Gold, Silber oder Bronze als erklärtes Ziel
Dass Olympische Winterspiele kein Wunschkonzert sind, mussten Österreichs Ski-Herren 2010 am eigenen Leib erfahren. Die ÖSV-Asse blieben in Vancouver ohne Medaille und verzeichneten eine historische Nullnummer. Prognosen sind daher schwer zu tätigen. Fix ist, wer in Sotschi dabei ist, wird sein Bestes geben, um die Heimreise mit Edelmetall im Gepäck anzutreten.
Den Medaillenrekord stellte die ÖOC-Abordnung im Jahr 2006 in Turin mit 23 auf. Dass in Sotschi insgesamt zwölf neue Bewerbe ins Programm aufgenommen worden sind, lässt auch die rot-weiß-roten Erwartungen steigen. Im Snowboard (Parallel-Slalom), Rodeln (Staffel) und Skispringen (Damen) kamen definitiv Medaillenchancen hinzu. ORF.at gibt einen Überblick, welche Athleten des 130 Mitglieder umfassenden ÖOC-Rekordaufgebots in Sotschi sich Hoffnungen auf Gold, Silber oder Bronze machen dürfen.
Die Topkandidaten
Marcel Hirscher (Ski alpin): Nur 0,08 Sekunden fehlten Hirscher in Vancouver auf RTL-Bronze. Seine erste Olympiamedaille will der 24-Jährige in Sotschi einfahren. Die Chancen dafür stehen hervorragend, gilt der Salzburger doch in RTL und Slalom als Siegfahrer. Vier Siege und zwölf Podestplätze hat Hirscher in dieser Saison schon geholt. In den technischen Disziplinen fährt allerdings ein gewisses Ausfallsrisiko, siehe Kitzbühel-Einfädler nach Zwischenführung, immer mit. Rein von den Ergebnissen her ist Hirscher in Sotschi eine Medaillenbank
Anna Fenninger (Ski alpin): 2010 in Vancouver musste die damals 21-Jährige mit den Rängen 16 (Super-G und Kombi) sowie 25 in der Abfahrt noch Lehrgeld bezahlen. In Sotschi ist die Salzburgerin nicht nur um vier Jahre Weltcup-Erfahrung reicher, sondern auch lockerer und selbstbewusster. In dieser Saison schaffte sie bereits sechs Podestplätze in drei verschiedenen Disziplinen. Kann sie ihr Potenzial umsetzen, ist ihre erste Olympiamedaille alles andere als Utopie.
Marlies Schild (Ski alpin): Rekordsiegerin, Weltcup-Siegerin und Weltmeisterin ist Schild im Slalom bereits. Zweimal Silber (2006/Kombi, 2010/Slalom) hat sie auch schon, einzig Olympiagold fehlt ihr noch. Die Salzburgerin zählt in jedem Slalom zu den Podestanwärterinnen. In Lienz, Courchevel und Kranjska Gora unterstrich die 32-Jährige, dass sie jederzeit für einen Sieg gut ist. Mit Mikaela Shiffrin und Frida Hansdotter kämpft sie aber gegen starke Konkurrenz.
Gregor Schlierenzauer (Skispringen): Anfang Dezember holte der Tiroler in Lillehammer seinen letzten Weltcup-Erfolg, beim Fliegen in Planica wurde er Zweiter und Dritter. Wer 52 Weltcup-Siege in der Tasche hat, zählt bei einem Großereignis immer zu den Medaillenanwärtern. Die Weltcup-Stationen in Sapporo und Willingen ließ der 24-Jährige aus und bereitete sich gezielt auf Sotschi vor. Nach zweimal Einzel-Bronze in Vancouver heißt das Ziel nun Gold. Olympiagold im Einzel würde die Karriere von Schlierenzauer endgültig krönen
Daniela Iraschko-Stolz (Skispringen): Mit zwei zweiten Plätzen begann die Comebacksaison der 30-Jährigen hervorragend. Nach einem kleinen Durchhänger kam die Steirerin rechtzeitig in Form. In Planica feierte sie ein Siegesdouble, bei der Generalprobe in Hinzenbach zwei zweite Plätze und holte sich damit jede Menge Selbstvertrauen. Eine Medaille bei der Olympiapremiere ist für Iraschko-Stolz absolut machbar.
Die Aussichtsreichen
Mario Matt (Ski alpin): Bei Weltmeisterschaften hat der Tiroler bereits fünf Medaillen geholt. Mit Olympia stand Matt indes bisher auf Kriegsfuß. Rang 34 in der Kombination 2006 ist sein einziges Ergebnis. In dieser Saison hat der 34-Jährige aber trotz der hohen Slalom-Dichte alle Chancen, sein Schwung ist so schnell wie schon lange nicht. In Levi wurde er Zweiter, in Val d’Isere gelang ein Sieg. Zuletzt fiel Matt zweimal aus, in Schladming allerdings als Halbzeitführender.
Elisabeth Görgl (Ski alpin): In Vancouver holte die Steirerin zweimal Bronze (RTL, Abfahrt). Zu Beginn der Saison sprach noch wenig für eine neuerliche Medaille bei Olympischen Spielen. Mit ihren Siegen in Zauchensee (Abfahrt) und in Cortina (Super-G) katapultierte sich Görgl, die während Olympia ihren 33. Geburtstag feiern wird, in den Kreis der Medaillenanwärterinnen. Mit fehlerfreien Läufen ist für sie alles möglich. Wenn alles passt, ist Görgl in den Speed-Disziplinen hoch einzuschätzen
Thomas Diethart (Skispringen): Der Shootingstar gilt als Medaillenkandidat im Team der ÖSV-Adler. Seit seinem Einstieg in den Weltcup mit Platz vier in Engelberg bewegte sich der 21-jährige Niederösterreicher permanent in der Nähe der Podestplätze. Dass er Nerven aus Stahl hat und mit Druck umgehen kann, bewies Diethart bereits in Bischofshofen. Den Gesamtsieg vor Augen, segelte er beim letzten Tournee-Springen zum Gesamtsieg.
Dominik Landertinger (Biathlon): Die Dichte macht es extrem schwierig, im Biathlon eine Medaille zu holen. De facto schaffte der Tiroler in dieser Saison noch keinen Podestplatz im Einzel, holte aber regelmäßig Spitzenplätze. Geht dem 24-Jährigen ein Lauf auf, dann ist Edelmetall in jeder Farbe möglich. In der Staffel hat er eine weitere Medaillenchance. Fragezeichen ist jedoch, wie viel Substanz ihm seine Erkältung unmittelbar vor Olympia gekostet hat.
Andreas Matt (Freestyle): Der Skicrosser kennt das Gefühl, eine Olympiamedaille zu gewinnen, holte er doch bereits in Vancouver Silber. Der jüngere Brüder von Slalom-Ass Mario Matt ist auch der einzige in der Cross-Fraktion, der wieder eine realistische Chance auf Edelmetall hat. Mit seinem Sieg in Val Thorens und Platz zwei in Innichen stand Matt heuer schon auf dem Podest. In der spektakulären Disziplin, kann aber ein Ausfall schnell passieren.
Lukas Mathies: (Snowboard): Der Vorarlberger hat nach seinem Sieg im Gesamtweltcup auch in Sotschi sehr gute Chancen auf eine Medaille. Vor allem der Aufbau hätte nicht besser sein können. Nach zwei dritten Plätzen in Carezza gelang ihm am 18. Jänner in Rogla sein erster Weltcup-Sieg. Bei der Generalprobe in Sudelfeld wurde er im RTL Zweiter und holte sich die große und kleine Kristallkugel. Der 22-Jährige hat zwei Möglichkeiten auf Edelmetall, startet er doch im RTL und im Slalom. Bleibt das Board unter Kontrolle, ist Mathies eine heißer Medaillentipp
Julia Dujmovits (Snowboard): Die 26-Jährige hat wie ihr männliches Pendant Mathies im RTL und Slalom eine Medaille in Reichweite. In beiden Disziplinen schaffte es die Burgenländerin in dieser Saison bereits auf das Podest, wobei auch bei ihr der Formaufbau stimmen dürfte. Mit Rang zwei in Bad Gastein (Slalom) und den dritten Plätzen in Rogla und Sudelfeld (jeweils RTL) gelangen ihr bei den letzten Rennen vor Sotschi drei Podestplätze in Serie.
Peter Penz/Georg Fischler (Rodeln): Gold ist bei den Doppelsitzern aufgrund der deutschen Dominanz nur sehr schwer realisierbar. Mit insgesamt vier dritten Plätzen zählt das ÖRV-Duo in Sotschi aber aufgrund der Konstanz zu den Medaillenanwärtern. Gelingen zwei gute Läufe, dann ist das erste olympische Edelmetall auf jeden Fall drinnen.
Quelle: Christian Wagner, ORF.at