Also was jetzt?
Es sind verschiedene Sichtweisen möglich:
1. Die traditionelle christlich-abendländische Sichtweise geht davon aus, dass Tiere und Menschen etwas grundsätzlich verschiedenes seien. Ungefähr so: Oben ist Gott und unten sind die Tiere. Dazwischen ist der Mensch mit Anteilen am tierischen (Leiblichkeit, Triebe) und Anteilen am Göttlichen (Geist, Seele), wobei der zweite Aspekt die eigentliche Bestimmung des Menschen ist und der erste Aspekt ein irdischer Makel.
2. Eine materialistische Sichtweise geht davon aus, dass der Mensch ein Tier ist, gleichrangig mit anderen Tieren. Er hat besondere Merkmale, die ihn von anderen Tieren unterscheiden, so wie sich auch die anderen Tiere untereinander unterscheiden. Aber es gibt kein besonderes Merkmal, das Menschlichkeit ausmacht und den Menschen von dem Tier im Allgemeinen unterscheidet.
3. Man kann 1. auch umdrehen und Tieren zum Beispiel Beseeltheit zusprechen oder sie in gewissem Sinn für klüger als den Menschen halten. Bekannt sind die Betrachtungen von Michel de Montaigne über die Klugheit der Tiere.
4. Man kann auch versuchen eine anthropologische Differenz (als einen grundlegenden Unterschied zwischen Tier und Mensch) ohne Rückgriff auf metaphysische Entitäten wie Geist und Seele aufrecht zu erhalten. Ronald Dworkin sieht so einen grundsätzlichen Unterschied in der Sprache. Da spielt natürlich auch die Perspektive eine Rolle: Aus unserer anthropozentrischen Perspektive stehen auf der einen Seite wir und auf der anderen Seite die Tiere und was unsere artspezifischen Eigenschaften sind, sind dann eben menschliche Eigenschaften und wer die nicht hat, ist ein Tier.
Die Brisanz liegt natürlich in der Frage: Was bedeutet die eine oder die andere Sichtweise für unseren Umgang mit Tieren?