schulische Beurteilung von Schülern mit Legasthenie

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Gast

(Gelöschter Account)
Grund für diesen Thread ist, dass ich mir momentan denke - das ist nicht fair.

Dieser Gedanke rührt daher, dass meine Kleine ein Deutschdiktat (1. Klasse Hauptschule, 2. Leistungsgruppe) hatte. Mit etwa 19 Fehlern wurde ein Vierer kassiert, mit 26 Fehlern ein Fünfer. Doch dann gibt es einen Mitschüler, der anscheinend "ausgetestet" wurde und bei dem Legasthenie festgestellt wurde. Der hatte 46 Fehler und bekam einen Dreier. Natürlich fanden die anderen Kinder (und ich) das ziemlich unfair. Es wurde ihnen zwar dann erklärt, dass derjenige Schüler eine Leistungsschwäche hat, aber naja.

Meine Frage jetzt - denke oder fühle ich da jetzt falsch, wenn sich in mir das Gefühl breit macht, dass das nicht fair ist? Klar ist es für einen Schüler mit Rechtschreibschwäche nicht leicht gerade im Deutschunterricht, aber es gibt soviele Kinder, die eine Rechtschreibschwäche haben, die aber kein Attest von irgendeiner "Prüfstelle" haben.
 
Ob es fair ist? Weiß ich nicht. Aber ich möchte dir zu bedenken geben, dass es das betroffene Kind sehr schwer hat, wenn es tatsächlich Legastheniker ist. Es wäre jedenfalls unfair, das Kind deswegen anzufeinden.
 
Nein anfeinden würde ich das Kind auf keinen Fall, denn die Beurteilung wird schon seine Richtigkeit haben. Und letztendlich kann ja das Kind nichts dafür, dass es diese Schwäche hat. Nur als Laie (inkl. der anderen Kinder in der Leistungsgruppe) versteht man es halt irgendwie momentan net, dass es trotz doppelt sovieler Fehler wie andere eine weitaus bessere Note erhält.
 
Ich finde dass schon fair, da das Kind mit Legasthenie ja ganz andere Voraussetzungen hat als ein normalbegabtes Kind. Es macht die Fehler ja nicht, weil es zu faul zum Lernen war, daher sollte die Notegebung angepasst werden. Weiters muss man ja auch darauf achten ob es einen SPF hat.
 
Natürlich fanden die anderen Kinder (und ich) das ziemlich unfair.

Und warum genau? Etwa nur wegen den Punkten? Das Ego sollte sich in diesem Alter schon
dahingehend manifestiert haben, dass Noten nicht das Wichtigste im Leben sein sollten.
 
Es macht die Fehler ja nicht, weil es zu faul zum Lernen war,

... das ist für mich immer so eine zweischneidige Sache das Lernen von Rechtschreibung. Wenn ich mir da jetzt das Diktat eben meiner Kleinen anschaue, hat sie zwar die Wörter, die sie zum Üben aufhatten, richtig, dafür sind manch andere Wörter falsch geschrieben in den Diktatsätzen.
 
Das Ego sollte sich in diesem Alter schon
dahingehend manifestiert haben, dass Noten nicht das Wichtigste im Leben sein sollten.

So ist es aber leider net, denn unter den Kindern herrscht eher ein Wettkampfgedanke bezüglich Noten - ah der hat einen Vierer, der einen Fünfer.
 
Die Frage ist doch: Warum nimmt diese "Krankheit" so überhand? Meine Tochter besucht ein Gymnasium. In ihrer Klasse sind von 21 Schüler(innen) 12 (!) Legastheniker mit Attest! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es bei entsprechender Förderung (Schule/Familie) nicht gelingen kann eine einigermaßen akzeptabele Orthographie zu erlernen.
Mein Verdacht: Lehrer und Eltern legen gern´den Kopf auf die Seite mit dem Argument der Legasthenie!

Aber: Im Abschlußzeugnis muß die Legasthenie aufgeführt werden - und welcher Arbeitgeber zieht einen Bewerber mit Störung einem solchen ohne vor?
 
So ist es aber leider net, denn unter den Kindern herrscht eher ein Wettkampfgedanke bezüglich Noten - ah der hat einen Vierer, der einen Fünfer.

nun und da kommt dein Part hinein.
Du fandst es ja auch unfair, deswegen meine Aussage.

Schau, solange dein Kind die Schule bewältigt, ist es doch toll, die "großen" Lebensprüfungen stehen ihm eh noch bevor, warum sich dann an solch Kleinigkeiten aufregen, sowas kann man auch sehr wohl einem Kind beibringen.

bzw wäre es "gerechter" dem anderen Kind einen Fünfer zu geben, obwohl es möglicherweise andere, bessere Fähigkeiten hat?
 
So ist es aber leider net, denn unter den Kindern herrscht eher ein Wettkampfgedanke bezüglich Noten - ah der hat einen Vierer, der einen Fünfer.

Ich kann das nur voll unterstreichen und auch die Verwunderung deinerseits, der Eltern und der SchüleInnen durchaus nachvollziehen. Fakt ist aber, dass diese Benotung durchaus fair ist. Würde das Kind rein nach "Leistung" benotet werden, hätte das Kind nie eine Chance weiter zu kommen. Obwohl es vielleicht in anderen Fächern durchwegs gute Leistungen erbringt.

Ich glaube, dass hier Aufklärungsarbeit von den Lehrern und auch Eltern, gegenüber den anderen Kindern notwendig ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde das oberpeinlich wenn eine Mutter mit dem Finger auf ein benachteiligtes Kind zeigt. Falls es noch nicht bemerkt wurde, gibt es fast immer eine eigene Bewertung für Menschen mit "Behinderung". Auf die Schnelle fällt mir nur Olympia und Paralympics ein, ist jetzt nur als Metapher zu sehen bitte.
 
Schau, solange dein Kind die Schule bewältigt, ist es doch toll, die "großen" Lebensprüfungen stehen ihm eh noch bevor, warum sich dann an solch Kleinigkeiten aufregen, sowas kann man auch sehr wohl einem Kind beibringen.

Stimme dir zu ...
Da du, liebe Cinderella, das selbst sooo wichtig nimmst, vermittelst du das auch deinem Kind.
 
So bevor es Ausmaße annimmt, dass ich die überböse Mutter bin, die mit gestrecktem Zeigefinger auf ein anderes, benachteiligtes Kind zeigt:

Ich habe weder vor dieses Kind in irgendeiner Weise anzufeinden oder auf irgendwelche Barrikaden zu gehen, ich habe meinem Kind auch nicht vermittelt, dass das eine ungerechte Beurteilung ist, sondern ich habe meiner Kleinen das so zu vermitteln versucht, dass er eben eine Leistungsschwäche hat (wie das auch die Lehrerin bereits in der Schule gemacht hat).
Es waren nur so Überlegungen in meinem Hinterkopf, die ich zu Papier oder besser gesagt zu Bildschirm gebracht habe, die wohl manch andere Mutter auch hätte, wenn sie eine ähnliche, noch unbekannte Sachlage hätte.
 
Da du, liebe Cinderella, das selbst sooo wichtig nimmst, vermittelst du das auch deinem Kind.

Ich stimme Nurred ja auch zu. Und ich bin sicher nicht die Mutter, die ihre Kinder zu Höchstleistungen antreibt und der es wichtig ist, dass sie nur hervorragende Leistungen erbringen. Aber seien wir doch mal ehrlich - ohne halbwegs gute Noten hat man bezüglich Berufswahl, Beruf keine guten Karten. Schon alleine wenn ein Kind "nur" die Hauptschule besucht, wird ja schon teilweise als Zweitklassigkeit bewertet. Und welche Mutter möchte nicht, dass ihr Kind den Beruf ergreifen kann, der ihm Spaß macht, die Chancen im Leben bekommt, die es sich wünscht?
 
Aber seien wir doch mal ehrlich - ohne halbwegs gute Noten hat man bezüglich Berufswahl, Beruf keine guten Karten. Schon alleine wenn ein Kind "nur" die Hauptschule besucht, wird ja schon teilweise als Zweitklassigkeit bewertet.

unsere Hauptschulen sind aber auch nicht bekannt für Qualität. Die einzige Altermative ist heutzutage eine Höhere Schule mit Berufsausbildung, alles andere hat nicht viel bzw. keinen Wert. Den Wunschberuf kann man nur ergreifen wenn man lernt und gute Noten hat. 2 Leistungsgruppe ist halt auch nicht wirklich das Gelbe om Ei. Meiner Meinung nach.
 
Der hatte 46 Fehler und bekam einen Dreier.
Das ist das Resultat der ewigen politisch-korrekten Gleichmacherei. Wenn er eine Schreibschwäche oder wirklich eine Legasthenie hat, dann hat er die eben. Es besteht kein Grund, die Benotung dann unter Berücksichtigung seiner Behinderung zu schönen.

Hat i.e. die gleiche Qualität, wenn jemand gehbehindert ist und deshalb bei einem Wettbewerb nur die halbe Strecke laufen muss wie die anderen, um gegen diese zu gewinnen.

Leider ist diese extrem leistungsfeindliche Form der Beurteilung mittlerweile gang und gäbe - z.b. auch beim Eignungstest für die Polizei brauchen Frauen offenbar weniger Kondition und Reaktionsvermögen als Männer, um "gleiche Leistung für gleichen Lohn" zu erbringen.

Fair ist es immer nur, gleiches mit gleichem zu vergleichen ... und daher ggf. eine eigene Wertung (A/B/C/...) für Integrationsschüler einzuführen. Das hält den Wettbewerb und die Motivation auf beiden Seiten (Behinderte und nicht Behinderte) m.M.n. aufrecht und ermöglicht eine - relativ - objektive Beurteilung der tatsächlich erbrachten Leistung.
 
Hallo, Cinderella,
es kommt auf die Fehler an... Die reine Zahl besagt nicht viel... Sind es schwere Fehler, leichte Fehler? Gibt es zB Wiederholungsfehler, Nachlässigkeitsfehler (ein Wort mal richtig, mal falsch geschrieben)...? Wie ist das, wenn ein (legasthenisches?) Kind in der 1. Klasse einem Wort mehrere Fehler macht? Dann könnte das auch nur als ein Fehler gewertet werden...
Vielleicht weiß dein Kind, das den Lehrer ja kennt, besser Bescheid als du, worauf es ankommt? Wenn nicht, soll es den Lehrer fragen (Korrekturzeichen des Lehrers?)...
Wenn Legasthenie vorliegt (Attest), muss das Kind eine entsprechende Therapie besuchen, sonst könnte es das Recht auf Rücksicht verwirken...
Im Übrigen: Im 1. Semester der 1. Klasse haben die meisten Kinder Umstellungsprobleme! Keine Panik!

Wer liest, tut sich leichter.... Das sollte aber nicht "für die Schule/Note" geschehen, sondern weils Spaß macht. Die anderen positiven "Nebenwirkungen" (Wortschatz, optischer Eindruck des richtig geschriebenen Wortes) kommen von selbst, wenn alles gutgeht...
 
Zuletzt bearbeitet:
2 Leistungsgruppe ist halt auch nicht wirklich das Gelbe om Ei. Meiner Meinung nach.

Nein ist es ah in den Augen der Gesellschaft nicht. Aber aus einem Viertelliter Häferl kann man net einen Liter herausholen. Und so wie früher und zu allen Zeiten gibt es Menschen, die sich leichter tun beim Lernen und eben andere, die sich nicht so leicht tun. Und ein Kind Tag und Nacht mit lernen quälen, nur damit es auch noch das Weiße vom Ei dazulernt - so soll Kindheit/Kindsein nicht sein.
 
Mein Sohn hat ebenfalls eine Lese-/Rechtschreibschwäche, doch bei ihm in der Klasser wird er nicht anders beurteilt, er ist aber auch in der 3.LG. In Österreich ist in solchen fällen leider die Beurteilung durch den Lehrer nicht eindeutig geregelt, soviel ich weis!
 
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