... und sie hatten viele Jahre Zeit es zu üben, das rechte Schreiben, auch wenn es manchmal recht linkisch blieb.
Die Zeit war nicht das Problem - die Zeit hätte man heute auch, wenn man sie sich nur nehmen wollte.
Es war die Mentalität der Menschen, das Freizeitverhalten, und ja ... auch die Umstände der damaligen Zeit, wo die Angebote in jeder Hinsicht eher bescheiden waren.
Wenn ein Beispiel gefällig ist - so hat der kleine Steirer am Morgen, vor dem Aufstehen, noch eine halbe Stunde im Bett verbracht, und zwar lesender Weise. Mag sein, dass diese Morgenbeschäftigung daraus entstanden war, dass es damals noch keinen Gameboy und ähnliche Spiele gegeben hat. Es mag aber auch sein, dass meine Eltern es verstanden, mein Interesse schon in frühesten Jahren auf Musik und Literatur zu lenken. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar, weil ich daraus mein ganzes Leben lang guten Nutzen gezogen habe.
Freilich habe ich als Kind die Gedichte eines Rilke oder die Balladen eines Goethe oder Schiller nicht immer nach ihrem Sinn verstanden - aber allein schon das Aufwachsen mit diesen wunderschönen Versen und Sätzen hat mein Gefühl für die Sprache geschult und wach gehalten, und wohl auch meine Liebe dazu begründet. Zur Sprache wie zur Musik.
Natürlich beherrsche ich auch Einzeiler ....
Aber so recht wohl fühle ich mich beim Schreiben eigentlich nur, wenn ich dem Inhalt auch eine gefällige Form geben kann. Dafür nehme ich gerne in Kauf, ein paar Worte mehr zu verwenden. Das Reservoir, aus dem wir unsere Worte schöpfen, ist schließlich unerschöpflich.