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Robert MUSIL

österreichischer Schriftsteller ( * 6. Nov. 1880 bei Klagenfurt, + 15. April 1942 in Genf )

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Berühmteste Werke:

"Verwirrungen des Zöglings Törleß"
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"Der Mann ohne Eigenschaften"
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https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Musil

Biographie

1880
Robert Musil wird am 6. November in Klagenfurt geboren. Daran erinnert eine, vom österreichischen Bildhauer Fritz Wotruba angefertigte, Gedenktafel auf dem MUSIL-HAUS.

1881-1882 Die Familie Musil zieht nach Komotau (Böhmen).
1882-1891 Steyr (Oberösterreich). Besuch der Volksschule und der ersten Klasse des Realgymnasiums. Robert Musil gilt als guter Schüler mit vorzüglichen Noten, muß den Unterricht aber mehrmals wegen einer "Nerven- und Gehirnkrankheit" unterbrechen und bekommt in dieser Zeit Privatunterricht.
1891-1892 Ing. Alfred Musil wird an die Technische Hochschule nach Brünn berufen. Robert Musil besucht dort vorerst die Realschule.
1892-1894 Nach familiären Spannungen: Eintritt in die Militär-Unterrealschule Eisenstadt. In diesem Gebäude befindet sich heute die "Martinskaserne" des österreichischen Bundesheeres.

1894 - 1897 Besuch der Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen (Hranice). Diese Jahre werden zur biographischen Basis von Musils erstem Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Durch die Beschäftigung mit dem Artilleriewesen entdeckt Musil technische Fähigkeiten und Interessen.
1897 Technische Militärakademie in Wien.
1898-1901 Abbruch der Offiziersausbildung. Studium des Maschinenbaus an der Technischen Hochschule Brünn, wo der Vater unterrichtet. Freundschaft mit Gustav Donath, dessen Vater ebenfalls an der Technischen Hochschule unterrichtet. Beziehung zu Herma Dietz. Erste dichterische Betätigung. Das Manuskript zum geplanten Werk Paraphrasen, kurzen Texten im Stile Peter Altenbergs, ist aber verlorengegangen. Um die Jahrhundertwende beginnt Musil seine Tagebücher zu schreiben.
Er empfängt, nach eigener Aussage entscheidende geistige Einflüsse durch die Werke der Philosophen Friedrich Nietzsche und Ralph Waldo Emerson, sowie durch die Schriftsteller Fjodor M. Dostojewski, Novalis, Maurice Maeterlinck sowie durch Rainer Maria Rilke.
1901 Robert Musil absolviert die Staatsprüfung zum Ingenieur.
1901-1902 Musil absolviert sein Militärjahr im k. u. k. Infanterie-Regiment Freiherr von Heß Nr. 49 in Brünn.
1902-1903 Durch Vermittlung des Vaters: Volontärassistent an der Technischen Hochschule Stuttgart. Beginn der Arbeit am Törleß.
1903-1908 Studium der Philosophie und der experimentellen Psychologie an der Universität Berlin, Freundschaft mit Alfred Kerr und Franz Blei.
1904 Musil holt die Reifeprüfung am Deutschen Staatsgymnasium in Brünn nach.
1905 In den Tagebüchern finden sich erste Überlegungen zu einem Roman, aus denen später Der Mann ohne Eigenschaften hervorgehen sollte.
1906 Der Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß erscheint in Wien. Konstruktion eines Variationskreisels zur Untersuchung der Farbwahrnehmung (Farbkreisel nach Musil). Musil lernt die Berlinerin Martha Marcovaldi (geb. Heimann) kennen, die zu dieser Zeit mit einem Italiener verheiratet ist.
1908 Promotion in Philosophie, Physik und Mathematik mit einer Dissertation Beiträge zur Beurteilung der Lehren Machs.Verzicht auf die angebotene Möglichkeit zur Habilitation zugunsten des freien Schriftstellerberufes.
1908-1910 Schriftstellerische Tätigkeit in Berlin (u.a. für die Zeitschrift "Pan"). Arbeit an Vereinigungen, Die Schwärmer u.a.
1911-1914 Wiederum durch Vermittlung des Vaters wird Musil Praktikant und später Bibliothekar an der Technischen Hochschule Wien. Am 15. April 1911 heiratetet Robert Musil Martha Marcovaldi, die bereits zwei Kinder hat, Annina und Gaetano. Zwei Erzählungen erscheinen unter dem Titel Vereinigungen (Die Vollendung der Liebe, Die Versuchung der stillen Veronika).
1913 Musil ist u.a. Mitarbeiter der Zeitschriften "Loser Vogel", "Die Aktion", "Die Weißen Blätter", "Die Neue Rundschau".
1914 Redakteur bei der Zeitschrift "Die Neue Rundschau" (S. Fischer) in Berlin.
1914-1918 Offizier, zuletzt Landsturmhauptmann an der italienischen Front. Verschiedene militärische Auszeichnungen. Seit 1916 ist Musil Redakteur der in Bozen erscheinenden "Soldaten-Zeitung".
1917 Musils Vater wird geadelt. Der Adel ist erblich und steht auch den Nachkommen zu (Robert Edler von Musil).
1919-1920 Beschäftigung im Pressedienst beim Österreichischen Außenministerium in Wien. Von 1920 bis 1922 ist Musil dann als Fachbeirat im Staatsamt für Heereswesen tätig. Nach dem Ende der Arbeit im öffentlichen Dienst beginnen die finanziellen Probleme.
1920 Im Frühjahr dieses Jahres lernt Musil in Berlin Ernst Rowohlt kennen, der ab dem Jahr 1923 sein Verleger wird.
Ab 1921 Betätigung als Theaterkritiker, Essayist und freier Schriftsteller vornehmlich in Wien. Robert und Martha Musil lassen sich in der Rasumofskygasse nieder. Arbeit am Roman Der Mann ohne Eigenschaften.
1921 Fertigstellung des Schauspiels Die Schwärmer. 1923 Verleihung des Kleist-Preises für Die Schwärmer. Dezember: Uraufführung der Posse Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer in Berlin.
1923-1929 Vizepräsident bzw. Vorstandsmitglied des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in Österreich. Präsident ist zu dieser Zeit Hugo von Hofmannsthal.
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Robert Musils Schreibmaschine der Marke "Underwood"
1924 Hermine und Alfred Musil sterben nacheinander in Brünn. Robert Musils Erzählband Drei Frauen (Tonka, Grigia, Die Portugiesin) erscheint. Er erhält den Kunstpreis der Stadt Wien.
1927 Januar: Nach dem Tod Rilkes hält Musil in Berlin seine Rede zur Rilke-Feier. Im April kommt es zur Uraufführung des Schauspiels Die Schwärmer in Berlin. Musil protestiert gegen die Aufführung in einer stark gekürzten Fassung. Im gleichen Jahr erhält er den Gerhart-Hauptmann-Preis.
1931 Der erste Band des Romans Der Mann ohne Eigenschaften erscheint im Rowohlt Verlag. Musil bezeichnet das Buch in seinen Notizen als MoE. Großer Erfolg, doch die finanzielle Lage Musils bleibt gespannt. Seit 1931 setzt er die Arbeit am zweiten Band des Mann ohne Eigenschaften in Berlin fort.
1932 Gründung einer Musil-Gesellschaft in Berlin. So will man dem Schriftsteller die Weiterarbeit an seinem Roman ermöglichen.
Ein erster Teil des geplanten zweiten Bandes des Mann ohne Eigenschaften erscheint. Nach Errichtung der NS-Herrschaft verlassen Martha und Robert Musil Deutschland im Jahr 1933 und kehren nach Wien zurück. Wieder behindern finanzielle Schwierigkeiten die schriftstellerische Arbeit.
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Robert Musil
1934 Nach dem Berliner Beispiel wird eine Musil-Gesellschaft in Wien gegründet.
1935 Musil hält einen Vortrag vor dem "Internationalen Schriftstellerkongreß für die Verteidigung der Kultur" in Paris. Freundschaft mit dem Bildhauer Fritz Wotruba.
1936 Veröffentlichung der Prosasammlung Nachlaß zu Lebzeiten in einem Schweizer Verlag. Musil erleidet einen Schlaganfall.
Emigration über Oberitalien nach Zürich. Musils Bücher werden in Deutschland und Österreich verboten. 1939 übersiedeln Martha und Robert Musil nach Genf. Arbeit am Roman Der Mann ohne Eigenschaften unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und menschlicher Vereinsamung. Unterstützung kommt vor allem von Pfarrer Robert Lejeune sowie von verschiedenen Hilfsorganisationen.
1942 Robert Musil stirbt am 15. April in Genf. Er kann sein opus magnum nicht mehr beenden.
1943 Martha Musil gibt den unvollendeten Nachlaßteil des Romans Der Mann ohne Eigenschaften im Selbstverlag heraus. Sie bemüht sich, Musils Werk wieder im Bewußtsein der Öffentlichkeit zu etablieren und sucht Hilfe bei dem Schweizer Journalisten Armin Kesser.
1949 Martha Musil stirbt in Rom, im Haus ihres Sohnes Gaetano Marcovaldi.
1952-1957 Erstmals erscheint eine von Adolf Frisé edierte dreibändige Gesamtausgabe der Werke Musils bei Rowohlt.

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  • Werkübersicht in chronologischer Reihenfolge
    • Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906)
    • Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs. (Dissertation, 1908)
    • Die Versuchung der stillen Veronika (Fragment, 1908)
    • Das Unanständige und Kranke in der Kunst (Essay, 1911)
    • Vereinigungen. Zwei Erzählungen (1911)
    • Die Schwärmer. Schauspiel in drei Aufzügen (1921)
    • Drei Frauen (Novellen, 1924)
    • Der Mann ohne Eigenschaften (erstes Buch, 1930)
    • Nachlaß zu Lebzeiten (darin enthalten: Die Amsel, 1936)

Links

Internationale Robert Musil Gesellschaft (IRMG)
Arbeitsstelle für Österreichische Literatur & Kultur / Robert-Musil-Forschung, Saarbrücken
Holländische Musil-Homepage
The restoration of Robert Musil's epic novel 'The Man Without Qualities', by Harvey Pekar
Zitate von Robert Musil

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Conrad Ferdinand Meyer

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Conrad Ferdinand Meyer (* 11. Oktober 1825 in Zürich; † 28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich) war ein Schweizer Dichter des Realismus, der (insbesondere historische) Novellen, Romane und Lyrik geschaffen hat. Er gehört mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Literaturepoche: Realismus.

Besonderes Kennzeichen der erzählerischen Werke Meyers sind deren stilistische Knappheit und Gedrängtheit, die schon den Zeitgenossen aufgefallen war, manchmal in bewundernder Weise, manchmal aber auch aus kritischem Blickwinkel: So versuchte Meyers Verleger Hermann Haessel z. B. des Öfteren, ihn zu einem ein wenig epischerem Stil zu bewegen (v. a. bei Der Hochzeit des Mönchs), aber vergeblich, Meyer blieb zeitlebens bei seinem dichten Erzählstil. Man kann diese Absenz von überflüssigen Ausmalungen aus heutiger Sicht durchaus als Qualität dieser Texte begreifen. Conrad Ferdinand Meyers Werke sind daneben oft durch einen hintergründigen Humor gekennzeichnet. Als Nebenfiguren kommen in einer Art Rahmenhandlung manchmal prominente Personen vor, etwa der Schwedenkönig Gustav Adolf (in Gustav Adolfs Page), Ludwig XIV. (in Die Leiden eines Knaben) oder Dante Alighieri (in Die Hochzeit des Mönchs). Dabei setzt der Dichter voraus, dass der Leser über die Bedeutung dieser „Nebenpersonen“ informiert ist. Manchmal ergeben sich in dieser Hinsicht aber auch Überraschungen. Wenn es eine Rahmenhandlung gibt (z. B. bei Der Heilige und Die Hochzeit des Mönchs), sind Rahmen- und Binnenhandlung immer kunstvoll miteinander verwoben.
Werke

Prosa

Versepen

Lyrik (Auswahl)

  • Zwanzig Balladen von einem Schweizer, 1864
  • Romanzen und Bilder, 1869
  • Gedichte, 1882 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)

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    • Zwei Segel
    • Der Ritt in den Tod
    • Die Rose von Newport
    • Eingelegte Ruder (Meine eingelegten Ruder triefen)
    • In der Sistina (In der Sistina dämmerhohem Raum)[3]
    • Chor der Toten (Wir Toten, wir Toten sind größere Heere)
    • Schwüle (Trüb verglomm der schwüle Sommertag)
    • Fingerhütchen (Liebe Kinder, wißt ihr, wo Fingerhut zu Hause?)
    • Stapfen (In jungen Jahren wars)
    • Schwarzschattende Kastanie
    • Möwenflug (Möwen sah um einen Felsen kreisen)
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  • Das Amulett – Wikipedia

  • "Das Amulett" ist der Titel einer Novelle von Conrad Ferdinand Meyer, die im Winter 1872/73 entstand und erstmals 1873 bei Hessel in Leipzig erschien. Sie ist in 10 Kapitel gegliedert.
  • Hans Schadau, ein reformierter Deutsch-Schweizer, schreibt im Rückblick auf seine Jugend die Geschichte seiner Jugendfreundschaft mit dem Katholiken Wilhelm Boccard nieder, mit dem der zusammen die Schrecken der Pariser Hugenottenverfolgung und der Bartholomäusnacht 1572 durchlebt hat. Dabei rettet ihm Boccard zweimal das Leben, zunächst durch sein Amulett, das er dem Freund heimlich ins Wams steckt, als dieser in einem Duell bestehen muss. Während der Wirren der Bartholomäusnacht hilft Boccard dem Freund und dessen junger Frau Gasparde, aus Paris zu entkommen; er selbst, Träger des Amuletts und Verehrer der Jungfrau von Einsiedeln, findet dabei den Tod.
  • "Jürgen Jenatsch":
  • Der junge protestantische Pfarrer Jenatsch ist ein fanatischer Patriot, der seine Glaubensgenossen im Kampf gegen die Katholiken anführt. Als Graubünden zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges von den Spaniern hart bedrängt wird, macht er sich den Freiherrn Pompejus Planta, das Oberhaupt der pro-spanischen katholischen Partei, zum Todfeind. Durch eine von Planta ins Werk gesetzte Verschwörung kommt Jenatschs Frau um; er selbst und die Reformierten müssen fliehen, Spanier und Österreicher besetzen das Land. Jenatsch tötet Planta, mit dessen Tochter ihn eine Jugendliebe verbindet, aus Rache und versucht jahrelang vergeblich, sein Vaterland zu befreien. Schließlich tritt er in die Dienste des französischen Herzogs Heinrich Rohan, der im Auftrag des katholischen Frankreich auf der Seite der Protestanten kämpft, und führt ihm seine Regimenter zu. Doch der französische Kanzler Richelieu will nach hart erkämpftem Sieg den Vertrag nicht unterzeichnen, der die Unabhängigkeit Graubündens garantieren soll. Jenatsch sieht sich betrogen; er kann durch ein geheimes Bündnis mit den Spaniern die Franzosen vertreiben und erzwingt von den Spaniern einen Unabhängigkeitsvertrag – allerdings unter der Bedingung, dass er zum katholischen Glauben übertritt, was ihn in einen tiefen Gewissenskonflikt stürzt. Als er den Spaniern zu mächtig wird, soll er durch eine Verschwörung beseitigt werden. Doch er stirbt von der Hand seiner Jugendgeliebten, die so den Mord an ihrem Vater Pompejus Planta rächt.

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  • "Der Schuss von der Kanzel"
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  • Der Kandidat der Theologie Pfannenstiel, ein schwacher und naiver Mensch, glaubt, auf seine Liebe zu Rahel, der Tochter des Pfarrers von Mythikon, wegen des zu großen Standesunterschieds verzichten zu müssen. Er sucht den General Wertmüller auf, den Bruder des Pfarrers, um von diesem eine Stelle als Militärkaplan in dessen venezianischen Kompanie zu erbitten. Doch der General will dem Kandidaten und seiner Nichte Rahel lieber mit einem kleinen Schabernack zusammenbringen: Er schenkt dem jagdlustigen Pfarrer eine wertvolle Pistole, deren Abzug jedoch nur mit großer Kraftanstrengung zu betätigen ist, vertauscht sie allerdings unbemerkt gegen ein beinahe identisches Exemplar mit leichtgängigem Abzug. Als der Pfarrer bei der Predigt mit der Pistole spielt, löst sich ein Schuss; der General besänftigt die aufgebrachte Mythikoner Gemeinde, indem er mit ihnen sein Testament bespricht – freilich nicht, ohne zuvor die Verbindung zwischen Pfannenstiel und Rahel zu legitimieren.
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250. Geburtstag des berühmten deutschen Dichters "Friedrich Hölderlin"
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Friedrich Hölderlin – Wikipedia
:)
Johann Christian Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, Herzogtum Württemberg; † 7. Juni 1843 in Tübingen, Königreich Württemberg) war ein deutscher Dichter, der zu den bedeutendsten Lyrikern seiner Zeit zählt. Sein Werk lässt sich innerhalb der deutschen Literatur um 1800 weder der Weimarer Klassik noch der Romantik zuordnen.

Seine tragische Lebensgeschichte zwischen Genie und Krankheit spiegelt die politischen und kulturellen Kämpfe im Zeitalter der Aufklärung und der Französischen Revolution: um bürgerliches Selbstbewusstsein, Demokratie und Menschenrechte.

Während Hölderlin seinen Zeitgenossen als Außenseiter galt, feiern die Bundesrepublik und mit ihr die literarische Welt sein Jubiläum.

Große Ausstellungen in seinen Lebensorten und im Literaturmuseum der Moderne (Deutsches Literaturarchiv Marbach) sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen in Theatern, Konzert- und Kinosälen, Literaturhäusern, Universitäten und Schulen laden zur Begegnung mit diesem großen Dichter ein.

Hölderlin „Hyperion" -- Ein Auszug

Ob Friedrich Hölderlin am Ende seine Lebens wirklich „geistig umnachtet“ war, ist bis heute nicht geklärt. „Wohin denn ich?“ lautete die ständige Frage seiner Literatur mit dem Hinweis: „Was mir nicht alles und ewig alles ist, ist mir nichts“.

Das Werk eines ihrer berühmtesten und bedeutendsten Schriftsteller „zu bestehen“ hätten die Deutschen erst noch vor sich, befand Martin Heidegger und trug gern Gedichte Friedrich Hölderlins vor:

„Heimat An deinen Pfaden, o Erd‘// Hier wo Rosendornen / Und süß Linden duften neben / den Buchen, des Mittags“

Dieser immer besonders klingende Friedrich Hölderlin-Sound war geprägt durch die Weigerung des Autors, in herkömmlicher Weise seiner Mitwelt Nachrichten zukommen zu lassen. Er wollte stattdessen in eruptiven Sätzen mit überraschenden Perspektiven-Wechseln, harten Zeilenbrüchen und gewagten Gedanken-Sprüngen seine von ihm selbst als Explosionen erlebten Blicke auf seine Umgebung unmittelbar ausdrücken. Solche offene Schreibweise hat viel Bewunderung gefunden; zugleich stieß sie immer auch auf großes Unverständnis. Fast als wolle er sich entschuldigen, gab Hölderlin selbst einmal folgende Erklärung:

„Sollten … einige eine solche Sprache zu wenig konventionell finden, so muss ich ihnen gestehen: ich kann nicht anders. An einem schönen Tage lässt sich ja fast jede Sangart hören, und die Natur, wovon es her ist, nimmts auch wieder.“

Ein unruhiges Wanderleben
Geboren als Zeitgenosse Goethes, Schillers, Hegels und Schellings 1770 in Lauffen am Neckar und aufgewachsen in Nürtingen, nahm Hölderlin während eines Theologiestudiums am Tübinger Stift sein Lebensthema in den Blick, das Martin Heidegger später in die Worte fasste:

„Was sagt Hölderlins Dichtung? Es sagt von der Flucht der Götter.“

Bevor sich Hölderlin mit Eifer auf die Suche begab nach dem geheimnisvollen Ursprung dessen, was man Heimat nennen könnte in einer Welt, aus der sich die Götter verabschiedet haben, wurde er Hauslehrer im thüringischen Waltershausen, später in Frankfurt, wo er 1799 die verheiratete Susette Gontard kennenlernte, und sie der Verführung seiner ungewöhnlichen Person nachgab. Als die Affäre bekannt wurde, hatte Hölderlin zwar längst in seinem Briefroman „Hyperion“ Susette als Diotima in eine literarische Figur verwandelt, aber er musste sein unruhiges Wanderleben wieder aufnehmen, von einer Hauslehrer-Stelle zur nächsten. Kurz darauf war die Zeit gekommen, um eine vorläufige Bilanz zu ziehen. Sein 1804 erstmals gedrucktes Gedicht „Hälfte des Lebens“ – eine der schönsten Lesungen stammt von Bruno Ganz – beginnt so:

„Mit gelben Birnen hänget / Und voll mit wilden Rosen / Das Land in den See, / Ihr holden Schwäne, / Und trunken von Küssen / Tunkt ihr das Haupt / Ins heilignüchterne Wasser.“

Sympathisant der französischen Revolution
Zwar immer auch ein aufmerksamer Beobachter der politischen Zeitläufte, der mit den Zielen der französischen Revolution sympathisierte, fand Hölderlin sich bei seiner poetische Suche nach Heimat, hellem Licht und klarer Gegenwart am Ende allerdings immer nur in dem kleinen Zimmer wieder, das er früh einem Freund beschrieben hatte:

„So sitze ich zwischen meinen dunklen Wänden, und berechne, wie bettelarm ich bin an Herzensfreude, und bewundere meine Resignation.“

Nicht nur die großen Projekte wie das Drama „Der Tod des Empedokles“ blieben Fragment. Ein Blick auf seine handschriftlichen Manuskriptseiten offenbart seinen Kampf mit der Form selbst bei kleinen Gedichten, als handele es sich um einen nicht beendbaren Arbeitsprozess:

„Ein Zeichen sind wir, deutungslos … Wir sind nichts; was wir suchen ist alles.“

„Geistig umnachtet“ und „unheilbar“
1806, nach einem psychischen Zusammenbruch, wurde Hölderlin in das Autenriethsche Klinikum in Tübingen eingewiesen und 1807 als „geistig umnachtet“ und „unheilbar“ entlassen. Die folgenden gut 36 Jahre bis zu seinem Tod am 7. Juni 1843 lebte er im Haus der Tübinger Schreiner-Familie Zimmer und wurde in einem Turmzimmer vor allem von deren Tochter Lotte versorgt. Manchmal schrieb er noch und unterzeichnete mit „Scardanelli“. Ob er wirklich an Schizophrenie erkrankt war oder nur ein Masken- und Rollenspiel aufführte, ist bis heute ungeklärt. In seinem Gedicht „Hälfte des Lebens“ lautet der Schluss:

„Weh mir, wo nehm’ ich, wenn / Es Winter ist, die Blumen, und wo / Den Sonnenschein, / Und Schatten der Erde? / Die Mauern stehn / Sprachlos und kalt, im Winde / Klirren die Fahnen.

von:
Vor 175 Jahren starb Friedrich Hölderlin - "Wir sind nichts; was wir suchen ist alles" (Archiv)

FRIEDRICH HÖLDERLIN - Abendphantasie


Friedrich Hölderlin
(1770–1843)
von:
Friedrich Hölderlin

Berühmte Werke::)

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Zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin (20.03.) | SO | 22 03 2020 | 8:15
 
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Friedrich Hölderlin

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HEUTE: 20. März 1770: 250. Geburtstag des deutschen Dichters Friedrich HölderlinKeine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.

Ö1
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@Mitglied #475094 Kannst du bitte die beiden oben angeführten Ö1 Sendungen hier für immer fixieren, so wie du es beim Thread "Sexarbeit in den Medien"
schon gemacht hast?:)....Ich kann das nicht:(.......
 
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Neue Sachlichkeit / Weimarer Republik (1918–1933)

Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.»Neue Sachlichkeit« bezeichnet die Literaturepoche zur Zeit der Weimarer Republik. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff als Stilbezeichnung in der Malerei und im Kontext der Kunst verwendet. Nach 1925 übertrug man ihn dann auch auf die Literatur. Die literarischen Werke der Strömung weisen eine illusionslose, nüchterne und vor allem sachliche Beschreibung der damaligen Gesellschaft auf.
Übersicht:
Geschichtlicher Hintergrund

Die Epoche der Neuen Sachlichkeit war geprägt von Krisen, Widersprüchen und politischen Veränderungen. Es gab sowohl positive als auch negative Wirtschaftsentwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen.
Einerseit war das Leben der Menschen geprägt von den wirtschaftlichen Problemen und sozialen Folgen des Ersten Weltkriegs. Vielerorts wuchs die Existenzangst, die durch die Inflation von 1924 und die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 hervorgerufen wurde. Die Folge war ein Erstarken der links- und. rechtsextremistischen Gesinnung innerhalb der Gesellschaft. Letztlich mündete dies in einer Radikalisierung der beiden politischen Lager, die sich feindlich gegenüberstanden.

Andererseits folgten den wirtschaftlichen Krisen die sogenannten Goldenen Zwanziger, die der Bevölkerung mehr Wohlstand und Konsum brachten. Jazzlokale, Kinos und Kabaretts erlebten in der modernen Massengesellschaft eine Blütezeit. Auch die neuen Medien Radio und Film hielten Einzug in den Alltag der Menschen.
Vorstellung vom Menschen
  • Die zwischenmenschlichen Beziehungen hatten einen »Warencharakter« (Austauschbarkeit von Menschen)
  • Die Menschen waren aufgrund der Kriegserfahrung (Erster Weltkrieg) desillusioniert
  • Gesellschaftliche Verhältnisse wurden von den Einzelnen als chaotisch und widersprüchlich empfunden




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Literatur der Neuen Sachlichkeit


Es herrschte eine Medienvielfalt und die Unterhaltung gewann an Bedeutung für das kulturelle Leben. Dadurch veränderten sich auch die Anforderungen an Autoren und die Bedingungen für die Literatur der Zeit. Mit den Massenmedien (Radio und Fernsehen) entstanden völlig neue Formate.
Die Bereiche Rundfunk und Film eröffneten den Autoren neue Möglichkeiten, um mit ihrer literarischer Arbeit Geld zu verdienen. Es entstanden viele Hörspiele (Radio) und Drehbücher (Film).

Viele Autoren bestritten ihren Lebensunterhalt auch mit journalistischen Aufträgen von Zeitungen und verfassten für diese Feuilletons, Reportagen und Berichte.
Mit Entstehung zahlreicher Kabaretts stieg die Popularität von Gedichten, Prosa und Sketchen, die nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Die Meinungsfreiheit war faktisch nur auf dem Papier vorhanden. Die Wirklichkeit sah anders aus und Veröffentlichungen wurden beispielsweise durch das Schund- und Schmutzgesetz gestört. Es folgten Verbote von Büchern bestimmter Autoren.
Wichtige Autoren und Werke der Neuen Sachlichkeit

Literarische Merkmale

Die Vertreter der Neuen Sachlichkeit verwendeten in ihren Werken überwiegend eine kühle, emotionslose, distanzierte und einfache Sprache.
Eine Abkehr des Expressionismus, bei dem vor allem eine Ausrichtung auf den einzelnen Menschen im Mittelpunkt stand, prägte die Literatur dieser Epoche. Ziel war nun eine sachliche Darstellung des Alltages. Mit ihrer Literatur wollten die Autoren der Neuen Sachlichkeit die breite Masse der Bürger erreichen.
Häufige Themen waren die Probleme der einfachen Bevölkerung, Großstadt, Technik, Industrie und Arbeitslosigkeit. Daneben spielte auch die Darstellung von Krieg eine wichtige Rolle.
Techniken aus dem Filmbereich – zum Beispiel die Montagetechnik – wurden auf die Literatur übertragen. Dabei fügten die Autoren verschiedene Texte bzw. Textsorten (Briefe, Zeitungsartikel, Protokolle) zu einem neuen literarischen Werk zusammen. Die Montagetechnik wurde aber auch auf die Sprache angewandt. So vermischte Gottfried Benn in seinen Werken die Umgangssprache mit Termini aus der medizinischen Fachsprache.


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Epik

Die Epoche der Neuen Sachlichkeit bevorzugte die sogenannte Gebrauchsliteratur. Mit dieser wurden alltägliche Themen und Dinge behandelt. Nicht das fiktionale (ausgedachte), sondern das reale (echte) Leben sollte Gegenstand der Gebrauchsliteratur sein. Daher erfreuten sich Berichte, Dokumentationen und Reportagen großer Beliebtheit.
Daneben waren vor allem Zeitromane, die die Lebensbedingungen der Menschen genau schilderten, prägend für die Neue Sachlichkeit. Der Großstadtroman »Berlin Alexanderplatz« (1929) von Alfred Döblin gilt als eines der Hauptwerke dieser Zeit. Weitere bedeutende Werke sind der Anti-Kriegsroman »Im Westen nichts Neues« (1928) von Erich Maria Remarques und Hans Falladas Roman »Kleiner Mann – was nun?« (1932).



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Lyrik

In der Lyrik galt der Gebrauchswert (Nutzen, den ein Werk hat) von Gedichten als wichtigster Wert. Daher spricht man auch von Gebrauchslyrik. Viele Gedichte entstanden aufgrund eines bestimmten Anlasses oder dienten einem ganz besonderen Zweck.
Die Lyrik der Neuen Sachlichkeit zeichnete sich durch eine einfache, schnörkellose Sprache aus. Damit erreichten die Lyriker viele Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. In den Gedichten prangerten die Vertreter der Neuen Sachlichkeit gesellschaftliche Missstände, zunehmenden Militarismus und den aufkeimenden Faschismus an



Beispiel
Kurt Tucholsky: »Ideal und Wirklichkeit«

In stiller Nacht und monogamen Betten
denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt.
Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten,
was uns, weil es nicht da ist, leise quält.
Du präparierst dir im Gedankengange
das, was du willst - und nachher kriegst das nie ...
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
C'est la vie -!

Sie muß sich wie in einem Kugellager
in ihren Hüften biegen, groß und blond.
Ein Pfund zu wenig - und sie wäre mager,
wer je in diesen Haaren sich gesonnt ...
Nachher erliegst du dem verfluchten Hange,
der Eile und der Phantasie.
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!

Man möchte eine helle Pfeife kaufen
Und kauft die dunkle - andere sind nicht da.
Man möchte jeden Morgen dauerlaufen
und tut es nicht. Beinah ... beinah ...
Wir dachten unter kaiserlichem Zwange
an eine Republik ... und nun ists die!
Man möchte immer eine große Lange,und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!

Man möchte eine helle Pfeife kaufen
Und kauft die dunkle - andere sind nicht da.
Man möchte jeden Morgen dauerlaufen
und tut es nicht. Beinah ... beinah ...
Wir dachten unter kaiserlichem Zwange
an eine Republik ... und nun ists die!
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!




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Drama

In der Zeit der Neuen Sachlichkeit entstand eine neue Theaterform, das epische Theater. Wichtigstes Merkmal des epischen Theaters sind Verfremdungseffekte, durch die eine Distanz des Zuschauers zum Bühnengeschehen aufgebaut wird.
Bertolt Brecht entwickelte im Zuge der Arbeit an der Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« ersten theoretischen Überlegungen zum epischen Theater und schrieb diese in die Anmerkungen.

Übersicht: Merkmale des epischen Theaters
  • kein strenger Aufbau (Einteilung in Akte und Szenen), sondern Verwendung von Episoden
  • Ende ist meist offen; Publikum soll selbst Alternativen entwickeln und Stück interpretieren
  • Ziel des epischen Theaters: Publikum soll Missstände erkennen und anschließende verändern
  • Bezeichnung episch, weil ein Erzähler zwischen Publikum und Handlung vermittelt
  • Verfremdungseffekte: Kommentare (Erzähler oder Figur), direkte Ansprache der Zuschauenden, Spruchbänder, Plakate, Lieder

Neue Akzente erhielt auch das Volkstheater, denn das
Volk selbst (Bauern, Arbeiter, Handwerker) wurde zum Thema oder trat als
Laiendarsteller auf die Bühne. Oft wurden gesellschaftliche und
politische Themen dabei verarbeitet. Erklärtes Ziel des Theaters war es,
das Publikum zum Nachdenken anzuregen.



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aus "Inhaltsangaben.de"
 
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Ludwig Ganghofer ( 7. Juli 1855 - 24. Juli 1920 )

100. Todestag des Heimatdichters!

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Er war ein bayerischer Schriftsteller, der durch seine Heimatromane bekannt geworden ist.

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Ludwig Ganghofer

Geboren am 7.7.1855 in Kaufbeuren als Sohn eines Forstbeamten. Er arbeitete ab 1872 als Volontär in einer Augsburger Maschinenfabrik. 1873 entschloß er sich, Schriftsteller zu werden. Er studierte in den Jahren 1874-1877 Philosophie und Philologie in München und Berlin und promovierte 1879 zum Dr. phil. in Leipzig. Ab 1880 lebte er in Wien und war dort Dramaturg des Ringtheaters. Von 1886-1892 arbeitete er als Feuilletonredakteur, dann als freier Schriftsteller.


Ganghofer war ein ebenso produktiver wie erfolgreicher deutscher Volksschriftsteller. Seine Romane aus der bayrischen Alpenwelt zeigen in effektvoller Weise die Schicksale und Erlebnisse meist einfacher Menschen. Ganghofer starb am 24.7.1920 in Tegernsee.

Ludwig Ganghofer
Das Schweigen im Walde

Inhalt
Ludwig Ganghofer
<< zurück weiter >> Erstes Kapitel

Man hörte noch den Lärm des Dorfes, den all verschwommener Stimmen und das Geläut einer Kirchenglocke, die zur sonntäglichen Vesper rief. Dann verschwanden die letzten Häuser hinter Büschen und Bäumen. Entlang dem zerrissenen Ufer eines Wildbaches ging's eine Weile an Bergwiesen und zerstreuten Feldgehölzen vorüber, und sacht begann das schmale Sträßlein zu steigen. Während die Kutsche mit langsamer Fahrt in den von Sonnenglanz umwobenen Hochwald einlenkte, klang vom Dorfe her noch ein letzter Glockenton, als möchte das im Tal versinkende Treiben der Menschen Abschied von dem einsamen Manne nehmen, der sich aus dem Wirbel des Lebens in die abgeschiedene Stille der Berge flüchtete.


Die Straße stieg in immer dichteren Wald hinein. Der klomm zur Rechten gegen die Hochalmen empor, zur Linken senkte er sich in eine Schlucht, aus deren Tiefe sich die Stimme des Wildbaches nur wie leises Murmeln vernehmen ließ. Unter den Bäumen war Stille, als wollte der Wald nach der drückenden Hitze des Julitages schon lange vor Abend in Schlummer sinken. Man hörte nur den müden Hufschlag und das Räderknirschen im groben Kies der Straße.


Vor die schwerfällige Landkutsche waren zwei Maultiere gespannt. Sie machten dem alten, weißbärtigen Bauernknecht, der sie zu lenken hatte, nur geringe Mühe. Er konnte ab und zu ein kleines Nickerchen erledigen, aus dem ihr das Holpern des Wagens wieder aufrüttelte. Wurde er munter, so versuchte er mit seinem Nachbar auf dem Bocksitz ein Gespräch anzuknüpfen, verstummte aber bald wieder, eingeschüchtert durch das vornehm ablehnende »Ach?« und »So!«, das er sich mit seiner gutmütigen Redseligkeit als einzige Antwort verdiente. Man sah diesem Nachbar den »hochherrschaftlichen Lakai« an der Nasenspitze an, die er trotz einer siebenstündigen Wagenfahrt noch immer in würdevoller Höhe zu erhalten wußte. Er trug einen Reiseanzug aus dunklem Cheviot, dazu ein schwarzes Hütchen, unter dessen schmaler Krempe sich das peinlich frisierte Blondhaar gleich einer polierten Bernsteinschale um den Kopf legte. Ein noch junges Gesicht und hübsch, so daß es hätte gefallen können. Aber in seiner rasierten Glätte und bei dem Bestreben, eine geheimnisvolle Wichtigkeit in den Blick der graublauen Augen zu legen, glich es dem stilvollen Antlitz eines mittelmäßig begabten Schauspielers, der seine beste Rolle außerhalb der Bühne spielt. Es lag auch, neben halber Ehrlichkeit, ein bißchen Komödianterie in der Art, wie der Diener sich nach dem Fond der Kutsche umwandte, als wäre er in Sorge um das Befinden seines jungen Herrn.


»Fühlen sich Durchlaucht von der langen Fahrt nicht sehr ermüdet?«


Der Fürst schien ihn nicht zu hören – wenigstens gab er keine Antwort. Regungslos, den Kopf mit dem grauen Jägerhütchen seitwärts geneigt, lag er in die Lederkissen der Kutsche geschmiegt und ließ die Hände auf der Reisedecke ruhen, die um seine Knie geschlungen war – zwei schlanke Hände, deren durchscheinende Blässe von schwerer, kaum überstandener Krankheit erzählte. So bleich wie die Hände war auch das schmale, streng geschnittene Gesicht, von dessen Blässe sich das dünne Bärtchen über den herb geschlossenen Lippen und der linde Flaum, der sich um Kinn und Wangen kräuselte, als tiefer Schatten abhob. Der seltsame Widerspruch dieser Züge hatte etwas Fesselndes. Jede Linie so rein gezeichnet wie das Erbteil einer schönen Mutter, das einer Tochter geschenkt sein wollte und sich zu einem Sohn verirrte; und dennoch der Ausdruck eines klar geprägten Willens, in jedem Zug das Merkmal einer festgefügten männlichen Natur; dazu ein Körper, schlank und sehnig aufgeschossen, dessen jugendliche Kraft durch die überstandene Krankheit nicht gebrochen, nur gebändigt schien und sich auch in der müden Haltung noch verriet, mit welcher der Fürst im Wagen ruhte.


Er hielt die Augen geschlossen; doch er schlief nicht; das Leben, das in seinen Zügen spielte, verriet es. Hatte er die Lider geschlossen, weil ihn nach dem blendenden Sonnenglanz der langen Fahrt die Augen schmerzten? Oder wollte er das Bild der Landschaft vor seinem Blick erloschen machen, um die Bilder seiner Gedanken ungestört vor seiner Seele zu schauen? Freundliche Bilder schienen das nicht zu sein. Das bittere Lächeln, das einen tiefen Zug um die Lippen schnitt, erzählte von Leiden, die besiegt, doch nicht vergessen sind und in der Seele nachwirken wie das Brennen einer Wunde.


Bei diesem Sinnen atmete der stille, freudlose Träumer in tiefen Zügen die Waldluft, ihre Frische wie Erquickung genießend.


Da unterbrach ein heller Laut die Stille der Landschaft. Von einer fernen Höhe tönte der schwebende Jodelruf einer Mädchenstimme, verschwamm in den sonnigen Lüften und weckte an den Felswänden, die der Wald verhüllte, noch ein leises Echo.


Der Fürst hörte nicht. Aber der Lakai auf dem Bock lächelte erwartungsvoll und fragte den Kutsche: »Gibt es hier Sennerinnen?«


»No freilich. Und eine is dabei, ja, vor der muß man 's Hütl ziehen. Die Burgi von der Tillfußer Alm. Was wahr is, muß wahr sein. Dös is aber bildsaubers Madl.«


»Die Tillfußer Alm? Wo liegt die?«


»Gleich dem Jagdhaus vor der Nasen.« Der Wagen rollte aus dem dichtgeschlossenen Wald auf eine offene Höhe hinaus, und der Kutscher deutete mit der Peitsche. »Da schauen S' her! Jetzt kann man 's ganze Geißtal überschauen, drei Stund weit aussi bis gegen Ehrwald.«


Hastig wandte sich der Lakai: »Bitte, Durchlaucht, von dieser Stelle kann man da ganze Jagdgebiet übersehen.«


Der Fürst schlug die Augen auf – große, dunkle Augen von metallenem Glanz – und erhob sich im Wagen, den der Kutscher auf einen Wink des Lakaien angehalten hatte.


Beim Anblick der weitgedehnten, in ihrer wundervollen Größe doch ruhigen Landschaft stieg eine warme Röte in die bleichen Wangen des Fürsten. Es war aber auch ein Bild, das einem für Schönheit der Natur empfänglichen Menschen die Seele mit Staunen erfüllen mußte.


Zu Füßen der Straße zog sich ein schmales Hochtal mit fast ebener Sohle bis in weite Ferne, kaum merklich gewunden, eine einzige große Linie, gezeichnet von der weit ausholenden Hand des Schöpfers. Durch das lange Tal hin schlängelte sich die Geißtaler Ache, in eng gedrängtem Bette aus- und einbiegend um vorspringende Felsen und Waldecken, bald grünlich schimmernd bei ruhigem Gefäll, bald wieder blitzend in der Sonne und zersprudelt zu weißem Schaum. Da ganze Tal entlang reihte sich zur Linken ein Felskoloß an den anderen; neben der ungestüm aufstrebenden Munde erhebt sich die wuchtige Hochwand, hinter dem klobigen Igelstein drängt sich der steile Tejakopf hervor, und den wirkungsvollen Abschluß bildet die Sonnenspitze mit ihrer schlanken, auf breitem Sockel ruhenden Pyramide. Von dunklem Blau umschleierte Kare schneiden in den Leib der steinernen Riesen ein, und über die steilen Felsrippen klettern die Fichtenwälder empor als schmale Zungen und verlieren sich mit einsam vorgeschobenen Bäumen zwischen den Latschenfeldern, die um die Brust der Berge hängen wie eine grüne Samtverbrämung. Verstaubter Schnee, den immerwährender Schatten auch gegen die Sonne des Juli schützte, füllt mit zerrissenen Formen alle tieferen Buchten im Gestein, und von ihm aus ziehen, den lebenden Wald zersprengend, die Lawinengassen nieder mit verwüstetem Gehäng. Der Stelle zu Füßen, wo der Wagen hielt, lagen Hunderte von gebrochenen Stämmen wirr über den Bach geschleudert. In der Tiefe sah dieser zerstörte Wald sich an wie Spielzeug, das Kinderhände im Übermut durcheinander geworfen. Aus diesem Wirrsal streckte sich eine seltsame Rute hervor: eine gewaltige, wohl hundertjährige Fichte, die eine Lawine aus dem Grunde gerissen, durch die Luft gewirbelt und mit dem Gipfel wieder in die Erde gebohrt hatte, so daß der Stamm mit seinem Wurzelwerk zum Himmel ragte.


Gegenüber diesem ernsten Bild des Schattens lag, von flimmerndem Glanz umwoben, die Sonnenseite des Tales. Grüne Wälder wechselten mit goldig überglänzten Almgehängen. Sanft verschwommen klangen die Glocken der weidenden Rinder von den Höhen, und auf den lichten Weideflächen erkannte man die zerstreuten Tiere der Herde als helle, bewegliche Punkte. Über den Almen lagen wieder die Wälder, aus denen sacht gerundete, nur selten von einer kahlen Wand durchschnittene Kuppen aufwärts stiegen; und wie eine letzte steinerne Weltgrenze, stolz und steil, erhob sich über diese grünen Wellen der gezahnte, stundenlange Grat des Wettersteingebirges, im Glanz der Sonne wie ein goldenes Gebild erscheinend. Je weiter die Wand sich hinzog, desto blauer tönten sich die Felsen, so daß sie in der Ferne mit der golddurchwobenen Farbe des Himmels in eins zerflossen.


»Wie schön!«


Tief atmend hatte der Fürst dieses Wort vor sich hin gesprochen; und als die Kutsche über die fallende Straße niederrollte, lag er nicht mehr mit stillem Brüten in die Kissen des Wagens versunken, sondern schickte in lebhafter Achtsamkeit die Augen nach allen Seiten auf die Reise.



Eine Weile führte der Weg zwischen einem latschenbewachsenen Hang und dem Ufer der Ach dahin, nun wieder durch schütteres Gehölz und dann im Bogen über ein weites Almfeld gegen eine Waldfläche empor, in deren Mitte, durch aufsteigenden Rauch verkündet, das von mächtigen Fichten umschützte Jagdhaus stehen mußte. Der Fürst beugte sich aus dem Wagen, in Spannung nach dem Jägerheim ausspähend, das ihm die Fürsorge eines Freundes in dieser Bergeinsamkeit erworben und bereitet hatte. Als sich die Kutsche einem aus Steinen am Waldsaum erbauten Stalle näherte, hörte man unter den Bäumen eine erregte Männerstimme rufen: »Er kommt! Er kommt!«

Seine bekanntesten Werke sind "Waldrausch", "Das Schweigen im Walde", "Schloss Hubertus" und "Edelweißkönig". Habe ich alle!:winner:


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Bibliografie (Auswahl)
Dramen
  • Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Volksschauspiel in 5 Aufzügen. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung, Augsburg 1880.
Erzählungen / Novellen
  • Edelweißkönig. Eine Hochlandsgeschichte. 2 Bände. Adolf Bonz, Stuttgart 1886.
  • Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Eine Hochlandsgeschichte. Adolf Bonz, Stuttgart 1890.
  • Fliegender Sommer. Verlag des Vereins der Bücherfreunde, Berlin 1892.
  • Der Besondere. Eine Hochlandsgeschichte. Adolf Bonz, Stuttgart 1893.
  • Die Fackeljungfrau. Eine Bergsage. Bonz & Co., Stuttgart 1894.
  • Gewitter im Mai. Novelle. Adolf Bonz, Stuttgart 1904.
  • Damian Zagg. Adolf Bonz, Stuttgart 1906.
  • Die Trutze von Trutzberg. Eine Geschichte aus Anno Domini 1445. Grothe, Berlin 1915 (= Grote’sche Sammlung von Werken zeitgenössischer Schriftsteller. Band 123).
Romane
  • Der Jäger von Fall. Eine Erzählung aus dem bayerischen Hochlande. Adolf Bonz, Stuttgart 1883.
  • Die Sünden der Väter. Roman. Adolf Bonz, Stuttgart 1886.
  • Der Unfried. Ein Dorfroman. Adolf Bonz, Stuttgart 1888.
  • Der Klosterjäger. Roman aus dem 14. Jahrhundert. Adolf Bonz, Stuttgart 1892.
  • Die Martinsklause. Roman aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts. 2 Bände. Bonz & Co., Stuttgart 1894.
  • Schloß Hubertus. Roman in zwei Bänden. Adolf Bonz, Stuttgart 1895.
  • Die Bacchantin. Roman in zwei Bänden. Adolf Bonz, Stuttgart 1897.
  • Das Schweigen im Walde. Roman in zwei Bänden. Grote, Berlin 1899.
  • Das Gotteslehen. Roman aus dem 13. Jahrhundert. Historischer Roman. Adolf Bonz, Stuttgart 1899.
  • Der laufende Berg. Ein Hochlandsroman. Adolf Bonz, Stuttgart 1899.
  • Der Dorfapostel. Hochlandsroman. Adolf Bonz, Stuttgart 1900.
  • Das neue Wesen. Roman aus dem 16. Jahrhundert. Adolf Bonz, Stuttgart 1902.
  • Der Hohe Schein. Roman. 2 Bände. Adolf Bonz, Stuttgart 1904.
  • Der Mann im Salz. Roman aus dem anfang des 17. Jahrhunderts. 2 Bände. Adolf Bonz, Stuttgart 1906.
  • Waldrausch. Roman, 1907 (1908 a. a. Q.)
  • Der Ochsenkrieg. Roman aus dem 15. Jahrhundert. 2 Bände. Adolf Bonz, Stuttgart 1914.
  • Das große Jagen. Roman aus dem 18. Jahrhundert. Adolf Bonz, Stuttgart 1918.
Sachbücher
  • Lebenslauf eines Optimisten. 3 Bände. Adolf Bonz, Stuttgart
    • Buch der Kindheit. 1909.
    • Buch der Jugend. 1910.
    • Buch der Freiheit. 1911.
  • Reise zur deutschen Front. Ullstein, Berlin, Wien 1915. (Ullstein – Kriegsbücher)
  • Bei den Heeresgruppen Hindenburg und Mackensen. Adolf Bonz, Stuttgart 1916.
 
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Ich glaub der ganghofer is auch in „die letzten tage der menschheit“ verewigt ...vom kraus karl ..
 
ich glaub der ganghofer war ein lieblingsautor Kaiser Wilhelm II und duzfreund ... ganghofer ist an der front ( in die letzten tage der menschheit ) und ychreibt/berichtet darüber ... und der kaiser ist begeistert ... ja es gibt ein oder mehrere gespräche ... der kaiser und ganghofer

 
ich glaub der ganghofer war ein lieblingsautor Kaiser Wilhelm II und duzfreund ... ganghofer ist an der front ( in die letzten tage der menschheit ) und ychreibt/berichtet darüber ... und der kaiser ist begeistert ... ja es gibt ein oder mehrere gespräche ... der kaiser und ganghofer


Lustig, das weiß ich gar nicht mehr, obwohl ich "Die letzten Tage" gelesen habe und auch von Qualtinger gehört habe:rotwerd:........Ja, "Ganghofer" war der Lieblingsschriftsteller des Kaisers Wilhelm II, er hat ihn geehrt und gelobt, weil er in seinen Heimatromanen die deutsche Heimat so schön beschreibt. Oft wird aber vergessen, dass Ganghofer nicht nur der kitschige Heimatautor war, sondern auch die sozialen Verhältnisse am Lande genau aufzeigen wollte, vergleichbar in der Intention mit Gerhart Hauptmann, nur hat Ganghofer romantischer geschrieben, und überhaupt menschliche Verhaltensweisen aufzeigen, wie auch schon "Balzac" in seiner "Menschlichen Komödie" getan hat. Da Ganghofer sehr genau und schön die Natur beschrieben hat, sehr schön geschrieben & beschrieben, durchaus vergleichbar mit Stifters genauen Naturbeschreibungen und oft dörfliche Schicksale erzählt hat, ist ihm der kitschige Heimatautor kleben geblieben.

Im Gymnasium habe ich "Die letzten Tage d. M." das letzte Mal gelesen. Es wäre eine gute Idee, dieses Buch jetzt wieder zu lesen! :daumen:
 
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Das Weihnachtsfest
Vom Himmel bis in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken,
in märchenstiller Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich nieder,
anbetend, staunend muß ich stehn,
es sinkt auf meine Augenlider,
ich fühl's, ein Wunder ist geschehn.

Theodor Storm (1817-1888)

Der Stern
Hätt' einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wäre wohl nie
dem Sternlein nachgereist, wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Das Weihnachtsbäumlein
Es war einmal ein Tännelein
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün
als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stands im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
die grünen Nadeln warn'n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm -
Hei! Tats da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Christian Morgenstern (1871-1914)

Allen im EF wünsche ich ein gesegnetes & schönes Weihnachtsfest!Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.
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:):haha:
 
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Auf eigenen Wunsch wird der ehrgeizige junge Törleß auf die erfolgversprechende Militärakademie geschickt. Während er anfangs seine Eltern vermißt und lange Briefe schreibt, verändert er sich durch die neue Umgebung schnell. In der strengen Hierarchie der Schule erproben bald auch die Schüler die Faszination von Macht und Unterwerfung. Eine scharfsichtige Charakterstudie, die sich wie eine Vorahnung der kommenden Diktatur liest.

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Da die Interpretation des oben genannten Buchs sehr facettenreich ist, will ich euch diese auch nicht vorenthalten:

Handlung
Musil beschreibt Vorgänge an einem Provinzinternat der österreichisch-ungarischen k. und k. Monarchie. Törleß und seine zwei Mitschüler Reiting und Beineberg ertappen den jüngeren Mitschüler Basini beim Stehlen, halten dies aber geheim, um ihn bestrafen und quälen zu können. Während Beineberg und Reiting Basini hauptsächlich physisch und sexuell misshandeln und foltern, versucht Törleß auf psychischer Ebene von Basini zu lernen. Obwohl auch er Basini zu einem erotischen Lust- und Versuchsobjekt degradiert und, zumindest verbal, wie einen Sklaven behandelt, widert ihn der plumpere erpresserische Sadismus seiner Mitstreiter Reiting und Beineberg zunehmend an. Trotzdem übt die Demütigung Basinis einen gewissen Reiz auf ihn aus. Er ist jedoch (noch) nicht fähig, diesen als Faszination der Macht zu entlarven, in Worte zu fassen und hinter das Geheimnis der „Seele“ des Menschen zu kommen, als deren Schlüssel ihm Basinis Verhalten erscheint.

Eine Vorausblende in der Mitte des Romans erwähnt den erwachsenen Törleß, der sich seines früheren Verhaltens im Internat keineswegs schämt. Und gegen Ende des Romans konstatiert der Erzähler: „Eine Entwicklung war abgeschlossen. Die Seele hatte einen neuen Jahresring angesetzt wie ein junger Baum – dieses noch wortlose, überwältigende Gefühl entschuldigte alles, was geschehen war.“

Deutung
„Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.“
– Maeterlinck
Das Zitat aus Maeterlincks Der Schatz der Armen (Le Trésor des humbles, 1896), das Musil dem Roman voranstellt, markiert das Erkenntnisinteresse des Dichters, der das Werk nur vordergründig als Schul- oder Pubertätsroman verstanden wissen wollte. Musil gab im Juli 1907 in einem Brief an Matthias di Gaspero folgende Hinweise:

„Das Buch ist nicht naturalistisch. Es gibt keine Pubertätspsychologie, wie viele andere, es ist symbolisch, es illustriert eine Idee. Um nicht mißverstanden zu werden, habe ich ein Wort von Maeterlinck, das ihr am nächsten kommt, vorausgesetzt.“
Und in einem verworfenen Vorwort schrieb Musil: „Wer die Wahrheit dieser Worte an sich erlebt hat, wird dieses Buch verstehen.“[2]

Die Interpretationen des Romans gehen von unterschiedlichen Lesarten aus, zum Beispiel davon,


  • dass Musil in der Gestalt der Hauptfigur die Entwicklungskrise eines künstlerisch sensiblen Menschen darstellt, die zumindest teilweise auch sein eigenes Problem zum Zeitpunkt der Entstehung des Romans war;
  • dass die Erzählung „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ dort aufhört, wo Musils Haupt- und Lebenswerk, sein fragmentarisch gebliebener Roman Der Mann ohne Eigenschaften einsetzt, dass also der junge Törleß später zu Ulrich wird;
  • dass Musil sich in den Verwirrungen des Zöglings Törleß in künstlerischer Form noch einmal mit denjenigen Fragen befasst, die ihn auch schon in seiner Dissertation über die Erkenntnistheorie Ernst Machs beschäftigten;
  • dass Musil neben der „Interpretation jugendlichen Wachstums […] zugleich das Bild kommender Diktatur und der Vergewaltigung des einzelnen durch das System visionär vorzeichnet“. (Klappentext der Rowohlt-Taschenbuchausgabe)


Törleß
Die Symbolik der Bahnhofsszene, die auf den ersten Seiten beschrieben wird, kann auf Törleß’ Seele bezogen werden: So wie die Atmosphäre am Bahnhof verlassen und trostlos wirkt, so fühlt sich auch Törleß im Internat, einsam und leer. Seine Verwirrungen liegen in der Hin- und Hergerissenheit zwischen der gutbürgerlichen Moral seiner Herkunft einerseits und den Ansichten seiner charakterlich schon wesentlich gefestigteren (aber auch wesentlich oberflächlicheren) Freunde Beineberg und Reiting andererseits. Er nimmt die Position eines Beobachters ein, der nur selten aktiv ins Geschehen eingreift. Seine Gedanken werden oft direkt (zum Teil auch in den regelmäßigen Briefen an seine Eltern) wiedergegeben. Törleß’ Grundeinstellung ist zu Anfang des Romans von einem realistischen Denken geprägt, das jedoch im Laufe der Monate immer mystischere Formen annimmt. Da der Leser an seinen Denkprozessen beteiligt wird und die Welt vor allem aus Törleß’ Perspektive wahrnimmt, erlebt er die Titelfigur trotz all ihrer Schwächen als einen sich vom Jugendlichen zum Erwachsenen entwickelnden Charakter, dem man seine Sympathie nie ganz versagen kann.

Törleß verändert sich im Laufe seiner Pubertät immer mehr zu einem „jungen Mann von sehr feinem und empfindsamen Geiste“, zu einer „ästhetisch-intellektuellen [Natur]“ (S. 158). Bereits früh kennzeichnet ihn die unablässige Suche nach einer tieferen, hinter der Fassade des Normalen und Augenscheinlichen angesiedelten Wirklichkeit, die er durch genaue (Selbst-)Beobachtung („Talent des Staunens“, S. 34) zu erfassen versucht. Er vermag allerdings den Sinn seines Strebens noch nicht in Worte zu fassen und als Identitätsfindung zu erkennen (S. 160 „[Die Erinnerung an meine Jugend] verging. Aber etwas von ihr blieb für immer zurück.“; Seite 162 „Er wußte nur, daß er etwas noch Undeutlichem auf einem Wege gefolgt war, der tief in sein Inneres führte […] und war dabei in die engen, winkligen Gemächer der Sinnlichkeit gelangt.“). Derartige Empfindungen und Gedanken verleihen ihm einen kritischen Blick auf seine Umwelt und distanzieren ihn von seinen Mitmenschen. Immer wieder stellt er fest, dass er anders ist als die übrigen Zöglinge.


Die Verwirrungen des Zöglings Törleß gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Romane um 1900. Er ist zeitlos in der Schilderung des Lebensgefühls Pubertät: das Warten und Suchen, die Leere und Langeweile, das Gefühl, vor einem Tor zu stehen, das sich noch nicht aufgetan hat. Aus heutiger Perspektive ist das Buch geradezu hellsichtig, was diktatorische Systeme betrifft: Es scheint die perverse Vernichtungslogik des Nationalsozialismus an zwei jugendlichen Klassentyrannen sowie ihrem Opfer und ihrem Mitläufer durchzudeklinieren. Während heute das Thema Homosexualität unter Internatsschülern kaum noch schockiert, so ist man doch sehr irritiert darüber, wie das Gewaltopfer vom Erzähler als „moralisch minderwertig“ taxiert wird. Der Mitläufer Törleß empfindet kein Mitleid mit dem Gefolterten, er hilft ihm lange nicht und am Ende nur, um dem Ganzen selbst zu entkommen – und er empfindet bis zum Schluss ausdrücklich keine Reue. Während die Erzählweise, wenn sie nah an Törleß ist, durch ihre Modernität überzeugt, nervt sie an den vielen Stellen, wo der Erzähler es besser weiß und das Erleben der Hauptfigur nicht nur kommentiert, sondern sogar korrigiert.

Take-aways

  • Die Verwirrungen des Zöglings Törleß ist ein Pubertäts- und Internatsroman.
  • Inhalt: Der antriebslose Internatsschüler Törleß schließt sich zwei halbstarken Mitschülern an. Diese entlarven ihren Kameraden Basini als Dieb, worauf es zu Demütigungen, Vergewaltigungen und Misshandlungen kommt. Törleß ist nur halb dabei und beginnt eine eigene Affäre mit Basini. Schließlich bewegt er ihn dazu, sich zu stellen. Basini und Törleß müssen die Schule verlassen, die anderen kommen ungeschoren davon.
  • Das Buch wurde 1906 veröffentlicht und löste wegen der Schilderung homosexueller Gewaltexzesse heftige Debatten aus.
  • Musil ging es aber vor allem um die Erkenntniskrise der Hauptfigur: Törleß sieht einen Riss in der Wirklichkeit, hinter dem sich alles Dunkle, Unbewusste, Triebhafte auftut.
  • Vieles im Roman verweist auf die Erkenntnisse von Sigmund Freud.
  • Der Roman ist eine Machtstudie: Die beiden immer grausamer werdenden Klassenanführer führen sich wie Diktatoren auf.
  • Volker Schlöndorff verfilmte das Buch 1966 als Parabel auf den Nationalsozialismus.
  • Der Roman war Robert Musils größter Erfolg und ist bis heute sein meistgelesenes Buch.
  • Charakteristisch ist der dominante Erzähler, der die Empfindungen der Hauptfigur kommentiert und mitunter sogar korrigiert.
  • Zitat: „Es ist etwas Dunkles in mir, unter allen Gedanken, das ich mit den Gedanken nicht ausmessen kann, ein Leben, das sich nicht in Worten ausdrückt und das doch mein Leben ist.“
Zusammenfassung

Abschied von den Eltern
Begleitet von einer Gruppe von Mitschülern nimmt der 16-jährige Törleß am Bahnhof Abschied von seinen Eltern, die ihn in den letzten zwei Tagen in der Einöde seines Militärinternats besucht haben. Vier Jahre zuvor wollte er unbedingt in dieses berühmte Internat aufgenommen werden. Die Eltern gaben seinem Drängen schließlich nach, obwohl ihnen die Trennung sehr schwerfiel. Törleß selbst litt dann lange an schlimmem Heimweh, weinte viel, schrieb seinen Eltern sehnsüchtige Briefe. Als das Heimweh nachließ, fühlte er sich leer. Er schloss Freundschaft mit dem jungen Fürst H., aber dann machte Törleß sich über die Religiosität seines Freundes lustig und provozierte dadurch den Bruch. Die Kameraden, mit denen sich Törleß jetzt umgibt, bedeuten ihm nicht viel. Reiting und Beineberg, zwei Jahre älter als Törleß, verkörpern vor allem eine kernige, rohe Männlichkeit.
Bei der Dorfhure
Törleß und Beineberg kehren in der Konditorei des Ortes ein. Beineberg spricht wie so oft über Indien, wo sein Vater als Offizier gelebt hat, und über den Buddhismus, für den Beineberg eine starke Faszination hegt. Törleß interessieren diese Monologe nicht. Er schaltet innerlich ab, betrachtet Beineberg und merkt, dass ihm dessen Spinnenhaftigkeit im Grunde zuwider ist. Die beiden überqueren den Fluss und suchen die Dorfhure Božena auf. Törleß reizt ihre Derbheit, ihr niedriger Stand, der Gegensatz zum gesitteten Großbürgertum, dem er angehört. Zugleich aber erscheint ihm ein Besuch bei ihr als Verrat an seinen Eltern. Božena spielt genau damit, sie provoziert die Jungen, indem sie auf ihre Mütter und die „feine Welt“ anspielt, in der sie einst als Dienstmädchen tätig war. Die auch nur gedankliche Verbindung zwischen Božena und seiner Mutter erscheint Törleß so ungehörig, dass er diese Idee nicht mehr loswird – noch nie hat er sich seine Mutter als geschlechtliches Wesen gedacht. Doch er erinnert sich daran, einst ein eigentümliches Lachen seiner Mutter belauscht zu haben, als sie abends am Arm seines Vaters spazieren ging. Es verwirrt ihn, dass auch seine Eltern etwas mit dem dunklen Bereich der Sexualität zu tun haben.
Der Dieb
Reiting und Beineberg sind die Anführer der Klasse, beide sind Machtmenschen und Intriganten. Reiting ist jedoch etwas liebenswürdiger, weshalb er einen Machtkampf gegen Beineberg knapp gewinnen konnte. Seitdem treten sie zusammen auf. Der jüngere Törleß genießt ihren Schutz, er ist der geheime „Generalstabschef“, denn er ist der Intelligenteste der drei und der beste Menschenkenner. Er sieht die Intrigen als Spiel. Manchmal befremdet es ihn, wie ernst die beiden anderen ihre Handlungen nehmen.
„Törleß seufzte (...), und bei jedem Schritte, der ihn der Enge des Institutes näher trug, schnürte sich etwas immer fester in ihm zusammen.“ (S. 21)
Eines Abends flüstert Reiting Törleß zu, er wisse nun, wer der Dieb sei: Basini. Aus den Schubfächern der Internatszöglinge wurde wiederholt Geld gestohlen. In ihrer geheimen Kammer unter dem Dach erzählt Reiting Törleß und Beineberg, dass Basini Schulden bei ihm und anderen Mitschülern hatte, und als dann Beineberg genau der Betrag gestohlen wurde, der Basinis Schulden bei Reiting entsprach, habe er Basini auf den Kopf zu einen Dieb genannt. Basini leugnete es zuerst, gab es dann aber weinend zu und sagte, er habe aus Not geklaut. Er bettelte bei Reiting um Gnade und bot sich ihm als Sklave an. Nun ist die Frage, wie sie mit Basini verfahren sollen. Törleß findet die Angelegenheit banal und fühlt doch, dass sie eine tiefere Bedeutung für ihn bekommen wird. Dass Basini nun mit dieser „Schande“ bedeckt ist, scheint ihm wie ein Einbruch jenes Dunklen, das ihn schon länger umtreibt. Törleß hat Angst davor, sich diesem Dunkel hinzugeben, und spricht sich dafür aus, Basini anzuzeigen, damit er der Schule verwiesen werde. Die beiden anderen sind dagegen: Sie finden es interessant, Basini in der Hand zu haben. Basini ist bis dahin ein unscheinbarer Mitschüler gewesen. Er ist unsportlich, nicht sehr intelligent und hat weibische Gesichtszüge. Er ist eitel, lügt und brüstet sich mit erotischen Abenteuern, die er nicht hat. Seinen Impulsen – etwa der Verlockung, zu stehlen – hat er nichts entgegenzusetzen.
Beginnende Grausamkeiten
Eines Nachts weckt Beineberg Törleß auf. Sie gehen in die Dachkammer, wo Beineberg behauptet, dass Reiting sich heimlich mit Basini getroffen und diesen vergewaltigt habe. Allerdings findet es Beineberg nicht schade um Basini, mit ihm könne man alles machen, so bedeutungslos sei er im Weltgefüge. Für Reiting dagegen sei es durchaus gefährlich, dass Beineberg von diesem Geheimnis wisse. Auf Törleß’ Einwand, das dürfe er aber nicht gegen ihn verwenden, winkt Beineberg ab und kommt wieder auf Basini zu sprechen: Ihn will er quälen, und zwar, um für später zu üben – zu üben, wie es ist, einen Menschen ganz in der Hand zu haben. Darum gehe es sicher auch Reiting. Für ihn, Beineberg, sei es durchaus nicht leicht, grausam zu sein, deshalb sei die Grausamkeit für ihn sogar ein Opfer. Törleß fühlt, wie sich eine Schlinge um ihn zuzieht. Sie bestellen Basini für den Abend in die Dachkammer, denn er hat Reiting wieder um Geld gebeten, um Schulden zu begleichen. Nachdem sie Basinis Vergehen aufgezählt haben, schlagen, peitschen und vergewaltigen sie ihn. Törleß macht nicht mit, sitzt aber in Hörweite und ist sexuell erregt. Danach demütigen sie Basini weiter: Erst muss er sagen, er sei ein Dieb, dann, er sei ein diebisches, schweinisches Tier. Törleß beginnt sich zu schämen.
Die Rätsel der Mathematik
Törleß wendet sich bewusst den schulischen Inhalten zu, und er entdeckt gewisse unklare, „schwindelige“ Stellen in der Mathematik, die ihm mit seiner geistigen Situation und damit auch mit dem Phänomen Basini zusammenzuhängen scheinen. Die imaginären Zahlen verwirren ihn. Wie kann etwa aus einer negativen Zahl die Quadratwurzel genommen werden, da das Ergebnis doch immer positiv ist? Was ist mit einer Division, die nie ans Ende kommt? Wie hat man es sich vorzustellen, dass zwei parallele Linien sich im Unendlichen schneiden? Er versucht, diese Dinge mit Beineberg zu diskutieren, aber der sieht kein Problem. Deshalb bittet Törleß seinen Mathematiklehrer um ein Gespräch. Dieser lobt Törleß’ Entdeckungen, aber er hilft ihm nicht weiter: Wie diese unscharfen Stellen in der Mathematik zu erklären seien, könne er erst begreifen, wenn er zehnmal mehr von Mathematik verstehe als jetzt. Er verweist auf ein Buch von Kant, das auf seinem Nachttisch liegt: Hier sei es ähnlich, darin könne man die Urgründe allen Handelns finden, freilich sei auch das jetzt noch zu schwer für Törleß. Törleß kauft sich den Kant-Band, aber er bleibt nach wenigen Seiten in den vielen Klammern und Fußnoten stecken. Schließlich träumt er sogar von Kant: Zuerst schüchtert ihn der Philosoph ein, doch dann erwacht Törleß mit der Gewissheit, durch seine Feinfühligkeit und Sinnlichkeit gegen die Logik solch übergescheiter Menschen gewappnet zu sein. Gleichzeitig leidet er darunter, auf seiner seelisch-geistigen Suche noch vor einem verschlossenen Tor zu stehen. Er fühlt viel Unaussprechliches, Halb- oder Unbewusstes in sich, das größer ist als er. Basini steht für diese Verwirrungen, gleichzeitig verbindet Törleß mit ihm nun etwas vage Sexuelles.
Die Verführung
Während vier schulfreier Tage bleiben Törleß und Basini als Einzige ihrer Klasse im Institut zurück. Tagsüber sitzen sie beide stumm in der Bibliothek. Nachts spürt Törleß jetzt ein deutliches Verlangen nach Basini. Er ist abgestoßen von seiner Empfindung, schafft es aber nicht, sie zu ignorieren. Schließlich weckt er Basini in dessen Bett. Basini steht auf, nimmt wortlos den Schlüssel zur geheimen Dachkammer und geht voran – er tut dies offensichtlich nicht zum ersten Mal. In der Dachkammer zieht er sich sofort aus. Törleß ist gebannt von der Schönheit seines nackten, fast noch kindlichen Körpers. Er fragt Basini, was die anderen mit ihm in dieser Situation machen, und erfährt, dass Reiting sich von dem nackten Basini aus Geschichtsbüchern vorlesen lässt, bevor er sich an ihm befriedigt. Anschließend schlägt er ihn, um nicht als zu zärtlich und unmännlich dazustehen. Beineberg dagegen sei hässlich zu ihm, er halte ihm erst Vorträge über Basinis beschmutzte Seele, mache Hypnoseexperimente mit ihm, steche ihn auch mit einer Nadel und verlange dann weit wüstere sexuelle Dienste als Reiting. Törleß will von Basini wissen, wie er sich bei alledem fühlt. Er hofft, dadurch etwas Licht in das beängstigende Dunkel zu bringen. Aber Basini sagt bloß, er habe keine Wahl und hoffe nur, irgendwann seine Ruhe zu haben. An den sexuellen Handlungen stört ihn einzig, dass sie unter Zwang geschehen. Als beide wieder im Schlafsaal sind, kommt Basini an Törleß’ Bett. Törleß stößt ihn erst von sich, aber Basini bettelt: Törleß sei viel sanfter als die andern, er liebe ihn. Törleß gibt nach.
Liebe?
Von nun an hat Törleß häufig heimliche Treffen mit Basini. Mehr als für die sexuellen Handlungen schämt er sich für seine Gefühle: Er spürt Basini gegenüber eine gewisse Zärtlichkeit, die er in der ersten Überraschung für Liebe hält. Dabei verkörpert Basini lediglich all das Dunkle, Leidenschaftliche und Unbewusste, das Törleß in sich erahnt. Bald schon kippt sein Gefühl, Ernüchterung macht sich breit. Die sexuellen Begegnungen werden zwar fortgeführt, aber Törleß ist ohne jedes Gefühl dabei; die Wollust kommt jetzt jeweils plötzlich über ihn, wie eine Raserei, und er hat das Gefühl, er sei gar nicht er selbst. Beineberg und Reiting verkünden Törleß in der Dachkammer, dass es so mit Basini nicht mehr weitergehen könne: Er habe sich mit seiner Rolle abgefunden und leide nicht mehr genug. Man müsse nun einen Schritt weitergehen. Dazu malt Reiting verschiedene Grausamkeiten aus. Beineberg geht es mehr um metaphysische Experimente, er möchte Basini nach mittelalterlichen Methoden hypnotisieren.
Sadistische Exzesse
Die drei bestellen Basini in die Dachkammer. Beineberg befiehlt ihm, sich auszuziehen, und bedroht ihn mit einem Revolver. Basini soll in eine Gasflamme starren und sich immer weiter vorneigen – doch dann fällt er um. Reiting lacht, Beineberg aber wird wütend und beginnt, Basini mit seinem Gürtel zu peitschen. Angewidert verlässt Törleß die Szene. Von da an geht er allen drei Mitschülern aus dem Weg.
„Ein ewiges Warten auf etwas, von dem man nichts anderes weiß, als dass man darauf wartet ... Das ist so langweilig ...“ (Törleß, S. 32)
Vier Tage später bittet Basini Törleß, ihm zu helfen; sonst werde er totgeschlagen. Törleß reagiert kalt: Basini habe sich alles selbst zuzuschreiben. Nur widerwillig verabredet Törleß mit ihm eine Aussprache in der Dachkammer. Dort teilt er Basini mit, dass er für ihn nicht mehr das Geringste empfinde. Basini entkleidet sich und drängt sich Törleß flehentlich auf. Sein Körper ist von Striemen übersät, und Törleß wendet sich angeekelt ab. In diesem Moment kommt Reiting in die Dachkammer. Er will Basini gleich für diese Heimlichkeit bestrafen, und Törleß soll dabei zusehen. Aber Törleß will nichts mehr mit dem Ganzen zu tun haben und sagt, er sehe jetzt, dass Reiting und Beineberg abgeschmackte Rohlinge seien. Es kommt zum Streit mit Reiting, doch Törleß lässt sich nicht einschüchtern. Auch nicht am nächsten Tag: Beide drohen ihm, nicht nur Basini der Klasse auszuliefern, sondern auch Törleß als Mitschuldigen hinzustellen. Törleß verspürt vor allem den Wunsch, aus diesem Intrigenspiel herauszukommen. Er sehnt sich nach Ruhe und nach Büchern und nach der Sicherheit seiner Eltern. Ihm fällt ein Brief von ihnen ein, in dem sie ihm geraten haben, Basini dazu zu bewegen, sich selbst zu stellen. Das erscheint Törleß nun wirklich als Lösung. Er legt dem schlafenden Basini einen Zettel in die Hand, auf dem steht, er solle sich beim Direktor anzeigen und bloß „B. und R.“ erwähnen, nicht ihn, Törleß. Dies sei seine einzige Chance, denn am folgenden Tag solle er der Klasse ausgeliefert werden.
Ende einer Entwicklung
Am nächsten Tag beginnen die Grausamkeiten der ganzen Klasse: Basini wird gedemütigt und nackt hin- und hergeworfen. In der nächsten Nacht soll er mit Florettklingen durchgepeitscht werden, doch dazu kommt es nicht mehr: Basini zeigt sich selbst an, der Direktor erscheint zornig in der Klasse und kündigt eine strenge Untersuchung an. Es ist klar, dass jemand Basini gewarnt haben muss, aber niemand verdächtigt Törleß. Als die Zöglinge einzeln zum Verhör gerufen werden, ist Törleß verschwunden. Reiting und Beineberg glauben, dass er wegen ihrer Drohung geflohen ist, und lenken jeden Verdacht von ihm ab. Reiting inszeniert ein Schauspiel, in dem jeder in der Klasse behauptet, zu den Misshandlungen sei es nur gekommen, weil Basini allen wohlmeinenden Belehrungen mit Hohn begegnet sei. Basini selbst schweigt, von Reiting und Beineberg bedroht. Törleß wird in der nächsten Stadt aufgegriffen, dann wird auch er verhört. Er hält eine lange Rede und versucht, der Lehrerkommission zu erklären, welche quälenden Gedanken ihn umtrieben und welche Rolle der gefallene Basini dabei spielte. Die Lehrer sind ratlos und überfordert, und der Direktor beschließt, dass das Internat nicht mehr der richtige Ort für den „überreizten“ Törleß sei: Er gehöre in die Privaterziehung, dann könne auch seine „geistige Nahrung“ besser überwacht werden. Gleichzeitig mit dem Brief des Direktors trifft auch ein Brief von Törleß bei seinen Eltern ein, ebenfalls mit dem Wunsch, das Internat zu verlassen.

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Aufbau und Stil
In Die Verwirrungen des Zöglings Törleß verbinden sich – typisch für Musil – poetisches und begriffliches Erzählen, sinnliche und abstrakte Darstellungsweisen. Poetisch ist der Roman, wenn er ganz Törleß’ Perspektive folgt, oft mittels erlebter Rede. Viele Vergleiche und Sprachbilder machen dann das oft nur halb bewusst Gefühlte, Geträumte oder Erinnerte plastisch. Auf der anderen Seite gibt es einen sehr dominanten Erzähler, der nicht nur den Stoff organisiert, etwa indem er Rückblenden und Vorausdeutungen einflicht, sondern der das Geschehen auch kommentiert, relativiert und dem jugendlichen Törleß beispringt, wo diesem die Worte fehlen. Mit der Formulierung „in Wirklichkeit aber“ korrigiert er die eben wiedergegebene Wahrnehmung seiner Hauptfigur und setzt ihr seine eigene, auf psychologischem Wissen beruhende Deutung entgegen. Zum Beispiel entschärft er Törleß’ homosexuelles Begehren und seine Beziehung zu Basini als eine vorübergehende, irregeleitete Triebdynamik, als wolle er die Empörung der zeitgenössischen Leser schon vorsorglich auffangen. Diese Erzählerkommentare enthalten oft allgemeine Sentenzen und können sich zu Abschweifungen auswachsen, die manchmal fast den Umfang eines Essays annehmen.
Interpretationsansätze
  • Der Törleß ist die Geschichte einer Ichfindung. Der pubertierende Törleß sucht seine Identität und versucht, den Riss zu begreifen, der sich durch ihn selbst und durch die äußere Wirklichkeit zieht. Seine Welt, innerlich und äußerlich, verändert sich auf verwirrende und ihn überwältigende Weise.
  • Ein zentrales Motiv ist das Tor: Törleß hat immer wieder das Gefühl, vor einem verschlossenen Tor zu stehen. So ist auch sein Name ein englisch-deutsches Mischwort; es könnte mit „torlos“ übersetzt werden.
  • Die Nachtseite der rationalen Wirklichkeit ist im Roman in symbolischen Räumen verortet: So lebt Božena in einer Gegenwelt jenseits des Flusses, und die Geschehnisse um Basini spielen sich in der geheimen, engen Dachkammer ab.
  • Vieles verweist bewusst oder unbewusst auf Sigmund Freud, dessen erste psychoanalytische Werke ebenfalls um 1900 erschienen: die Bedeutung des Unbewussten, das Gewicht der Sexualität, das Begehren der Mutter.
  • Der Roman ist eine Machtstudie, die in einigen Zügen den Nationalsozialismus vorwegzunehmen scheint: So sind Beineberg und Reiting die Klassendiktatoren, wobei Reiting den Demagogen und Rädelsführer verkörpert, Beineberg den Fanatiker und Ideologen. Törleß ist in dieser Sichtweise der Mitläufer.
  • Basini, das Opfer der Gewaltexzesse, ist als einzige Figur wohl tatsächlich homosexuell und womöglich auch masochistisch veranlagt. Irritierend aus heutiger Sicht ist dabei, dass der Erzähler ihm „moralische Minderwertigkeit“ attestiert. Er benutzt damit jene Vokabel, die später die Nationalsozialisten den Juden angeheftet haben, um ihnen die Menschenwürde abzusprechen.
  • Zum Objekt degradiert wird Basini auch dadurch, dass er für alle ein Experiment darstellt: Reiting und Beineberg üben sich an ihm in Sadismus, und auch für Törleß ist er mehr Symbol als Mensch: für das Dunkle in sich selbst.

Historischer Hintergrund
Die k. u. k. Monarchie um 1900
Nach der niedergeschlagenen Revolution von 1848 regierte bis 1916 Franz Joseph I. die Donaumonarchie, zunächst als Kaiser von Österreich, ab 1867 als Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Er war kein reformfreudiger Herrscher und manövrierte seinen großen Vielvölkerstaat mit hoher Militärpräsenz, einer ausufernden Bürokratie und polizeistaatlichen Methoden durch den sich zuspitzenden Nationalitätenstreit und durch soziale Unruhen bis in den Ersten Weltkrieg.
Die beiden politisch-ökonomischen Führungsschichten Adel und Großbürgertum bestimmten die sozialen Verhältnisse um die Jahrhundertwende, aber auch das Kleinbürgertum und das Proletariat gewannen allmählich politischen Einfluss. Dabei fehlte es gerade dem Kleinbürgertum noch weitgehend an Profil und Selbstbewusstsein.
Die gesellschaftlichen und nationalen Spannungen führten zu einer Wertekrise, die durch die Entwicklung der Wissenschaften noch verschärft wurde. Albert Einstein lehrte in Prag, Wien wurde ein Zentrum für Philosophen wie Ludwig Wittgenstein und Ernst Mach. Sigmund Freund war Professor an der Universität Wien, seine Arbeiten um die Entdeckung des Unbewussten sorgten für großes Aufsehen und führten zu einer Veränderung bisheriger Ausdrucksweisen in der Kunst.
Entstehung
Für die Figuren und die Handlung des Törleß schöpfte Musil aus seinen eigenen Internatserfahrungen in Eisenstadt und Weißkirchen. Für Reiting und Beineberg gab es unter seinen Mitschülern reale Vorbilder mit den nur geringfügig veränderten Namen Reising und Boyneborg. Zur Figur Basini verschmolzen zwei Mitschüler: einer, der gestohlen hatte, und einer, der feminine Züge trug.
Musil war es jedoch wichtig zu betonen, dass er keinen autobiografischen Schlüsselroman geschrieben hatte. Die geschilderten Ereignisse seien nicht genau die erlebten, außerdem gehe es nicht in erster Linie um die Geschehnisse im Internat, und es spiele auch keine große Rolle, dass es sich um homoerotische Sexualität handle – Basini hätte genauso gut eine Frau sein können. Er betonte immer, dass es vor allem um die Erkenntnisfragen im Roman gehe.
Im Herbst 1902 begann Musil mit der Arbeit am Törleß. Aus Langeweile am Nachmittag und fast nebenbei habe er zu schreiben begonnen, sagte er später. Ein Drittel schrieb er in Stuttgart in knapp einem Jahr, die anderen zwei Drittel entstanden in Berlin. Anfang 1905 war der Roman fertig. Musil bot ihn Verlagen an und erhielt drei Absagen. Daraufhin schickte er sein Manuskript dem bekannten Literaturkritiker Alfred Kerr zur Beurteilung. Dieser war begeistert, er wurde Musils Freund und Förderer. Gemeinsam gingen sie den Text Satz für Satz noch einmal durch. Im Herbst 1906 erschien der Roman im Wiener Verlag, der auch Oscar Wilde und Arthur Schnitzlers Skandalstück Der Reigen veröffentlicht hatte. Im Dezember erschien Kerrs Rezension, in der der Satz stand: „Robert Musil hat ein Buch geschrieben, das bleiben wird.“
Wirkungsgeschichte
Viele Kritiker und Leser waren ebenso enthusiastisch wie Kerr, bei anderen aber stieß der Roman auf schroffe Ablehnung. Teils bewunderte man die Offenheit, mit der Musil „sadomasochistische Exzesse“ an einer kaiserlich-königlichen Unterrichtsanstalt darstellte. Andere Kritiker waren genau darüber entsetzt, sodass eine lebhafte literarische Debatte über das Buch aufkam. Ein zeitgenössischer Kritiker bezeichnete Musil zwar als einen „Schriftsteller von außerordentlichen Qualitäten“, meinte jedoch, kein Leser müsse es sich gefallen lassen, dass „ein poetischer Bericht durch kapitellange abstrakte Psychoanalysen unterbrochen“ werde.
Der Törleß wurde Musils erster und sein zeitlebens größter Erfolg. Bereits in den 1920er-Jahren betrachtete man das Buch als Klassiker. Im Nationalsozialismus wurde es als „entartete Kunst“ gebrandmarkt und verboten – erst 1957 erschien der Roman wieder als Teil von Musils Gesammelten Werken. Bis heute ist der Törleß Musils meistgelesenes Werk; er wird den Anfängen expressionistischer Prosa zugeordnet.
1966 verfilmte Volker Schlöndorff den Roman unter dem Titel Der junge Törleß. Schlöndorff gestaltete den Törleß-Stoff als Parabel auf die Nazizeit. Reiting und Beineberg repräsentieren für ihn die Diktatur, Basini steht stellvertretend für deren Opfer und Törleß für das deutsche Volk.


Über den Autor
Robert Musil wird am 6. November 1880 in Klagenfurt geboren. Als Zwölfjähriger kommt er ins Internat, zuerst auf die Militär-Unterrealschule in Eisenstadt, dann auf die Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen (heute Tschechien). Die anschließende, von den Eltern gewünschte Offiziersausbildung bricht er ab und studiert Maschinenbau, nebenbei betätigt er sich auch schriftstellerisch. 1901 schließt er das Studium als Ingenieur ab und wird später wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule Stuttgart. Während dieser Zeit beginnt er an seinem Roman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß zu arbeiten, veröf¬fentlicht diesen aber erst 1906. Der Roman wird ein großer Erfolg. Musil studiert erneut, diesmal in Berlin Philosophie, Mathematik und Psychologie; dieses Studium schließ er 1908 mit einer Dissertation über Ernst Mach ab. Musil beschließt, auf eine Universitätslaufbahn zu verzichten und stattdessen als freier Schriftsteller zu arbeiten. 1911 heiratet er die Witwe Martha Marcovaldi, die einige Jahre älter ist als er und bereits zwei Kinder hat. Im Ersten Weltkrieg dient Musil als Hauptmann. 1917 wird sein Vater geadelt und Musils offizieller Name lautet nun Robert Edler von Musil. Er verfasst Erzählungen und Essays; Berühmtheit erlangt er aber erst 1930 wieder, als er das erste Buch von Der Mann ohne Eigenschaften veröffentlicht, auf das 1933 das zweite Buch folgt. Von 1931 bis 1933 lebt er in Berlin, dann kehrt er wieder nach Wien zurück. Im Sommer 1938 zieht er mit seiner jüdischen Frau in die Schweiz. Obwohl ihm der Rowohlt Verlag längst keine Vorschüsse mehr zahlt, arbeitet Robert Musil, mittlerweile völlig verarmt und auf Almosen angewiesen, weiterhin täglich an der Fortsetzung seines großen Romans. Am 15. April 1942 stirbt er im Genfer Exil.
 
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Des Jahres erster Tag
erweckt in meiner Brust ein zärtliches Empfinden,
und heißt mich ebenfalls, Sie jetzo anzubinden
mit Versen, die vielleicht kein Kenner lesen mag;
indessen hören Sie die schlechten Zeilen an,
indem sie wie mein Wunsch aus wahrer Liebe fließen:
Der Segen müsse sich heut über Sie ergießen,
der Höchste schütze Sie, wie er bisher getan.
Er wolle Ihnen stets, was Sie sich wünschen, geben,
und lasse Sie noch oft ein Neues Jahr erleben.
Die Feder wird hinfort mehr Fertigkeit erlangen!

Johann Wolfgang von Goethe

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Als Deutschlehrer musste ich hier einfach mitmachen. Ich selbst habe für die Moderne gestimmt. Warum? Vermutlich wegen Schnitzler. Mein absoluter Liebling. Weiters hegte ich immer schon eine Leidenschaft für Umbrüche und vermeintliche Übergangsepochen. In diesen Zeiten entstehen nicht selten die raffiniertesten Werke. Spannend auch, wie die Schriftsteller janusartig mit melancholischem Blick in die Vergangenheit lugte, für Unmittelbares kaum Erklärungen parat hatte und sich eine Zukunft nach neuen Wertmaßstäben erträumten.

Bemerkenswert ist auch, dass der Vormärz mit seiner politischen Literatur hier am schlechtesten wegkommt. Das ist in der Schule meist ähnlich, gleichsam wird von den Jugendlichen auch die Moderne präferiert.
 
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