Was bin ich froh, dass meine Mutter wegen Pankreas-Ca endlich unter der Erd ist... Beziehungsweise verbrannt wurde und fast nichts von ihr mehr übrig blieb.
Das hört sich im ersten Moment völlig pietätlos und arschlochmäßig an, aber für mich war es schon seit Jahren eine Belastung, wenn ich eine Frau älteren Alters auf der Straße gesehen habe und darin das Angesicht meiner Mutter erblickte.
Wie schon vielfach gesagt, ich habe ihr niemals den Tod gewünscht, aber man kann eben nur auf Nummer sicher gehen, dass man einen Menschen niemals mehr sieht, wenn er gestorben ist.
Ich glaube, die war sich ihrer narzisstischen Züge niemals richtig bewusst. Als ich schlechte Noten von der Hauptschule heimbrachte, hat sie mir manchmal eine Watsche gegeben und psychisch kleinzukriegen versucht. Selbst als ich vor ihr wimmerte "Mutti, bitte hör damit auf", machte sie weiter. Schätzungsweise kommt das von ihrem eigenen Vater her (also mein verstorbener Opa, mit dem ich mich übrigens prächtig verstand), da er sie zeitlebens unter Druck setzte.
Höhepunkt war einmal, dass sie mich auslachte, als ich auf den von ihr frisch gewischten Fliesen im Badezimmer ausrutschte und mir dabei beinahe den Kopf zertrümmerte.
Aber ich hab' mich ja niemals beschwert darüber... Nicht bei meinem Vater, nicht in der Schule und nirgendwo sonst. Ich wollte immer das artige Kind sein, das seinen Vorstellungen der Eltern pariert. Alles immer reingefressen und danach kam halt der unerwartete Ausbruch in Form von völliger Ignoranz und Gleichgültigkeit.
Bei mir liegt eine Bindungsstörung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor, sonst wäre ich nicht solch ein Eigenbrötler. Dazu gesellt sich auch noch die selbst erkannte Sozialphobie, die ich erst in den letzten Jahren erkannte, als mir mein ganzes zurückgezogenes Verhalten wie Schuppen von den Augen fiel. Mittels instinktiver
Konfrontationstherapie (viel mit Öffis fahren) bekam ich die Sozialstörung jedoch zu 98% in den Griff. Heutzutage scherts mich nur mehr einen Dreck, wenn mir beim Essen eines Kebaps auf der Favoritenstraße etwas runterfällt, sondern ich lache über mich selber. Nur das Halten von Referaten oder Anbandeln stellt noch eine unüberwindliche Hürde dar. Aber des is eh nur a Klacks um Vergleich zu früher, wo ich mich nicht einmal gscheit über den Zebrastreifen gehen traute, denn man könnte ja stolpern, alle Autofahrer herschauen und sich somit peinlich oder beschämend verhalten.
Ich will jetzt nicht unbedingt meiner Mutter die Schuld an meiner Persönlichkeitsentwicklung geben, aber ganz normal war sie offensichtlich auch nicht unbedingt.
Vieles und fast alles trifft auf sie zu:
Sie betrachtet ihre Kinder ganz selbstverständlich als ihren Besitz, über den sie nach Lust und Laune verfügen kann. Die Kinder sind aus ihr hervorgegangen, sie sind Teil ihres eigenen Fleisches, sie hat sie ausgetragen und somit auch erschaffen. Sie betrachtet ihre Kinder nicht als eigenständiges Wesen, sondern als einen Teil ihrer selbst. Die narzisstische Mutter glaubt, ein lebenslanges Recht an ihren Kindern zu besitzen.
In erster Linie will sie sich mit gut erzogenen, gebildeten, leistungsfähigen und erfolgreichen Kinder selbst aufwerten. Jeder soll sehen, was sie für einmalige Geschöpfe in die Welt gesetzt hat, wie brillant ihre Erziehung und ihr Vorbild gewesen sein muss, wenn so außergewöhnliche Menschen daraus hervorgehen.
Dafür nimmt sie durchaus sehr viele Entbehrungen in Kauf. Sie organisiert den Alltag für die Kinder, sie bringt sie zur Schule, putzt sie heraus, macht mit ihnen Hausaufgaben, spricht mit Lehrern über den aktuellen Leistungsstand und mit Eltern der Freunde über das Verhalten ihrer Kinder.
Dafür erwartet sie nicht nur von anderen Menschen Bewunderung für die Tatsache, wie sie sich für ihre Kinder aufopfert, sondern sie erwartet dieselbe Bewunderung auch von ihren Kindern.
Jede Zuwiderhandlung gegen die Anweisungen und Vorstellungen der narzisstischen Mutter wird von ihr als eine verletzende und vorsätzliche Aktion oder sogar als hinterlistigen Verrat empfunden.
Sie glaubt, ihr Kind besser zu kennen, als es sich selbst. Sie weiß ganz genau, was ihr Kind denkt, fühlt und will. Zumindest glaubt sie das.
Niemals aber wird sie sich dazu herablassen, ihre Kinder zu sehen, wie sie wirklich sind. Sie begibt sich auch gar nicht erst auf die Suche. Sie ist unfähig, den ureigensten Veranlagungen und Möglichkeiten der Kinder zu vertrauen und sie dem Leben zu überlassen. Da sie sich selbst von Außeneinflüssen und der Bewunderung durch andere steuern lässt und sich auch durch die Kinder repräsentieren möchte, ruht ihr permanentes Auge auf ihre Sprösslinge, was den Kindern unmöglich macht, einen andere als den von ihr vorgegebenen Weg zu einzuschlagen.
In erster Linie glaubt sie, funktionieren und alles perfekt machen zu müssen.
Der Lösungsvorgang kann dann in vielen Fällen nur mit einem vorübergehenden und manchmal auch endgültigen Kontaktabbruch zur Mutter vollzogen werden.
Narzisstische Mütter instrumentalisieren ihre Kinder für die eigenen Zwecke. Die Kinder bekommen keine Chance, sich entsprechend ihrem Wesen frei zu entfalten.
umgang-mit-narzissten.de