One-Night-Stands hatte, kam mir keine Negativität entgegen. Die Männer fanden das natürlich sowieso super (auch platonische Freunde von mir) und die meisten Frauen hatten auch nichts daran auszusetzen, sondern fanden meine Erzählungen lustig. Sobald man sich dann aber dafür bezahlen lässt, hört die Toleranz der Leute leider oft auf, weil sie viel zu sehr mit Vorurteilen beladen sind und nach dem Motto handeln "was ich mir nicht vorstellen kann, darf auch nicht so sein". Hier Aufklärungsarbeit zu leisten und den Leuten zu verstehen zu geben "nur weil DU es Dir nicht vorstellen kannst, kann es aber TROTZDEM so sein", gleicht oft einer Sisyphos Arbeit, was auf Dauer wirklich EXTREM frustrierend ist.
Der negative Aspekt dieser Vorurteile und gesellschaftlichen Ablehnung bzw. Stigmatisierung hat natürlich auch zur Folge, dass man sich immer wieder gezwungen fühlt zu lügen, obwohl man eigentlich sehr gerne dazu stehen würde, was man macht, weil man es ja sehr gerne sowie mit Leidenschaft macht und natürlich auch stolz ist auf seinen Erfolg. Ich denke jeder wäre stolz darauf, wenn er einer Tätigkeit erfolgreich nachgeht, die er gerne und mit Leidenschaft macht. Andere Leute können dies dann in die Welt rausposaunen, von ihrem - für sie tollen - Job erzählen, von ihren Erfolgserlebnissen, von schönen Momenten etc. und sie ernten dafür Anerkennung. Als Prostituierte ist dies wohl beinahe unmöglich, da viele Leute ja sogar in Abrede stellen, dass man dieser Tätigkeit überhaupt gerne nachgehen kann. Das einzige, was man wohl meistens erntet ist Mitleid und Unverständnis. Dies finde ich sehr schade und auch traurig. Und von wem erhält man als Prostituierte denn Anerkennung? Dies spielt sich in einem sehr kleinen Bereich ab. Man kann Anerkennung erhalten von Kunden oder von anderen Damen im Gewerbe, aber nicht von der Allgemeinheit. Und ich sage es ganz offen, auch ich würde mich über Anerkennung freuen. Auch in Alltagssituationen macht sich dies natürlich bemerkbar. Wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache (ist mir schon beim Friseur passiert, bei meiner Masseurin oder auch einfach, wenn man beim Ausgehen neue Leute kennenlernt), sage ich nicht die Wahrheit. Ja, ich würde gerne die Wahrheit sagen, ich würde gerne sagen, dass ich meinen Job liebe und mir nichts besseres vorstellen könnte, ich würde sehr gerne von meinen Erfolgserlebnissen berichten oder von schönen Dates - aber ich kann es nicht, weil man es mir ja sowieso nicht glauben würde und ich erstmal damit beschäftigt wäre diverse Vorurteile aus dem Weg zu räumen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Die negativen Aspekte dieses Jobs beziehen sich bei mir wirklich nicht auf meine Dates, da ich aufgrund meiner Präsentation und meiner Selektion vorab die richtigen Männer anziehe und die abstoße, die ich abstoßen will. Nicht jedes Date ist ein Highlight, aber das muss es nicht sein, weil ich mich darüber freue, wenn ich jemand anderem Freude bereiten konnte (genau das macht wohl im Dienstleistungsgewerbe auch den Erfolg aus). Die negativen Aspekte dieses Jobs sind leider viel weiter gestrickt als mal sagen zu müssen "dieses Date war langweilig" oder "dieses Date war anstrengend". Die negativen Aspekte sind die Vorurteile, mit denen man immer wieder konfrontiert wird, das Lügen, welches daraus resultiert und die fehlende gesellschaftliche Anerkennung. Auch ich würde gerne so offen mit meinem Beruf umgehen wie es jeder andere kann. Auch ich würde mich über Anerkennung hinsichtlich meiner Tätigkeit außerhalb der Paysex-Blase freuen. Auch ich würde meine Erfolgserlebnisse gerne ganz offen mit allen Menschen teilen können. Auch ich würde gerne überall von meinen schönen Erlebnissen berichten können. Ich will nicht Gefahr laufen müssen abschätzig, mitleidig oder entsetzt angesehen zu werden, wenn ich auf die Frage nach meinem Job ehrlich antworte. Ich will nicht zuerst diverse Vorurteile aus dem Weg räumen müssen und unterstellt bekommen ich würde es nicht wagen die Wahrheit zu sagen, nur weil ich nichts negatives zu sagen habe. Ich würde mir mehr Akzeptanz wünschen. Ja, diese alles sind tatsächlich die negativen Aspekte dieses Jobs, unter denen ich (und wahrscheinlich auch viele anderen Damen) zu leiden habe!