Nahtoderfahrung

das ist ja auchdas ganze Problem rund um die " Sterbehilfedebatte " ....
aber in der Palliativbetreuung hast ja auch all diese Fragen um die letzten Dinge ....
Vermessene Fragen zu stellen finde ich nicht schlimm, auch nicht nach vermessenen Antworten zu ringen ---- viel schlimmer finde ich vermessene taten zu setzen , nicht nur rund um das Thema Sterben , sondern auch im täglichen Leben rund um den Globus ... ;)
 
...vom Nahtod zur Vermessung der Welt...
Aber es stimmt. Es ist erstaunlich wie nahe sich oft die großen Dinge im Leben kommen können, wenn es zu echten Systemzusammenbrüchen kommt.

Das ist übrigens ein erkanntes Grundprinzip in der Pädagogik - neue Lösungen werden erst dann gesucht, wenn die alten komplett NICHT mehr funktionieren. Solange weiterwurschteln noch irgendwie funzt, ändert sich nix...

Womit der Weg zu einer Gegenfrage offen steht - ...... abgesehen vom lebenslangen Eindruck einer solchen Situation - hast du Änderungen, radikale Kehrtwendungen erlebt? (ähh - bevor es zu persönlich wird. Vorsicht: das ist ein offenes Leser- und Schwätzer)-Forum.... ;) )
 
Mir sind Schmerzen durch Unfall oder Erkrankung GsD erspart geblieben. Allerdings die Erfahrung des nahenden Todes leider nicht.
Durch bodenlose Dummheit und Übereifer einiger Kameraden aber unter heftigen Beschuß ( im wahrsten Sinne des Wortes ) geraten.
Nach 16 Treffern im Fahrzeug endlich in Deckung gekommen. Todesangst pur.
Das Alleingelassen werden im Anschluß war auch da eine besondere Erfahrung. " Ist ja nichts passiert "
Entsetzlich, diese Wehrlosigkeit in der Situation, das Unverständnis des Umfeldes das man so ein Ereignis nicht einfach abschüttelt.
Aber irgendwie hat sich das weiterleben anschließend intensiver angefühlt.
 
... abgesehen vom lebenslangen Eindruck einer solchen Situation - hast du Änderungen, radikale Kehrtwendungen erlebt? (ähh - bevor es zu persönlich wird. Vorsicht: das ist ein offenes Leser- und Schwätzer)-Forum.... ;) )

Ich kann dir das von mir beantworten: Mein ganzes Leben hat sich durch meinen Unfall geändert und auch meine Persönlichkeit. Ich war vorher eigentlich zutiefst unglücklich, weil ich mein Leben immer nur nach der Vorstellung anderer gelebt hatte und meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche vollkommen ausser acht gelassen hab. Nein sagen war nicht, jemandem einen gefallen abschlagen? Auf keinen Fall.

Und dann kam der Unfall, ich wär fast gestorben und dachte dann nur "Boah, kann das alles gewesen sein? Will ich so leben?" Beide fragen hab ich für mich ganz klar mit nein beantworten können und die Konsequenzen daraus gezogen - mich von Menschen in meinem Umfeld getrennt, die mir nicht gut tun, mein leben umgestaltet und große Schritte in meiner Persönlichkeitsentwicklung gemacht. Ich hab ja im ersten Beitrag von mir schon erwähnt, dass ich nicht mehr der Mensch bin, der ich davor war. Ich bin jetzt ich und nicht mehr die Person, die andere haben wollen :)
 
Aber es war v.a. das Gefühl von Gewaltanwendung und Brutalität , da ich intubiert ohne Sedierung am Bett mit den Händen festgebunden war , und ich das Gefühl von Folter hatte , da ich mich dadurch in keinster Art und weise verständigen und bemerkbat machen konnte ----
Als ich das jetzt gelesen habe, ist es mir echt kalt den Rücken runtergelaufen. Das ist tatsächlich brutaler, als so manche Folter sein kann!
 
Ich kann dir das von mir beantworten: Mein ganzes Leben hat sich durch meinen Unfall geändert und auch meine Persönlichkeit. Ich war vorher eigentlich zutiefst unglücklich, weil ich mein Leben immer nur nach der Vorstellung anderer gelebt hatte und meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche vollkommen ausser acht gelassen hab. Nein sagen war nicht, jemandem einen gefallen abschlagen? Auf keinen Fall.

Und dann kam der Unfall, ich wär fast gestorben und dachte dann nur "Boah, kann das alles gewesen sein? Will ich so leben?" Beide fragen hab ich für mich ganz klar mit nein beantworten können und die Konsequenzen daraus gezogen - mich von Menschen in meinem Umfeld getrennt, die mir nicht gut tun, mein leben umgestaltet und große Schritte in meiner Persönlichkeitsentwicklung gemacht. Ich hab ja im ersten Beitrag von mir schon erwähnt, dass ich nicht mehr der Mensch bin, der ich davor war. Ich bin jetzt ich und nicht mehr die Person, die andere haben wollen :)
Und genau das ist es, was ich gemeint habe, dass es in jedem Schicksalsschlag etwas Positives gibt. In dem Fall hat GoodGirlGoneBad gelernt, auf sich zu schauen. Was hilft die größte Nächstenhilfe, wenn man selbst auf der Strecke bleibt. Das hat sie daraus gelernt und hat damit ihre Persönlichkeit bestens entwickelt und damit eine mögliche Antwort auf ihre Warum-Frage erhalten.
 
Die Frage nach dem "Warum" ist klassisch ein falsch und fälschlich gestellte. Man kann sie auch einfach als eine Art Negativabbild unseres "Denkens und seiner Schulung" betrachten.
Wir sind einfach zu viel mit "Ursache - Wirkung" indoktriniert worden.
Anders denken. Dann stellt sich diese Frage von selbst nicht mehr.
Die "Ursache-Wirkung"-Logik ist sicher nicht angelernt, sondern eine angeborene Denkweise des Menschen. Deshalb tut er sich auch so schwer, dass die Welt dieses Prinzip z. B. in der Quantenphysik umdreht, also Wirkung vor Ursache auftreten kann. Da bekommt man leicht einen Knopf im Hirn.
Die Warum-Frage taucht bei jedem Menschen in einer tiefen Krise auf, sie folgt einem vorgegebenen Schema, dem man nicht entkommt. Wenn man keine Sorgen hat (wann ist das?), stellt man sich interessanterweise die "Warum"-Frage nicht!

Ich habe mir die Frage nach dem Warum nie gestellt. Ich sehe es eher wie Monty Python's in "Der Sinn des Lebens": Wir sind doch viel zu unbedeutend, um irgendwelche Warum-Fragen zu stellen. Letztlich sind wir doch nur kleinste Bausteine eines riesigen Zufallsprozesses, in den wir nur marginal eingreifen können. Einen tieferen Sinn in irgendwas zu suchen oder gar zu finden, das halte ich für vermessen.
Wie gesagt, in einer tiefen Krise stellt sich diese Frage immer.
 
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hast du Änderungen, radikale Kehrtwendungen erlebt?

ja , DANACH war nichts mehr wie vorher , oder zumindest fast ....
allerdings bin ich durch ein Tal der Verzweiflung gegangen , weil ich lange brauchte , um alles Stück für Stück zu ordnen ....
ich konnte auch keine Therapie machen , denn dazu hätte ich mit Baby und selber noch sehr krank irgendwohin fahren müssen , was ich noch nicht konnte ...
der Körper war dann schneller wieder gesund als die Seele , denn es gab auch jede MEnge Ignoranz vonseiten der mitbeteiligten Mediziner....., was die Sache nicht unbedingt erleichert hat ....
ERst als ich dann alles in Buchform gebracht hatte , wars dann wie eine Katharsis , ich konnte es ablegen und schließen ...

Für mich selber hats den Stellenwert von UNVERSEHRTSEIN und GESUNDSEIN enorm angehoben , mit dem Wissen , dass das LEben an sich unbezahlbar ist --- verbunden mit einer unendlichen Dankbarkeit dem Leben und v.a. auch meinem Mann gegenüber , der diese beherzte Reanimation zuerst im ALLEINVERFAHREN durchgezogen hat , was aber letztlcih auch ein Trauma für ihn war ....
was dieses Erleben eben auch gebracht hat , ist , SCHEINBAR wichtiges von wirklcih WICHTIGEM zu unterscheiden , und sehr viel an Lebensangst zu verlieren ....
die Angst vor dem Tod sowieso .....mir wurde klar , dass soviel Aufregungen einfach unwichtig sind , und es zählst , vor dem Leben sehr viel Respekt zu haben , aber auch das Wissen , dass es jederzeit zu Ende sein kann ...
damit ist die Intensität zu leben viel höher geworden ......
 
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Manchmal gibt es einfach nichts mehr, das ergänzend oder verbessernd angefügt werden könnte.
 
...auf einmal tun sich Fragen auf... viele.

Einer der wenigen threads, der so tief im Menschlichen berührt und aktiviert (ich denke an fritzie zurück... da war dies ähnlich).

Ich hatte mein Leben aber auch anderes Leben in meiner Hand. Ich habe mich in beiden Fällen nicht nur einmal gegen meine innere Stimme entschieden....

Vielleicht deshalb - warum mein Leben heute so zutiefst unbefriedigend und unbefriedigt dahin tröpfelt???

Schlaft gut - denn auch wenn wir ihn nicht erleben - der Nahtod ist jede Sekunde an unserer Seite.
Nicht nur in Syrien....
 
Das Alleingelassen werden im Anschluß war auch da eine besondere Erfahrung. " Ist ja nichts passiert "
Entsetzlich, diese Wehrlosigkeit in der Situation, das Unverständnis des Umfeldes das man so ein Ereignis nicht einfach abschüttelt.
Aber irgendwie hat sich das weiterleben anschließend intensiver angefühlt.

ich denke , DAS ist auch das BESONDERE an solchen ERfahrungen , dass sie durch das Umfeld entweder bagatellisiert oder einfach ignoriert werden ... damit ist das erlebte Unverständnis nochmal ein Schmerz, der sehr weh tut ----
im Nachhinein weiß ich aber , dass dies ein Schutz der anderen vor solch tiefen Erfahrungen ist ----
Der Tod ist in unserer Gesellschaft um ein vielfaches mehr tabuisiert als es Sexualität jemals sein könnte --- und doch gibts eine innere Verwandtschaft zwischen beiden : Grenzerfahrugnen , die den Alltag und das Alltagsbewusstsein übersteigen ...
 
mein leben umgestaltet und große Schritte in meiner Persönlichkeitsentwicklung gemacht. Ich hab ja im ersten Beitrag von mir schon erwähnt, dass ich nicht mehr der Mensch bin, der ich davor war. Ich bin jetzt ich und nicht mehr die Person, die andere haben wollen

das ist die PAradoxie von LEid oder auch von erschütternden Erfahrungen : sie haben in ihrem destruktivem Potential die Kraft , Neues zu ermöglcihen , das ohne diese Erschütterung schwer möglich gewesen wäre ...
 
Ich war in meiner Kindheit mit sehr viel Gewalt konfrontiert. Schon sehr früh empfand ich das Leben dadurch als recht Sinnentleert.
Ich schätze seitdem die tägliche Kleinigkeiten sehr. Wenn man die eigene Zufriedenheit nicht erreichen und erkennen kann, dann ist man richtig arm dran. Es ist traurig dass man dafür fast sterben muss um dies zu erkennen.

ich finde dies so wie auch in den anderen Beiträgen total starke Aussagen , für die ich mich auch sehr bei Euch bedanke ... denn sie treffen immer wieder einen so wahren Lebenskern .....denn die Intensität des Lebens lässt das Bewusstsein auf einen grundsätzlich jederzeit möglcihen Tod nicht außen vor
 
ich denke , DAS ist auch das BESONDERE an solchen ERfahrungen , dass sie durch das Umfeld entweder bagatellisiert oder einfach ignoriert werden .

Das ist richtig,...ob bewusst, oder unbewusst!


damit ist das erlebte Unverständnis nochmal ein Schmerz, der sehr weh tut ----

Ein Schmerz ist es für mich nicht,...es ist eher wie ein lästiger Werbefilm, den ich nicht brauche. :hmm:


im Nachhinein weiß ich aber , dass dies ein Schutz der anderen vor solch tiefen Erfahrungen ist ----

Betrachte ich auch so. ;)
 
das ist die PAradoxie von LEid oder auch von erschütternden Erfahrungen : sie haben in ihrem destruktivem Potential die Kraft , Neues zu ermöglcihen , das ohne diese Erschütterung schwer möglich gewesen wäre ...

Ich betrachte es eigentlich nicht als paradox,...es erscheint mir eher als eine logische Schlußvolgerung. :hmm:
 
...auf einmal tun sich Fragen auf... viele.

ich freu mich drüber :bussal:

und wahrscheinlich gibts nicht für alle eine unmittelbare Antwort ;)

im Buddhismus gibts die Praxis , sich 3x am Tag den Tod zu vegegenwärtigen ... um das Leben umso bewusster und intensiver zu erleben
 
ich denke , DAS ist auch das BESONDERE an solchen ERfahrungen , dass sie durch das Umfeld entweder bagatellisiert oder einfach ignoriert werden ... damit ist das erlebte Unverständnis nochmal ein Schmerz, der sehr weh tut ----
im Nachhinein weiß ich aber , dass dies ein Schutz der anderen vor solch tiefen Erfahrungen ist ----

auch die Hilflosigkeit, weil man nicht weiss, wie damit umgehen. Und die Angst, selber in die Situation kommen zu können - daher wird alles was damit zu tun hat verdrängt.
 
Du sagst aber nichts, was du genau in diesen Sekunden erlebt hast.
Nachdem ich endlich so eine Person vor mir habe: Licht gesehen? Tunnel? Dich selbst aus einer anderen Position beobachtet? Stimmen gehört? ...


:hmm: Liest man ja allerhand zu dem Thema nicht nur hier! ;)
Sollte vielleicht gar nicht mitschreiben hier, weil ich anderer Meinung bin, obwohl ich auch zu dieser Gruppe Menschen gehöre, die nochmal von der Schippe gesprungen sind.
;) Wer unbedingt an was glauben will, ignoriert meinen Beitrag am besten! :roll:

:( Ich habe also kein Licht gesehen, habe keine Stimmen gehört, Erlösung verspürte ich auch nicht, liegt aber daran dass ich vorher keine Beschwerden hatte, es also nix gab, von dem ich erlöst werden konnte und ich alleine im Freien lag bis Hilfe kam. Bei mir schlug einfach der Blitz ein und weg war ich! :schulterzuck: Ist es zu schnell gegangen? War ich mehr Tod als andere? Bin ich zuwenig gläubig? Danach war es genauso wie wennst in der Früh munter wirst oder du nach einer OP aufwachst, nur die Verbrennungen taten weh, Sehkraft und Gehörfähigkeit brauchten auch ein Zeitl, bis wieder einwandfrei funktionierten und die Rippen schmerzten, denke mal die waren nicht gerade zimperlich mit ihnen! :roll: also nix mit höheren Sinn, kein Himmel, keine Jungfrauen oder sonstwas! Von einem nächsten Leben merkte ich auch nix! :cry:
In einem Krankenhaus, siehst ein Licht im Tunnel und hörst Stimmen, weil "Tunnelblick" ja typisch ist wennst hinübertrittst, das Personal miteinander redet, du aber den Sinn nicht mehr verstehst und das Gehirn sich selber eingehascht hat, durch die ganzen körpereigenen Substanzen die miteinander wechselwirken, hinterher bildest dir dann eine Menge ein und interpredierst es leicht als göttlich oder sonstwas.
Ich habe von dem alles nichts bemerkt, bin aber schon immer auf der wissentschaftlichen Seite gewesen und nicht auf der gläubigen.

Also religiöse Menschen werden dir allerhand erzählen können von ihren "Erlebnissen", nüchterne realdenkende wie ich zerstören dir etwaige Illusionen darüber. ;)


Ich habe zwar selbst noch keine Nahtoderfahrung gemacht, aber dafür im Laufe meines Lebens so einiges erlebt, was mich felsenfest daran glauben lässt, dass mit dem Tod nicht alles endet! Habe auch einige Bücher zu diesem hoch interessanten Thema gelesen und was dort steht, kann mMn nicht nur durch eine letzte Körperreaktion auf den bevorstehenden Tod zu erklären sein!!!


Doch kann man schon, aber durch deinen felsenfesten Glauben ignorierst alle logischen Erklärungen und läßt nur die Sachen gelten, die zu deinem Glauben passen! Ist aber normal und menschlich, wenn man nur das sieht, was man sehen will. ;)


letzlich ist die Frage nach unserer zeitlichen Begrenztheit , ob nun freiwillig oder unfreiwillig , unerwartet oder auch ersehnt , eine unausweichliche ...
aber genauso, wie eben das sich -" Wundern " , wie ein Ende gestaltet werden könnte

:hmm: Ja, aber muß man vorher "sterben" um sich darüber Gedanken machen zu können?
 
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