Ursachen des weltweiten Niedrigzinsumfeldes

muss mich kurz einmischen:

Stimmt, allerdings passe ich mich nur seinem Diskussionsstil an....besser wäre natürlich einen weiteren Auszug aus einer wissenschaftlichen Arbeit, der meine Ausführungen untermauert, darzulegen:
Aber vermutlich nur ein weiterer Blender mit Scheuklappen, die wahre Expertise gibt es halt nur im EF. :D

Die Ursachen des Niedrigzinsumfelds
Eine Erkenntnis der empirischen Finanzmarktforschung ist, dass die Dynamik der Zinsstruktur in die Dynamik ihres Niveaus, ihrer Steigung und ihrer Krümmung zerlegt werden kann (Dai und Singleton 2000; Rudebusch und Wu 2008). Der Niveau-Faktor ist dabei zu einem großen Teil durch langfristige Inflationserwartungen und den langfristigen Realzins bestimmt.......
Eine Analyse des Niedrigzinsumfeldes erfordert neben einer Analyse der Geldpolitik auch eine Analyse der Inflationserwartungen und des Realzinses.

2.1 Sinkende Inflation und sinkender natürlicher Realzins
Zwei Niveaufaktoren der Zinsstruktur sind die Inflationserwartungen und der natürliche Realzins (Bekaert et al. 2010; Kozicki und Tinsley 2010). Der natürliche Realzins bestimmt das langfristige Zinsniveau einer Volkswirtschaft bei stabilen Preisen und voll ausgelasteten Kapazitäten aus dem Gleichgewicht aus Investitionsnachfrage und Ersparnis (Blanchard et al. 20151970 verfügbar sind. Die Abbildung lässt die folgenden Beobachtungen zu:
Während der Rückgang der Inflation seit ihrem Höhepunkt in den 1970er Jahren auf eine disinflationäre Geldpolitik und eine zunehmende Präferenz der Zentralbanken für niedrige Inflationsraten seit dem 1980er Jahren erklärt werden kann, so bedarf es für den Rückgang des Realzinses ab den 1990er Jahren einer tiefergehenden Analyse.
Abbildung 2 zeigt den Median der Realzinsen der OECD-Länder von 1990 bis 2014 abgetragen gegen den Median der Bruttosparquoten bzw. der Investitionsquoten der OECD-Länder. Es zeigt sich, dass die Realzinsen von rund 6,5 Prozent im Jahr 1990 auf rund -0,5 Prozent im Jahr 2014 gefallen sind, während die Bruttosparquoten sowie die Investitionsquoten annähernd konstant geblieben sind. Da jeder Punkt in diesem Diagramm einen Schnittpunkt aus Investitionskurve und Sparkurve darstellt, kann der Rückgang der Realzinsen nur durch eine Verschiebung der Sparkurve nach außen und/oder durch eine Verschiebung der Investitionskurve nach innen erfolgt sein (Rachel und Smith 2015; Bean et al. 2016). Da bei einem niedrigeren Zinsniveau die Sparbereitschaft für sich genommen sinkt, erklärt sich die Konstanz der Bruttosparquote durch eine vom Zins unabhängig höhere Spartätigkeit. Ähnlich verhält es sich bei den Investitionen. Da bei einem niedrigeren Zinsniveau die Investitionsnachfrage höher ausfällt, ist die konstante Investitionsquote durch einen von Zins unabhängigen Rückgang der Investitionen zu erklären.
Der Anstieg der Sparneigung lässt sich durch folgende exogenen Faktoren erklären:
• Aufgrund eines höheren Wirtschaftswachstums in den Emerging Markets und deren
Erfahrungen aus der Asienkrise stieg deren Ersparnis an (Bernanke 2005). Bean et al.
(2016) nennen hier auch den Anstieg der Ersparnis in China durch die chinesischen
Leistungsbilanzüberschüsse.
•Ein Anstieg der durchschnittlichen Sparquote kann durch die demografische Entwicklung verursacht worden sein, insbesondere durch den Rückgang des Anteils der
Kinder und Rentner gegenüber dem Anteil der Erwerbspersonen (Baldwin und Teulings 2014). Im Durchschnitt der OECD-Länder ist der Anteil der unter 15-Jährigen
sowie der über 64-Jährigen in Prozent der Erwerbsbevölkerung von 63 Prozent im
Jahr 1960 auf 52 Prozent im Jahr 2014 gefallen (Weltbank 2016a). Da Kinder und Rentner für gewöhnlich geringere Sparquoten aufweisen als die Erwerbspersonen,
konnte die geburtenstarke Kohorte der Baby-Boomer, die aktuell noch im Erwerbsleben ist, die durchschnittliche Sparquote anheben. Lukasz und Smith (2015) beziffern
den Rückgang des natürlichen Realzinses aufgrund der Demografie auf 90 Basispunkte. Dieser Trend kann sich aber umkehren, sobald die Babyboomer in Rente
gehen (Abel 2001). Takáts (2010) schätzt für die USA, dass durch die Entsparung der
Baby-Boomer die Hauspreise um 80 Basispunkte pro Jahre fallen werden. Ein ähnlicher Effekt könnte auch bei zinstragenden Aktiva möglich sein.
• Ein längere Rentenphase macht eine höhere Ersparnis über die Dauer des Erwerbslebens erforderlich, sofern der Alterskonsum den bisherigen Status Quo einigermaßen
halten soll (Baldwin und Teulings 2014; Weizsäcker 2014, Bean et al. 2016). Die Lebenserwartung stieg in den OECD-Ländern von durchschnittlich 67 Jahren im Jahr
1960 auf durchschnittlich 80 Jahre im Jahr 2013 (Weltbank 2016b). Das Renteneintrittsalter ist im gleichen Zeitraum von 64 Jahren auf 63 Jahren leicht gefallen (OECD
2015).
•Ein Anstieg der Einkommensungleichheit kann ebenfalls zu einem Anstieg der Sparneigung führen (Rachel und Smith 2015). Dieser Zusammenhang entsteht dadurch,
dass vermögensreiche Haushalte über eine höhere Sparquote verfügen als vermögensarme Haushalte. Über eine Zunahme der Ungleichheit steigt dann die durchschnittliche Sparquote an.

Für den Rückgang der Investitionsneigung sind folgende exogene Faktoren verantwortlich:

• Ein langsameres Wachstum bei der Anzahl der Erwerbspersonen führt bei einem
konstant bleibenden Verhältnis aus Kapitalstock zu Erwerbspersonen zu einem geringeren Wachstum des Kapitalstocks. Wenn der Kapitalstock weniger stark wachsen
muss, sind weniger hohe Investitionen notwendig (Bean et al. 2016). Das jährliche
Wachstum der Anzahl der Erwerbspersonen in den OECD-Ländern hat sich von 1,4
Prozent pro Jahr im Jahr 1961 auf 0,3 Prozent im Jahr 2014 verlangsamt (Weltbank
2016c).
•Die Investitionen der Unternehmen sind weniger kapitalintensiv geworden, da sie
stärker in Informationstechnologie investieren (Bean et al. 2016). Zudem kann eine
steigende Bedeutung der Dienstleistungsbranchen zu weniger kapitalintensiven Investitionen führen.
• Die öffentlichen Investitionen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind von 5
Prozent des BIP in den 1960er Jahren auf 3 Prozent des BIP im Jahr 2012 gefallen
(IWF 2015). Zudem bestehen auch Komplementaritäten zwischen öffentlichen und
privaten Investitionen.

2.2 Rückgang des risikolosen Zinses
Eine andere Erklärung des Niedrigzinsumfeldes liegt in einem Rückgang des risikofreien Zinses aufgrund eines Rückgangs des Angebots an ausfallsicheren Aktiva und einer gesteigerten Nachfrage nach diesen Aktiva (Caballero und Farhi 2014; Bean et al. 2016). Nach dem Capital Asset Pricing Modell (CAPM) möchten Investoren für ihren Kaufkraftverzicht sowie für ihr eingegangenes Risiko kompensiert werden. Demnach besteht jede Rendite aus dem risikofreien Zins zuzüglich eines Risikoaufschlags (Sharpe 1964).
Nach der Safe-Asset-Shortage Hypothese von Caballero und Farhi (2014) ist der Rückgang des risikofreien Zinses auf einen Rückgang im Angebot von hypotheken-besicherten Wertpapieren und Staatsanleihen zurückzuführen. Beide Asset-Klassen galten zu Beginn der Immobilienkrise in den USA und der Staatsschuldenkrise im Euroraum als risikoarm. Durch die Neubewertung von hypotheken-besicherten Wertpapieren nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA und der Neubewertung der Staatsanleihen der Euro-Länder im Zuge der Banken- und Staatsschuldenkrise im Euroraum ist das Angebot an sicheren Anlagen gesunken (Caballero und Farhi 2014). Die Autoren geben einen Rückgang von 2007 bis 2011 von 37 Prozent des globalen BIP auf 18 Prozent des globalen BIP an.
Die hohe Nachfrage nach ausfallsicheren Anlagen entstand durch eine Flucht in sichere Häfen.
Im Nachgang zur Asienkrise haben die Schwellenländer ihre Engagements in ausfallsichere USStaatsanleihen stark ausgeweitet (Bean et al. 2016). Im Zuge der Banken- und Staatsschuldenkrise im Euroraum kam es über eine Flucht der Investoren in Sicherheit und Liquidität zu einer sehr starken Nachfrage nach Bundesanleihen, so dass deren Renditen temporär negativ wurden.
Die Nachfrage nach sicheren Anlagen kann aber auch aufgrund der Finanzmarktregulierung,
insbesondere der Liquidity Coverage Ratio (LCR) gestiegen sein. Diese privilegiert Staatsanleihen als besonders liquide Assets (Demary und Schuster 2013). Eine hohe Nachfrage nach Staatsanleihen des Euroraums kann zudem daraus resultieren, dass diese von Banken nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen (Demary 2015). Aus Abbildung 3 ist ersichtlich, dass die Banken
des Euroraums ihre Kreditvergabe an Unternehmen zurückgefahren haben, während sie ihre
Engagements in Staatsanleihen erweitert haben.

Quelle: Lassen sich aus den Ursachen des Niedrigzinsumfeldes Wege für eine Zinswende ableiten? Dr. Markus Demary in Zusammenarbeit mit dem German Institute of
Economic Research (DIW Berlin); abrufbar unter www.econbiz.de

 
Gibts ne Rechenformel dafür?

Theoretisch ja, praktisch eher schwierig, weil Zinsniveau, Vermögensstruktur, gesamtvolkswirtschaftliche Verschuldung, also die Verschuldung über alle Sektoren und nicht nur die Staatsschulden eine Rolle spielen.
Eine Analyse der Ökonomen S. Rao Aiyagari und Ellen McGrattan ergab für die USA (wohlgemerk mit den Daten aus dem Jahr 1998) kurz zusammen gefasst folgendes:
  1. Die optimale Staatsverschuldung für die Vereinigten Staaten beträgt rund 67 Prozent des BIP
  2. Die Wohlfahrtsverluste aus Abweichungen vom Optimalwert sind eher gering. Daraus folgt: Man kann eine optimale Staatsverschuldung zwar berechnen, aber die Politik muss sich daran nicht sklavisch ausrichten.
 
Die Argumentation so manch Erleuchteter scheint sich im Kreise zu drehen.
Es wurde im Laufe der Diskussion hinreichend von mir dargelegt, dass das derzeitige Zinsniveau in fundamentalen ökonomischen Faktoren begründet ist und nicht auf eine verzerrende Geldpolitik der Notenbanken zurückzuführen ist.
Wie bereits ausgeführt sind die Gründe dafür vielfältig. Ich wiederhole sie aber gerne zum besseren Verständnis nochmal. :D
Du hast lediglich dargelegt, dass sich das Zinsniveau nicht vollkommen abgekoppelt vom Marktgeschehen bildet. No na ned! Doch alle Deine Theorien liefern keinen Beweis, dass das Zinsniveau nicht ebenso aus politischen Interessen von der EZB während der letzten Jahre beeinflusst bzw. verzerrt wurde.
Und weil’s erwähnt und natürlich wieder einmal falsch dargestellt wurde: Eine der Hauptaufgaben der EZB ist die Preisstabilität, liegt aber sicher nicht darin eine real positive Verzinsung von Spareinlagen zu gewährleisten. Diesen Unterschied sollte selbst ein HAK-Absolvent verstehen, die Erleuchteten des EFs offenbar nicht. :D
Deine simple Argumentationslinie ist so leicht zu durchschauen. Warum glaubst Du habe ich unmittelbar angefügt:
Ich weiß, jetzt kommt das Argument: Die EZB ist nicht dazu da, das Geld der Kontoinhaber zu vermehren. Stimmt! Aber zwischen „Geld vermehren“ und „enteignen“ ist schon ein Unterschied.
 
dass sich das Zinsniveau nicht vollkommen abgekoppelt vom Marktgeschehen bildet. No na ned!

:lol::rofl:
Ah.....jetzt auf einmal. Herrlich. :D

Doch alle Deine Theorien liefern keinen Beweis, dass das Zinsniveau nicht ebenso aus politischen Interessen von der EZB während der letzten Jahre beeinflusst bzw. verzerrt wurde.

Den Beweis liefert die Zins- und Geldtheorie und natürlich empirische Daten zu Inflation und Geldmenge. Diese stimmen von Wicksell bis zu den Neu-Keynesianern weitgehend darin überein, dass die Geldpolitik den Gleichgewichtszins nicht auf die Dauer beeinflussen kann. Demnach müssten systematische, asymmetrisches Zinssenkungen, konkret ein längerfristiges Absenken des Geldzinses unter das Niveau des natürlichen Zinses - wie ja von einigen unterstellt wird - mit steigenden Inflationsraten und einer stark ansteigenden Geldmengenausweitung einhergehen - was allerdings weder im Euroraum noch anderorts zu beobachten ist. Lediglich in Deutschland und den NL konnte in den Jahren 2015-18 eine Geldmengenausweitung über dem angestrebten Wert festgestellt werden.
Und selbstverständlich lassen alle wissenschaftlichen Publikationen, die sich mit den Ursachen des Niedrigzinsumfeldes näher befassen, die von den „sehenden“ EF-Usern unterstellte marktverzerrende Geldpolitik der Notenbanken insbesondere der EZB unerwähnt. Wie könnte es auch anders sein. :rolleyes:
Da hat vermutlich einer wieder nicht das große Ganze gesehen. Das ist nur den „Sehenden“ vorbehalten. Wahrscheinlich ist das sogar so ein Rothschild-Ding. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe ettliche durch telefoniert und schließlich bei einer Nummer eine Telefonistin erreicht. Callgirls 120/h. bei den anderen wirtds ähnlich sein denke ich mal.
Danke.

Betreffend dem Rest:
Er hat Recht, wir werden immer Reicher.
Irgendwer zahlt immer die Zeche, was so mancher noch nicht gelernt hat.

Wie auch, dass man zwar endlos Geld in Umlauf bringen kann, wenn jedoch dieses dann eingefordert wird, wie in Griechenland, und bei uns, ich glaube letztes Jahr,
die Geldtransporter quer durch Europa fahren, damit dem Bürder das Gefühl der Sicherheit gegeben wird, oder, wie in Griechenland, der Bankomat nur noch begrenzt ausspuckt.
Sehr sicher das ganze, ganz Sicher.

Also nicht mehr lange !
 
Den Beweis liefert die Zins- und Geldtheorie und natürlich empirische Daten zu Inflation und Geldmenge.
Beweis lieferst Du wieder einmal nicht. Laut Definition ist Theorie im Allgemeinen eine durch Denken gewonnene Erkenntnis. Und wie viele Denker – speziell in der Ökonomie (siehe Beispiel Varoufakis) haben sich schon geirrt?
Diese stimmen von Wicksell bis zu den Neu-Keynesianern weitgehend darin überein, dass die Geldpolitik den Gleichgewichtszins nicht auf die Dauer beeinflussen kann. Demnach müssten systematische, asymmetrisches Zinssenkungen, konkret ein längerfristiges Absenken des Geldzinses unter das Niveau des natürlichen Zinses - wie ja von einigen unterstellt wird - mit steigenden Inflationsraten und einer stark ansteigenden Geldmengenausweitung einhergehen - was allerdings weder im Euroraum noch anderorts zu beobachten ist. Lediglich in Deutschland und den NL konnte in den Jahren 2015-18 eine Geldmengenausweitung über dem angestrebten Wert festgestellt werden.
Na siehst Du! Du sagst damit selbst, dass in Deutschland und in den NL der Zinssatz unter dem marktkonformen Niveau liegt. Aufgabe des Zinses ist ja auch, weniger effiziente Volkswirtschaften zu Strukturreformen zu zwingen. Mit einem höheren Zinssatz hätten wir zwei Fliegen auf einem Schlag: marktgerechte Zinssätze in Deutschland und NL. Und die weniger fitten Volkswirtschaften wären gezwungen, ihre Strukturen anzupassen.
Was die Inflationsrate betrifft so wissen wir doch, dass es viele andere Faktoren gibt, die den Preisauftrieb bestimmen. Also: eine nicht steigende Inflation beweist keinesfalls, dass der vorherrschende Zinssatz marktgerecht ist.
Und selbstverständlich lassen alle wissenschaftlichen Publikationen, die sich mit den Ursachen des Niedrigzinsumfeldes näher befassen, die von den „sehenden“ EF-Usern unterstellte marktverzerrende Geldpolitik der Notenbanken insbesondere der EZB unerwähnt. Wie könnte es auch anders sein. :rolleyes:
Heute stellt in „Die Presse“ auf Seite 12 der Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski, der vermutlich kein EF-User ist, die Frage: „Ist der Norden bereit, Transfers zu machen und sogar Schulden abzuschreiben, oder wenn nicht, zähneknirschend eine EZB zu haben, die für sehr lange Zeit die Zinsen niedrig hält?“
Also auch der Chefvolkswirt der ING ist nicht überzeugt, dass die EZB marktgerecht, sondern zugunsten des Club Med handeln wird (müssen).
Da hat vermutlich einer wieder nicht das große Ganze gesehen. Das ist nur den „Sehenden“ vorbehalten. Wahrscheinlich ist das sogar so ein Rothschild-Ding. :D
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Finden des großen Ganzen. Vielleicht gelingt es Dir eines Tages. Ich sehe, unser Dialog macht Dir große Freude und ich bin Dir gerne behilflich!
 
Laut Definition ist Theorie im Allgemeinen eine durch Denken gewonnene Erkenntnis.

Und weiter heißt es:
In der Wissenschaft bezeichnet Theorie ein System wissenschaftlich begründeter Aussagen, das dazu dient, Ausschnitte der Realität und die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten zu erklären und Prognosen über die Zukunft zu erstellen....
Nach positivistischem Verständnis sind Theorien mit dem Anspruch verknüpft, sie durch Beobachtungen (z.B. mittels Experimenten oder anderer Beobachtungsmethoden) prüfen zu können. Diese Beobachtung liefert dann direkt die Wahrheit oder Falschheit der Theorie, d. h., sie verifiziert (bestätigt) oder falsifiziert (widerlegt) die Theorie.

Nachdem die Zinstheorie in den von mir genannten Punkten bis heute nicht als falsifiziert gilt und auch im gegenständlichen Fall alle empirische Daten eine sehr gute Übereinstimmung zeigen, ist davon auszugehen, dass diese die Realität zumindest die gegenständliche Annahme betreffend recht gut abbildet. Zumindest weit besser als irgendwelche haltlosen Behauptungen einiger die Realität ignorierende EF User.

Du sagst damit selbst, dass in Deutschland und in den NL der Zinssatz unter dem marktkonformen Niveau liegt.

Erstens zeitlich begrenzt und zweitens ist Deutschland und die NL nicht repräsentativ für den Euroraum, weder quantitativ noch qualitativ. Dafür, dass einige nicht verstehen wollen, dass eine Zentralbank eines Währungsraumes nicht Geldpolitik für einzelne Wirtschaftssektoren oder Staaten betreiben kann, sondern diese am Kollektiv ausrichten muss, ist nun wirklich nicht mir zuzuschreiben.

Aufgabe des Zinses ist ja auch, weniger effiziente Volkswirtschaften zu Strukturreformen zu zwingen.

Die nächsten Fehlannahmen. Der freie Marktzins kann per se keine lenkende Funktion haben, da er sich frei dem wirtschaftlichen Umfeld folgend ausbildet. Dies kann bestenfalls der von den Notenbanken gesetzte Geldzins (und dass dieser strukturpolitische Maßnahmen erzwingen kann, ist in keiner wissenschaftlichen Literatur dokumentiert - also wiedermal nur ein Hirngespinst einiger EF-User). Und schon gar nicht ist es Aufgabe der EZB Strukturreformen in den Ländern der Eurozone durchzusetzen. das wäre schon Aufgabe der Politik.
Die EZB hat im Grunde nur ein Mandat und das ist die Preisniveaustabilität. Konkret heißt es:

Das vorrangige Ziel des Eurosystems ist in Artikel 127 Absatz 1 des AEU-Vertrags festgelegt:
„Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden ,ESZB‘) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.“

Weiter heißt es dort: „Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Union, um zur Verwirklichung der in Artikel 3 des Vertrags über die Europäische Union festgelegten Ziele der Union beizutragen.“


Mit einem höheren Zinssatz hätten wir zwei Fliegen auf einem Schlag: marktgerechte Zinssätze in Deutschland und NL. Und die weniger fitten Volkswirtschaften wären gezwungen, ihre Strukturen anzupassen.

Leider auch falsch. Erstens hat sich bereits Ende 2018 die Konjunktur im industriellen Sektor in Deutschland derart abgekühlt, dass sich auch in Deutschland der Marktzins wieder in Richtung Null bewegt hat. Zweitens würde eine restriktive Geldpolitik im derzeitigen Umfeld die Geldmengenausweitung zu sehr einschränken und wohl kaum zu einer wirtschaftlichen Erholung des Euroraumes beitragen. Und der Gipfel der Absurdität ist wohl, dass gerade jene die eine unabhängige Notenbank propagieren und der EZB eine marktverzerrende Geldpolitik unterstellen, genau diese marktverzerrende Geldpolitik einfordern. Im Grunde ein Zeichen dafür, wie realitätsfremd diese Leute argumentieren.

Also auch der Chefvolkswirt der ING ist nicht überzeugt, dass die EZB marktgerecht, sondern zugunsten des Club Med handeln wird (müssen).

Das sagt er mit seinen Worten eigentlich nicht, aber egal. Ich habe keine Lust hier auch noch die Feinheiten der deutschen Sprachen einigen näher zu bringen.

Ich sehe, unser Dialog macht Dir große Freude

Du zitierst immer wieder mich, du Kasperl. Aber ja, Kasperln haben bis zu einem bestimmten Punkt einen gewissen Unterhaltungswert, als Dialog würde ich es allerdings nicht bezeichnen, dafür fehlt es dir an so Vielem.

Nachtrag:
Weil ja immer die Enteignung der Sparer durch die Geldpolitik der EZB moniert wird....
So neu ist das Phänomen negativer, realer Sparzinsen, also um die Inflation bereinigt, nicht.(im konkreten Fall die Verzinsung täglich fälliger Einlagen)
Eine Auswertung der OeNB über die letzten 50 Jahre hat gezeigt, dass die Perioden negativer Realzinsen gar nicht so selten waren und der Realzins zeitweise weit stärker ins Negative ausschlug als das heute zu beobachten ist.

Keine Berechtigung Bilder zu betrachten - Bild entfernt.


Zeiträume mit negativem Realzins sind pink markiert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Damit der Thread „Wie lange noch - was schätzt ihr“ nicht weiter mit langweiligen Diskussionen über das Niedrigzinsumfeld verwässert wird, nun ein eigener Thread zu diesem spannenden Thema. :D

@Mitglied #81571
Beiträge bitte verschieben, thx. :)
 
Yeah. Aus Sicht von Raster hätte man den Thread auch "Mein liebster Feind" nennen können.
Der Prinz ist Kinski, denn der eigentlich Verrückte ist in Wahrheit doch Herzog… :D
 
Nei, auf keinen Fall durch die Staatsverschuldung.... das kann doch nicht sein.
Es ist der Markt.. wiewohl, natürlich der Markt auf die Finanzpolitik und umgekehrt reagiert.
siehe:

Die Europäische Zentralbank lockert ihre Geldpolitik wieder. An einer folgenreichen Ratssitzung hat sie die Strafzinsen für Banken verschärft und beschlossen, über ein Anleiheprogramm Milliarden in die Märkte zu pumpen. US-Präsident Trump reagiert heftig. aus:
EZB: Draghi öffnet nochmals die Geldschleusen
Wiewohl, der kleine Prinz meint, dass die Märkte nicht die Privatwirtschaft, am Ende auch aus Banken bestehend, ist.
Nein, das sind die ? Nationalbanken ?
Und, was machen die damit ?
Das Geld wird dem Bundebudget, oder in der Folge dem Landesbudget zugeführt um dann ... die Märkte mit Aufträgen, insbesonders der Baubranche, mit aufträgen zu versorgen.
Ja, öffentliche Gebäude müssen saniert werden,etc.etc ohne Frage.
Eine 4-Spurige Autobahn durch´s Burgenland nach z.B. Neutal, super, das sind alles Gelder die in die Privatwirtschaft fliessen.
Nicht erst seit 2019 sind die Geldhähne offen, nur einer redet dagegen.
Ja, uns´s geht´s dadurch immer Besser, trotzdem am Ende auf Pump.

Wenn Italien eine Verschuldung von 170% des BIP wie heute hat, ist es nur eine Frage bis Spekulanten, wie in Griechenland ( wo zugegebener weise die Masse, und somit die Beträge kleiner waren) gegen Italien zu wetten beginnen.
Zu glauben, dass Europa diese Volkswirtschaft stemmen kann ist schon spannend zu betrachten, denn danach kommt Esp und dann F.
wiewohl auch Österr. war um ca. 3% unter den Konvergenztkriterien beim Euroeintritt.
Die Irrige Annahme ist, dass es ein ewiges Wachstum geben wird und kann.
Die Wirtschaft hat zu lernen dass nicht das Wachstum das Maß der Managementgehälter darstellt, sondern andere Punkte uahc einer Bewertung zugeführt werden müssen.
Wobei, das gesunde Wachstum ist schon lange nicht mehr, heute besteht Wachstum in erster Linie im kaufen von Mitbewerbern...
Die Manageraufgabe ist erfüllt, ohne Frage.

Man sieht gerade bei den großen Automobilherstellern wo das hinführt:
In ein großes, Unkontrollierbares, gut aussehendes Fiasko.
Jeder kauft jeden und am Ende, 5 Milliarden Förderung für die Renaultgruppe steht im Raum.
Aber, das kommt ja nicht aus der EZB, nein, die Franzosen zahlen das aus der Portokassa, bei sinkenden Steuereinnahmen durch Corona, schon klar.
Ja, der Einwand wird lauten: Die müssen das zurückzahlen.
Ok, einfache Gegenfrage:
Wie ?

Zuerst erhöht der Staat Abgaben.
Dann Der Subventionsempfänger die Preise, da er das ja zurückzahlen muss.
Wenn überhaupt zurückgezahlt wird, wer glaubt dass die Produktpreise wieder fallen werden ?
Wir müssen dann ja den Aktionären für deren Geduld, angesicht´s der ausbleibenden Dividenden wieder mal ordentlich was auszahlen.
Übrig bleibt der Konsument, der Kleinunternehmer, bis hin zum kleinen KMU, die zahlen die Zeche.
Volkswirtschaftliches geschwafel hin, oder her.
Schulden sind vielleicht Sexy, nur, es bleiben Schulden.
Ob man sich mit den an sich heute schon ca 2% Wertverlust p.a.seines Geldes zufrieden gibt, damit andere am Leben gehalten werden?
ja, es gibt noch andere Nuancen, allerdings, zu dagen: Leute es ist so geil, machen wir einfach weiter...

Wie war das mit den Tulpenzwiebeln ?!

Das war glaube ich der erste Crash der Geschichte, oder ?


T
 
Nachdem die Zinstheorie in den von mir genannten Punkten bis heute nicht als falsifiziert gilt ………
Varoufakis hat sich auch darauf verlassen, dass die von ihm angewandten Theorien bis dato nicht falsifiziert waren und ist dabei gehörig auf die Schnauze gefallen.
Dafür, dass einige nicht verstehen wollen, dass eine Zentralbank eines Währungsraumes nicht Geldpolitik für einzelne Wirtschaftssektoren oder Staaten betreiben kann, sondern diese am Kollektiv ausrichten muss, ist nun wirklich nicht mir zuzuschreiben.
Du überschätzt Dich! So einflussreich bist Du nicht, dass jemand auch nur entferntest annehmen könnte, dass Dir irgendetwas in Zusammenhang mit Wirtschaft zuzuschreiben wäre. Trotzdem seien mir folgende Fragen gestattet:
Warum soll sich das Kollektiv immer nach den ineffizientesten Mitgliedern ausrichten? Warum Nivellierung nach unten?
Die nächsten Fehlannahmen. Der freie Marktzins kann per se keine lenkende Funktion haben, da er sich frei dem wirtschaftlichen Umfeld folgend ausbildet. Dies kann bestenfalls der von den Notenbanken gesetzte Geldzins...
Einverstanden: Ich korrigiere auf Geldzins
(und dass dieser strukturpolitische Maßnahmen erzwingen kann, ist in keiner wissenschaftlichen Literatur dokumentiert - also wiedermal nur ein Hirngespinst einiger EF-User). .
Vieles ist bis dato in keiner wissenschaftlicher Literatur dokumentiert und harrt der Entdeckung.
Und schon gar nicht ist es Aufgabe der EZB Strukturreformen in den Ländern der Eurozone durchzusetzen. das wäre schon Aufgabe der Politik.
Wer sagt, dass die Politik nicht von der EZB inspiriert werden kann? Die Politik hat keinen Grund Strukturreformen in Angriff zu nehmen, wenn das Geld für ineffiziente Strukturen gratis nachgeworfen wird.
…. würde eine restriktive Geldpolitik im derzeitigen Umfeld die Geldmengenausweitung zu sehr einschränken und wohl kaum zu einer wirtschaftlichen Erholung des Euroraumes beitragen.
Stimmt, ABER: Im DERZEITIGEN Umfeld hätte eine etwas restriktivere Geldpolitik (von einer restriktiven Geldpolitik sind wir noch Lichtjahre entfernt) negativen Einfluss auf die Konjunktur. Hätte man jedoch den Zinssatz auf ein marktgerechtes Niveau angehoben als die Wirtschaft noch rund lief, hätte man jetzt nicht schon das ganze Pulver verschossen.
Beispiel USA, Norwegen, GB: Aufgrund der jetzigen Ausnahmesituation konnten dort die Zinsen abgesenkt werden. Dennoch ist das dortige Zinsniveau noch immer geringfügig höher als im Euroraum. Powell ist klug genug, sich von Trump nichts dreinreden zu lassen.
Das sagt er mit seinen Worten eigentlich nicht, aber egal. Ich habe keine Lust hier auch noch die Feinheiten der deutschen Sprachen einigen näher zu bringen.
Tja, hast halt keine Lust! Wenn man sich schwertut, ein Argument zu entkräften, dann sind daran die Feinheiten der deutschen Sprachen schuld.
Weil ja immer die Enteignung der Sparer durch die Geldpolitik der EZB moniert wird....
So neu ist das Phänomen negativer, realer Sparzinsen, also um die Inflation bereinigt, nicht.(im konkreten Fall die Verzinsung täglich fälliger Einlagen)
Eine Auswertung der OeNB über die letzten 50 Jahre hat gezeigt, dass die Perioden negativer Realzinsen gar nicht so selten waren und der Realzins zeitweise weit stärker ins Negative ausschlug als das heute zu beobachten ist.
Eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise! Bezieht man sich auf den offiziell publizierten Eckzinssatz, dann stimmt Deine Aussage. Nur wie so oft im Leben, der Teufel steckt im Detail.
Nehmen wir als Beispiel das Jahr 1981. Laut Deiner Skizze herrschte ein negative Realverzinsung von 2%. Die Inflation lag bei 6,8%.
Man musste damals gar kein geschickter Verhandler sein. Man brauchte lediglich zum Schalter einer Bank gehen (den gab es damals noch) und eine Verzinsung von 2 bis 3 Prozentpunkten über dem Eckzinssatz verlangen, die anstandslos gewährt wurde. Somit hatte man die Inflation abgedeckt. Um eine positive Realverzinsung zu erzielen, zeichnete man eine 10% Anleihe.
Und wer sich mit dieser positiven, wenn auch nicht allzu üppigen Realverzinsung nicht zufriedengab, dem standen noch immer, so wie heute, Aktien offen.
Also: so heiß wurde damals die Suppe der Negativverzinsung nicht gegessen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Yeah. Aus Sicht von Raster hätte man den Thread auch "Mein liebster Feind" nennen können.
Also bitte, was für eine martialische Wortwahl! Feind! Auch wenn Du abschwächend das Adjektiv „liebster“ voranstellst. Selbst wenn ich nicht allzu oft im Forum bin, so hättest Du meine menschenfreundliche Haltung schon aus früheren Kommentaren erkennen können. Da lepetitprince stets den Versuch unternimmt, mir prompt und detailliert zu antworten (wenn er dabei auch ins Schleudern gerät – egal: der Wille geht vor’s Werk), kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass er auf meine Postings sehnsüchtig wartet, weil er sich ja sofort, voller Enthusiasmus, unverzüglich eine oder mehrere Studien hervorkramend, ganz begeistert auf die Beantwortung stürzt. Den Gipfel seiner Glückseligkeit hat er erklommen, wenn er mich einen Kasperl oder dgl. nennt. Er braucht das halt. Und was gibt es Schöneres, als einen Mitmenschen glücklich zu sehen!
Ich bin zuversichtlich, dass ich dieses Missverständnis aufklären konnte und hoffe, dass es keinen Anlass mehr gibt, dass der Begriff „Feind“ mit mir in Zusammenhang gebracht wird.
 
Und täglich grüsst das Murmeltier. :D

Wie dem auch sei......
Fakt ist, dass es keinerlei wissenschaftlich fundierten Nachweis dafür gibt, dass die Geldpolitik der Notenbanken verzerrend auf den Gleichgewichtszins einwirkt, auch wenn sich das hier einige im EF gerne zusammenreimen.
Zwar ist seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine Korrelation zwischen der kontinuierlichen geldpolitischen Expansion und dem Rückgang der Investitionen, sinkenden Produktivitätsgewinnen und schrumpfenden Wachstumsraten in den großen Industrienationen zu beobachten, daraus lässt sich aber noch lange keine Kausalität ableiten und schon gar nicht Aussagen über deren Wirkrichtung treffen. Dagegen ist die Annahme, dass ein sinkendes reales Zinsniveau einer alternden Gesellschaft und einem strukturellen Rückgang der (Grenzleistungsfähigkeit) der Investitionen geschuldet ist, weithin anerkannt und findet auch eine recht gute Übereinstimmung in empirischen Daten. Würde der Geldzins dauerhaft signifikant unter dem Gleichgewichtszins liegen, ließen sich aus der Zinsdifferenz nach belieben Gewinne arbitrieren und die Geldmenge würde über Kreditvergabe entsprechend ansteigen und damit einhergehend auch eine Inflation anstoßen.
Fakt ist ebenso, dass es keine hinreichende Korrelation und schon gar keine Kausalität zwischen Staatsverschuldung und Zinsniveau gibt.
Zumal im Zusammenhang mit der Höhe der Staatsverschuldung die Frage gestellt werden muss, ob die Staatsschulden und somit auch die Schuldentragfähigkeit überhaupt richtig bewertet werden. Rund ein Drittel der ausstehenden Staatsschulden ist in der Bilanz der EZB. Die EZB gehört wiederum den nationalen Notenbanken und somit anteilig den Mitgliedsländern. Sprich die verschuldeten Länder zahlen Zinsen für etwa ein Drittel ihrer Staatsschulden an die EZB und bekommen diese indirekt wieder als Gewinn am Jahresende ausgewiesen.
Fakt ist weiters, dass wir heute andere Rahmenbedingungen vorfinden als noch vor 50 Jahren, auch heutige Geldpolitik hat mit der Geldpolitik aus der Ära des Bretton Woods Systems nichts mehr gemein, das derzeitige Zinsniveau ist nunmal heutiger Status quo und wird es auch noch für längere Zeit bleiben, Das ist einmal vollkommen wertneutral.
Sicher gäbe es bessere Rahmenbedingungen, aber eine ideale Welt gibt es nunmal nicht. Und man kann auch im derzeitigen geldpolitischen Umfeld vernünftige Wirtschaftspolitik betreiben.
Fakt ist desweiteren, dass die derzeitigen Probleme weniger einer verfehlten Geldpolitik als viel mehr einer realwirtschaftliche Divergenz sowie einer unterschiedlichen Funktionsweise der Finanzintermediation in den einzelnen Euroländern geschuldet ist.

Um die realwirtschaftliche Konvergenz voranzutreiben bräuchte es neben Strukturreformen, die auf den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem, den technischen Fortschritt und die Infrastruktur positiv einwirken, beispielsweise auch regionale Förderungen wachstumsstimulierender Sektoren.
Hinsichtlich der Finanzintermediation ist es in den letzten Jahrzehnten
nicht gelungen, zu einer Angleichung zwischen den Ländern zu kommen. Weder die realwirtschaftliche Konvergenz noch die Unterschiede in der
Finanzintermediation sind jedoch Probleme, die von der Geldpolitik angegangen
werden können und angegangen werden sollten. Gefordert sind hier die Regierungen der
einzelnen Mitgliedsstaaten.
Anstelle die EZB als Sündenbock für die Fehler der Wirtschafts- und Finanzpolitik zu missbrauchen – und ihr dadurch auch Schaden zuzufügen – sollte ein verantwortungsvoller Diskurs darüber angestoßen werden, welche Strukturreformen wie angegangen werden, um mittelfristig ein Ende der Niedrigzinsphase herbeizuführen.

Natürlich kann man wie Raster völlig an der Realität und im Grunde auch an den theoretischen Modellen vorbei argumentieren und irgendwelche Behauptungen aufstellen, für die dann selbstverständlich im Laufe der Beiträge nicht einmal ansatzweise ein Nachweis erbracht wird. Bestenfalls werden Einzelereignisse herausgepickt, um dann dem eigenen Weltbild folgend, irgendwelche real nicht existierenden Kausalitäten zu konstruieren.
Oder noch simpler in der Argumentation, es werden einfach weitere Feindbilder aus dem Aluhut gezaubert, wie die Argumentation an Hand von Varoufakis eindrucksvoll zeigt.
Kann man natürlich machen, im wissenschaftlichen Diskurs und auch in allen relevanten Notenbanken finden derartig absurde Thesen keinerlei Erwähnung. Und das auch völlig zu Recht.
Frustrierte Alt-Monetaristen und deutsche Ordo-Hardliner, die es bis heute nicht verwunden haben, dass selbst zu Friedmans Zeiten in keiner bedeutenden Notenbank dieser Welt, insbesondere nicht in der Federal Reserve der Monetarismus mit seiner absurden Geldmengensteuerung Einzug gehalten hat, scheinen heutzutage komplett am Rad zu drehen. Deren realitätsfremdes Ansinnen (der Monetarismus mit seiner fixen Geldmengensteuerung schließt schon per Definition eine Unabhängigkeit der Notenbank aus) gipfelt in der absurden Forderung nach einer unabhängigen Notenbank, in dem sie selbst der Notenbank Vorgaben machen, wie diese zu agieren habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also bitte, was für eine martialische Wortwahl! Feind! Auch wenn Du abschwächend das Adjektiv „liebster“ voranstellst.

Ich sehe schon, dir muss man ein wenig Kultur nahebringen. Das ist nicht meine Kreation, sondern der Titel einer recht bekannten Dokumentation, der zu einem geflügelten Wort geworden ist. Er umschreibt blumig konfliktbehaftete Verhältnisse zweier Personen, die immer wieder aneinandergeraten, wobei gar nicht wirklich klar ist, ob die Protagonisten unter der Situation leiden oder sie sogar genießen und daher suchen. "liebster" ist aber natürlich schon eine Wertung, wenn auch tragisch-ironisch formuliert. Das hat also gar nichts martialisches an sich, sondern ist vielmehr poetisch zu verstehen…

Bitte, gerne.
 
Und täglich grüsst das Murmeltier. :D
…...
Lieber lepetitprince, herzig wie Du Dich um Kopf und Kragen redest bzw. schreibst. Auch wenn Deine Beiträge jedes Mal länger werden, schlüssiger sind sie deswegen auch nicht. Wie ich an Hand der von Dir behaupteten negativen Realzinsen in der Vergangenheit aufzeigen konnte, bist Du nicht in der Lage, Statistiken aus einer ganzheitlichen Sicht zu interpretieren. Du wiederholst gebetsmühlenartig Deine Theorien, die Indizien sind, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann im Euroraum wieder 10% Anleihen geben könnte, gegen Null gesunken ist. Das bestreitet auch niemand. Wie man es auch dreht und wendet, Du kannst nicht glaubhaft zeigen, dass es marktgerecht war, den Zinssatz während der letzten Jahre bis zum Ausbruch der Coronakrise soweit abzusenken, wie dies eben erfolgte.
Hingegen gibt der in einem vorigen Post von mir zitierte Experte Brzeski eine klare Antwort, nämlich: Um den Club Med vor dem Bankrott zu retten, gibt es zwei Möglichkeiten: Transfers des Nordens an den Süden und /oder ein Niedrighalten der Zinsen. Und ein Niedrighalten der Zinsen, nur um ineffiziente und schlecht wirtschaftende Schuldner am Leben zu erhalten, hat eher mit dirigistischer Plan- als mit freier Marktwirtschaft zu tun.
Du wirst doch wenigstens in diesem Punkt mit mir übereinstimmen: Das Wort eines Chefvolkswirtes einer großen und bekannten Bank zählt wesentlich mehr, als jenes, eines im erwerbsfähigen Alter befindlichen Hobbyökonomen, dem so langweilig ist, dass er fast täglich zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Freizeitforum besucht und der während der letzten fast acht Jahre so viel Zeit hatte, um 11.257 (derzeitiger Stand), zum Teil ellenlange Beiträge, in diesem Freizeitforum abzusetzen.
Aber bitte, wir haben in Österreich Glaubens- und Meinungsfreiheit und ein Forum ist dazu da, Gedanken zu äußern. In diesem Sinne wünsche ich Dir ein genussvolles Weitertippen. Zeit genug dürftest Du ja haben. Schöne Pfingsten!
 
Ich sehe schon, dir muss man ein wenig Kultur nahebringen.

Dürfte nicht die einzige Bildungslücke sein, wie seine Beiträge regelmäßig zeigen. :D
Aber für mich durchaus erheiternd mitanzusehen, wie seine Argumentation von mal zu mal dünner wird.

Um nicht gänzlich abzudriften:
In der ökonomische Literatur herrscht mehrheitlich Konsens darüber, dass der Geldzins dem natürlichen Zins folgt und nicht umgekehrt.
Gemäß den realen Zinstheorien wird der Zins durch die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals, also den Ertrag der Investitionen bestimmt. Nur wenn dieser den Kreditzinssatz plus einem entsprechenden Risikoaufschlag übersteigt, kommt es zu fremdfinanzierten Investitionen. Der Kreditzinssatz wird durch die Zeitpräferenz der Sparer bestimmt, wieweit sie also auf aktuellen zugunsten höheren Konsum in der Zukunft verzichten, als Folge einer Mindereinschätzung künftiger Bedürfnisse (Agiotheorie – Böhm-Bawerk) oder als Belohnung für den Verzicht auf sofortigen Konsum (Abstinenztheorie – W. Nassau). Dahinter steht die Überlegung, dass das künftige Angebot als Folge der höheren Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals höher und/oder billiger sein wird. Die Geldpolitik hat in den realen Ansätzen so gut wie keinen Einfluss auf den Zinssatz.
Auch die monitäre Zinstheorie sieht keinen Einfluß auf das langfristige Zinsniveau.
Empirische Daten aus der zeitlichen Entwicklung der Zinssätze und die historische Evidenz sprechen für diese Annahmen.
Diese Daten belegen sehr gut, dass die (langfristigen) realen Zinssätze schon lang vor dem Absenken des Geldzinses durch die EZB und den QE-Programmen zu sinken begannen. So begann das Zinsniveau beispielsweise in AT und DE bereits mit Beginn der 80er Jahre abzusinken und war über weite Strecken sogar negativ. Zu Beginn des Quantitative Easing wichen die deutschen Zinssätze in einer kurzfristigen Gegenbewegung (2008 bis 2010) sogar von ihren sinkendem Trend ab und stiegen (!) – entgegen allen Erwartungen.

Wie schon mehrfach angeführt ist einer der Gründe für das sinkende Zinsniveau ein Überhang bei den Ersparnissen.
So sind die Sparüberschüsse der Eurozone nach wie vor erheblich höher als der (Fremd-)Finanzierungsbedarf, und sie tendieren weiter zuzunehmen.
Ebenso zeigt sich, dass sich das Verhältnis von Kapitalstock und Gesamtproduktion ungünstig entwickelt, was schließlich zu fallenden Kapitalrenditen führt. Beides gipfelt in dem derzeit vorherrschenden niedrigen Zinsniveau.
Diese Tatsachen lassen sich allesamt anhand empirischer Daten nachweisen.

Natürlich ist das Ganze inhaltlich bei weitem nicht so gehaltvoll und auch in der Argumentationskette nicht derart stringent, wie die eloquenten Wortmeldungen eines Rasters :D
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Und wie viele Denker – speziell in der Ökonomie (siehe Beispiel Varoufakis) haben sich schon geirrt?
aber jeder eben seinen Möglichkeiten entsprechend.

Und selbstverständlich trifft diese Behauptung auf einen Herrn Carsten Brzeski, von dem es im Übrigen zum Thema Niedrigzinsumfeld keinerlei wissenschaftliche Arbeiten gibt, nicht zu.
Kabaret in Bestform. :D

um 11.257 Beiträge

Mahhh, niedlich.....Das sind etwa 4 Beiträge pro Tag und kosten einen intelligenten Menschen maximal eine halbe Stunde Zeitaufwand. Und diese halbe Stunde ist es mir durchaus Wert, den hier formulierten Unsinnigkeiten mit Fakten entsprechend entgegen zu treten. :)
 
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