Theodor Fontane
"Graf Petöfy"
Graf Petöfy – Wikipedia
Inhalt
Das Geschlecht der Grafen von Petöfy hat nur noch drei lebende Vertreter: Den alten Grafen, einen etwa siebzigjährigen Junggesellen und Theaterhabitué, seine verwitwete Schwester Judith von Gundolskirchen, die ihre Zeit im Gegensatz zu ihrem Bruder mit Gesprächen mit ihrem Vertrauten Pater Feßler und Beschäftigung mit der katholischen Kirche ausfüllt, und den Neffen der beiden, Egon Graf Asperg, den Sohn einer bereits verstorbenen Schwester der beiden alten Herrschaften.
Petöfy und Judith von Gundolskirchen teilen sich im Winter ein
Palais in
Wien. Hier lernt denn auch Judith von Gundolskirchen die junge Schauspielerin Franziska Franz kennen, für die Petöfy eine Zuneigung gefasst hat, und gewinnt den besten Eindruck von der jungen Dame. Auch, als man sich Monate später in einem Urlaubs- und Kurort wiedertrifft – Franziska kuriert dort ein Nervenfieber aus, das sie befallen hat, nachdem der alte Graf sich vorerst wieder deutlich von ihr zurückgezogen hat –, hält der freundschaftliche Verkehr an. Dennoch ist Judith nicht glücklich, als ihr Bruder ihr seine späten Heiratspläne anvertraut: Er möchte Franziska als eine Art
Scheherazade für sich gewinnen und auf sein ungarisches Schloss Arpa, seine Sommerresidenz, verpflanzen. Den Konfessions- und Standesunterschied sieht sie zwar, genau wie Franziskas Vertraute Hannah, als zweitrangig und nicht allzu problematisch an, nicht aber den Unterschied der Jahre zwischen den beiden Partnern. Franziska, so fürchtet sie, wird vereinsamen und sich langweilen, das Opfer, das sie – freilich im Tausch gegen gesellschaftlichen und finanziellen Aufstieg – zu bringen gedenkt, scheint ihr zu hoch. Franziska ihrerseits spricht gegenüber ihrer vertrauten Dienerin Hannah ihre Befürchtung aus, dass sie sich mehr nach den Wünschen ihres zukünftigen Gatten richten wird, als sie wirklich kann – eine deutliche
Vorausdeutung. Doch es kommt zu der Eheschließung, und Franziska nimmt ihr Leben als „Plaudertasche“ des alten Grafen auf. Zunächst unterhält sie sich damit, ungarische Sprachkenntnisse zu erwerben und mit den Kindern der Bediensteten zu spielen, als aber Graf Egon zu einem Besuch auf Schloss Arpa erscheint, vertauscht sie die Lehrbücher freudig mit Lektionen im Sattel und begleitet den jungen Grafen auf langen Ausritten. Einmal, im Zuge einer etwas dramatischen Rettungsaktion für ein angeblich von
Zigeunern geraubtes Kind, gerät sie gar zusammen mit Egon auf dem stürmischen See, an dem das Schloss liegt, in Lebensgefahr, wird aber gerettet.
Als der Herbst mit ausgiebigen Regenfällen einsetzt, zeigt sich jedoch, dass Judiths Befürchtungen nicht unbegründet waren. Franziska empfindet die Leere ihres Daseins in der Ehe mit dem alten Grafen stärker denn je. Judith empfiehlt ihrem Bruder noch dringend, doch schleunigst wieder nach Wien umzusiedeln, um seiner Frau die Unterhaltungen der Wintersaison zugutekommen zu lassen, doch es ist zu spät: Eines Tages bemerkt der alte Petöfy, dass sein Neffe einen Ring aus Franziskas Besitz trägt. Er sieht ein, dass seine Zumutung an die junge Frau zu hoch war, will dem jungen Paar nicht im Wege stehen und beschließt, nicht etwa Graf Egon zur Rede zu stellen oder sich gar mit ihm zu duellieren, sondern selbst aus dem Leben zu scheiden.
Franziska, von Reue erfasst, entschließt sich nach dem Tod ihres Mannes, die Beziehung zu Egon abzubrechen, Trost in der katholischen Kirche zu suchen und ihr Erbe allein zu verwalten.