Stellenwert von Latein in der Bildung...

Man sollte genauer sagen, dass sich Französisch aus dem Vulgärlatein entwickelt hat. Wenn jemand scherzhaft sagt Französich ist Vulgärlatein möchte er wahrscheinlich die Franzosen in die Nähe der Laszivität rücken, weil das Wort 'vulgär' auch in der abwertenden Bedeutung von ordinär verwendet wird. So scherzhaft dies ist, so falsch ist es auch, da das Wort Vulgärlatein nichts anderes bedeutet als dass das Volk Roms bis in die höchsten Kreise hinauf diese Sprache gesprochen hat. Das was uns als Latein bekannt ist war vermutlich eine reine Schriftsprache.
 
Es wurde hier früher bemerkt, dass im Lateinunterricht vorallem das formale, schriftliche im Vordergrund steht und Konverstation, so überhaupt vorhanden im Hintergrund. Dies nicht ohne Grund, weil meiner Meinung nach dieser Sprache etwas Gekünsteltes anhaftet und gar nicht feststeht, ob Latein in der heute unterrichteten Form jemals gesprochen wurde. Diese Sprache ist irrsinnig komprimiert, kompakt. Man merkt es, wenn man eine zweisprachige Aussage hernimmt z.Bsp. mit einem italienischen Text. Der lateinische Text ist immer beträchtlich kürzer.

Naja, die Texte im Schulunterricht sind ja die öde Spitze des Eisbergs. Epische Dichtung, wissenschaftliche Werke, Reden vor dem Senat. Da haben sie halt gezeigt, was sie mit ihrer Sprache so machen können. Rhetorik und Grammatik waren damals ziemlich angesehene Künste, an denen sich auch der Bildungsgrad der Sprechenden gemessen hat. Ich würde auch davon ausgehen, dass ein einfacher Mann dieser Bildungssprache nicht ohne weiteres folgen konnte. Und mit genau diesen Auslassungen, Klammersätzen und rhetorischen Figuren dürfen sich Schüler_innen heutzutage auseinander setzen.

Ich weiß nicht, ob das unbedingt gut für das logische Verständnis ist. Auf jeden Fall braucht es eine gehörige Portion kontextuelles Wissen um die ganzen Doppeldeutigkeiten und Stilfiguren richtig deuten zu können, um nicht zu sagen das richtige Meta Wissen.
 
Man sollte genauer sagen, dass sich Französisch aus dem Vulgärlatein entwickelt hat. Wenn jemand scherzhaft sagt Französich ist Vulgärlatein möchte er wahrscheinlich die Franzosen in die Nähe der Laszivität rücken, weil das Wort 'vulgär' auch in der abwertenden Bedeutung von ordinär verwendet wird. So scherzhaft dies ist, so falsch ist es auch, da das Wort Vulgärlatein nichts anderes bedeutet als dass das Volk Roms bis in die höchsten Kreise hinauf diese Sprache gesprochen hat. Das was uns als Latein bekannt ist war vermutlich eine reine Schriftsprache.
Es war mir klar, dass einer dieser Sprachbuchhalter da draussen den Ball bereitwillig aufnehmen wird......................
Definition Vulgärlatein (by Wiki): "Mit Vulgärlatein wird das gesprochene Latein im Unterschied zum literarischen Latein bezeichnet. Die Bezeichnung geht auf das lateinische Adjektiv vulgaris („zum Volke gehörig, gemein“) zurück (sermo vulgaris „Volkssprache“). Aus den etwas moderneren Bezeichnungen „Sprechlatein“ oder „Volkslatein“ wird aber deutlich, dass damit nicht zwangsläufig eine niedere Sprachform gemeint ist. Auch die Gebildeten sprachen Vulgärlatein. Das Vulgärlatein ist nicht einfach mit „spätem“ Latein gleichzusetzen und als historische Sprachstufe aufzufassen, da es als Varietät des Lateinischen................."

Im Grunde will ich die Franzosen nirgendwo hinrücken, das erledigen die schon selbst.......Um das Jahr 500 rückten in Mitteleuropa nach und nach im Grunde nur die Statthalter, Beamten und einige Legionäre ab, aber nicht alle. Sie hatten eine lateinische Umgangssprache. Die nachrückenden Goten fanden dies zumindest als Kanzleisprache ziemlich schick. Bis 1860 sprach man im bergigen Oberbayern an vielen Orten Rätoromanisch usw. Somit ist Vulgärlatein sicher kein Begriff, dem ich einen zweifelhaften Ruf geben will, eher im Gegenteil..............................Teilweise ist es die Sprache unserer Vorfahren.
 
Spät aber doch, ohne alle Seiten gelesen zu haben, als klassischer Philologe mit einem Uni-Abschluss in Latein und gewesener Latein-Lehrer und jetzt ITler

man kann dazu stehen, wie man will
humanistische Ausbildung, auch Latein, ist sicher kein Nachteil
ich bin auch so frech, zu behaupten, dass Schüler im Lateinunterricht mehr an Sprachverständnis lernen, als in jedem anderen Gegenstand

Unmittelbar für den Job bringts Nüsse
aber eben...Fertigkeiten...allein die unglaubliche Herausforderung, einen Horaz zB in deutsche Sprache halbwegs, wenn auch dürftig, umzusetzen, ist sprachlich mehr, als man jemals sonst in seiner ganzen Schullaufbahn macht
wenn man einen guten Lateinlehrer hat wie zB mich seinerzeit ;), wird man bei Cicero Reden von Jörg Haider analysieren und NLP erklären
und man kann in Latein urviel coole Sachen machen, da der Lehrplan nirgends sonst so "frei" ist ( ich hab mit meinen Kids seinerzeit Catull, Horaz, Petrarca, Keating und Ingeborg Bachmann verglichen und Carmina Burana gesungen, Brecht, Wilder und Shaw zu Caesar gelesen, Köhlmeier zu Ovid... )

Und da ja sonst nirgendsmehr übersetzt wird, für Wortschatz, auch ein bissl Sprachanalytik ( ich bin ein völliger Gegner derer, die meinen, Latein und Mathematik vertragen sich ), und auch ein immenses Basiswissen für alle europäischen Sprachen ists super, wenn man GUT Latein lernt.
 
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humanistische Ausbildung, auch Latein, ist sicher kein Nachteil
Latein und Mathematik vertragen sich

Auch Kenntnisse der Mathematik sind nicht unbedingt ein Nachteil. Trotzdem scheint es sogar an den Grundkompetenzen zu mangeln, auch bei Matura - Jahrgängen.

http://wien.orf.at/news/stories/2614663/

Seitdem gebe es viel öfter schlechte Noten, kritisieren Schüler und Eltern. „Es kommt jetzt leider heraus, dass, wenn jemand die Grundkompetenzen nicht kann, er überhaupt nicht Mathematik kann. Und so einfach kann man es sich doch nicht machen, das ist schülerfeindlich“, so Susanne Schmid vom Bundeselternverband.
 
muss ma für jedes studium latein können? kommt ma etwas spanisch vor :hmm:

Eben nicht, daher schrieb ich, wenn man die Richtung noch nicht kennt.
Also nicht weiß, ob es was medizinisches, juristisches oder ein Lehrerstudium sein soll. In all den Fällen braucht man Latein. Kann man aber auch nachholen, ist aber sehr anstrengend.
 
ich bin ein völliger Gegner derer, die meinen, Latein und Mathematik vertragen sich
So stimmt das nicht, da deine Behauptung bedeuten würde, dass eine Begabung in Latein eine Nichtbegabung in Mathematik nach sich zieht et vice versa.
In Wahrheit gibt es Schüler, die in beiden Fächern begabt sind, andere sind nur in einem dieser Fächer begabt und andere sind in beiden Fächern Nieten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Latein und Mathematik heben eine recht starke Gemeinsamkeit, nämlich Regeln.

Lateinische Grammatik und mathematische Sätze sind Regelwerkre, die auf Objekte angewandt werden.

Dass heute Mathematik und Grammatik recht schlecht ausgebildet aus dem Schulsystem kommen hat viele Ursachen. Vielleicht auch die Regelerweichung und Individualität im System.
Freiheit und Gesetze sind optimalerweise Antagonisten in fragiler Balance.
 
In Wahrheit gibt es Schüler, die in beiden Fächern begabt sind, andere sind nur in einem dieser Fächer begabt und andere sind in beiden Fächern Nieten.

Und dann gibt es noch diejenigen, die einfach faul sind ......
 
In Wahrheit gibt es Schüler, die in beiden Fächern begabt sind, andere sind nur in einem dieser Fächer begabt und andere sind in beiden Fächern Nieten.
Wie wahr, wie wahr .... :mrgreen:

Wobei man noch hinzufügen könnte, dass es bei den beiden erstgenannten Gruppen noch in so ferne zu einer Unterteilung kommt, als sich darin sowohl solche Personen finden, welche die gestellten Anforderungen mit einem geringen Faktor an Zeit erfüllen können, als auch solche, die zur Bewältigung der Anforderungen einen größeren Faktor an Zeit benötigen. :cool:
 
So stimmt das nicht, da deine Behauptung bedeuten würde, dass eine Begabung in Latein eine Nichtbegabung in Mathematik nach sich zieht et vice versa.
In Wahrheit gibt es Schüler, die in beiden Fächern begabt sind, andere sind nur in einem dieser Fächer begabt und andere sind in beiden Fächern Nieten.

wo hab ich was anderes behauptet????????
Ich bin nur überzeugt, dass Latein eine SPRACHE ist. Und es nix mit Mathematik und Analytik zu tun hat. Das haben Lehrer Dekaden lang von sich gegeben.
 
Naja, die Texte im Schulunterricht sind ja die öde Spitze des Eisbergs. Epische Dichtung, wissenschaftliche Werke, Reden vor dem Senat. Da haben sie halt gezeigt, was sie mit ihrer Sprache so machen können. Rhetorik und Grammatik waren damals ziemlich angesehene Künste, an denen sich auch der Bildungsgrad der Sprechenden gemessen hat. Ich würde auch davon ausgehen, dass ein einfacher Mann dieser Bildungssprache nicht ohne weiteres folgen konnte. Und mit genau diesen Auslassungen, Klammersätzen und rhetorischen Figuren dürfen sich Schüler_innen heutzutage auseinander setzen.

Ich weiß nicht, ob das unbedingt gut für das logische Verständnis ist. Auf jeden Fall braucht es eine gehörige Portion kontextuelles Wissen um die ganzen Doppeldeutigkeiten und Stilfiguren richtig deuten zu können, um nicht zu sagen das richtige Meta Wissen.

Ich habs immer so verglichen...wenn man 2 Jahre Grundgrammatik des Englischen lernen würde, dann Shakespeare, Milton, Yates und Joyce lesen würde.
 
Ich habs immer so verglichen...wenn man 2 Jahre Grundgrammatik des Englischen lernen würde, dann Shakespeare, Milton, Yates und Joyce lesen würde.

Es ist ja noch schlimmer. Wir haben in der Oberstufe durchaus Shakespeare, Huxley oder Orwell gelesen, und auch sprachlich verstanden. Rückblickend war ich aber persönlich von meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen noch nicht so weit um die richtig behirnen zu können. Fürs Textverständnis gehört ja noch mehr dazu als die reine Sprachkompetenz. Zumindest kann ich heute manche Bücher heute ganz anders lesen als in meiner Schulzeit.
 
Es ist ja noch schlimmer. Wir haben in der Oberstufe durchaus Shakespeare, Huxley oder Orwell gelesen, und auch sprachlich verstanden. Rückblickend war ich aber persönlich von meiner Lebenserfahrung und meinem Wissen noch nicht so weit um die richtig behirnen zu können. Fürs Textverständnis gehört ja noch mehr dazu als die reine Sprachkompetenz. Zumindest kann ich heute manche Bücher heute ganz anders lesen als in meiner Schulzeit.

die farm der tiere - hab ich schon mit 11 verstanden :-D
 
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