Warum werden die Sexarbeiterinnen von der Gesellschaft nicht anerkannt?

A

Gast

(Gelöschter Account)
Warum werden die Sexarbeiterinnen von der Gesellschaft und der Politik nich anerkannt? Meiner Meinung liegt es daran, dass der Berufsstand der Sexarbeiterinnen immer noch nicht jene Position in der Gesellschaft eingenommen hat, der ihm aufgrund seiner Wichtigkeit gebührt.

Andere Berufsgruppen wie Ärzte, Psychologen, Feuerwehr, Rettung, Polzei und auch Priester sind in der Gesellschaft anerkannt. Sie nehmen eine Sonderstellung ein und sind auch vom Gesetz auf besondere Weise abgesichert. Den Sexarbeiterinnen wird nicht nur jede Unterstützung vorenthalten, sie werden zum Teil auch noch illegalisiert.

Warum kann die Gesellschaft und vor allem die Politik nicht endlich anerkennen, was diese Frauen Tag täglich für die Gesellschaft leisten? Warum können nicht endlich ordentliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die diesen Berufsstand den nötigen Rückhalt geben?

Man sollte meinen, dass eine moderne gebildete Gesellschaft wie die unsere im Stande ist zu erkennen, welch ungemein soziale und psychologische Arbeit von diesen Frauen geleistet wird. Sie sind der Grund, warum unsere Gesellschaft überhaupt so gut funktioniert, wie sie funktioniert.

Es ist gar nicht zu ermessen, wie vielen Männern sie ihr Leben lebenswert machen, indem sie auf sehr subtile Weise für positive Erfahrungen sowohl im physischen, als auch im psychischen Bereich sorgen.

Das Selbstvertrauen und die Lebensfreude, die sie den Männern vermitteln, erfüllt unsere gesamte Gesellschaft. Sie helfen Behinderten ihr Leben erträglich zu machen. Sie geben Menschen die in Isolation zu leben das Gefühl begehrt zu werden. Sie helfen psychisch kranken und neurotischen Menschen ihre Agressionen und Ängste zu kontrolieren. Sie geben Menschen die verzweifelt sind, den Glauben an sich selbst zurück, etc. Diese Liste wäre endlos fortzuführen..

Es ist an der Zeit für die Herren und Damen in der Politik, aber auch für Sie, die diese Zeilen lesen die Augen aufzumachen, hinzusehen und für den Berufsstand dieser Frauen zu handeln und ihnen endlich jenen Respekt, Anerkennung und gesetzlichen Rüchhalt zu teil werden zu lassen, der ihnen seit jeher gebührt.
 
...Andere Berufsgruppen wie Ärzte, Psychologen, Feuerwehr, Rettung, Polzei und auch Priester sind in der Gesellschaft anerkannt...
Tja, mein Beruf ist auch nicht dabei :(

In Deutschland kam vor einigen Jahren die Diskussion wegen der fehlenden Sozialversicherung bei den Sexworkern auf. Dann folgte postwendend die Diskussion, dass bei voller Anerkennung als Beruf auch Arbeitslose als Sexworker vermittelt werden könnten.

lg Bine
 
Österreich ist vielleicht noch nicht so weit... keine Ahnung!
Ich kenne sie an, ist doch gut, daß es Prostituierte, Dominas etc. gibt...
Die Niederlande ist da schon weiter: da gibt es auch Stellenausschreibungen für diverse Damen...

Daß Arbeitslose automatisch als Sexworker vermittelt werden könnten, fände ich wieder idiotisch, denn du kannst wenn du zb Kellnerin gelernt hast, deshalb auch nicht als Baggerfahrerin vermittelt werden...

Damit will ich sagen, daß nicht jeder für jeden Beruf geeignet ist - auch nicht zur/ zum "Sexworker/in" (auch wenn -fast- jeder Sex hat, heißt das nicht, daß jeder physisch und psychisch instande wäre, mit jedem sexuell etwas zu machen....) - das muß man auch können.

Ich könnte es nicht! Auch wenn ich gerne Sex habe...
 
Eine wahrlich gute Frage, @Amor !!!!

Allerdings, in einer Gesellschaft, die ein VfGH-Urteil braucht, daß wenigstens in Sachen Lebensgemeinschaft (egal ob hetero oder homo!) was in Bewegung kommt .... :mrgreen:

Aber man könnte da ja auch mal den derzeitigen Präsidenten
des Nationalrates fragen, warum gerade die ÖVP den wertvollen
ehe- undfamilienerhaltenden Beitrag der Prostituierten nicht zu
würdigen weiß! :p :p :p
 
Damit will ich sagen, daß nicht jeder für jeden Beruf geeignet ist - auch nicht zur/ zum "Sexworker/in" (auch wenn -fast- jeder Sex hat, heißt das nicht, daß jeder physisch und psychisch instande wäre, mit jedem sexuell etwas zu machen....) - das muß man auch können.

Ironische Frage:
Würden die dann auch unter die "Hacklerregelung" fallen?:fragezeichen:
Oder müssen sie bis 65 arbeiten:shock:
 
Also ich denke die Sexworker sollten sicher unter die Hacklerregelung fallen!!!

Ich ja sicher psychisch sehr stressig!!! Wird aber nicht sein! Wie schon der Kohl gesagt hat "Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden, aber die Rechte von Eheleuten dürfens nicht bekommen!" Heuchel-Heuchel

Ich finde dass physische Arbeit eher ein "Erfüllungspotential" hat als psychische!

Die Hacklerregelung wie sie zur Zeit in der Regierung diskutiert wird ist ja hirnrissig!!!

Aber ist ja kein Wunder, die EU Beamten werden sich sicher auch für die Hacklerkriterien qualifizieren!!:mauer: :mauer: :mauer:

Liebe Grüße
Tom
 
. . .
Es ist an der Zeit für die Herren und Damen in der Politik, aber auch für Sie, die diese Zeilen lesen die Augen aufzumachen, hinzusehen und für den Berufsstand dieser Frauen zu handeln und ihnen endlich jenen Respekt, Anerkennung und gesetzlichen Rüchhalt zu teil werden zu lassen, der ihnen seit jeher gebührt.
Wo soll ich hinkommen unterschreiben?
 
Abgesehen davon, dass auch Übersetzer und Dolmetscher nicht als Berufsgruppe anerkannt sind (bin also auch eine Betroffene ;)), nehme ich mal an, das Problem bei den Sexworkern liegt darin, dass unsere Gesellschaft eben nicht so aufgeschlossen und modern ist wie man eigentlich annehmen könnte.

Rede doch mal mit der Hausfrau von nebenan* über Prostituierte. Sie wird mit ziemlicher Sicherheit aufgrund ihrer Scheuklappen gar nicht auf die Idee kommen, dass Sexworker wichtig sind.

Oder der brave Familienvater* sowie wie der liebe, alte Pensionist* - die gehen zwar mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit selbst zu Prostituierten, würden dies aber niemals zugeben und schon gar nicht für deren Rechte eintreten.

Ich finde, man kann anhand vieler Beispiele erkennen, dass unsere Gesellschaft noch viel mehr braucht, um wirklich modern, tolerant und aufgeschlossen zu werden.

Die Politik natürlich passt sich dementsprechend an. Welche Partei würde wohl für die Rechte der Sexworker eintreten, wohl wissend, dass sie damit eher Wähler verlieren als gewinnen werden.

* einfach nur Beispiele, ich hoffe, es fühlt sich niemand auf den Schlips getreten, denn das war nicht meine Intention.
 
Gibt viele Berufe die als "Beruf" nicht anerkannt sind, allerdings sind das alle relativ neue.

Vieleicht sehe ich das Problem nicht ganz, aber sind Prostituierte
nicht einfach "selbstständige", die sich ganz normal privat versichern können, etc. Die Frage ist eher ob das so gewollt ist, da die Einnahmen
doch ziemlich versteuert werden müssten (und bei den Einnahmen die
da denke ich gemacht werden können kann ich mir gut vorstellen daß ein Finanzbeamter sich einfach mal in die nähe der Türe setzt und mitzählt wie viele da so ein und aus gehen.

Warum der Beruf als "Sexworker" (warum muß eigentlich alles Englisch sein?) aber generell noch so verschrien ist ist die andere Frage. Berufe die den Körper schädigen (gegen viel Geld) gibts genug andere, und auch welche die Ekel hervorrufen (gegen sehr viel Geld) gibts genug (man denke da nur an "Kloakentaucher" etc.). Es dürften halt noch Vorurteile sein die Jahrhunderte alt sind und sich so schnell auch nicht ändern werden.
 
Ich denke es ist ganz einfach: wäre Prostituierte ein salonfähiger Beruf, müßte auch die Inanspruchnahme ihrer Dienste gesellschaftlich toleriert und normal werden. Und *da* scheiden sich sogar hier im Forum die Geister.
 
Gibt viele Berufe die als "Beruf" nicht anerkannt sind, allerdings sind das alle relativ neue.
... Berufe die den Körper schädigen (gegen viel Geld) gibts genug andere, und auch welche die Ekel hervorrufen (gegen sehr viel Geld) gibts genug (man denke da nur an "Kloakentaucher" etc.). Es dürften halt noch Vorurteile sein die Jahrhunderte alt sind und sich so schnell auch nicht ändern werden.
*kurzer Aufschrei* in meiner Seele...
meine Profession mit "körperschädigenden" oder Ekel hervorrufenden Berufen ( Kloakentaucher ) zu vergleichen tut weh:(
Vieleicht sehe ich das Problem nicht ganz, aber sind Prostituierte
nicht einfach "selbstständige", die sich ganz normal privat versichern können, etc. Die Frage ist eher ob das so gewollt ist, da die Einnahmen
doch ziemlich versteuert werden müssten
...da hast du Recht.
Prostituierte können sich ganz normal als Selbständige anmelden und sind dann kranken- und pensionsversichert und zahlen wie alle Steuern! Schwarze Schafe gibt es wie in jedem Beruf!
 
@Sonja

:daumen:

Sonja schön, dass du wieder da bist.

:daumen:


In einer gesellschaft, die jahrhunderte lang von einer allein seeligmachenden, allein glücklichmachenden katholischen gesellschaft geprägt war, die alles schöne im katholischen jenseits verheissen hat, dafür im diesseits dienen, leiden, entbehrung und enthaltung eingefordert hat, kann doch die prostitution mit ihren vergnügungen im hier und jetzt nicht erlaubt sein - dies trotz dunkler flecken in der eigenen geschichte.


Die tatsache, dass der beruf nach wie vor nur am rande der gesellschaft toleriert wird (selbst von jenen, die diese dienste gern in anspruch nehmen), führt natürlich dazu, dass das verhalten mancher viel leichter auf den gesamten berufsstand projeziert wird, als in anerkannten und geschätzten professionen.
 
*kurzer Aufschrei* in meiner Seele...
meine Profession mit "körperschädigenden" oder Ekel hervorrufenden Berufen ( Kloakentaucher ) zu vergleichen tut weh:(

Sorry, ist wohl falsch rüber gekommen. War kein Vergleich zwischen den Berufen, sondern ein Beispiel von anderen Berufen die gesellschaftlich
nicht gerade gut gestellt sind, würde sie aber keine machen hätten alle ein Problem...
 
In Deutschland kam vor einigen Jahren die Diskussion wegen der fehlenden Sozialversicherung bei den Sexworkern auf. Dann folgte postwendend die Diskussion, dass bei voller Anerkennung als Beruf auch Arbeitslose als Sexworker vermittelt werden könnten.
das ist seit Hartz IV auch so:
http://www.emma.de/05_3_arbeitsamt_prostitution.html
http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=588899

die Sozialversicherung für Prostituierte gibt es seit 2002:
http://www.bmfsfj.de/Kategorien/gesetze,did=4136.html
 
@amor

kann dir nur voll zustimmen! die situation im moment ist einfach unter aller sau....

aber das problem ist trotzdem einfach ein gesellschaftliches! wenn mehr leute eine positivere einstellung gegenüber sexworkern hätten, dann würde sich auch die politik ihnen gegenüber ändern. wobei man natürlich sagen muss, daß letztgenannte oft der realität hinterhinkt wie man in österreich nur allzu deutlich sieht. als beispiele muß man sich da nur das theater um den damaligen paragrafen 209 und jetzt um die "homoehe" anschaun. da kann einem dann bei so viel scheinheiligkeit eigentlich nur schlecht werden :kotzen:
 
für mich steckt da die scheinheiligkeit unserer gesellschaft dahinter, die durch den einfluss der religion entstanden ist (überall im bereich der monotheistischen religionen). worin besteht den eigentlich der unterschied zwischen dem verkauf von umarmungen und den anderen formen der prostitution in zb der politik, sport oder kunst? in der politik heisst die prostitution lobbyismus, im bereich der kunst subventionsvergabe oder besetzungscouch. es ist doch absurd, dass in einer nur auf dem handel und dem profit beruhenden gesellschaft der stärkste trieb der kommerziellen ausbeutung entgehen könnte und deshalb wird der warencharakter der sexualität auch immer mehr anerkannt werden, wenn sich nicht konservative kräfte von rechts (christlich konservative) und links (sozialistische "feministinnen") durchsetzen. letztere haben ja schon den grauslichen begriff "sexarbeiterinnen" in die welt gesetzt um die prostituierten in die für sie positive begrifflichkeit der abhängigen arbeit zu integrieren. historisch wäre noch zu erwähnen, dass es wünschenswert wäre in bezug zur anerkennung der dienste einer prostituierten, wieder den stand der griechischen antike zu erreichen, wo die gebildete hetäre die anerkannteste frau in der gebildeten schicht der gesellschaft war. scheinheiligkeit gab es aber auch damals, wie es die vorwürfe gegen perikles beweisen.
 
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