Papst Franziskus hat bei seiner Generalaudienz am Mittwoch Sexualität als „Geschenk Gottes“ bezeichnet. Diese werde allerdings durch Pornografie untergraben, „die Befriedigung ohne Beziehung ist“.
religion.orf.at
ein persönlicher kommentar dazu:
das ist so ein durcheinander an an sich positiven entwicklungen und doch umgekehrt auch diskrepanzen, dass ich das ausführlicher behandeln möchte!
grundsätzlich - wenn ein papst der römisch katholischen kirche einmal überhaupt so etwas in den mund nimmt wie
Sexualität als „Geschenk Gottes“, dann ist das ja ein schritt in richtung gegenwart.
Pornografie, „die Befriedigung ohne Beziehung ist“: ja, einmal nicht grundlegend falsch.
wenn es aber weiter geht
„Wir müssen Liebe verteidigen. Das Laster der Lust verwüstet die Beziehungen zwischen den Menschen.“, dann entfernt sich der heilige oberhirte schon wieder ein wenig von dem, was real sache ist. weil es - wohl nicht nur aus meiner persönlichen sicht - zwei völlig unterschiedliche ebenen anspricht, die miteinander im widerspruch stehen können - aber nicht müssen.
„Wie viele Beziehungen, die im besten Sinne begonnen haben, haben sich dann in giftige Beziehungen verwandelt, in Besessenheit des anderen, ohne Respekt und ohne Sinn für Grenzen“: ja, dass ursprüngliche liebesbeziehungen sich verändern, das ist fakt. aus vielem heraus. aus sexueller lust ebenso. eben auch aus lust nach mehr oder auch anderen.
„Lieben heißt, den anderen zu respektieren, sein Glück zu suchen, Einfühlungsvermögen für seine Gefühle zu entwickeln, sich in das Wissen um einen Körper, eine Psyche und eine Seele zu versetzen, die nicht unsere eigenen sind und die man wegen ihrer Schönheit betrachten muss“: kann ich unterschreiben!
„Im Christentum gibt es keine Verurteilung des Sexualtriebes.": ja, großartig - außer dass z.b. aktive funktionäre der katholischen kirche wie geweihte priester aufwärts, mönche und nonnen offiziell keinen haben dürften.
"Wenn es nicht durch Laster verunreinigt ist, ist das Verliebtsein eines der reinsten Gefühle.": und hier beginnt schon einmal das problem, dass verliebsein mit liebe gleichgesetzt wird - was zumindest nach meiner auffassung zwei völlig unterschiedliche paar schuh sind. und vor allem: die verliebtheit ist sehr wohl in den allermeisten fällen mit großer sexueller (oft noch unerfüllter) lust verbunden. daher schreibt der papst hier über eines der reinsten gefühle, die es so wahrscheinlich nicht einmal in der romantischten literatur gibt. verliebtsein ohne lust auf küssen, zärtlichkeit und mehr? ernsthaft?
"Ein verliebter Mensch wird großzügig, schenkt gerne, schreibt Briefe und Gedichte. Er hört auf, an sich selbst zu denken, um sich ganz auf den anderen zu konzentrieren. Das ist wunderschön! Und wenn man einen Liebenden fragt, aus welchem Grund er liebt, wird er keine Antwort finden: In vielerlei Hinsicht ist seine Liebe bedingungslos, ohne jeden Grund." und hier irrt seine unfehlbarkeit! weil die frage ist, wie es aus der verliebtheit nach sexuellem vollzug weiter geht! werden diese verhaltens-tugenden auch danach in einen gemeinsamen alltag weiter fortgeführt, dann kann man wohl von liebe ausgehen. oder aber der sexuelle vollzug macht das objekt der begierde uninteressant.
und zu alldem aus der realität der menschheit lässt eure heiligkeit leider völlig aus. auch wenn es ein nicht unwesentliches zeichen ist, dass sich selbst die moralische ewiggestrigkeit dem zug der zeit nicht mehr komplett entziehen kann.
das waren lediglich MEINE gedanken dazu!
was meint IHR?