Hobbyhuren und unliebsame Polizeikontakte

@Lycisca: Gut, dass Du Dich so gut im Milieu auskennst.

Um den Akteuren des Milieus rationales Verhalten zu unterstellen und dann die wirtschaftlichen Argumente herauszuarbeiten, die ihr Handeln erklären, muss man noch kein Spezialist sein ... ;) es genügt, sich im EF zu tummeln, und z.B. die Bankentheorien von @Balbo zu studieren ...

Mir geht es zum einen um [...] die (mE künstliche De-)Konstruktion des Staates Österreich.

:hmm: Ist es eine Dekonstruktion, Berichte von Amnesty International über Zustände in Österreich zu zitieren, die manchen fragen ließen, ob da Somalia beschrieben wurde ... oder ist es nicht eher so, dass jene, die für diese Zustände verantwortlich sind, eine "Dekonstruktion des Staates" vorantreiben?

(Tom's Verschwörungstheorie Nr. 217/3 [...] gibt's schon Mächte auf der Welt, die es lieber hätten wenn die Rechtsstaatlichkeit zu einer Farce verkommen würde.

:daumen:

Davon sind auch die Gründer Europas nach dem zweiten Weltkrieg ausgegangen: Wenn es solche Mächte nicht gäbe, hätte man ja gar keinen internationalen Gerichtshof für Menschenrechte einzurichten brauchen, weil ja die nationalen Institutionen ausreichen müssten. Wenn man aber sieht, wie der Verfassungsgerichtshof das Staatsgrundgesetz zu totem Recht verkommen hat lassen (Beispiel Hausrecht - in anderen Staaten die Basis für den Schutz der Privatsphäre, bei uns nicht einmal ein wirksamer Schutz vor Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Befehl ... außer vielleicht, wenn das Haus nach der illegalen Durchsuchung zur Ruine geworden ist), ist es gut, dass es eine internationale Instanz gibt, die da dem Verfall der Rechte Einhalt gebietet.

Wobei ich hier gar nicht so sehr an "Mächte" im Sinn von "dunklen Gestalten" denke, sondern eher an die Trägheit der mächtigen Institutionen, die einen einmal festgelegten Kurs nur ungern korrigieren, sondern wie ein Ozeantanker über alles hinwegwalzen, was in ihrer Bahn ist, wenn es nur klein genug ist.
 
Nein, zumindest mein Post sagt schlicht und einfach aus, dass mir jene, die wirklich arm dran sind, wegen persönlichem Don Quichotismus leid tun und eventuell darunter leiden könnten/werden.

Arm dran, weil ihre Menschenrechte nicht geachtet werden? Meinst du, es würde besser, wenn man Verletzungen dieser Rechte unterwürfig hinnehmen würde? Welchen Wert haben Rechte, die man nicht einfordern darf?
 
Welchen Wert haben Rechte, die man nicht einfordern darf?

:daumen:

Und auch das dauernde Hinterfragen der Motivation, warum jemand die - immerhin verfassungsgesetzlich gewährleisteten - Rechte einfordert, verknüpft mit dem Vorwurf der Unredlichkeit, erscheint mir schon fast ein bisschen schäbig :roll:

Sie hat ja auch ihre äußerst triftigen Gründe dafür - diese sind allerdings bei Weitem nicht so hehr

Ich möchte daher betonen, dass der einzige persönliche Vorteil, den ich daraus ziehe, wenn ich Informationen über Vergleichsfälle erhalte (Fragebogen in Posting #1), darin besteht, dass ich beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte untermauern kann, dass mein Fall wichtig ist, weil es sich um ein systematisches und weitverbreitetes Problem in Österreich handelt. Wenn die Richter überzeugt sind, dass sich in Österreich seit dem Besuch von Casanova nichts geändert hat, dass so wie damals Sittenpolizisten durch die Straßen schleichen und systematisch lockere Frauenzimmer in ihren Wohnungen ausforschen, um sie mit verpönten Methoden zu Geständnissen zu bewegen ... dann käme meine Beschwerde als Priority Case gem Rule 41 auf den Fast Track und ich müsste nicht jahrelang auf eine Entscheidung warten.

:lehrer: Sonst habe ich keinen Vorteil, denn um eine Beschwerde nach Straßburg zu bringen, hilft EF sicher nicht, und auch guter Rat aus einem Internet Forum wird wohl zu wenig substanziell sein, um auf internationaler Ebene Erfolg zu haben.
 
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Arm dran, weil ihre Menschenrechte nicht geachtet werden? Meinst du, es würde besser, wenn man Verletzungen dieser Rechte unterwürfig hinnehmen würde? Welchen Wert haben Rechte, die man nicht einfordern darf?
mE kommt es darauf an wer diese einfordert. In diesem spezifischen Fall heftet sich betreffende Person zwar die Menschenwürde auf die Fahnenstange, wohingegen es für mich schlicht und einfach Trotz ist. Dass es in einem Bereich stattfindet der viele andere betrifft ist dann ein günstiger Umstand, weil man dann den Robin Hood raushängen lassen kann. Ich sehe darin aber trotzdem ein Risiko, dass bei erfolgreichem erstreiten fürs (persönliche) Recht das Recht "angepasst" wird, um vermeintlich altruistischen Menschen einen Riegel vorzuschieben.
 
Und auch das dauernde Hinterfragen der Motivation, warum jemand die - immerhin verfassungsgesetzlich gewährleisteten - Rechte einfordert, verknüpft mit dem Vorwurf der Unredlichkeit, erscheint mir schon fast ein bisschen schäbig :roll:

Aussagen, die schon fast ein wenig schäbig klingen, weil Leute ihre Rechte (aus-)nutzen ? Ja, die gibt es.

"Auf der einen Seite die gläsernen Gehaltsempfänger, schon bei mittleren Einkommen mit 50% Grenzsteuersatz, Sozialabgaben, Arbeitgeberbeiträgen in derselben Höhe (die sonst dem Lohnempfänger ausgezahlt werden könnten). Auf der anderen Seite die Maden im Speck, am unteren Ende jene, die direkt von der Sozialhilfe leben, am oberen Ende jene, die über Stiftungen Steuern und Abgaben vermeiden."
 
Ich sehe darin aber trotzdem ein Risiko, dass bei erfolgreichem erstreiten fürs (persönliche) Recht das Recht "angepasst" wird, um [...] einen Riegel vorzuschieben.

Die Menschenrechte können in Österreich weder "angepasst" noch anders interpretiert werden, als dies der EGMR vorgibt ... und der EGMR will tendenziell Lücken im Menschenrechtsschutz schließen.

"Angepasst" werden könnten in Österreich nach einer Verurteilung durch den EGMR allenfalls die Gesetze ... diese Anpassung muss aber das Ziel haben, den Schutz der Menschenrechte zu verbessern. Diese Anpassung darf also nicht eine vom EGMR als menschenrechtswidrig festgestellte Situation gesetzlich fixieren ... so ein Gesetz wäre verfassungswidrig und müsste vom VfGH aufgehoben werden. Selbst wenn ein Verfassungsgesetz der EMRK widersprechen sollte und es der VfGH nicht aufheben könnte, hätte Österreich zuvorderst die internationale Verpflichtung, die EMRK einzuhalten (vgl. aktuell die Feststellungen des EGMR im Fall Losonci Rose & Rose gg Schweiz, 09.11.2010).

Aussagen, die schon fast ein wenig schäbig klingen, weil Leute ihre Rechte (aus-)nutzen ? Ja, die gibt es. [Zitat]

Es ist wohl ein Unterschied, ob kritisiert wird, dass der Staat gewisse gesellschaftliche Gruppen auf Kosten anderer Gruppen privilegiert - auch wenn es wie "schäbiger Neid" klingen mag, oder ob eine Einzelperson kritisiert wird, die sich vom Staat unfair behandelt fühlt und nun dagegen ankämpft.

Um mit einem Beispiel auf das Zitat zurückzukommen: Selbstverständlich wird eine Frau, der die Sozialhilfe entzogen wird, weil sie laut Aussage eines verdeckten Ermittlers, der sie illegal ausspioniert hat, als Hobbyhure angeblich viel verdient, meine volle Sympathie haben, wenn sie nun gegen die Behörden ankämpft.

Das ändert aber nichts daran, was das Zitat aussagt, dass es ein Missstand ist, wenn laut Untersuchungen aus Graz eine Familie mit Sozialhilfe wesentlich besser gestellt ist, als eine arbeitende Familie mit gutem Einkommen, die diese Sozialhilfe bezahlt. Das ist eine ungerechte Überforderung ... der Heilige Martin von Tours hat seinen Mantel ja auch nur mit dem notleidenden Nackten geteilt und ihn nicht ganz weggegeben (wonach er selber nackt durch die Gegend hätte laufen müssen). Es wäre wohl schäbig vom Bettler gewesen, mehr zu fordern.

Meine Verfahren haben übrigens letztlich nur positive Auswirkungen auf eine Sozialhilfeempfängerin, wie in meinem Beispiel. Denn wenn gerichtlich festgestellt wird, dass der verdeckte Ermittler das Verbrechen des Amtsmissbrauchs begangen hat, dann kann diese Frau mit geringem Risiko ein Verfahren in die Wege leiten, um vom Polizisten und seiner Dienststelle Schadenersatz einzufordern. Wäre es nicht schäbig von dieser Frau, jemanden für das Führen von Verfahren zu kritisieren, die ihr letztlich nur nützen können?
 
Es ist wohl ein Unterschied, .....
Nein. Vor dem Recht ist es keiner. :)

Es ist wie bei anderen Fällen... Recht, Rechtsauslegung, Rechtssprechung und Gerechtigkeit sind nicht immer konform.
Wie war das noch? Was bei einer "Besserverdienenden" wegen des Verhältnissses der Einkünfte als Hobby gilt ist bei einer "Sozialhilfeempfängerin" vielleicht schon gewerblich?

Die Eine schützt das, was der Anderen das Genick bricht. Recht? Rechtssprechung? Rechtsauslegung? Gerechtigkeit?

Schäbiges Verhalten... aus wessen Sicht?
Konstruieren lässt sich alles...
 
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Auf der anderen Seite die Maden im Speck, am unteren Ende jene, die direkt von der Sozialhilfe leben

Naja, der lieben Ordnung halber wär's viell. Wert festzustellen, das manche Sozialhilfeempfänger wie Maden im Speck leben, aber bei Gott ned alle ;) Manche würden schon gern arbeiten, können aber leider ned davon leben. Dazu viell. ein Buchtipp ...

Florence Aubenas Putze - Mein Leben im Dreck

Die Journalistin Florence Aubenas unternahm den Selbstversuch, als Arbeitslose eine Stelle zu finden. Im Unterschied zu Günther Wallraff, der sich vollkommen tarnte, trat Aubenas in einer Provinzstadt unter eigenem Namen auf, färbte lediglich ihre Haare und legte sich eine fiktive Biografie zu. Sie trat auf als Frau, die nie gearbeitet, sondern bisher von ihrem Mann gelebt habe und nun nach der Trennung mittellos dastehe. Die Erfahrungen, die sie bei der Arbeitssuche und bei ihrer Arbeit als Putzfrau machte, hat Aubenas in einem Buch zusammengestellt, das in Frankreich großes Aufsehen erregt hat ...

... Das Fazit von Florence Aubenas nach dem sechsmonatigen Selbstversuch ist niederschmetternd: "Heutzutage findet man keine richtige Arbeit mehr. (... ) Man arbeitet ständig, ohne wirklich Arbeit zu haben, man verdient Geld, ein Auskommen aber hat man nicht." Entsprechend deprimierend sieht ein "Traumjob" für Putzfrauen aus: Für rund 500 Euro brutto pro Monat sechsmal pro Woche morgens von 5.30 Uhr bis 8.00 Uhr putzen für 8,94 Euro pro Stunde, einen unbefristeten Arbeitsvertrag und mit einer unbezahlten Anfahrt von einer Stunde.

http://derstandard.at/1288660336424/Buchneuerscheinung-Tagtaeglich-erniedrigt-und-beleidigt
http://www.amazon.de/Putze-Mein-Leben-im-Dreck/dp/3866122829


"Auf der einen Seite die gläsernen Gehaltsempfänger, schon bei mittleren Einkommen mit 50% Grenzsteuersatz, Sozialabgaben, Arbeitgeberbeiträgen in derselben Höhe (die sonst dem Lohnempfänger ausgezahlt werden könnten).

Selber schuld. Zumindest durchaus plausibel von Ulrike Herrmann in ihrem Buch beschrieben ...

Hurra wir dürfen zahlen - Der Selbstbetrug der Mittelschicht

... Die Mittelschicht glaubt, sie gehöre zu den Reichen ...
Meine These ist die, dass die Mittelschicht immer Gesetze akzeptiert, die ihr selber schaden. Denn sie identifiziert sich mit den Reichen und bekommt nicht mit, dass die Vermögenden geschont werden ... Das ganz Fatale ist, dass die Mittelschicht immer glaubt, sie gehöre zu den Reichen. Das liegt auch daran, dass sie sich so vehement nach unten abgrenzt und die Armen verachtet. Daraus folgt dann ein typischer Fehlschlussnach dem Motto: Ich bin ja nicht arbeitslos, also bin ich Leistungsträger, also bin ich Elite, also bin ich schon fast reich.

http://derstandard.at/1288660066399/Die-Mittelschicht-glaubt-sie-gehoere-zu-den-Reichen?seite=4
http://www.amazon.de/Hurra-wir-dürfen-zahlen-Mittelschicht/dp/393806045X

am oberen Ende jene, die über Stiftungen Steuern und Abgaben vermeiden."

Was sich vermeiden liese, wenn viele ned auf biegen und brechen glauben würden sie g'hören zu den "besseren", sondern sich eben mit den "ned besseren" solidarisieren würden. Heutzutage kann es jede/n schneller als man denkt treffen, das man plötzlich unter die Armutsgrenze fällt. Scheidung, Alimente, Jobverlust, viell. noch kombiniert mit an bissl Burnout und schwups, schon übersiedelt man schon aus'n netten Reihenhaus in die Sustandardwohnung.
 
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Tom... Du weißt aber schon, dass das ein Zitat war, oder?


Ich wiederhole mich:
Schäbiges Verhalten... aus wessen Sicht?
Konstruieren lässt sich alles...

Änder das Thema und schon ändern sich die Maße...
 
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Tom... Du weißt aber schon, dass das ein Zitat war, oder?

Ehrlich g'sagt ... nö ... :oops: (jetzt, wos't es sagst, san mir auch dei Anführungszeichen aufg'fallen) Wer hat das g'sagt?

Und ... war aber auch ned speziell auf dich bezogen, dich schätze ich ohnehin als sozialen Menschen ein ... :)
 
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Was sich vermeiden liese [hohe Steuern für Mittelstand, kaum Steuern für die Oberschicht], wenn viele ned auf biegen und brechen glauben würden sie g'hören zu den "besseren", sondern sich eben mit den "ned besseren" solidarisieren würden. Heutzutage kann es jede/n schneller als man denkt treffen, das man plötzlich unter die Armutsgrenze fällt.

Vielleicht erklärt diese Einstellung auch die Kritik an meinem Vorhaben der EGMR-Beschwerde: Mit der pauschalen These "Hure = Unterschicht" wird für Angehörige des Mittelstandes jedes Vorhaben suspekt, das Rechte für diese Frauen einfordert - und sich dann womöglich gegen "brave" Polizisten richtet, deren Aufgabe es ja ist, die Mittelschicht vor der Unterschicht zu schützen (siehe Straßenstrich in der Felberstraße).

Was die Sozialhilfe-Diskussion betrifft: Selbstverständlich gibt es neben Leuten, die nur auf Leistungsbezug aus sind, auch solche, die keine andere Chance haben - und die darunter leiden, dass solche Leistungen von manchen ungerechtfertigt im Übermaß in Anspruch genommen werden.

Dabei sind es ja gerade Frauen im Sexwork, die durch eigene Leistung ihr Auskommen finden wollen ... die das soziale Netz nicht beanspruchen wollen. Dass der Gesetzgeber und die Behörden gerade diesen Frauen das Leben schwer machen (Pflichtuntersuchung unter entwürdigenden Umständen, Polizeikontrollen unter dem Generalverdacht der Kriminalität, Einschränkungen der Berufsausübung aus rein lokalpolitischen Überlegungen usw), ist rational schwer nachvollziehbar - vielleicht auch wieder die Abgrenzung des Mittelstandes?

Wer hat das g'sagt?

Die "Maden im Speck" sind von @Steirerbua, der damit Steuerhinterzieher gemeint hat, und das Zitat ist Teil einer Antwort von @Lycisca :oops:, dass Steuerhinterziehung weder so ein großes Problem ist, noch in der heutigen Situation unmoralisch:

Da ist es klar, dass sich Widerstand regt und Dienstleistungen ohne Rechnung für die direkt Beteiligten Win-Win-Situationen sind.
 
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mE kommt es darauf an wer diese einfordert. In diesem spezifischen Fall heftet sich betreffende Person zwar die Menschenwürde auf die Fahnenstange, wohingegen es für mich schlicht und einfach Trotz ist.

In diesem spezifischen Fall werden Menschenrechte eingefordert. Es kommt also darauf an, dass wer sie einfordert Mensche sein muss. Ich denke, das trifft zu. Warum sollte sich Lycisca keine Menschenwürde "an die Fahnenstange heften" dürfen? Hältst du sie nicht für einen Menschen?
 
mE kommt es darauf an wer diese einfordert. In diesem spezifischen Fall heftet sich betreffende Person zwar die Menschenwürde auf die Fahnenstange, wohingegen es für mich schlicht und einfach Trotz ist.

:kopfklatsch:

Hast den Sinn und Zweck von Menschenrechten nicht verstanden? Sie betreffen JEDEN Menschen. Und wenn jemand in seinen/ihren Menschenrechten verletzt wurde, gilt es, sich dagegen zu wehren ;) Egal, wie unlieb es in diesem speziellen Fall vielen hier zu sein schein. (Was aus meiner Sicht übrigens mehr über diejenigen, die sich so aufregen aussagt, als über die Threaderstellerin ;) )
 
Mit der pauschalen These "Hure = Unterschicht" wird für Angehörige des Mittelstandes jedes Vorhaben suspekt, das Rechte für diese Frauen einfordert - und sich dann womöglich gegen "brave" Polizisten richtet, deren Aufgabe es ja ist, die Mittelschicht vor der Unterschicht zu schützen (siehe Straßenstrich in der Felberstraße).

Wenngleich Prostitution weit verbreitet ist, war sie mit gewissen Abstufungen nie gesellschaftlich akzeptiert und in manchen Ländern ist sie schlichtweg verboten, sodass man Prostituierte auch nicht der Unterschicht oder sonst einer Schicht zuordnen kann. Abgesehen davon, dass gut gebuchte Escortdamen sicher mehr verdienen als Vertreter der Unterschicht.

Die Auffassung, dass Prostitution eine Arbeit wie jede andere ist, wird sich auch kaum jemals durchsetzen. Sie wird vielmehr immer den Touch des Verbotenen haben, was aber wieder für die Beteiligten einen Kick bedeuten kann.
Ich finde deinen Einsatz für die Menschenrechte ehrend, aber irgendwie berücksichtigst du den beschriebenen Umstand zu wenig.
 
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In diesem spezifischen Fall werden Menschenrechte eingefordert. Es kommt also darauf an, dass wer sie einfordert Mensche sein muss. Ich denke, das trifft zu. Warum sollte sich Lycisca keine Menschenwürde "an die Fahnenstange heften" dürfen? Hältst du sie nicht für einen Menschen?
Nein, sie ist von der Venus...natürlich ist sie Mensch.
In der Bedeutung des Wortes ist sie Mensch. Aber sie wurde (wie geschrieben mE) lediglich erwischt - worauf ich und andere auch bereits hingewiesen haben - und will es nicht auf sich sitzen lassen. Zufälligerweise fällt das (also ihre Tätigkeit) irgendwie anscheinend in den Bereich der Menschenrechte (wie auch immer)... Und ich hoffe halt, dass aus der ganzen Situation nicht mehr Schaden entsteht, auch wenn sie gewinnt. Hab ich aber eigentlich auch schon alles geschrieben.
 
@Jinx...ihre Tätigkeit fällt in den Bereich der Menschenrechte???:haha:
Ist es jetzt das verbriefte Recht jeder Frau, als Geheimprose tätig zu sein - oder haben Männer weltweit jetzt das Recht auf eine SW, wenn sie das Bedürfnis nach Sex haben.:hmm: :mrgreen:
Im konkreten Fall wurde eine Geheimprostituierte, die übers Netz ihre Dienste anbot, durch verdeckte Ermittler der Kripo in ihrer PRIVATEN Wohnung erwischt. Der vermeintliche Freier war ein Bulle. Lycisca sieht darin (Eindringen in ihre PRIVATsphäre bzw. -wohnung, da sie es für ihre sexuelle Erfüllung brauche, als Hure behandelt zu werden) eine Verletzung ihrer Menschenrechte.
Allerdings, wieweit bleibt eine Wohnung privat, wenn sie nicht nur für Wohnzwecke, sondern auch tw. für gewerbliche genützt wird und diese "Hobby"tätigkeit auch öffentlich beworben wurde? :hmm:
 
Im konkreten Fall wurde eine Geheimprostituierte, die übers Netz ihre Dienste anbot, durch verdeckte Ermittler der Kripo in ihrer PRIVATEN Wohnung erwischt. Der vermeintliche Freier war ein Bulle. Lycisca sieht darin (Eindringen in ihre PRIVATsphäre bzw. -wohnung, da sie es für ihre sexuelle Erfüllung brauche, als Hure behandelt zu werden) eine Verletzung ihrer Menschenrechte.

Um den allgemeingültigen Sachverhalt in Bezug auf Menschenrechte klarzustellen,

1.) Der Ermittler hat ohne konkreten Verdacht auf ein Verbrechen eine verdeckte Ermittlung geführt, um illegale Wohnungsprostitution nachzuweisen. Dies ist rechtswidrig: Selbst wenn sich der Verdacht auf professionelle Prostitution bestätigt hätte, rechtfertigt eine Verwaltungsübertretung nicht das sicherheitspolizeiliche Instrument der verdeckten Ermittlung. (Auch du, @badmanu, bist nach deinem früherem Post in diesem Thread demnach von einer rechtswidrigen Ermittlung betroffen gewesen.)

2.) Der verdeckte Ermittler ist dabei auch unter dem falschen Vorwand in die Wohnung eingedrungen. Somit hat er in die Achtung der Wohnung gem Art 8 EMRK eingegriffen. Solche Eingriffe sind nur gestattet, wenn sie gesetzlich vorgesehen sind (und verhältnismäßig). Somit liegt bereits deshalb eine Verletzung von Art 8 EMRK vor, weil das Eindringen nach Punkt 1 rechtswidrig war.

Allerdings, wieweit bleibt eine Wohnung privat, wenn sie nicht nur für Wohnzwecke, sondern auch tw. für gewerbliche genützt wird

Das ist schon lange ausjudiziert: Das Wort Domizile im französischen Text der EMRK erfasst auch Wohnungen, die für den Beruf genutzt werden, also beispielsweise eine Rechtsanwaltskanzlei. Nach den völkerrechtlichen Auslegungsregeln (weil der französische und englische Text die "Urfassungen" der Konvention sind), ist also jedes Domizile "privat". Demnach wurdest also auch du, @badmanu, so wie du im Thread am 26.06.2010 geschrieben hast, in deinem Grundrecht auf Achtung der Wohnung verletzt ... auch wenn du vielleicht nicht in der betreffenden Wohnung gewohnt hast.

@badmanu: Eine Beschwerde beim UVS oder der DSK hat in deinem Fall nach mehreren Jahren wohl wenig Sinn, doch eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten wegen Verdacht auf Missbrauch der Amtsgewalt (schon alleine wegen Punkt 1 oben) kannst du auch jetzt noch einbringen (5 Jahre Verjährungsfrist) ... und im Verfahren als Privatbeteiligte deinen Schaden durch die Ermittlung geltend machen, ebenfalls in einem Amtshaftungsverfahren gegen den Bund als Rechtsträger der Polizei (10 Jahre Verjährungsfrist bei Haftung aus Verbrechen) ... Wenn du keine Sachverhaltsdarstellung machen möchtest: Möchtest du, dass dich meine Anwälte als Zeugin nominieren, die im Ermittlungsverfahren einvernommen werden soll? In diesem Fall wird von Amts wegen ein Verfahren gegen "deine" Spitzelpolizisten eingeleitet.

Aber sie [@Lycisca] wurde (wie geschrieben mE) lediglich erwischt

Was ändert das an dem Fakt, dass ein Polizist rechtswidrig meine Wohnung betreten hat und daher das Grundrecht auf Achtung meiner Wohnung verletzt hat ... soll ich das so einfach hinnehmen?

Die Auffassung, dass Prostitution eine Arbeit wie jede andere ist, wird sich auch kaum jemals durchsetzen. [...] Ich finde deinen Einsatz für die Menschenrechte ehrend, aber irgendwie berücksichtigst du den beschriebenen Umstand zu wenig.

Meiner Ansicht nach soll Sexwork auch nie eine Arbeit wie jede andere sein - es soll also das Arbeitsamt niemanden zur Prostitution zwingen dürfen und ein "Chef" einer SW niemals sexuelle Handlungen vorschreiben und ein Freier die Erbringung solcher Handlungen niemals einklagen dürfen. Doch Menschenrechte beziehen sich nicht auf die Arbeit, die jemand hat, sondern auf die Person. Egal, was die Gesellschaft über Sexwork denkt, die Menschenrechte der Frauen im Sexwork sind zu achten. Dies wird durch die Polizei systematisch verletzt, wenn sie verdeckte Ermittlungen zur Ausforschung der Wohnungsprostitution führt.
 
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@Steirerbua: Nett sind auch die zig Gebetsmühlen rund um tibetanische Tempel ... doch zeigt nicht das "ceterum censeo ...", dass wahre Worte in der Wiederholung schließlich Wirkung zeigen (wobei im Fall von Cato die Wahrheit jene Roms war ... an das sich auch die Worte gerichtet haben)?
 
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