Jeder spätestens leidlich erwachsene Mensch (im Gegensatz zu eben noch authentischen Kleinkindern oder leidlich alkoholisierten Exemplaren) spielt in der westlichen Zivilisation ständig eine Rolle, bzw. mehrere, je nach Kontext, in dem er sich bewegt, also privat, beruflich, unter Fremden, in der Öffentlichkeit, gegenüber Kunden, Freunden, Partner, Kinder usw.usf.
Die meisten dieser Rollen sind solide einstudiert und solange nicht 2 extrem unterschiedliche Kontexte sich überschneiden, ist es auch kein Problem eine Rolle beizubehalten. Ein Teil dieser Rolle besteht auch darin, einem bestimmten Bild anerzogenen/erlernten Image bzgl. meist "sexueller Harmlosigkeit" Genüge zu tun und diese Maske zB erst abends in der Partnerschaft abzunehmen.
Wenn jemand tagsüber mit einem diesbezüglich eindeutigen Stempel (im Widerspruch zu anderen offensichtlichen Details) auf der Stirn herumläuft, dann ist das höchstwahrscheinlich wiederum ein Teil seiner gewollten Rolle.
Ich würde aber nicht ausschließen, daß es so vielfältig erfahrene und aufmerksame Menschen gibt, die dennoch an subtilen Details binnen sagen wir mal einer Stunde Alltagssituation und unverdächtiger Konversation, echt asexuelle oder "durchschnittlich tickende" Menschen von latenten "Schweinderln" unterscheiden können. Nicht umsonst gibt es männliche Exemplare unter den Aufreissern (soll heißen: wenn Frauen auf die Jagd gehen, funktioniert das IMHO unter anderen Voraussetzungen) mit erstaunlichen und überraschenden Erfolgen bei vermeintlichen "Mauerblümchen", verschlossenen "Bibliothekarinnen" und zelebrierten "Nonnen", die nicht alle auf deren unbewußte, noch nie ausgelebte Gelüste zurückzuführen sind.
Die mehr oder weniger unauffälligen und nicht unbedingt bewußt ausgstrahlten Signale können Körpersprache und Mimik, Frisur, Makeup und Kleidung (inkl. möglicherweise durchschimmernder Unterwäsche), und bestimmte Reaktionen und Formulierungen sein, bei denen erfahrene Casanovas auf Vergleichs- und Präzedenzfälle zurückgreifen können.
Soll heißen: Die menschliche Kommunikation ist ein Rasensprenger von chaotischen Informationen, von dem die meisten Zuseher nur einen Sprühnebel sehen und nur wenige Beobachter einen Regenbogen.
Ein paar deutlichere verräterische Nuancen und Details mag es geben, aber das Rollenrepertoire ist eben vielfältig und auch einem Wandel unterworfen.
Soweit meine Theorie.