Das ist so widerlich. Ich kann noch immer nicht glauben, dass es gut situierte, ältere Frauen/Männer gibt, die sich so erniedrigen lassen.
Die Geldgeber verlieren in der Regel für keine Sekunde aus den Augen, dass sie am längeren Hebel sitzen und das Objekt ihrer Begierde jederzeit austauschen können, wenn ihnen irgendetwas wirklich auf die Nerven geht und nicht mehr passt.
Und wenn so ein Typus "Lugner" oder "Rolf Eden" seiner aktuellen Bekanntschaft ihre Wünsche erfüllt und ihr Herumzicken duldet, und man sich vielleicht fragt "warum tut Mann sich so eine an?", dann darf man nicht übersehen, dass der selber auch nicht der hellste ist, kein sehr komplexes Frauen- und Weltbild hat, das Verhalten seiner jeweils aktuellen Frau ganz einfach als "typisch weiblich" abhakt, und sie viel besser findet als eine "komplizierte Emanze", die womöglich mit Themen daherkäme, mit denen er nichts anfangen und nicht umgehen kann.
Das Gehabe seiner Begleiterin hat den großen Vorteil, dass es sehr leicht mit ein bisschen Geld und ohne viel Verstand zu managen ist, und grundsätzlich auch immer als Grund zum Schluss machen herhalten kann ("ist zu anstrengend geworden"). Der Typ Mann, der mit so jemand seine Zeit verbringt, hört weg, wenn sie ihn nervt ("typisch Frau") und hat kein schlechtes Gewissen dabei. Im Zweifelsfall heisst es "sie hat halt gerade ihre Tage", man gibt Ihr eine Kreditkarte und schickt sie zum Einkaufen. Problem gelöst. Simple Rollenbilder, simple Lebensthemen, simple Handlungsmuster.
Unterhaltsamer Filmtipp zum Thema: "
The Big Eden".
Und ... eine abstrakte Prostituierte vögelt 100%-ig mit anderen Männern.
Sugardaddies sind keine homogene Gruppe. Da gibt es Hierarchien, nach Vermögen und Einfluss. Oben in der Hierarchie wird mehr mit "Frischfleisch" gevögelt und da ist den Frauen klar, dass sie besser nicht mit jemand anderem rummachen; weiter unten in der Hierarchie wird auch häufiger mal übernommen, was von oben fallengelassen wird; und da wissen sowohl die Frauen als auch die Männer ab einem gewissen Level, dass Exklusivität nicht mehr inkludiert ist. Welchen Weg die Frauen gehen, also mit wem sie in diesen Kreisen schon verkehrt haben, ist selten ein Geheimnis, und nach welchen Männern (Stichwort STDs, trotzdem ungeschützter Verkehr) die "Birds" als verbrannt gelten, ist auch jedem klar.
Alles sehr zynisch und menschenverachtend. Die meisten jungen Frauen, die sich in diese Schlangengrube hineinbegeben, überschätzen sich massiv und stehen einflussreichen vermögenden Männern gegenüber, die ihr Leben damit bestreiten, rücksichtslos zu sein, Geschäfte zum eigenen Vorteil abzuschließen und andere auszubooten. In der Theorie ist das alles ganz einfach und nett, faire Deals, ein leicht zu spielendes Spiel. In der Praxis schaut es leider häufig anders aus.
Zurück zum obigen Filmtipp: an dem ist spannend, dass er einen eher wohlwollenden Ton anschlägt, und u.a. Frauen zeigt, die durchaus positiv gestimmt auf die Zeiten mit ihrem Sugardaddy Rolf Eden zurückblicken. Auch Verbitterung lässt der Film durchblicken, in einer Frau die nach Jahren immer noch hin- und hergerissen wirkt; die sich nicht als Gewinnerin empfindet, aber auch nicht als Verliererin sehen möchte. Sehenswert!