http://kurier.at/wirtschaft/2056983.php
Euro-Krise: Wie sehr wackelt Österreich?
Im Ausland wird Österreich wegen des Ost-Engagements kritisch gesehen.
Heimische Experten hingegen bewerten die Lage positiver.
no na net
Innen- und Außensicht sind zwei Paar Schuhe: Während in Österreich sämtliche Experten schwören, Österreich stünde wesentlich besser da als die meisten anderen Euro-Länder, ist die Sicht des Auslands deutlich kritischer. In den USA, aber auch in manch europäischer Hauptstadt, gilt Österreich wegen des hohen Engagements seiner Banken in Osteuropa nach wie vor als Risikoland. So zeigen sich auch höchste Stellen in Berlin - intern und nur in vertraulichen Gesprächen - besorgt. Sie nennen Österreich hinter vorgehaltener Hand sogar als einen potenziellen Kandidaten für Hilfen aus dem Euro-Schutzschirm im (theoretischen) Fall einer neuen schweren Finanzkrise.
In Wien wird diese Sicht klar zurückgewiesen. Bernhard Felderer, Chef des Staatsschuldenausschusses, sagt: "Osteuropa ist derzeit überhaupt kein Thema." Die Banken hätten im Vorjahr gut verdient und verdienten heuer noch besser. Felderer: "Ich hatte erst vor Kurzem Gespräche mit einer Ratingagentur. Da ist das Osteuropa-Exposure nicht einmal angesprochen worden."
"Wir sind eines der wenigen Länder, das seine Triple-A-Einstufung nach wie vor halten kann. Und wir liegen beim Defizit und bei der Verschuldung wesentlich besser als der Durchschnitt der Eurozone", erinnert ein Sprecher von Finanzminister Josef Pröll. Und dennoch: Seit Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman Österreichs Rolle in Osteuropa im Vorjahr zum Problem erklärt hat, werden US-Hedgefonds oder Schweizer Großbanken nicht müde auf das Gefahrenpotenzial zu verweisen. Um Österreichs Banken ihr Geschäft zu vermiesen, wird hierzulande vermutet. Notenbank-Chef Ewald Nowotny sagt dazu: "Unsere Banken sind international sehr stark engagiert, aber das ist für ein kleines Land nicht ungewöhnlich. Und es ist mir lieber, ich habe als Bank Immobilien in Tschechien oder Polen, als ich bin in Portugal oder Spanien engagiert."
Exposure
In Zahlen: Rund 140 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung (BIP) beträgt des Gesamt-Engagement der Banken im Ausland. In den Niederlanden (176 Prozent) oder der Schweiz (300 Prozent), ist das Auslands-Exposure freilich viel höher. Rund 70 Prozent des BIP beträgt das Engagement österreichischer Banken in Osteuropa. Dabei entfällt aber der größte Brocken auf Tschechien (46 Milliarden Euro) und neben Polen zählt Tschechien zu den stabilsten Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa.
Entscheidend ist derzeit ohnehin die Fähigkeit eines Landes, die Staatsschuld zu bedienen. Österreich muss 2011 rund 17 Milliarden Euro refinanzieren. Ein Klacks im Vergleich zu anderen Ländern: Italien muss 233 Milliarden Euro refinanzieren, Deutschland 195, Frankreich 188, Spanien 91 Milliarden. Aber auch von der Größe vergleichbare Länder wie Belgien (39 Mrd. Euro) oder die Niederlande (52 Mrd. Euro) liegen weit vor Österreich. Nowotny: "Es gibt aus diesem Titel keine aktuelle Herausforderung, der sich Österreich zu stellen hat."