Ursachen des weltweiten Niedrigzinsumfeldes

Sind immerhin fast 60 Tage. Praktisch eine Lockdown-Einheit.

Muss ich interessant sein oder wie kommt’s, dass ich mir gleich zwei Groupies, die meine Forumsaktivität mit derart großem Interesse verfolgen, eingetreten habe? :D
Der Möchtegernunternehmer dackelt mir ja mittlerweile schon seit Wochen um meine Aufmerksamkeit buhlend hinterher.....und jetzt auch noch der Bub. Gefällt mir. :cool:.....zwei knackige Bunnies wären mir natürlich um einiges lieber, aber in diesem Forum muss man halt mit dem Vorlieb nehmen, was sich gerade so anbietet. :D

Die eigentliche Pointe kommt aber erst, selbst der von User Raster genannte Volkswirt Brzeski widerspricht den Hirngespinsten des Users auf breiter Front und bestätigt wenig verwunderlich (der Mann versteht ja im Gegensatz zu Raster die Materie doch recht gut) sogar zu einem Großteil meine Ausführungen. Wenngleich man natürlich der Korrektheit halber anmerken sollte, dass es bei den Beiträgen des Herrn Brzeski im Gegensatz zu den von mir verlinkten wissenschaftlichen Publikationen lediglich um journalistische Artikel und Beiträge handelt, die keinesfalls den strengen und formalen Kriterien wissenschaftlicher Arbeiten genügen und daher auch keinerlei Beweisführung bedürfen.

So heißt es beispielsweise in einem Beitrag des Herrn Brzeski, seines Zeichens Volkswirt bei der ING DiBa Deutschland, der neben einem Blog auf der Webseite der ING DiBa auch einen Podcast sowie einen Youtube Kanal unterhält und regelmäßig bespielt, wortwörtlich:

>Die Eurozone, die positive Wachstumsüberraschung…..ein Aufschwung, der über sämtliche Länder geht, über alle Sektoren….was aber auch heißt, dass die EZB weitermachen kann mit ihrer Geldpolitik. Warum weitermachen? Weil es ein Aufschwung ist, der noch keine Inflation produziert. Und erst wenn wir diese Inflationssteigerung wieder sehen, erst dann wenn die Löhne wieder beginnen anzuziehen, erst dann kann die EZB wieder auf das geldpolitische Bremspedal steigen. Eher nicht…..<

Weiters führt er aus:

>….die südeuropäischen Staaten bekommen immer mehr Fahrt und gleichzeitig haben wir eine EZB, die weiterhin eine lockere Geldpolitik fährt. Das ist positiv für Europa, das ist positiv für Deutschland<

Quelle: (ab 0:40 etwa geht es los)
www.youtube.com/watch?v=qvNN220HC2c

Dagegen sucht man Wortmeldungen des Herrn Brzeski, wonach die EZB eine Geldpolitik zugunsten der verschuldeten südlichen Länder betreiben würde, vergeblich.
So heißt es beispielsweise in einem Artikel in der Tageszeitung Die Presse zu diesem Thema, in dem auch Herr Breszki zitiert wird, wie folgt:

>Ökonomen erwarten am Donnerstag bei der nächsten Zinssitzung mahnende Worte von EZB-Chef Mario Draghi Richtung seines Heimatlandes Italien. "Die EZB wird solange keine Bereitschaft zeigen, Italien zu unterstützen, sofern nicht auch andere Länder unverschuldet mit in die Krise hineingezogen werden," sagt BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Er glaubt nicht, dass sich die Notenbank von Italien zu Änderungen in ihrer Geldpolitik gezwungen sieht. Dieser Meinung ist auch ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski: "Es muss definitiv schon einen ernsthaften Wachstumsdämpfer, eine Eskalation der italienischen Krise oder Handelsspannungen mit spürbaren Folgen an den Finanzmärkten geben, bevor die EZB ihren Kurs ändert."<

Quelle: Italien-Sorgen: EZB ist kein Feuerlöscher

Aber vermutlich sollte man dem Mann ohnehin nicht zuhören, verplempert er doch jede Menge Zeit auf sozialen Medien. :D

Wie dem auch sei, wie gehabt, kommen Rasters Behauptungen als bloße Nebelgranaten eines kleinen Blenders daher, diesmal zur Abwechslung unter dem Deckmäntelchen eines Herrn Brzeski. Nicht umsonst bleibt der besagte User wie immer entsprechende Quellenangaben für seine haltlosen Behauptungen schuldig.
Jetzt kommt sicher wieder der Einwand, dass er als selbsternannter Unternehmer nicht die Zeit habe, um sich um derartige Belanglosigkeiten zu kümmern. Offenbar fehlt es bei ihm auch an Zeit simple makroökonomische Zusammenhänge zu verstehen. Aber ich verstehe natürlich den Frust eines alten Mannes, wenn man in seinem Alter immer noch von 8 bis 20 im Büro sitzen und arbeiten muss und obendrein als selbsternannter Unternehmer mit einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld hadert.
 
Muss ich interessant sein oder wie kommt’s, dass ich mir gleich zwei Groupies, die meine Forumsaktivität mit derart großem Interesse verfolgen, eingetreten habe?

und jetzt auch noch der Bub. Gefällt mir.

Selber Bub.

Bitte chleuder mich nicht in einen Topf mit Raster, danke. Seit das EF zum Corona-Forum mutiert ist, muss man sich aus Ermangelung interessanter Themen eben mit Zahlenspielchen die Pausen vertreiben. Den User mit seinem "Altprofessor" hast du übrigens in deiner Stalkerliste vergessen… :D
 
Muss ich interessant sein oder wie kommt’s, dass ich mir gleich zwei Groupies, die meine Forumsaktivität mit derart großem Interesse verfolgen, eingetreten habe? :D
Warum hast Du den Eindruck, Dir etwas eingetreten zu haben? Hast Du Angst, aus dem Forum, welches ein nicht unwesentlicher Bestandteil Deines Lebens ist, ausgeschlossen zu werden, wenn Du nicht antwortest? Keine Angst, Deine Befürchtung ist unbegründet.

Interessant, wie wichtig Du unseren Dialog nimmst. So wichtig, dass Du nach reiflicher Überlegung draufgekommen bist, dass Dein Posting vom letzten Freitag ohnehin nur aufgewärmter Brei war, was Dich veranlasst hat, das ganze Pfingstwochenende zu grübeln, zu recherchieren und nachzuforschen, bis es am Dienstag so weit war und ein Stein Dir vom Herzen fiel, weil Du im Internet Kommentare gefunden hast, die auf den ersten Blick den Anschein haben, die Aussagen von Brzeski zu entkräften. Doch wie so oft im Leben, der Schein trügt.
So heißt es beispielsweise in einem Beitrag des Herrn Brzeski, seines Zeichens Volkswirt bei der ING DiBa Deutschland, der neben einem Blog auf der Webseite der ING DiBa auch einen Podcast sowie einen Youtube Kanal unterhält und regelmäßig bespielt, wortwörtlich:
>Die Eurozone, die positive Wachstumsüberraschung…..ein Aufschwung, der über sämtliche Länder geht, über alle Sektoren….was aber auch heißt, dass die EZB weitermachen kann mit ihrer Geldpolitik. Warum weitermachen? Weil es ein Aufschwung ist, der noch keine Inflation produziert. Und erst wenn wir diese Inflationssteigerung wieder sehen, erst dann wenn die Löhne wieder beginnen anzuziehen, erst dann kann die EZB wieder auf das geldpolitische Bremspedal steigen. Eher nicht…..<
Du hast es richtig erfasst, ich habe nicht die Zeit, all Deine Links nachzulesen. Deswegen frage ich Dich: Wann hat er das gesagt? Am 22.05. klang er jedenfalls ganz anders. Keine Rede mehr vom Aufschwung, der über alle Länder geht, sondern er sprach von „zähneknirschender“ Hilfe des Nordens in Form von niedriggehaltenen (und niedriggehalten heißt nun einmal unter das Marktniveau gedrückte) Zinsen, um den Club Med über Wasser zu halten.

Weiters führt er aus:
>….die südeuropäischen Staaten bekommen immer mehr Fahrt und gleichzeitig haben wir eine EZB, die weiterhin eine lockere Geldpolitik fährt. Das ist positiv für Europa, das ist positiv für Deutschland<
Quelle: (ab 0:40 etwa geht es los)
www.youtube.com/watch?v=qvNN220HC2c
Wie das Interview vom 22.05. zeigt, hat der gute Mann im Gegensatz zu anderen dazugelernt.
Sehr positiv für Europa und Deutschland! Die lockere Geldpolitik hatte zu Folge, dass der Club Med derart motiviert war, sich so hoch zu verschulden, dass Deutschland und andere Länder ihm in naher Zukunft mit Geschenken aus der Patsche helfen müssen. Einfach genial!
Aber wie gesagt, Brzeski hat dazugelernt.
Dagegen sucht man Wortmeldungen des Herrn Brzeski, wonach die EZB eine Geldpolitik zugunsten der verschuldeten südlichen Länder betreiben würde, vergeblich.
Ich habe sie gefunden (siehe oben).
So heißt es beispielsweise in einem Artikel in der Tageszeitung Die Presse zu diesem Thema, in dem auch Herr Breszki zitiert wird, wie folgt:
>Ökonomen erwarten am Donnerstag bei der nächsten Zinssitzung mahnende Worte von EZB-Chef Mario Draghi Richtung seines Heimatlandes Italien.
Die Italiener werden gezittert haben.
"Die EZB wird solange keine Bereitschaft zeigen, Italien zu unterstützen, sofern nicht auch andere Länder unverschuldet mit in die Krise hineingezogen werden," sagt BayernLB-Volkswirt Stefan Kipar. Er glaubt nicht, …….
Tja, glauben heißt nicht wissen!
Dieser Meinung ist auch ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski: "Es muss definitiv schon einen ernsthaften Wachstumsdämpfer, eine Eskalation der italienischen Krise oder Handelsspannungen mit spürbaren Folgen an den Finanzmärkten geben, bevor die EZB ihren Kurs ändert."<
Stimmt: Aufgrund der Rücksichtnahme während der vergangenen Jahre auf den Club Med hat die EZB ihr Pulver verschossen und hat kaum noch Spielraum für Zinssenkungen, wahrscheinlich selbst nicht einmal mehr in wirklich dramatischen Situationen.

.....wenn man in seinem Alter immer noch von 8 bis 20 im Büro sitzen und arbeiten muss.
Was kann ich daraus erkennen? Du setzt Arbeit mit unangenehmer Pflicht gleich? Eigenartige Lebenseinstellung. Nicht gerade die eines Erfolgsmenschen.
Deine anfängliche Feststellung, dass Du Dir unseren Dialog „eingetreten“ hast, macht mich nachdenklich. Wie gesagt, Du musst mir nicht antworten, aber ich frage mich schon, warum Du dann im Forum bist? Nur, damit man Dir symbolisch auf die Schulter klopft? Und wenn Dir dieser Wunsch nicht erfüllt wird, spielst Du beleidigte Leberwurst? Wie wäre es, wenn Du einmal auch darüber nachdenken würdest?
 
Bitte chleuder mich nicht in einen Topf mit Raster, danke.

Kann ich verstehen. Wer will schon gerne mit Schwätzern in einem Atemzug genannt werden. :D
Wird nicht wieder vorkommen.

Und weil es mir so leicht von der Hand geht, eine weitere Studie zum Thema Niedrigzinsumfeld. Darin wird, wie in den vielen anderen Studien, die bereits von mir verlinkt wurden, aufgezeigt, dass das seit Jahren fallende Zinsniveau in den OECD Staaten bis in den negativen Bereich hinein zu einem Großteil profunden, realwirtschaftlichen Gründen geschuldet ist.
Darin heißt es unter anderem:

>Insbesondere die Entwicklung der mittel- bis langfristigen Zinsen wird u.a. von den Inflationserwartungen, der Produktivitätsentwicklung im realen Sektor beeinflusst, die teilweise oder ganz außerhalb des Einflusses der Zentralbanken liegen.<

Weiters wird ausgeführt:

>Aufgrund langfristiger Trends, insbesondere aufgrund des demographischen Wandels, steigt das Kapitalangebot, während gleichzeitig aufgrund des strukturellen Wandels (neue Industrien im digitalen Zeitalter benötigen weniger physisches Kapitel) die Kapitalnachfrage sinkt. Beide Faktoren führen zu einer Reduktion des langfristigen realen Zinsniveaus (vgl. Teulings/Baldwin (2014)). ……….
……
Mit Hilfe von makroökonomischen Modellen kann gezeigt werden, dass dieser Mechanismus auch in offenen Volkswirtschaften zu deutlichen Rückgängen des realen Zinssatzes führt (vgl. Krüger/Ludwig (2007)) <


Quelle: Research Papers in Economics, Prof. Volker Brühl)

Diese Analyse wird auch von führenden Wissenschaftlern (darunter der frühere US-Finanzminister und Harvard-Ökonom Larry Summers, der Nobelpreisträger Paul Krugman sowie der aktuelle Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard) geteilt.

Empirisch gestützt werden diese Annahmen durch die Entwicklung des Taylor Zinses. Es zeigt sich, dass der Geldzins dem Taylor-Zins auch in den letzten Jahren mehrheitlich gefolgt ist, sodass die EZB-Politik als eine Reaktion auf die makroökonomischen Entwicklungen niedriger Wachstums- und Inflationsraten zu verstehen ist und nicht umgekehrt.
In den Jahren 2012 bis 2016 lag der Leitzins sogar unter jenem des Taylorzinses.

Besonders Erkenntnisresistente werden natürlich auch dies in Abrede stellen und in ihrer Bubble verharren, wonach die EZB bösartig den Zins manipuliert. Ist aber vollkommen nebensächlich, weil derartige Hirngespinste in der Fachwelt niemanden interessieren und auch nicht in den relevanten Notenbanken dieser Welt.

Ps: der Beitrag hat gerade einmal 12 Minuten meiner kostbaren Zeit in Anspruch genommen….für geistig Minderbegabte vermutlich schwer vorstellbar, aber an denen sollte man sich ohnehin nicht orientieren. :D
 
:rofl:

Der Thread wird auch immer mehr zu einem Loriot-Sketch. Ich finde, ihr solltet euch langsam siezen…
@Mitglied #89067 Herr Müller-Lüdenscheidt und… wie heiß der andere noch?
Der kleine Prinz war schneller.

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Und weil es mir so leicht von der Hand geht, …... :D
Ich glaube Du hättest ein wenig länger als 12 Minuten für Dein Posting überlegen sollen. Du zitierst allen Ernstes einen Paul Krugman, der Österreich unmittelbar vor dem Bankrott sah, also Österreich in der gleichen Kategorie wie Argentinien und dgl. klassifizierte? Solche Leute soll man ernst nehmen? Gut, Faymann war zu dieser Zeit BK, aber dennoch entledigte sich damit Krugman jeglicher Glaubwürdigkeit.
Also bitte, such‘ Dir seriösere Experten ! Nobelpreisträger sein genügt nicht.

Du raunzt so oft, dass ich keine Quellen nenne. Heute mache ich Dir die Freude!
Tageszeitung „Die Presse“ 05.06.2020
Mit dem Ankauf von Anleihen kann die EZB die Zinsen an den Finanzmärkten niedrig halten. Das ist für die Eurostaaten wichtig, müssen sie doch im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise viele neue Schulden aufnehmen. Besonders defizitäre Länder wie Italien sind darauf angewiesen, sich günstig zu refinanzieren.
Alles klar?
Bevor wir zu zum Taylorzins kommen, zitiere ich Kommentare zu den Folgen des zu niedrigen Zinssatzes, welche das Problem der Konkursverschleppung bzw. Verhinderung von Strukturreformen aufzeigen.

Die Presse 24.09.2019
„….. Nach einer Untersuchung der Bank of America sind neun Prozent der 600 größten börsennotierten europäischen Unternehmen solche 'Untoten'. Bezieht man kleinere Firmen ein, dann reichen die Schätzungen auf bis zu 18 Prozent. In den USA lebt angeblich jedes fünfte Unternehmen nur wegen der Zins-Injektionen der Fed.“

Die Welt 24.07.2019
….Künstlich am Leben gehalten werden dagegen Banken und Unternehmen, die in normalen Zeiten längst im Wettbewerb unterlegen wären. Vor allem aber hat die EZB-Politik bewirkt, dass die Schuldenländer in Südeuropa von der disziplinierenden Wirkung der Finanzmärkte verschont blieben.“
Die Konjunktur lahmt freilich nicht, weil kein Geld für Investitionen da ist. Sondern weil Unternehmen für Investitionen ein bestimmtes wirtschaftspolitisches Umfeld benötigen. Eine Investition muss sich ja in einem absehbaren Zeitrahmen rechnen. Ist das nicht halbwegs gewährleistet, dann unterbleibt sie – auch wenn der potenzielle Investor mit Geld zugeschüttet werden.



Jetzt zu dem von Dir erwähnten Taylor Zins, der Deine Meinung widerlegt.
Agenda Austria:
Hervorzuheben ist der Brief von führenden ehemaligen europäischen Notenbankern, unter ihnen Otmar Issing und Jürgen Stark, die den „anhaltenden Krisenmodus der EZB“ verurteilen.[4] „Die Zinsen haben ihre Lenkungsfunktion verloren und die Finanzstabilitätsrisiken haben sich erhöht“, kritisiert die Gruppe.

Was zeigt dieses Thermometer aktuell für den Euroraum an? Bereits vor drei Jahren hätte die Taylor-Regel empfohlen, dass die EZB die Geldpolitik eher straffer denn lockerer gestalten sollte.[7] Wie die aktuellen Taylor-Zinsen für die einzelnen Eurostaaten und die Eurozone insgesamt aussehen, veranschaulicht die folgende Grafik.[8]

https://www.agenda-austria.at/publikationen/armsparen-mit-der-ezb/negativzinsen-eine-premiere-in-5-000-jahren-zinsgeschichte/


Dieser Effekt beschreibt eine Dynamik, in der sehr günstige Finanzierungskonditionen dazu führen können, dass an sich insolvente Unternehmen am Leben gehalten werden, obwohl sie auf dem Markt nicht überlebensfähig sind. Diese „Zombies“ verbrauchen zwar Ressourcen und binden Kapital und Arbeit, sie machen die Volkswirtschaft aber nicht produktiver und unterbinden den Strukturwandel.[8]

Niedrige Zinsen in der Eurozone verringern also ganz entscheidend den Druck für Produktivitätsfortschritte. Langfristig, so zeigen etwa jüngste Untersuchungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, sorgt die Geldpolitik damit für das Gegenteil dessen, was sie zu erreichen vorgibt: weniger Wachstum, weniger Produktivität.[9]

Also heute genug zitiert?
Übrigens: ein bisserl weniger Hudeln wäre der Qualität Deiner Beiträge schon zuträglich.
 
Weil mir heute wieder einmal ein reißerischer und EZB-kritischer Artikel unter gekommen ist. Doch was ist an diesen Behauptungen überhaupt dran?
Höchste Zeit den immer wieder vorgebrachten Halbwahrheiten und falschen Narrativen mit einer sachlichen Analyse entgegen zu treten:

So wird immer wieder behauptet, die Geldpolitik sei alleine für das niedrige Zinsniveau verantwortlich.

Fakt dagegen ist: Das derzeitige Zinsniveau ist, insbesondere auf den langfristigen Trendverlauf bezogen, fast ausschließlich auf fundamentale ökonomische Faktoren, wie beispielsweise den technologischen und demographischen Wandel sowie eine ungünstige Entwicklung des Kapitalstocks zurückzuführen. Die EZB folgt in ihren geldpolitischen Entscheidungen lediglich dem natürlichen Zins. Dies ist durch verschiedenste Analysen, wie beispielsweise Berechnungen des natürlichen Zinses mittels dynamisch-stochastische Gleichgewichtsmodelle als auch mittels des Taylorzinses klar belegt.

Richtig ist, dass sich der Taylorzins im Durchschnitt über alle Länder der Eurozone seit Mitte 2016 wieder im positiven Bereich befindet. Dazu sind allerdings zwei nicht ganz unwesentliche, einschränkende Bemerkungen zu machen. Erstens zeigt sich, dass wirtschaftlich schwächere Länder wie Italien, Griechenland und teilweise auch Spanien und Frankreich erst 2018 wieder einen positiven Taylorzins aufweisen. Eine Art Dilemma in der sich die EZB befindet, für bestimmte Länder ist ihre Geldpolitik zu restriktiv, für Länder wie AT, DE und beispielsweise auch die Niederlande wäre eine behutsame Zinswende durchaus indiziert gewesen. Wäre da die nicht die zweite Einschränkung. Trotz des beobachteten Aufschwungs blieb die Ausweitung der Geldmenge im Euroraum hinter der Zielvorgabe von 4,5%, welche sich aus dem langfristigen Potentialwachstum und der zu erwartenden Inflation ergibt, zurück. Das heißt aber nichts anderes, als dass dieser Aufschwung zwar durchaus erfreulich aber noch keineswegs als nachhaltig zu interpretieren ist. Vielmehr sind hier noch Aufholeffekte aus den vergangenen Jahren, in der das jährliche Wachstum hinter dem Potentialwachstum zurückgeblieben ist und die Produktionslücke sogar jahrelang im negativen Bereich war, zu verzeichnen. Obendrein hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine Zinswende alles andere als einfach zu bewerkstelligen ist, wie auch die jüngste Zinswende in den USA wieder gezeigt hat. Oftmals wurde zu früh und zu schnell reagiert, so auch 2001 und 2011 in der Eurozone, was mit einer sofortigen Trendumkehr des Aufschwungs einherging.

Und last but not least, bestätigt die Entwicklung des Taylor Zinses und dessen Einflussgrößen Preisänderungsrate und Produktionslücke recht gut meine Ausführungen, nämlich dass Notenbanken im langfristigen Trendverlauf nicht dazu in der Lage sind den Markt- bzw. den Gleichgewichtszins nach ihren Vorgaben verzerren bzw. künstlich nach unten bzw. nach oben manipulieren zu können. Wäre dies der Fall, müsste sich der natürliche Zins dem von der Notenbank gesetzten Geldzins annähern und damit einhergehend sich auch der Taylorzins tendentiell parallel zu diesem entwickeln. Das ist aber seit 2010 alles andere als der Fall. Und um nichts mehr geht es von Beginn an in meinen Ausführungen (und natürlich auch in den von mir verlinkten Fachpublikationen).

Vielmehr sind es makroökonomische Gegebenheiten, welche Wachstum und Inflation nach unten drücken: alternde Gesellschaften, Ersparnisse auf Rekordniveau und eine schwächelnde Produktivität.
Es liegt überhaupt nicht in der Macht der Zentralbanken, die strukturellen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass sich der sinkende Zinstrend umkehrt.

Falsch ist ebenso die Behauptung, die Geldpolitik der EZB schaffe Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen, die schädlich für die Wirtschaft sind.

Fakt dagegen ist: Die Zombifizierung der Unternehmen ist mit Sicherheit eine alles andere als rosige Entwicklung, allerdings sind wenig profitable Unternehmen nicht dem niedrigen Zinsumfeld geschuldet. Wie so oft erfolgt auch in diesem Fall in der populärwissenschaftichen Diskussion ein sehr stiefmütterlicher Umgang mit der Unterscheidung zwischen Ursache und Wirkung. Der niedrige Geldzins kann wohl kaum, dafür verantwortlich gemacht werden, dass Firmen ihre Kapitalkosten nicht mehr verdienen, fallen diese bei niedrigem Geldzins doch tendenziell geringer aus. Vielmehr ist es dem allgemeinen, internationalen Marktumfeld geschuldet, dass auf Grund sinkender Produktivitäten die zu erwirtschaftenden Renditen einen sinkenden Trend aufweisen.
Das Niedrigzinsumfeld mag bestenfalls den Umstand begünstigen, dass sich wenig profitable Unternehmen im Wirtschaftskreislauf ansammeln, da sie nicht wie bei höheren Kapitalkosten, die sie bei einem höheren Zinsniveau zwangsläufig verdienen müssten, vorzeitig aus dem Wirtschaftskreislauf ausgeschieden würden. Auch zu diesem Thema gibt es allerdings Studien, die zwar grundsätzlich nicht die Zombifizierung in Frage stellen, deren negatives Potential aber doch etwas differenzierter betrachten. So wird nämlich bei dieser Diskussion gerne zwei entscheidende Faktoren vergessen. Erstens ist es gerade jenen Unternehmen, denen ein unprofitables Dasein attestiert wird, ohnehin nicht möglich, sich zu Null zu finanzieren, sondern müssen gerade diese Unternehmen auf Grund der Risikoaufschläge Zinsen in Höhe von bis zu 6 Prozent oder sogar mehr für das Fremdkapital aufwenden, was in weiterer Folge den marktverzerrenden Charakter relativiert. Und zweitens wird dabei völlig unterschlagen, dass Unternehmen sich nicht ausschließlich über Fremdkapital finanzieren, sondern zu einem Gutteil über Eigenkapital. Im Schnitt liegen die Kapitalkosten der Unternehmen bei rund 6%.

Zudem ist es weder die Aufgabe noch das Recht einer Notenbank zu entscheiden, welches Unternehmen am Markt zu bestehen hat und welches nicht.
Dafür fehlen einer Notenbank auch die nötigen Instrumente. Aufgabe einer Notenbank ist es vielmehr dem Markt Kapital zur Verfügung zu stellen, und zwar mit dem Augenmerk auf erstens Preisstabilität und zweitens der wirtschaftlichen Entwicklung (allerdings erst wenn Bedingung Nr. 1 erfüllt ist, auf die EZB bezogen).
Was hier teilweise von einigen Ordohardlinern und Altmonetaristen gefordert wird, würde nicht nur das Mandat der EZB überschreiten, es wäre obendrein ein ordnungspolitischer Eingriff der EZB in das Wirtschaftsgeschehen.
Es wäre vielmehr Aufgabe der Politik hier über fiskal- und strukturpolitische Maßnahmen auf den Markt einzuwirken und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Es ist seitens der Politik einfach in Mode gekommen, diese Verantwortung von sich zu schieben und auf die Notenbanken abzuwälzen. Ist natürlich ein bequemes Vorgehen, denn wenn etwas schief läuft, hat man auch gleich einen Sündenbock bei der Hand.

Meinen Ausführungen kann also keineswegs eine schlechte Recherche unterstellt werden, vielmehr scheitert es bei einigen daran, das zu Verfügung stehende Datenmaterial richtig lesen und interpretieren zu können.

Behauptung: Das Zinsniveau war noch nie so niedrig war wie heute.

Fakt ist: Auf die nominalen Zinsen trifft das zwar zu, aber bei den für den privaten Sparer entscheidenden realen Zinsen sieht es schon ganz anders aus. Die realen Zinsen (nominale Zinsen abzüglich Inflation) in den letzten 50 Jahren über weite Strecken negativ, teilweise sogar stärker als das heute der Fall ist.

Falsch ist: Die Geldpolitik sei verantwortlich für die Blasenbildung an den Immobilienmärkten.

Fakt dagegen ist: Die Hauptverantwortung liegt vorallem bei einer verfehlten Wohnungbaupolitik, bei der Migration vom Land in die Städte und bei der makro-prudentiellen Faktoren, die niedrigen Zinsen haben lediglich einen verstärkenden Charakter.

Behauptung: Es wäre die Absicht der EZB, allen voran die Absicht eines Herrn Draghi mit dem niedrigen Zinsniveau den überschuldeten Südeuropäern den Abbau ihre Schulden zu erleichtern.

Falsch, Fakt ist: Dies gehört in die Kategorie „besonders absurd“ – 25 Mitglieder des EZB-Rats aus allen Euro-Ländern entscheiden die Geldpolitik, mit dem Auftrag die beste Entscheidung für die gesamte Eurozone zu treffen.

Der Gipfel der Absurdität liegt aber darin, dass gerade jenes Lager, das mit ihrer Behauptung eine fehlende Unabhängigkeit unterstellt, im Gegenzug der EZB selbst gerne Vorgaben machen möchte, wie diese ihre Geldpolitik zu gestalten habe.
Die EZB hat im Grunde ein primäres Mandat und das heißt Preisstabilität. Ein anderes Ziel zu verfolgen wäre ein Mandatsbruch. Die geldpolitische Zielsetzung der EZB ist im Vertrag der Europäischen Union von Maastricht vom 7.2.1992 geregelt. Artikel 105 (1) des Vertrages gibt eine eindeutige Zielhierarchie vor. Er verpflichtet die EZB auf das vorrangige Ziel, die Preisstabilität zu steuern.

Falsch ist, die EZB-Geldpolitik schafft eine Transferunion zulasten des "reichen Nordens".

Fakt ist: Das Gegenteil ist der Fall. Die EZB hat Rekordgewinne gemacht, die allen Ländern zugutekommen.
Auch in diesem Fall sprechen empirische Daten wie Zahlungsbilanzen und Kapitalverkehrsströme eine eindeutige Sprache.

Behauptung: Die EZB betreibe Finanzpolitik, da die niedrigen Zinsen den Regierungen die Finanzierungskosten erleichtern.

Fakt ist: Jede geldpolitischen Entscheidung – ob Zinssenkungen oder -erhöhungen – verändert die Finanzierungsbedingungen für Bürger, Unternehmen und Regierungen. Deshalb ist sie noch lange keine Finanzpolitik.

Eine weitere unrichtige Behauptung ist, die Anleihenkäufe der EZB würden das Zinsniveau nach unten drücken.

Richtig ist vielmehr, dass durch die Anleihenkäufe der Notenbanken die Risikoaufschläge nach unten gedrückt werden und damit in weiterer Folge auch die Zinskupons der Anleihen entsprechend nach unten korrigiert werden. Auf den Marktzins selbst haben diese Kaufprogramme allerdings keinen direkten Einfluss. Man muss einfach zwischen Marktzins und Risikoaufschlag unterscheiden können oder auch wollen.
Auch hier steht die Entwicklung des natürlichen Zinses dieser Behauptung diametral gegenüber, beginnt dieser doch seit 2016 mit dem neuerlichen Beginn der Anleihenkäufe wieder leicht zu steigen.

Ganz ähnliche Worte in diesem Zusammenhang finden übrigens die ÖkonomInnen I. Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB sowie Professorin für Finanzmarktökonomie, M. Fratzscher, Leiter des DIW sowie Professor für Makroökonomie, M. Demary, Senior Economist für Geldpolitik und Finanzmarktökonomik am IW Köln um nur ein paar zu nennen.

Und weil dem armen Krugman Worte in den Mund gelegt wurden, die er so nie ausgesprochen hat.

Krugman sprach nie davon, dass Österreich pleite ist. Er konstatierte damals in einem Artikel für die NYT vor dem Hintergrund der Finanzkrise 2008/09, dass österreichische Banken auf Grund ihres starken Engagements in Osteuropa mit starken Kreditausfallrisiken behaftet wären. Auf Grund der für Österreich bestehenden Systemrelevanz dieser Banken, unterstellte er, dass im worst case ein gewisses Risiko einer Zahlungsunfähigkeit bestehe, ähnlich wie sich auch die Situation in Irland und Island darstellte.
Aus heutiger Sicht und mit heutigem Wissen sicher eine etwas überzogene Behauptung.
Doch so ganz falsch lag er mit seiner Behauptung nun auch wieder nicht. Auch die Kapitalmärkte teilten damals die Einschätzung Krugmans und der BIZ, musste Österreich doch damals trotz wirtschaftlich besserer Lage als wie in Deutschland höhere Zinsen auf seine Staatsanleihen hinnehmen.

Dies zeigt aber auch sehr deutlich, dass derartige Wortmeldungen in Zeitungsartikeln und Kolumnen, auch wenn sie von namhaften Ökonomen stammen, keinesfalls mit wissenschaftlich fundierten Analysen gleichzusetzen sind, sondern bestenfalls als journalistisches Essay bzw. Privatmeinung zu werten sind. Damit ist Krugman aber keinesfalls allein, das trifft auf Ökonomen wie einen Hans Werner Sinn und einen Issing, der ohnehin seine besten Tage längst hinter sich hat, ebenso zu. Daher halte ich auch, gerade bei derart komplexen Sachverhalten ,Presseartikel, egal ob es sich dabei um die Presse, die NZZ oder die FAZ für einen tiefgreifenden Erkenntnisgewinn als völlig ungeeignet.
 
Es ist ein Jammer! Selbst Qualitätsmedien strotzen von einfach gestrickten Privatmeinungen namhafter Ökonomen, die bei diesem komplexen Thema ins Schleudern geraten. Doch was für ein Glück, im EF haben wir einen starken Felsen in der Brandung, der dem Druck des Unwissens selbst renommierter Experten standhält.
Warum kann ich beim Lesen dieser Faktenanalyse den Spitzenökonom Varoufakis nicht vergessen? Ich bin mir sicher, bevor er mit der Umsetzung seines Wirtschaftsprogramms begann, hat er dieses einer äußerst akribischen Faktenanalyse unterworfen. Hätte diese Zweifel aufkommen lassen, hätte er sich doch niemals daran gemacht, das auf Herz und Nieren gecheckte Programm auch durchzuführen. Trotzdem ist er kläglich gescheitert. Jene Wirtschaftsprogramme, die als journalistischen Essays abgekanzelt wurden, stoppten den freien Fall des Landes.
Womit feststeht: wenn im Zusammenhang mit Ökonomie hinausposaunt wird: „Fakt ist…“, so ist der Terminus „Fakt“ zu relativieren. Nicht überall in der Ökonomie, wo „Fakt ist..“ draufsteht, sind auch absolut gültige Weisheiten drinnen.
 
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