Lust ist ja nicht gleich Befriedigung (wie es im Artikel heißt) und ist mE kein Menschenrecht.
Ob Lustempfinden mehr erforscht werden sollte, sollte gar nicht die Frage sein, sondern was Sexualität im Weitesten und Engsten Sinne bedeutet.
Sexualität noch mehr in die Medien zu bringen, halte ich für falsch, denn unsere Gesellschaft ist bereits übersexualisiert. Nackte Frauen- oder Männerkörper und die Sichtbarkeit primärer Sexualorgane ist heutzutage nichts Schockierendes mehr. Wir haben es geschafft von der Prüderie in die Promiskuität zu wandern und der Mittelweg ist halt unpopulär. Nackte Körper reizen unsere Sinne nicht mehr oder stimulieren sie gar, es braucht nun bewegte Bilder, die explizit alles zeigen, was vor 40 oder 50 Jahren noch im Verborgenen ablief. Der Leistungsdruck an den Beteiligten ist enorm. Besser, schneller, geiler, jünger, fügsamer und williger. Und wenn es den eigenen Erwartungen nicht entspricht, wird mit Medikamenten, Spielzeug oder anderen Partner nachgeholfen.
Was ich aber stark in den Medien vermisse, ist das Zwischenspiel zwischen den Menschen (egal ob ein oder mehrere Partner). Themen wie Polygamie oder unterschiedliche Beziehungsformen finden viel zu wenig Platz. Auch Themen wie Sex im hohen Alter, Sex und Behinderung, Pan- oder/und A-Sexualität, Inter-Sexualität, gleichgeschlechtliche Beziehungen, diverse Fetische, Menopause, erektile Dysfunktion etc. finden kaum Raum, weil es da eben nicht nur um Körperliches geht, sondern vor allem um Zwischenmenschliches. Nicht zu vergessen, die eigene Erwartungshaltung und Grenzen, die gesetzt werden.
Unsere aktuelle Gesellschaft und auch Generation fokussiert sich zu sehr auf Praktiken und zu wenig auf Emotionen, Sympathie, Liebe, Verbindungen und Sexuelle Intelligenz und die daraus resultierende Lust, Leidenschaft, Hingabe - Sexualität!
Die Auswahlkriterien sind mE zu eng gesteckt, weil es ja nicht immer gleich ist. Nicht immer funktioniert das eine oder das andere bei mir. Nicht selten sind es eher Kombinationen oder auch gar nichts davon!