K
Gast
(Gelöschter Account)
Vor längerer Zeit versprach ich @Mitglied #594209 & @Mitglied #583594 in Ergänzung zum 'Mentale Gesundheit-Thread' einen Thread zum Thema des 'Willens' zu erstellen, dessen Fragen mMn elementar für psychische Gesundheit und Wohlergehen sind. Voilà!
Philosophie bietet hinsichtlich des Willens (überraschenderweise!) Antworten, die Psychologie & Psychoanalyse längst nicht auf Lager haben.
Nach Sigmund Freud existiert das menschliche 'Ich' zwischen dem 'Über-Ich' und dem 'Es' - im Spannungsfeld zwischen den Wünschen & Trieben und dem, was man 'eigentlich will' (bzw. 'wollen soll'). So weit, so gut. Warum manches dem 'Es' und manches dem 'Über-Ich' zugeordnet wird, scheint hier nicht von Interesse (bzw. ethisch determiniert). Dabei ist es das. Friedrich Nietzsche, zum Beispiel, spricht den Menschen von allen seinen Untaten frei, da 'niemand aus seiner Haut kann' und nur 'gemäß seiner Veranlagungen und Prägungen handeln kann'. Plakativ: Zum Beispiel wäre ein Vergewaltiger, der selbst missbraucht wurde, für seine Verbrechen nicht verantwortlich zu machen, da er 'es nicht anders kennt'. Diese Überlegungen fanden auch tatsächlich Einzug in unser Justizsystem: unsere Justiz straft nicht zur Vergeltung, sondern zur Abschreckung.
Kurz gesagt hat nach Nietzsche der Mensch keinen freien Willen: die Entscheidungen und Handlungen eines Menschen wären - bei genügend Detailkenntnis - vorhersagbar, wie ein Computerprogramm.
Dem gegenüber steht natürlich die Fraktion, die behauptet, der Mensch hätte einen 'Freien Willen' und 'die Freiheit, sich jederzeit zu entscheiden, zu sein was und wie er will.'. Nur, ist dem so?
Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt erklärte den Unterschied zwischen Mensch und Tier (bzw. Mensch und Person) mit der menschlichen Fähigkeit, 'Wünsche zweiter Stufe' ('Wünsche höherer Ordnung') haben zu können: der Mensch kann sich nicht nur etwas wünschen (wie sich z.B. eine Katze wünscht, gestreichelt zu werden, und nicht ablässt, bis ihr Wunsch erfüllt wird), sondern er kann sich auch 'Wünschen, sich etwas zu wünschen': z.B. kann ich mich nicht nur entscheiden bzw. mir nicht nur wünschen, Veganer zu sein, sondern - wenn die 'Willenskraft' dafür noch nicht ausreicht - kann ich mir auch 'Wünschen, vegan zu leben' bzw. 'dass ich mich dafür entscheiden würde, vegan zu leben'. Dies wäre nach Frankfurt ein 'Wunsch zweiter Volition' oder 'höherer Stufe'.
Das hier damit 'Gewissensbisse' und damit ein gewisses 'psychisches Unwohlsein' nahe liegen, liegt auf der Hand, denke ich. 'Vegan leben' kann man gut finden, oder nicht. Man kann einfach einem Bedürfnis folgen und vegan leben, oder man kann es erstrebenswert finden und darauf hinarbeiten, oder man findet es unnütz und hält nichts davon. Oder man hat ein 'schlechtes Gewissen', weil man eigentlich weiß, dass 'die Recht haben, mit den leidenden Tieren' und aber zu faul, bequem, schwach oder was auch immer sein und das Ziel für unerreichbar halten und so den 'Veganismus' verteufeln: 'Vegan bringt nichts!'. Frei nach Äsop: Ich will die scheiss Trauben ja gar nicht, die sind ja eh sauer!
So, für heute reichts...tbc!
Philosophie bietet hinsichtlich des Willens (überraschenderweise!) Antworten, die Psychologie & Psychoanalyse längst nicht auf Lager haben.
Nach Sigmund Freud existiert das menschliche 'Ich' zwischen dem 'Über-Ich' und dem 'Es' - im Spannungsfeld zwischen den Wünschen & Trieben und dem, was man 'eigentlich will' (bzw. 'wollen soll'). So weit, so gut. Warum manches dem 'Es' und manches dem 'Über-Ich' zugeordnet wird, scheint hier nicht von Interesse (bzw. ethisch determiniert). Dabei ist es das. Friedrich Nietzsche, zum Beispiel, spricht den Menschen von allen seinen Untaten frei, da 'niemand aus seiner Haut kann' und nur 'gemäß seiner Veranlagungen und Prägungen handeln kann'. Plakativ: Zum Beispiel wäre ein Vergewaltiger, der selbst missbraucht wurde, für seine Verbrechen nicht verantwortlich zu machen, da er 'es nicht anders kennt'. Diese Überlegungen fanden auch tatsächlich Einzug in unser Justizsystem: unsere Justiz straft nicht zur Vergeltung, sondern zur Abschreckung.
Kurz gesagt hat nach Nietzsche der Mensch keinen freien Willen: die Entscheidungen und Handlungen eines Menschen wären - bei genügend Detailkenntnis - vorhersagbar, wie ein Computerprogramm.
Dem gegenüber steht natürlich die Fraktion, die behauptet, der Mensch hätte einen 'Freien Willen' und 'die Freiheit, sich jederzeit zu entscheiden, zu sein was und wie er will.'. Nur, ist dem so?
Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt erklärte den Unterschied zwischen Mensch und Tier (bzw. Mensch und Person) mit der menschlichen Fähigkeit, 'Wünsche zweiter Stufe' ('Wünsche höherer Ordnung') haben zu können: der Mensch kann sich nicht nur etwas wünschen (wie sich z.B. eine Katze wünscht, gestreichelt zu werden, und nicht ablässt, bis ihr Wunsch erfüllt wird), sondern er kann sich auch 'Wünschen, sich etwas zu wünschen': z.B. kann ich mich nicht nur entscheiden bzw. mir nicht nur wünschen, Veganer zu sein, sondern - wenn die 'Willenskraft' dafür noch nicht ausreicht - kann ich mir auch 'Wünschen, vegan zu leben' bzw. 'dass ich mich dafür entscheiden würde, vegan zu leben'. Dies wäre nach Frankfurt ein 'Wunsch zweiter Volition' oder 'höherer Stufe'.
Das hier damit 'Gewissensbisse' und damit ein gewisses 'psychisches Unwohlsein' nahe liegen, liegt auf der Hand, denke ich. 'Vegan leben' kann man gut finden, oder nicht. Man kann einfach einem Bedürfnis folgen und vegan leben, oder man kann es erstrebenswert finden und darauf hinarbeiten, oder man findet es unnütz und hält nichts davon. Oder man hat ein 'schlechtes Gewissen', weil man eigentlich weiß, dass 'die Recht haben, mit den leidenden Tieren' und aber zu faul, bequem, schwach oder was auch immer sein und das Ziel für unerreichbar halten und so den 'Veganismus' verteufeln: 'Vegan bringt nichts!'. Frei nach Äsop: Ich will die scheiss Trauben ja gar nicht, die sind ja eh sauer!
So, für heute reichts...tbc!