Das stimmt aber so nicht. Der Anteil der Maturanten und Akademiker ist seit den 1970ern deutlich gestiegen. Nicht nur durch die von Dir genannten Maßnahmen, auch durch massive Investitionen in die Infrastruktur, die in meinem Heimatbezirk schon in den 1960ern begonnen haben. Es ist wesentlich leichter, Matura zu machen, wenn die Schule in max. einer halben Stunde mit Öffis erreichbar ist. Bei uns gab's schon zu meiner Zeit vier verschiedene Schultypen mit Matura - zur Zeit meiner Eltern hingegen keine einzige Möglichkeit in der näheren Umgebung. Verbunden mit Gratisschulbuch, Schülerfreifahrt, Schülerbeihilfe etc. sind wir fast alle in meiner Generation Bildungsaufsteiger. Unsere Eltern waren zum allergrößten Teil Arbeiter und Bauern.
Daher verstehe ich die Debatte ums Vererben von Bildung überhaupt nicht. Unsere Eltern konnten uns weder Nachhilfe geben noch viel bei den Hausaufgaben helfen. Das einzige was notwendig war, war zu schauen, dass wir die Aufgaben machen und uns ggfs. auf Prüfungen und Schularbeiten vorbereiten. Da gehört ja wirklich nicht viel dazu!
Offensichtlich hat's zu Beginn der 70er einen Push gegeben - hier ein Beitrag zur zitierten OECD Studie:
Bildung wird in Österreich überdurchschnittlich vererbt - derStandard.at
Stimmt also DOCH - zumindest im Vergleich zu anderen OECD Staaten.
Drum ist das mit dem angeblichen Vererben von Bildung sicher kein Problem, das politisch gelöst werden kann. Wenn es tatsächlich Eltern gibt, die ihren Kindern trotz weitgehender Kostenlosigkeit den Zugang zu höherer Bildung verwehren, dann ist denen so oder so nicht zu helfen.
Klar fängt alle bei den Eltern an. Ich habe auch in meiner Jugend von Park- und Kickfreunden gehört, dass sie nicht weiter ins Gym gehen könnten,
"weil sie ja
dem Vater nicht länger auf der Tasche liegen könnten ...." alleine die Fomulierung ist ja schon ein Wahnsinn - und entstammte sicher nicht
dem typischen 14-16 Jährigen
Die haben heute in der 8.Klasse keinen Physikunterricht mehr? Ist das dann Wahlfach bzw. um welchen Schultyp handelt es sich dabei?
Ja kann sein - erschreckend für mich als Techniker.
Nannte sich "Gymnasium mit Schwerpunkt Kommunikation und Sprachkompetenz"
rüstzeug: gerade in der bildung brauchen wir möglichst die besten - und nicht die "werd ich halt lehrer".
da gehört so viel dazu, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen - jedenfalls:
persönlichkeit (autorität statt autoritär sein), dadurch eine vorbildwirkung, begeisterungsfähigkeit, methodenvielfalt (im erklären, im einen unterricht spannend gestalten etc.), geduld, trainer statt richter der kinder sein, fachwissen sowieso, soziale kompetenz, psychologisches geschick, und und und ...
Viele streben ja das Lehramt an (u.a. auch Maturakollegen von mir) weil sie sich eine Lebensfortsetzung mit nur 5 Wochen Urlaub nicht vorstellen wollen/können
Generell ist der Lehrerberuf nicht besonders attraktiv:
a) alle Eltern haben die Gewissheit, dass die Pubertät ihrer SPrösslinge vorbei geht - für Lehrer ist sie Alltag bis zur Pension
b) die Bezahlung ist eher mau - außer man hat Lehramt in Latein, Mathe, etc. da geht dann auch viel "im Pfusch" mit Nachhilfe.
c) ist im Lehrerberuf ja das Dilemma, dass man sich Fächer aussucht in denen man selbst gut war, die einem gelegen sind.
Krassestes Beispiel ist da Mathe: jemand der immer Schwierigkeiten in Mathe hatte wird nie im Leben Mathe auch noch im Lehramt studieren. Logo.
Aber Menschen wie diese - ich bin ja selbst so einer - verstehen einfach nicht, dass man irgendwas nicht versteht, "weil's eh so logisch ist".
Das macht's nicht leicht, diese Inhalte zu vermitteln.
Hätte ich je das Lehramt angestrebt, hätt ich mich auch für Mathe und DG entschieden, einfach weil ich eine faule Sau bin und mir daher
das - für mich - einfachste Studium gewählt hätte, wo ich am wenigsten lernen muss, weil's "eh logisch ist".