Es ist egal und wo sich in Wien mal was entwickelt, wird es zugesperrt oder zerstört und wie schon von einem User berichtet, es ist heuchlerisch und da werden die Regenbogenflaggen geschwenkt und so tolerant getan bei der Parade, aber alle WCs werden geschlossen, in Einkaufscentern wird schon eine Jagd auf Schwule gemacht - durch die Security. In den einschlägigen Parks werden gerne die Sträucher ausgeschnitten bzw. kannst ja gar nicht mehr dahin gehen, weil du Angst haben musst, du wirst überfallen und ausgeraubt. Wien war mal ein Paradies und vor vielen Jahren hattest du so viele Kontaktmöglichkeiten, dass man gar nicht wusste wohin man zuerst gehen sollte und überall fand man da Gleichgesinnte. Nun weißt nicht wohin du gehen sollst, weil es öffentlich nichts mehr gibt. Mir tun jene jungen Leute leid, welche diese geilen Zeiten von früher nicht mehr kannten. Manchmal denke ich mir, Wien sollte von der FPÖ oder ÖVP regiert werden, alles wäre konservativer wohl wieder, aber da hast du mehr Freiheit fürs cruisen und ich denke da nur an das konservative London, da gehts ja ab auf den WCs und auf Treffpunkten und die bekannten Treffpunkte werden dort auch nicht vernichtet. Oder in deutschen Städten, die auch teils konservativer regiert werden - ob auf Autobahnen oder auf Wcs, da findest GH und Action und die schaffen es in jeden Gay-Führer. Darum für mich auch unverständlich, wie man hier in Wien die SPÖ und Grünen als jene Partei feiert, die sooo für die Schwulen sind..ja, am Papier. Habe heuer ein Gespräch auch belauscht und da haben sich 2 Straßenbahnfahrer unterhalten über die Regenbogenflagge auf der Straßenbahn. Jeder hat geschimpft von den beiden, dass sie sich schämen, so fahren zu müssen. Willkommen in der Realität...ich ärgere mich aber nicht mehr und für mich ist Wien tot bzgl. dem cruisen und Dank der tollen Zuwanderung unserer neuen Fachkräfte würde ich mich auch nicht mehr abends in einen Wiener Park trauen...ich habe mir nun einen diskreten Raum gemietet und man trifft sich halt dort, aber leider auch nicht zu vergleichen mit dem spontanen Fun von früher...werde mal wieder nach London fliegen
also Angst haben musste ich noch nie, nirgends in Wien.
Wenn du Angst hast, solltest du wahrscheinlich weniger auf Mahrer und die FPÖ hören - oder mal in eine andere, südlichere Großstädte fahren zum Vergleich (was gibt dir in London ein Sicherheitsgefühl?)
Wann dieses Paradies stattgefunden haben soll (70er? 80er?), ist mir auch schleierhaft... "früher" ist ein bissl schwammig als zeitliche Einordnung, vielleicht gab es damals mehr "Logen" - das entzieht sich meiner Kenntnis, denn damals war das für mich noch nicht interessant - aber auch sonst ich fand die Stadt unter dem Gesichtspunkt der Möglichkeiten, Leute für das Eine oder das Andere kennenzulernen, immer fürchterlich.
Der einzige Ort, wo es halbwegs interessant war, war das Nightshift - als das zusperrte ... bzw. der Christian gegangen wurde und die Eigentümerin übernahm - war Wien cruisingmäßig dann komplett am Boden - und es ist mMn auch nicht besser geworden. Allerdings hat die Europride geholfen, die Akzeptanz zu steigern. Früher hat man LifeBall und Regenbogenparade medial totgeschwiegen - heute werden sie live im Fernsehen übertragen. Wer sich heute outet, wird heutzutage nicht mehr mit Tiraden, sondern mit einem achselzuckenden "jo mei" konfrontiert.
Für die - nach der Heteronorm - treu zweisam lebenden Gays mag die Stadt ein angenehmer Ort sein, aber von denen ist ja hier nicht die Rede.
Heute mögen sich einzelne Straßenbahnfahrer (mit Migrationshintergrund?) über die Rainbow-Flag aufregen - die haben wohl noch nicht bemerkt, dass in den modernen Garnituren auch die Haltegriffe in den sechs Farben der
gehalten sind [homophobe Trottel wird es immer geben, sollen sie halt den Beruf oder die Stadt wechseln] - früher, da gab es noch Werbung auf den Straßenbahnen (eines der wenigen Dinge, die besser geworden sind) haben sich die Verkehrsbetriebe geweigert, den (bezahlten) Spruch "
Lesben sind immer und überall" zu affichieren mit der dümmlichen Ausrede, die weiblichen Fahrgäste könnten sich verunglimpft fühlen.
Was dafür dennoch, wenn auch langsam besser werden dürfte ist, dass sich dann doch mehr und mehr Immigranten an Plätze wie den Rathauspark trauen - oder auch vermehrt auf grindr (idR. ohne Profilbild und Angaben) zu finden sind. Das wird dich als latenten Rassisten wahrscheinlich nicht interessieren, aber für viele liegt da eine Chance auf Besserung, denn diese Leute haben meist noch Pfeffer in den Lenden.
Das wahre Übel für mich ist jedoch die technische Revolution in Verbindung mit der Bequemlichkeit der Hiesigen. Wie man sich das Abendessen heute schon selbstverständlich nach Hause liefern lässt anstatt rauszugehen, erwartet man sich die Lieferung frei Haus auch vom nächsten Fick.
Hoffentlich triffst du in London nicht auf zu viele "Fachkräfte" (ich hätte gemeint, dass der Ausländeranteil dort wesentlich höher ist) - in meinem Fall hat sich Tunesien angeboten: Cruising im Offenen gibt's dort natürlich noch weniger, aber auf grindr freut sich somancher ausgehungerte Jungschwanz auf die saftigen Ärsche und Mäuler aus Europa.