Die Lieblingslösung für Schulprobleme aller Art sind kleinere Klassen. Auch Österreich schlug vor einigen Jahren diesen teuren Weg ein. Beweise für den Erfolg fehlen.
Bedeuten kleinere Klassen automatisch bessere Schüler? Einen wissenschaftlichen Beweis für diese These gibt es bisher nicht - dafür jede Menge Hinweise, dass kleine Klassen zwar viel Geld kosten, in puncto Lernerfolg aber eher ertraglos bleiben. So schnitten Österreichs Schüler der vierten Klasse Volksschule beim Lesetest 2011 (PIRLS) schlechter ab als die Schülergeneration fünf Jahre davor. Das, obwohl sich 2006 statistisch betrachtet mehr Volksschüler in den Klassen gedrängt hatten. Die Viertklassler des Jahres 2011 hätten theoretisch schon von der 2007/08 vom Unterrichtsministerium verordneten Senkung der Klassenschülerzahl profitieren müssen: Mehr Lehrer konnten sich um ihr schulisches Fortkommen kümmern. Dennoch gab es auch beim Rechentest (TIMSS) 2011 nur eine Miniverbesserung.
Just 2011 veröffentlichte auch der Rechnungshof die Kosten der "Klassenschülerhöchstzahl 25" an den Volks- und Hauptschulen, den Polytechnischen Lehranstalten sowie den AHS-Unterstufen: Die Maßnahme habe allein im Schuljahr 2008/2009 zu rund 1900 zusätzlichen Klassen, zu rund 2800 zusätzlichen Lehrerplanstellen und zu rund 146 Millionen Euro an zusätzlichen Personalausgaben geführt. Ausdrücklich beklagte der RH damals, dass das Unterrichtsministerium die Ziele, die es mit kleineren Klassen verfolgte - höhere Unterrichtsqualität, bessere Leistungen der Schüler, mehr Chancengerechtigkeit -, weder beziffert noch Indikatoren definiert habe, wie das Erreichen diese Ziele zu messen sei.